Seit einigen Jahren integrieren etablierte Finanzunternehmen die Blockchain-Technologie in ihr bestehendes Geschäftsmodell. Während „digital-native“ und „decentral-native“ Start-ups in der Lage waren, direkt auf öffentliche Blockchains wie Cosmos, Tezos oder Ethereum aufzubauen, haben ältere Finanzunternehmen mit ihrer komplexen IT-Infrastruktur begonnen, im erste Schritt private Blockchains zu testen. Dies hilft ihnen sich mit der Technologie vertraut zu machen, rechtliche und regulatorische Bestimmungen einzuhalten und in einer kontrollierten und überwachten Umgebung mit ihren Kunden zu experimentieren. R3 Corda ist zum Beispiel die wichtigste Plattform für Blockchain-Lösungen für die traditionelle Finanzdienstleistungsbranche.
Während viele Unternehmen glauben, dass diese Platform das ultimative Ziel ist, haben einige Banken, wie zum Beispiel Goldman Sachs, die Corda-Plattform bereits verlassen. Sie gehörten zu den frühen Mitgliedern, verließen das Ökosystem jedoch bereits 2016. Erst letzte Woche gaben Goldman Sachs und Citi jedoch bekannt, den ersten Blockchain-Equity-Swap auf einer von Ethereum inspirierten Plattform durchzuführen. Sie gehen also neue Wege, um die Ethereum-Blockchain im Rahmen einer permissioned open source Lösung zu nutzen.
Um diesen Handel durchzuführen, arbeiten sie mit einem neuen Marktteilnehmer namens Axoni zusammen.
Entwicklungen im Bereich privater Blockchains
Axoni hielt bereits 2018 auf der Devcon 4 in Prag einen interessanten Vortrag. Sie stellten AxLang als neue Programmiersprache für sichere und zuverlässige Ethereum-Smart-Contracts vor. Die Rede ist auf Medium verfügbar. Ähnlich wie bei Hyperledger oder Corda besteht der Ansatz darin, eine auf Open Source basierende Plattform mit Zugangsbeschränkung zu verwenden, um Unternehmen dabei zu unterstützen, mithilfe der Blockchain-Technologie effizienter mit ihren Kunden zusammenzuarbeiten. In diesem Fall konzentriert sich Axoni mit seiner Produktlösung auf den Markt der Finanzderivative.
Der große Vorteil besteht darin, dass Axoni‘s Infrastruktur auf Ethereum basiert. Dies ist nach wie vor die meist genutzte Blockchain für Defi-Anwendungen. Laut Defi Pulse wurde am 9. Februar 2020 ein Gesamtwert aller DeFi-Projekte von 1 Milliarde USD erreicht.
Top 5 dApps auf Ethereum
Mit Ausnahme des Lightning-Netzwerks, das auf Bitcoin aufbaut, basieren alle Defi-Anwendungen auf der Ethereum-Blockchain. Dies wird auch „State of the Crypto“-Report bestätigt, der die enormen Entwicklungen und Fortschritte im Bereich Ethereum und Bitcoin zeigt.
Bisherige traditionelle Marktteilnehmer hatten oft Schwierigkeiten, Anwendungen auf Ethereum zu implementieren. Vontobel wollte zum Beispiel ein Zertifikat auf der Ethereum Blockchain einführen, scheiterte jedoch an einem Punkt: Die rechtliche Situation und das Fehlen eines zwischen Banken anerkannten Zahlungstoken verhinderte die komplette Abwicklung exklusiv auf der Blockchain.
Umso positiver sind die Nachrichten rund um die US-Investmentbanken Goldman Sachs und Citi, die die Ethereum-Blockchain jetzt nutzen möchten. Insbesondere vor dem Hintergrund der US-amerikanischen Kryptoregulierung, die äußerst zurückhaltend ist und Initiativen oft blockiert.
Während es in den USA nur wenige Crypto-Befürworter, wie zum Beispiel die sogenannte „Crypto Mom“ Hester Peirce, gibt, ist die EU insgesamt krypto freundlicher, insbesondere in Deutschland. Seit Inkraftreten des Geldwäschgesetztes ab 01.01.2020, in dem die BaFin Finanzinstituten die Erlaubnis von Kryptoverwahrgeschäft erlaubt, haben laut dem Handelsblatt mehr als 40 Institute Interesse an Krypto-Verwahrgeschäft angemeldet.
Die Solaris Bank hat zum Beispiel einen ähnlichen Ansatz wie Fidelity gewählt. Die junge deutsche Solaris Bank AG gründete im Dezember 2019 die Tochtergesellschaft Solaris Digital Assets GmbH als Digital Asset Custody Dienstleister. Sie verstehen sich selbst als Technologieunternehmen mit Banklizenz. Alexis Hamel, Geschäftsführer von Solaris Digital Assets, sagt:
„Wir verpflichten uns, der führende Infrastrukturanbieter für das europäische Digital Asset-Ökosystem zu werden. Wir vertrauen darauf, dass wir durch die Verringerung der Hürden für Pioniere digitaler Assets zur Entwicklung einer funktionierenden und sicheren dezentralen Welt beitragen, die die Art und Weise, wie wir weltweit Werte austauschen, verändern wird.“
Alexis Hamel
Dies ist die Richtung, in die wir gehen müssen. Klare rechtlichen Rahmenbedingungen, eine innovative Denkweise und kreative Lösungen. Private Blockchains können die perfekte Testumgebung für traditionelle Firmen darstellen, um sich erstes Wissen anzueignen und ihre Kunden mit der Technologie vertraut zu machen. Um jedoch das volle Potenzial von DLT-Lösungen auszuschöpfen, sollte das Ziel sein, sein Geschäftsmodell über eine öffentliche Blockchain abzuwickeln und digitale Assets vollständig in sein Unternehmen zu integrieren.
Quellen:
https://fortune.com/2016/11/21/goldman-sachs-r3-blockchain-consortium/
https://www.forbes.com/sites/michaeldelcastillo/2020/02/06/citi-goldman-sachs-conduct-first-blockchain-equity-swap-on-ethereum-inspired-platform/
https://axoni.com/
https://defipulse.com/