Bitpanda bringt 52 Mio. USD mit Serie A-Finanzierung auf

Der Handel mit Kryptowährungen erfreut sich einer zunehmend großen Beliebtheit, doch federführend sind in diesem Bereiche keine traditionellen Akteure aus der Finanzindustrie, sondern junge Unternehmen, die als Pioniere in ihrem jeweiligen Sektor bekannt geworden sind. Besonders in Österreich gibt es eine Reihe an Unternehmen, die deswegen einer besonderen Erwähnung bedürfen.

Obwohl die Großbanken keine Produkte für die Branche der digitalen Vermögenswerte öffentlich angekündigt haben, experimentieren sie mit der Blockchain-Technologie. Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat einen separaten Blockchain Hub ins Leben gerufen, der die Aufgabe hat, zu analysieren, wie private und zugelassene Blockchains zur Verbesserung der Prozesse in der Bank genutzt werden können. 2017 trat die RBI dem globalen Corda-Netzwerk von R3 bei, um an internationalen Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Bankwesen in Blockchains teilzunehmen. Ihr aktuelles Token-Projekt REST und das Coin-Projekt BILLON werden intern getestet, um mehr von der Technologie zu verstehen und möglicherweise Lösungen zu implementieren.

Wie im Exklusivinterview mit Raiffeisen in diesem Bericht besprochen, investierten sie über die auf Blockchain-fokussierte Risikokapitalgesellschaft SpeedInvest auch in die Handelsplattform Bitpanda. Das Fintech-Investmentvehikel Speedinvest nimmt in Österreich eine Sonderstellung ein. Sie haben nicht nur drei Risikokapitalrunden erfolgreich abgeschlossen, die Summe des eingesetzten Kapitals erreichte in der dritten Runde rund 190 Mio. EUR. Als strategische Investition erwarb Speedinvest zusammen mit der RBI und Uniqa im April 2020 eine unbekannte Beteiligung an der Bitpanda GmbH und trieb damit ein noch stärkeres Wachstum der Handelsplattform in ganz Europa voran.

Die Gründer Paul Klanschek, Eric Demuth und Christian Trummer
Quelle: Bitpanda GmbH

Coinfinity wurde 2014 gegründet und ist ein Broker und Ausbildungszentrum für Bitcoin und Blockchain-Technologie mit Sitz in Graz. Sie entwickeln Produkte und Lösungen im Zusammenhang mit Bitcoin und betreiben noch immer die erste in Österreich installierte Bitcoin-Maschine. Darüber hinaus haben sie Bitcoinbon ins Leben gerufen, das es den Menschen ermöglicht, Bitcoins schnell und sicher in über 4.000 Verkaufsstellen in Österreich zu kaufen. Sie beraten auch Entscheidungsträger und bieten professionelle Unterstützung für Unternehmer, die Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren wollen.

Mit ihrer Niederlassung in Graz haben sie erfolgreich das erste österreichische „walk-in office“ im Zusammenhang mit Bitcoin eingerichtet, ähnlich wie zahlreiche „Bitcoin-Botschaften“, die über die ganze Welt verstreut sind. Sie bieten ihre Brokerdienste auch online an, so dass vollständig verifizierte Kunden die beliebtesten virtuellen Währungen kaufen und verkaufen können. Gleichzeitig kümmern sie sich persönlich um professionelle Anleger und genießen einen hohen Qualitätsstandard bei der Abwicklung von OTC-Transaktionen. Sie glauben, dass Bitcoin und die Blockchain-Technologie die Wirtschaft und Gesellschaft in den kommenden Jahren erheblich verändern werden, und ihre Mission ist es, Bitcoin so verständlich wie möglich zu machen und den Zugang zu dieser Technologie zu erleichtern.

Seit 2016 besteht eine Partnerschaft zwischen der ERSTE Group AG und Ripple Labs. Sie haben untersucht, wie Blockchain für die Abwicklung von Echtzeit-Fremdwährungstransaktionen eingesetzt werden kann. Neben der Partnerschaft mit Ripple Labs führte ERSTE im Jahr 2018 eine der ersten erfolgreichen Platzierungen eines Schuldscheindarlehens vollständig auf einer privaten Blockchain durch. Der Schuldschein wurde von der Asfinag, der österreichischen Autobahnverwaltung, begeben, und Investoren investierten insgesamt 20 Mio. EUR. Die Asfinag konnte erfolgreich an drei Kunden verkaufen: Wiener Städtische Versicherung, Donau-Versicherung und Hypo Vorarlberg.

2018 implementierte die Österreichische Kontrollbank sogar eine private Blockchain-Lösung zur Beglaubigung von Dienstleistungen bei Auktionen von Bundesanleihen. Dies geschah, um die Datensicherheit in der Bank zu erhöhen. Über den Erfolg des Projekts und die Ausweitung der Initiative wurde jedoch kein weiteres Wort kommuniziert. Die Österreichische Post AG, ehemals Kooperationspartner der BAWAG P.S.K., und die Kurant GmbH arbeiten seit 2019 zusammen. Der mittlerweile führende europäische Bitcoin-Automatenbetreiber ist in fünf Postfilialen in ganz Österreich – von Bregenz bis Wien – aktiv. Gemessen an der Einwohnerzahl hat Österreich die höchste Automatendichte der Welt, was den Kauf oder Verkauf von Bitcoin und Altcoins relativ erleichtert. Die Kurant GmbH hat bereits nach Spanien expandiert und plant eine weitere Expansion nach Italien, Griechenland und in die Niederlande.

“Ein entscheidendes Bindeglied – vielleicht das entscheidende Bindeglied – bei der institutionellen Übernahme von Bitcoin ist die Verwahrung. Wenn Investoren leichten Zugang zu regulierten Verwahrstellen haben, deren Sicherheit und Prozessen sie vertrauen, kann das volle Potenzial dieser aufstrebenden Anlageklasse und Technologie gedeihen.”

— Adam White, COO of Bakkt

Die Abneigung gegen das Angebot von Produkten und Dienstleistungen für digitale Vermögenswerte ist möglicherweise ein Zufall. Die Banken in Österreich werden von der Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) beaufsichtigt und die FMA war bisher nicht gerade diskret, was ihre negativen Ansichten über die Branche betrifft. Anfang 2020 nahm die FMA aktiv Kontakt zu allen Banken auf und erkundigte sich nach deren Beteiligung an digitalen Vermögenswerten. Sie wollten sich einen Überblick verschaffen, welche Arten von Kunden, ob Privatpersonen oder Unternehmen, direkt oder indirekt mit digitalen Vermögenswerten zu tun haben. Sie erinnerten die Banken auch an die seit Januar 2020 geltende neue Registrierungspflicht für Dienstleister für virtuelle Währungen bei der FMA.

Dies hat zu äußerster Vorsicht seitens der Banken geführt. Viele Kunden, die Geschäftsbankkonten wünschen, werden abgewiesen, wenn sie im Bereich der digitalen Vermögenswerte tätig sind. Obwohl das allgemeine Interesse der traditionellen österreichischen Finanzintermediäre an der Technologie der Blockchain und nicht an Kryptowährungen liegt, haben sich Banken wie die Raiffeisen International auch an Risikokapitalinvestitionen im Blockchain-Bereich beteiligt. Die Österreicher zeigen ein zunehmendes Interesse an digitalen Vermögenswerten und die traditionellen Finanzintermediäre müssen die Geschäftsmöglichkeiten, Produkte und Dienstleistungen für digitale Vermögenswerte anzubieten, verstärkt nutzen. Wenn kein österreichischer Anbieter gefunden werden kann, werden in den kommenden Jahren höchstwahrscheinlich ausländische Anbieter in den Markt eintreten.

Der Markt und die Technologie haben sich im Bereich der Kryptowährungen schneller weiterentwickelt, als dies bei staatlichen Reaktionen auf dieses Phänomen der Fall war. Mittlerweile gibt es jedoch auch regulatorische Bestrebungen, die einen Rahmen schaffen sollen, der Innovationen nicht hindert, gleichzeitig aber auch auf illegale Vorgänge in diesem Bereich reagieren soll. Dieses Thema werden wir in der nächsten Woche in einem weiteren Beitrag unter die Lupe nehmen.

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem über 70 Seiten umfassenden Forschungsbericht Discovering Institutional Demand for Digital Assets, der vom Crypto Research Report und Cointelegraph Consulting mitherausgegeben wird. Der Bericht wurde von acht Autoren erstellt und von SIX Digital Exchange, BlockFi, Bitmain, Blocksize Capital und Nexo unterstützt.