Wie viele Menschen interessieren sich eigentlich für Kryptowährungen? Welche Hinweise gibt es darauf, dass der deutsche Zielmarkt eine relevante Größe hat? Zu diesen Fragen gab es in der Vergangenheit mehrere Studien, deren Ergebnisse wir in diesem Artikel beleuchten und im innereuropäischen Kontext betrachten wollen.
2018 befragte die deutsche Privatkundenbank Postbank 3.100 Deutsche und fand heraus, dass 29 % der Deutschen glauben, dass die Kryptowährung eine wünschenswerte Investitionsmöglichkeit ist. Diese Zahl ist hoch, wenn man bedenkt, dass die Umfrage zwischen Februar und März 2018 durchgeführt wurde, als sich Bitcoin in einer Baisse befand. Die Studie ergab, dass 6 % der Befragten in der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen Kryptowährungen besitzen und dass 14 % planten, in den nächsten 12 Monaten Kryptowährungen zu kaufen. Dies steht im Gegensatz zu den 3 % der gesamten Umfragestichprobe, die Kryptowährungen besaßen.
Eine ein halbes Jahr später von den Verbraucherzentralen in Hessen und Sachsen durchgeführte Umfrage ergab ähnliche Ergebnisse wie die Umfrage der Postbank. In dieser Studie waren 28 % der Befragten aus der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen am Kauf von Kryptowährung interessiert. Für die Umfrage wurden 1.000 Deutsche in Hessen und Sachsen befragt.
Blockchain Research Lab führte 2019 eine Umfrage zur Verbreitung der Kryptowährung in Deutschland durch und stellte fest, dass 87 % der Deutschen von Kryptowährungen gehört hatten. Der Studie zufolge hatten 24,8 % der Befragten in Kryptowährungen investiert. 14,1 % besaßen zum Zeitpunkt der Studie Kryptowährungen, und 10,7 % besaßen in der Vergangenheit Kryptowährungen. Das überwältigende Interesse galt Bitcoin. Von den 14,1 % der Befragten, die Kryptowährungen besaßen, waren 85 % der Befragten in Bitcoin investiert. Ethereum war die zweitgrößte digitale Währung im Besitz der Befragten (30 %), gefolgt von Litecoin (23 %) und Bitcoin Cash (20 %). Die Umfrage umfasste eine Stichprobe von 3.059 Personen. In der Stichprobe vertrauten deutsche Investoren Bitcoin.de am meisten, gefolgt von Coinbase und Kraken. Die durchschnittliche Größe der ursprünglichen Investition der einzelnen Befragten betrug 2.546 EUR.
Die ING Bank veröffentlichte auch eine Umfrage, in der 12.813 Personen in ganz Europa befragt wurden, wie sie Kryptowährungen sehen. Die deutschen Befragten hatten eine positivere Einstellung zu Kryptowährungen als die Österreicher, wobei 20 % der Deutschen angaben, dass sie Kryptowährungen positiv empfinden, verglichen mit nur 13 % in Österreich. Interessanterweise fand die ING Bank heraus, dass 12 % der Österreicher wünschten, dass die Banken kryptowährungsfähige Konten anbieten würden.
Anfang 2020 veröffentlichten das Marktforschungsinstitut Intervista und die Migros Bank in der Schweiz eine Umfrage, aus der hervorgeht, dass 13 % der Anleger unter 30 Jahren glauben, dass Bitcoin und Altcoins (alternative Währungen) eine wichtigere Rolle in ihrem Ersparnisportfolio spielen werden. Die Umfrage ergab auch, dass rund 7 % der Schweizer in Krypto investiert haben. Die Umfrage untersuchte Schweizer im Alter von 18 bis 55 Jahren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Anteil der Privatanleger, die in digitale Vermögenswerte investiert haben, zwischen 6 % im Jahr 2018 und 24,8 % im Jahr 2019 in Deutschland und bei 7 % in der Schweiz liegt. In Österreich liegt die Schätzung bei 12 %. Legt man den Durchschnitt der beiden deutschen Umfragen zugrunde, so liegt die aktuelle Größe des adressierbaren Zielmarktes für Kryptowährung für Kleinanleger in Anlageprodukten bei etwa 15,4 % der erwachsenen Bevölkerung im Alter von 18 bis 59 Jahren. Das sind etwa 5,5 Millionen potentielle Kunden von den 46,05 Millionen Erwachsenen in Deutschland. Ausgehend von der einzigen Erhebung von Blockchain Research Lab über die durchschnittliche Anlagesumme ergibt sich daraus ein adressierbarer Markt von schätzungsweise über 14 Mrd. EUR allein in Deutschland. Die derzeitige Größe des adressierbaren Zielmarktes in der Schweiz beträgt etwa 7 % der erwachsenen Bevölkerung oder 343.923 Personen. Die aktuelle Größe des adressierbaren Zielmarktes in Österreich beträgt ca. 12 % der Bevölkerung im Alter von 18 bis 59 Jahren oder 657.766 Personen und ist der zweitgrößte adressierbare Markt für Kryptowährung für Kleinanleger in Anlageprodukten in der DACH-Region.
In Verbindung mit verbesserten technologischen Lösungen bieten die Unternehmen institutionellen Anlegern nun die geeigneten Rahmenbedingungen für den professionellen Krypto-Handel, ohne dass private Schlüssel aufbewahrt werden müssen. Die Börse Stuttgart Digital Exchange (BSDEX) beispielsweise richtet sich an Finanzinstitute und bietet den ersten regulierten Handelsplatz für Krypto-Vermögenswerte in Deutschland. Für ihre Handelsplattform ist die BSDEX eine Partnerschaft mit der Solarisbank AG eingegangen, die über eine Vollbanklizenz verfügt und somit die Bankkonten verwaltet, sowie mit der blocknox GmbH, die für die Verwahrung der Krypto-Vermögenswerte zuständig ist. Gegenwärtig können institutionelle Anleger Bitcoin gegen den Euro handeln, und es ist geplant, weitere digitale Vermögenswerte hinzuzufügen.
Folgt man diesen Zahl, scheint der Zielmarkt für Kryptowährungen in der Größenordnung zu sein, die sowohl bei privaten als auch bei professionellen Investoren das Interesse wecken sollte. 5,5 Millionen potentielle Kunden alleine in Deutschland sowie eine weitere Millionen potentielle Kunden in den anderen Staaten der DACH-Region sind durchaus eine relevante Größe.
Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem über 70 Seiten umfassenden Forschungsbericht Discovering Institutional Demand for Digital Assets, der vom Crypto Research Report und Cointelegraph Consulting mitherausgegeben wird. Der Bericht wurde von acht Autoren erstellt und von SIX Digital Exchange, BlockFi, Bitmain, Blocksize Capital und Nexo unterstützt.