Was ist ein DAM (Digital Asset Marketplace)?

Die zuerst entstandene Art an DAMs (Digital Asset Marketplaces) waren zentralisierte Kryptobörsen. Binance, Coinbase und Kraken sind Beispiele hierfür. Nachdem sie bereits ein hohes Maß an Benutzerfreundlichkeit und optimierte Web-Plattformen für Käufer und Verkäufer von Kryptowährungen entwickelt haben, konzentrieren sie sich momentan auf die Vergrößerung ihrer Nutzerbasis.

Practitioner Perspective with Ivor Colson of Tokeny Sarl in Luxembourg

Dezentralisierte Börsen, die Kryptowährungen anbieten, sind seit Anfang 2020 ebenfalls beliebter geworden, was sich an Plattformen wie Uniswap, Pancake Swap und Sushi Swap zeigt. DeFi-Protokolle wie Aave und Compound können auch als dezentralisierte Marktplätze bezeichnet werden.

Diese Arten von Plattformen entwickeln sich nun auch im Bereich der Security Token, da Investoren nach folgenden Eigenschaften suchen:

  • Geringe Handels- und Verwahrungsgebühren
  • Zinsen durch das Verleihen von digitalen Vermögenswerten an andere Trader verdienen, wie z.B. Shorter
  • Digitale Vermögenswerte als Sicherheitszahlungen für Margin Trading Konten und Anleihen verwenden
  • Transparenz mit Daten zu ausstehenden Anteilen, Gebühren und Liquidität, um Manipulationen durch ungedeckte Leerkäufe zu reduzieren.
  • Schnellerer Abschluss
  • Diversifizierte Liquidität durch globalen Handel
  • 24/7 Trading

Warum entstehen DAMs?

Aus regulatorischen Gründen wird der Markt für Security Token sich immer langsamer entwickeln als der Markt für Privatinvestoren. Daher wird es niemanden verwundern, dass DAMs für Kryptowährungen zuerst entstanden sind. Das Interesse an DAMs für Security Token steigt im Moment jedoch stark an. Für diese Beschleunigung spielen drei Faktoren eine wesentliche Rolle:

1. Private Märkte sind zur Zeit dysfunktional. Es handelt sich hierbei um eine stark verstreute Industrie, deren Prozesse noch immer papierbasiert sind. Alte Technologien wie das Fax-Gerät werden weiterhin verwendet und Excel gilt noch immer als der Standard. Aus diesem Grund müssen Investoren noch immer lange Wartezeiten in Kauf nehmen oder Premiumgebühren zahlen, um ihre Portfolios zu liquidieren. Für Investoren bieten DAMs eine Möglichkeit, Vermögenswerte P2P an andere zu senden und dabei nur wenige Euro/Dollar für eine Transaktion zu bezahlen.

2. Die Regulierung von Security Token hat sich in der jüngeren Vergangenheit sehr schnell weiterentwickelt, gerade auch in Europa. Tokenisierte Security Token fallen nun unter die gleichen Vorschriften wie traditionelle Finanzinstrumente. Dies gilt für verschiedene Staaten Europas, wobei auch Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Rumänien, Spanien und Großbritannien hierzu zählen. Dies hat Marktteilnehmern die Zuversicht gegeben, um mit der Blockchain-Technologie zu experimentieren und in diese zu investieren.

3. Blockchain-Technologie ist dieses Jahr in den Mainstream eingedrungen. Die Grundlage hierfür wurde 2020 gelegt, da viele Nutzer Smart Contracts und Depotdienste verwendet haben. Auch viele FinTech-Unternehmen, wie z.B. PayPal und Square, haben Bitcoin für ihre Nutzer hinzugefügt, während Microstrategy, Ruffer und andere Institutionen mehr als 2 Milliarden US-Dollar in Bitcoin investiert haben. Auch Finanzinstitute haben ähnliche Schritte unternommen. Auf der Titelseite der FT stand die Frage, ob Bitcoin nun den Mainstream erreicht hat. Als eine der respektiertesten Finanzpublikationen hat die FT ihre eigene Frage beantwortet, indem sie diese gestellt hat. Blockchain-Technologie ist jetzt normalisiert und akzeptiert.

Vorteile für Stakeholder

Diesen Aufstieg der DAMs würde es nicht geben, wenn sie keine Vorteile gegenüber der aktuellen Situation bieten würden. Doch was sind diese Vorteile?

Emittent

Die Emittenten finanzieller Wertpapiere suchen Investoren indem sie ihnen Anteile an ihren Vermögenswerten anbieten. Hierfür müssen sie ihre Wertversprechen ausarbeiten, finanzielle Perspektiven und Rechtsstrukturen des Projektes detailliert ausführen, potenziellen Investoren diese Informationen schildern und einen Mechanismus für den Wechsel von Geld gegen Anteile schaffen.

Ein DAM realisiert zwei Vorteile für Emittenten:

A. Digitale Verwaltung von Anteilen

Über ein selbst bedienbares und zudem benutzerfreundliches Interface können die Emittenten sehr schnell Anteile an Investoren ausgeben und zuteilen. Die Compliance ist bereits in den Code des Security Token eingeschrieben und alle Investoren müssen somit die rechtlichen Verpflichtungen erfüllen. Diese Prüfung und der KYC/AML-Vorgang werden sekundenschnell durchgeführt. Die dazugehörigen Cap-Tabellen werden automatisch aktualisiert und die Emittenten profitieren von einem Zugewinn an Effizienz, da die Anteile digital verwaltet werden.

B. Neue Investorensegmente erschließen

Dank der digitalen Ausgabe und Zuteilung der Anteile können die Emittenten schnell und kosteneffizient weltweite Investoren für sich gewinnen. Außerdem können Emittenten auch Kleinanleger ansprechen, da durch den Zugewinn an Effizienz die minimale Größe des Investments reduziert werden kann. Durch einen liquiden Sekundärmarkt erweitert sich die Bandbreite an Anlegern.
Investoren

Auf der Käuferseite denken die Investoren darüber nach, ob sie sich auch wieder leicht von einer Investition trennen können und welche Investitionen im DAM handelbar sind. Hierzu bedarf es eines Interfaces, welches ihnen erlaubt, auf Dokumente zuzugreifen, um ihre Sorgfaltspflicht zu erfüllen. Im Anschluss brauchen sie Mechanismen, welche ihnen die einfache Tätigung einer Investition sowie das Umschichten/Aufgeben der selbigen erlaubt, wenn sie dies wünschen.

Ein DAM bietet Investoren zwei wichtige Vorteile:

A. Verbesserter Zugriff auf Chancen

Über einen Marktplatz können Investoren sowohl auf dem Primär- als auch auf dem Sekundärmarkt neue Chancen entdecken. Die erforderlichen Dokumente sind auf Anfrage sofort abrufbar und Investoren können sich auf einem Marktplatz registrieren und dessen Angebote in Übereinstimmung mit ihren Anlagemandaten filtern. Für weitere Informationen können die Investoren die Emittenten über die Kontaktinformationen erreichen.

B. Erhöhte Liquidität

Über DAMs können Investoren, die einen Anteil an einem Unternehmen erworben haben, auch andere Investoren finden, um mit diesen zu interagieren. Dabei können sie als “Maker” oder “Taker” agieren, wenn sie kaufen oder verkaufen. Wenn sie andere Investoren auf dem DAM suchen, können sie mit diesen eine Verbindung eingehen und ein Kauf- und Verkaufsangebot machen. Der Handel findet hierbei P2P statt. Indem ihnen eine Plattform mit diesen Funktionen geboten wird, ist es wahrscheinlicher, dass Investoren sich gegenseitig kennenlernen und von ihren Positionen trennen können, sobald sie dies wünschen, wodurch DAMs einen erheblichen Vorteil gegenüber der Art und Weise bieten, auf die private Märkte derzeit funktionieren.

DAM-Betreiber

Der Betreiber des DAM bietet diese digitalen und gesetzeskonformen Dienste an, damit Emittenten und Investoren effizient zueinander finden können. Für den Marktplatz stellen sie klar definierte Regeln und Verantwortlichkeiten auf. Für die Projekte, die auf der Plattform gelistet werden, führen sie eine sorgfältige Prüfung durch. Sie müssen sowohl den Investoren als auch den Emittenten gegenüber beweisen, dass sie vertrauenswürdig sind. Die wichtigsten Vorteile sind:

A. Monetarisierung des Kundenstamms

Wenn sie mit ihren Emittenten und Investoren auf einen DAM migrieren, bietet sich ihnen eine bessere Möglichkeit, ihren Kundenstamm zu monetarisieren. Die Emittenten können sie durch die Einrichtung der Angebote, das Onboarding von Anlegern und die Verwaltungsdienste, die für die Besitzer von Vermögenswerten wichtig sind, monetarisieren. Die Investoren hingegen können sie auf der Käuferseite monetarisieren, indem sie ein SaaS-Modell oder ein transaktionsbasiertes Modell verwenden.

B. Automatisierte und digitalisierte Operationen

Noch immer werden viele Vorgänge manuell abgeschlossen, die durch einen DAM, der auf einer Blockchain basiert, automatisiert werden können. Hierdurch werden Faxgeräte endlich der Vergangenheit angehören, genauso wie Cap-Table-Updates, Dopplungen bei KYC-Vorgängen und die langen Onboarding-Zeiten für Investoren. DAMs können Automatisierung für all diese zeitaufwendigen Prozesse nutzen und dadurch einen hochautomatisierten und sehr effizienten Betrieb ermöglichen. Hierdurch können Kunden ein nahtloses Erlebnis erfahren, das durch und durch digital ist.

Verfügbare Dienste auf dem DAM

Das DAM muss bestimmte wichtige Dienste anbieten, damit es genutzt werden kann. Diese Dienste teilen sich auf den primären Markt, der von Emittenten und Investoren genutzt wird, sowie den sekundären Markt auf, wobei letzterer ein Vermittlungsort für Investoren ist.

А. Primärer Markt

Beim primären Markt handelt es sich um den Ort, der von einem Unternehmen dazu genutzt wird, Anteile an der Gesellschaft an Investoren auszugeben, also vom Unternehmen hin zum Investor. Hierbei muss das Unternehmen verschiedene Schritte befolgen, um Anteile an qualifizierte Investoren auszugeben.

Für den Emittenten

Die Emittenten benötigen eine Plattform, über die sie rechtskonforme Security Token erzeugen, vertreiben und an Investoren ausgeben können. Um die Einhaltung der Compliance-Verpflichtung zu gewährleisten, brauchen die Emittenten eine Möglichkeit, Smart Contracts zu erstellen/hochzuladen sowie KYC/AML-Dienste zu integrieren, um Investoren genehmigen oder ablehnen zu können. Sobald der Emittent eine Whitelist für seine Investoren erstellt hat, kann er damit beginnen, die Token den Investoren im Gegenzug für die Gelder zuzuteilen.

Auch nachdem der Emittent den Investoren ihre Anteile zugeteilt hat, muss er noch die Möglichkeit haben, Aktionen in Bezug auf die Wertpapieren zu melden und auszuführen. Zu diesen Aktionen zählen auch Kapitalabrufe, Rückkäufe und Aktiensplits, welche von den Emittenten oder ihren Vertretern durchgeführt werden. Dies alles können sie direkt über die Plattform unternehmen. Für die Emittenten muss es auch die Möglichkeit geben, Token zu sperren und wieder freizugeben, diese zu prägen und zu verbrennen, sowie den Transfer zwischen Investoren durchzusetzen. Die Cap-Tabellen werden automatisch aktualisiert, wenn Anteile übertragen werden, wozu die Blockchain als Quelle der Wahrheit fungiert. Auch eine Melde-Funktion ist notwendig, wobei Emittenten die Versendung von Positions- und Transaktionsberichten zeitlich festsetzen können.

Für den Investor

Investoren benötigen als Käufer einen Dienst, der einfach zu bedienen ist, damit sie Angebote und deren
Dokumentation auf dem Primärmarkt einsehen können. Wenn sie investieren wollen, benötigen sie zudem
auch einen benutzerfreundlichen Dienst, über den sie persönliche Daten und Dokumente hochladen
können, damit sie ihre Ansprüche verifizieren und außerdem auch Gelder zur Investition aus ihrer Wallet
heraus überweisen können.

B. Sekundärmarkt

Auf dem Sekundärmarkt treffen sich Security Token Investoren, interagieren miteinander und tauschen ihre
Anteile untereinander aus. Dieser Ort ist meistens ein P2P-Marktplatz (Peer-to-Peer) für Security Token.

Zurzeit findet ein unausgesprochener Wettstreit darüber statt, wer die weltweite Nachfrage nach dem Handel mit Wertpapier-Token gewinnen wird. Wer sind die Teilnehmer an diesem Rennen? Diese Frage werden wir nächste Woche in einem anderen Artikel beantworten.

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem über 90 Seiten umfassenden Security Token Report 2021, der vom Crypto Research Report und Cointelegraph Consulting mitherausgegeben wird. Der Bericht wurde von dreizehn Autoren erstellt und von Crypto Finance, Blocklabs Capital Management, HyperTrader, Ten31 Bank, Stadler Völkel Rechtsanwälte, Riddle&Code, Coinfinity, Bitpanda Pro, Tokeny Solutions, AlgoTrader, und Elevated Returns unterstützt.