Professionelle Nachfrage nach digitalen Vermögenswerten

Professionelle Nachfrage nach digitalen Vermögenswerten

Bereits heute haben Investoren in ganz Europa Millionen von Euro und Franken in digitale Vermögenswerte investiert. Dies ist ohne Zweifel von großer Bedeutung für die Wirtschaft im Allgemeinen und den Krypto-Sektor im Besonderen, spielen diese Investoren doch auch für Preisbewegungen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Trotzdem gibt es nur wenige Berichte, die die Nachfrage nach Kryptowährungen systematisch begutachten.

Bisher wurden nur zwei Erhebungen über die professionelle Nachfrage nach digitalen Vermögenswerten in Europa durchgeführt. Die erste Studie konzentrierte sich nicht auf die deutschsprachigen Länder und die zweite wurde noch nicht veröffentlicht. Zwischen November 2019 und Anfang März 2020 interviewten Greenwich Associates unter der Schirmherrschaft von Fidelity Digital Assets, Fidelity Center for Applied Technology und Fidelity Consulting fast 800 Investoren in den USA und Europa.

In den USA und Europa gaben 36 % der 774 Befragten der Umfrage an, dass sie Kryptowährungen oder -Derivate besitzen. Die Ergebnisse zeigen, dass über ein Drittel der institutionellen Investoren digitale Vermögenswerte besitzen. Der Umfrage zufolge haben europäische Investoren im Allgemeinen eine progressivere Sicht auf digitale Vermögenswerte, die bei einem Vergleich der Antworten über alle Kategorien hinweg deutlich gemacht wurde. Interessanterweise fand diese Studie das gleiche Ergebnis: 36 % der 55 Investoren der Umfrage gaben an, dass sie bereits Kryptowährungen im Portfolio haben.

Die einzige Umfrage, die auf die institutionelle Nachfrage nach Kryptowährungen in der DACH-Region ausgerichtet ist, ist die Umfrage der BaFin zu Krypto-Derivaten. Die deutsche Finanzmarktregulierungsbehörde führte Ende 2019 eine Umfrage durch, allerdings haben sie die Ergebnisse noch nicht veröffentlicht. Im vorläufigen Forschungsbericht der Umfrage berichtete die BaFin, dass es ein enormes Wachstum an Zertifikaten für digitale Vermögenswerte und im Handel mit Differenzkontrakten gegeben hat. Über 1.000 verschiedene Zertifikate sind auf dem Markt, die an digitale Vermögenswerte gekoppelt sind, und das Handelsvolumen der Differenzkontrakte stieg von 10 Mrd. EUR pro Monat im August 2018 auf über 15 Mrd. EUR pro Monat im Januar 2019.

Diese Studie ist die erste umfassende Befragung institutioneller Investoren zum Thema digitaler Vermögenswerte, die jemals im deutschsprachigen Raum durchgeführt wurde. Die Analyse enthält neben Kommentaren von Crypto Research Report und Cointelegraph Consulting wesentliche Highlights der Umfrageergebnisse. Unsere Erfahrung in Verbindung mit dem proprietären Datensatz treibt die einzigartige Perspektive auf die Trends der Branche, die in diesem Bericht vorgestellt werden.

Methodik

Bei dieser Umfrage gab es 55 Antworten von professionellen Investoren im deutschsprachigen Raum, darunter 44 Online-Interviews und 11 Fallstudien per Telefon. Zu den Befragten gehörten traditionelle Banken, Vermögensverwalter und Pensionsfonds. Dieser Bericht konzentriert sich auf Buy-Side- und nicht Sell-Side-Investoren. Daher haben wir diese Umfrage nicht an Krypto-Fonds geschickt, die zu 100 % in digitale Vermögenswerte investiert werden. Ziel dieses Berichts ist es, die Nachfrage nach digitalen
Vermögenswerten bei traditionellen Finanzintermediären abzuschätzen.

Die Umfrage wurde von Juni bis September 2020 per E-Mail an alle registrierten professionellen Investoren der BaFin (Deutschland), der FMA (Österreich), der FINMA (Schweiz) und der FMA (Liechtenstein) übermittelt. Mit Hilfe von lokalen Bankenverbänden wurde die Umfrage auch an die Mitglieder des BVI Deutscher Fondsverband und der BAI in Deutschland, den Österreichischen Bankenverband, den Liechtensteinischen Anlagefondsverband und die Mitglieder der SFAMA in der Schweiz gesendet.

Die Mehrheit der Befragten kam aus der Schweiz (16), gefolgt von Österreich (10), Deutschland (7) und Liechtenstein (6). Sortiert man die Umfrageergebnisse nach Ländern verwalteten die Befragten aus der Schweiz mit 278 Mrd. EUR die meisten Vermögenswerte. Die Befragten aus Österreich arbeiteten in Unternehmen mit der höchsten Mitarbeiterzahl. Die Mehrheit der Befragten (83 %) war in Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten tätig. Nur drei Frauen, die in ihrem Unternehmen für
Asset-Allocation-Entscheidungen, d. h. die Zuweisung von Vermögenswerten, zuständig waren, reagierten auf die Umfrage im Vergleich zu 39 Männern. Das Durchschnittsalter der Befragten war 47,5 Jahre alt.

Quelle: Cointelegraph Research

Derzeitige Verbreitung digitaler Vermögenswerte

Mehr als ein Drittel der befragten Vermögensverwalter hat in digitale Vermögenswerte investiert, während rund 64 % der Befragten noch nicht investiert haben. Von den institutionellen Anlegern, die bereits mit digitalen Vermögenswerten zu tun hatten, haben etwa 69 % der Befragten 10 % oder weniger ihrer Assets under Management (AUM) in Krypto-Vermögenswerte (Krypto-Assets) investiert. Auffallend ist, dass mehr als ein Drittel der Befragten nur 1 % oder weniger ihrer AUM in Krypto-Vermögenswerte investiert hat.

Frage: Hat ihr Unternehmen in der Vergangenheit in Krypto-Assets investiert?

Quelle: Cointelegraph Research

Diese Umfrage wurde 2020 in einem Zeitraum durchgeführt, in dem die Wirtschaft aufgrund der Reaktion der Regierung auf das Coronavirus quasi stillgelegt war. Mitte März haben viele Investoren ihre Portfolios risikofreier gemacht und zu liquiden Mitteln umgesattelt. Vom Höhepunkt (19. Februar 2020) bis zum Tiefpunkt (17. März 2020) verlor Bitcoin 50 % seines Wertes und handelte kurzzeitig in den hohen 4000ern. Seitdem hat sich der Preis um 115 % auf über 10.000 USD erholt. Bitcoin hat bisher (Stand: 8. Oktober 2020) eine bessere Leistung erzielt als Aktien, Festeinkünfte, Immobilien und Gold. Wenn Regierungen die Wirtschaft weiterhin mit neu geschaffenen Geldern stimulieren, dann wird erwartet, dass sich dieser Kurs fortsetzt. Wenn der Fiat-Hahn jemals zugedreht wird, wird es wahrscheinlich eine Korrektur in allen Vermögensklassen geben.

Frage: Welcher Prozentsatz der Assets under Management Ihres Unternehmens wird in Krypto-Assets investiert?

Quelle: Cointelegraph Research

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem über 70 Seiten umfassenden Forschungsbericht Discovering Institutional Demand for Digital Assets, der vom Crypto Research Report und Cointelegraph Consulting mitherausgegeben wird. Der Bericht wurde von acht Autoren erstellt und von SIX Digital Exchange, BlockFi, Bitmain, Blocksize Capital und Nexo unterstützt.

Diese Zahlen gelten für digitale Vermögenswerte im Allgemeinen, doch es ist anzumerken, dass es eine Vielzahl an diesen Vermögenswerten gibt, die von Investoren unter verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Daher werden wir in der nächsten Woche einen Blick darauf werfen, wie sich das Interesse genau zusammensetzt und unter welchen Bedingungen die Investoren ihre Käufe tätigen.