Die Verwahrung von Krypto-Vermögenswerten

Wer über Investitionen in Krypto-Vermögenswerte nachdenkt, der sollte nicht nur den eigentlichen Kaufvorgang im Blick haben. Neben dem Kauf spielt auch die Verwahrung der Vermögenswerte eine wichtige Rolle, da ein unvorsichtiges Vorgehen zum Verlust großer Wertbeträge führen kann. Zum Glück gibt es für dieses Problem bereits eine große Zahl verschiedener Lösungsansätze.

Bei den Recherchen für diesen Artikel konnte eine neue Tendenz bezüglich der Krypto-Verwahrung beobachtet werden. Wie oben beschrieben, ist die Verwahrung von digitalen Vermögenswerten aufgrund der Regulierungsinitiative in Deutschland ein viel diskutiertes Thema. Daher haben sich mehrere Start-ups auf dieses Thema konzentriert. Die Verwahrung von Krypto-Vermögenswerten kann jedoch unter Anwendung sehr unterschiedlicher technologischer Lösungen erfolgen.

Technologie der Nächsten Generation in Sicht

Die Mehrzahl dieser Start-ups, z. B. Finoa, Tangany und Upvest, setzt für die Aufbewahrung von Krypto-Vermögenswerten sogenannte Hardware-Sicherheitsmodule (HSMs) ein. Die Hauptaufgabe eines HSM besteht darin, kryptographische Schlüssel zu erzeugen, zu speichern oder zu verwalten und sie vor unbefugtem Zugriff zu schützen.

Etablierte Banken wie die Solarisbank AG und das Bankhaus von der Heydt setzen jedoch bereits die nächste technologische Generation zur Krypto-Verwahrung ein, die sogenannte Multi-Party- Berechnung (MPC). Auch CommerzVentures, der Corporate-Venture-Zweig der Commerzbank, investierte in die Serie A-Finanzierungsrunde des auf MPC spezialisierten Start-ups Curv. Einfach ausgedrückt: MPC ist ein kryptographischer Mechanismus, der mehrere Instanzen benötigt, um eine Transaktion zu unterzeichnen. Daher eliminiert eine solche Lösung den Single Point of Attack (einen einzelnen Angriffspunkt) für Hacker.

Ungeachtet des technologischen Stacks scheint jedoch ein Problem derzeit allen Akteuren gemeinsam zu sein. Versicherungen, die Investoren gegen jede Form des Verlusts von Krypto-Vermögenswerten schützen, sind zu teuer. Dies kann als das fehlende Puzzlestück für einen umfassenden Anlegerschutz angesehen werden.

Die Versicherungsprämien für verwahrte Vermögenswerte (Assets under Custody, AuC) liegen derzeit bei etwa 1 % für sogenannte Cold-Storage-Lösungen (d. h. die Offline-Lagerung von Kryptowährungen) und zwischen 2 % und 3 % für MPC-basierte Lösungen. In den nächsten Jahren werden die Versicherungsanbieter jedoch wahrscheinlich mehr technologisches Know-how für die Risikobewertung erwerben, so dass mit niedrigeren Versicherungsprämien gerechnet werden kann.

Ein anderer Trend sind Apps für Smartphones, die Investitionen in digitale Assets ermöglichen. Relai ist eine solche Anwendung aus der Schweiz, die zu einer der beliebtesten Apps im Android-App-Store geworden ist. Mit der Relai-App kann jeder Bitcoin kaufen, ohne seine Identität preiszugeben. Die App arbeitet mit einem der ersten regulierten Schweizer Krypto-Unternehmen, Bity, um Bitcoin zu kaufen. Neben der Tatsache, dass sie kein KYC erfordert, übernimmt die Telefon-App die Verwahrung selbst, so dass es keine Notwendigkeit gibt, die Private Keys einer Gegenpartei anzuvertrauen.

Dementsprechend hat diese App Bitcoin-ATM-Transaktionen von zuhause aus und mit einer Internetverbindung möglich gemacht. Innerhalb der ersten drei Monate hatte Relai über 2000 App-Downloads in 20 verschiedenen EU-Ländern, mehr als 1000 Investitionen pro Monat und ein Volumen von über 500.000 Euro. Diese Innovation ist sehr aktuell, da in Deutschland viele Bitcoin-Automaten aufgrund der neuen Lizenzbestimmungen geschlossen werden mussten.

Diese verschiedenen Ansätze und Lösungen zeigen, dass es im Bereich der Krypto-Vermögenswerte eine konstante Diskussion um die Spannung zwischen Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und dem Prinzip des “Be-Your-Own-Bank” gibt. Diese Diskussion ist nicht nur eine prinzipielle, sondern, wie wir hier gesehen haben, auch eine technologische.

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem über 70 Seiten umfassenden Forschungsbericht Discovering Institutional Demand for Digital Assets, der vom Crypto Research Report und Cointelegraph Consulting mitherausgegeben wird. Der Bericht wurde von acht Autoren erstellt und von SIX Digital Exchange, BlockFi, Bitmain, Blocksize Capital und Nexo unterstützt.