Dr. Gavin Wood hat über 3 Jahre gebraucht, um das Polkadot-Ökosystem sorgfältig zu entwerfen und zu entwickeln, ohne dabei Kompromisse beim “Blockchain-Trilemma” (Dezentralisierung, Skalierbarkeit und Sicherheit) einzugehen. Obwohl Polkadot theoretisch die meisten Voraussetzungen erfüllt, um die Nummer 1 unter den Konkurrenten von Ethereum zu werden, ist die Technologie noch neu und unbewährt. Die Räder sind jedoch in Bewegung gesetzt worden, und angesichts der starken Grundlagen strömt die Entwicklergemeinschaft in Scharen zum Ökosystem.
Geteilte Sicherheit: Das Sicherheitsmodell von Polkadot wird als “gepoolte Sicherheit” bezeichnet. Das heißt, dass jede Parachain dem Netzwerk zusätzliche Sicherheit gewährt und sich die Sicherheit mit dem Wachstum des Netzwerks erhöht. Polkadot arbeitet mit geteilter Sicherheit, da die Aufgabe der Validierung der Relay Chain zugewiesen wird. Böswillige Akteure können so praktisch keine Parachain angreifen, weil diese durch die ökonomische Sicherheit der großen Relay Chain geschützt sind. Mit zunehmender Aktivität und wirtschaftlichen Anreizen auf Polkadot steigt die Zahl der Validatoren, wodurch mehr DOT-Token gestakt werden und die Sicherheit des Ökosystems erhöht wird.
Upgrade ohne Fork: Die Frage, wie man Blockchains upgraden kann, bietet Anlass zu den größten Kontroversen in diesem Bereich. Bei Ethereum steht die Community im Mittelpunkt, weswegen Upgrades durch eine Abspaltung und die Erstellung einer völlig neuen Blockchain erreicht werden. Demgegenüber verfügt die Relay Chain von Polkadot über eine Onchain-Governance, die über Upgrades abstimmt. Nachdem über ein Upgrade abgestimmt wurde, wird es sofort auf die Relay Chain übertragen, ohne dass dafür Forking notwendig wäre. Auf diesem Weg vermeidet Polkadot unnötige Hash-Machtkämpfe und kann trotzdem von der Community nach Belieben gestaltet werden.
Geschwindigkeit: Das Ethereum 2.0 Netzwerk ist ein Proof-of-Stake-Netzwerk, bei dem jeder Validator 32 ETH als Stake benötigt. Jeder Validator betreibt neben einem primären Beacon-Chain-Knoten mehrere Validator-Clients – einen pro 32 ETH. Die Validatoren werden sogenannten “Komitees” zugewiesen, die zufällig ausgewählt werden, um die Shards im Netzwerk zu validieren. Ethereum 2.0 setzt auf eine große Anzahl von Validatoren, damit die Verfügbarkeit und Gültigkeit garantiert werden kann: Pro Shard werden mindestens 111 Validatoren benötigt, damit das Netzwerk läuft, und pro Shard müssen 256 Validatoren vorhanden sein, damit alle Shards innerhalb einer Epoche abgeschlossen werden können. Das sind bei 64 Shards 16384 Validatoren (256 Validatoren pro Shard vorausgesetzt).
Mit weniger Validatoren kann Polkadot auch eine hohe Finalität und Verfügbarkeit garantieren. Hierzu verwendet Polkadot Nominated Proof of Stake (NPoS), wodurch es weniger wohlhabenden Nutzern ermöglicht wird, Validatoren für den Betrieb der Infrastruktur zu benennen, ohne dass sie selbst eine Node betreiben müssen, um in den Genuss der Vorteile des Systems zu kommen. Bis zum Ende des ersten Betriebsjahres will Polkadot 1000 Validatoren haben, wobei für jede Parachain im Netzwerk etwa zehn Validatoren benötigt werden.
Polkadots größte Stärke ist Substrate. Hierbei handelt es sich um einen Entwicklungsrahmen für die Erstellung Polkadot-kompatibler Blockchains, der an die Bedürfnisse der Entwickler angepasst werden kann. Auch Polkadot wurde mit Substrate entwickelt. Dieses Framework reduziert den Zeit-, Energie- und Kostenaufwand für die Erstellung einer neuen Blockchain drastisch.
Substrate bietet Entwicklern eine viel umfangreichere Plattform zum Experimentieren als Plattformen für Smart Contracts wie Ethereum. Es erlaubt den Projekten vollständige Kontrolle über die zugrundeliegende Speicherung, den Konsens, die Ökonomie und die Zustandsübergangsregeln der Blockchain. Diese Bereiche kann man auf einer regulären Plattform für Smart Contracts in der Regel nicht verändern.
Eine weitere Stärke von Polkadot ist das Design, das geteilte Sicherheit innerhalb des Netzwerks ermöglicht. Geteilte Sicherheit hat 2 entscheidende Vorteile.
Zum einen wird der Aufwand für die Entwickler von Parachains reduziert, indem die Sicherheit als Service der Relay Chain angeboten wird. Durch diese gemeinsame Vereinfachung der Sicherheit verringern sich die Reibungsverluste für die Entwickler und es wird einfacher, eine neue Parachain zu starten.
Zum anderen bietet die geteilte Sicherheit einen Rahmen für Parachains, in dem sie miteinander kommunizieren können, wodurch sich Parachains letztendlich spezialisieren können.
Von allen auf Entwickler ausgerichteten Plattformen hat Ethereum derzeit die Vormachtstellung inne und verfügt zudem über die größte Entwickler-Community. Darüber hinaus drängen immer neue Plattformen auf den Markt, die mit Ethereum konkurrieren und die Aufmerksamkeit der Entwickler gewinnen wollen. Die Zahl der Entwickler ist derzeit jedoch begrenzt. Es gibt mehr Plattformen für Entwickler als Entwickler vorhanden wären, die diese Plattformen unterstützen und darauf aufbauen könnten. Polkadot muss sich daher erst einmal durchsetzen und ein Ökosystem und eine Community von Entwicklern aufbauen, damit sich die Netzwerkeffekte seiner Architektur entfalten können.
Github zeigt, dass Polkadot die zweithöchste durchschnittliche tägliche Entwicklungsaktivität in den letzten 30 Tagen aufweist. Man kann sagen, dass es keine Frage des Ob, sondern des Wann ist, dass Polkadot unter die Top 3 der Blockchain-Ökosysteme aufsteigt.
Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem über 90 Seiten umfassenden Bericht Die Zukunft von Decentralized Finance – Bleibt Ethereum die Nummer eins?, der vom Crypto Research Report und Cointelegraph Consulting mitherausgegeben wird. Der Bericht wurde von zehn Autoren erstellt und von Arcana, Brave, ANote Music, Radix, Fuse, Cryptix, Casper Labs, Coinfinity, Ambire, BitPanda und CakeDEFI unterstützt.