Wenn ein Kunde bei der Herkunft seiner Vermögenswerte „Crypto Investments“ angibt oder diese einbringen möchte, stellt eine solche Transaktion ein grösseres Risiko als eine Fiatgeld Transaktion dar. Bei digitalen Vermögenswerten besteht aber im Gegensatz zur Herkunft von Vermögenswerten in Fiat die Möglichkeit, alle Transaktionen mit der angegebenen Wallet auch tatsächlich auf der Blockchain zu überprüfen und ein Wallet-Screening der Wallet durchzuführen.
Die Hintergrundabklärungen unterscheiden sich zunächst nicht wesentlich vom traditionellen Fiatgeld Bereich. In jedem Fall sollen die Hintergrundinformationen zur Investition oder dem Erhalt von digitalen Vermögenswerten eingeholt werden. Dabei spielen u.a. der Zeitpunkt, die Größe, die Art und der eingesetzte Dienstleister für die Transaktion eine tragende Rolle. Selbstverständlich macht es einen Unterschied, ob z.B. Vermögenswerte aus einem vergangenen Initial Coin Offering (ICO) stammen, aus einer früheren Mining Aktivität oder einem früheren Investment.
Wallet-Screening und -Analyse
In Ergänzung zu den Hintergrundabklärungen ist es in der Regel möglich, die Wallet des Kunden mittels Wallet-Screening zu analysieren. Über verschiedene Anbieter können sogenannte Wallet-Analysen durchgeführt werden. Bei Wallet-Analysen wird die Wallet-Adresse mit Unterstützung von Informationen aus Datenbanken durchleuchtet. Die Wallet-Analyse klärt darüber auf, ob die Wallet „tainted coins“ enthält, d.h. digitale Vermögenswerte, die aus einer unsauberen Quelle stammen. Dies können bspw. digitale Vermögenswerte sein, die aus dem Darknet kommen, gestohlene Vermögenswerte oder Vermögenswerte, die aus einer Wallet kommen, die sanktioniert ist und auf einer schwarzen Liste steht. Die Wallet-Analyse gibt einen Risikowert an, anhand dessen man eine Beurteilung der Sauberkeit der digitalen Vermögenswerte vornehmen kann. In komplexen und nicht eindeutigen Fällen lohnt es sich, jeweils einen detaillierten Wallet-Analyse-Report zu verfassen oder verfassen zu lassen. Auch hier gibt es verschiedene Anbieter, die die Ergebnisse des Wallet-Screenings in Zusammenhang mit den Hintergrundinformationen zueinander in Beziehung stellen. Ein solch detaillierter Wallet-Analyse-Report gibt nicht nur das Ergebnis in Form eines Risikowertes an, sondern stellt auch die entsprechende Interpretation des Ergebnisses bereit, indem die Hintergründe und Informationen des Kunden miteinbezogen und auf ihre Plausibilität hin geprüft werden.
Überprüfung des wirtschaftlich Berechtigten bei digitalen Vermögenswerten
- Nebst der Identifikationspflicht gemäß der bestehenden Geldwäschereiregulierungen, muss auch der wirtschaftlich Berechtigte überprüft werden. In der Praxis werden hierzu zwei Methoden regelmäßig eingesetzt:Die Mikrotransaktion und
- Message Signing
Die Mikrotransaktion ist eigentlich eine Kleinbetragszahlung von der Wallet des Kunden auf eine Wallet des Dienstleisters oder Finanzinstituts, womit der Kunde beweist, dass er Zugriff auf den Private Key hat. Es wird davon ausgegangen, dass die Person, die Zugriff auf den Private Key hat, der/die wirtschaftliche Berechtigte ist.
Die Methode des „Message Signing“ ist etwas komplizierter, aber auch damit kann nachgewiesen werden, dass die Person mit dem Private Key die Wallet-Adresse kontrollieren kann und somit der Eigentümer der digitalen Vermögenswerte ist. Beim Signieren verwendet der Kunde den Private Key, um eine im Voraus zwischen ihm und dem Dienstleister vereinbarte Mitteilung zu generieren. Der Dienstleister kann sodann überprüfen, ob der Private Key wirklich zur Wallet gehört, indem er den öffentlichen Schlüssel (Public Key) verwendet.
Sollte der Einstieg in den Bereich der digitalen Vermögenswerte geplant sein, sei es, dass Kunden aus diesem Bereich bedient werden, Produkte in Form von Tokens herausgegeben werden sollen oder Investitionen im Bereich digitaler Vermögenswerte getätigt werden, empfiehlt es sich, eine eingehende Risikoanalyse des neuen Geschäftsfeldes durchzuführen. Sind die Risiken einmal identifiziert, müssen Massnahmen zur Reduzierung dieser Risiken umgesetzt sowie bestehende Prozesse und die interne Compliance-Weisung angepasst werden. Mit zu den grösseren Risiken im Bereich der digitalen Vermögenswerte zählen die Compliance-Risiken, die es zu verstehen gilt, bevor man in den Markt eintritt.
Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem über 70 Seiten umfassenden Forschungsbericht Discovering Institutional Demand for Digital Assets, der vom Crypto Research Report und Cointelegraph Consulting mitherausgegeben wird. Der Bericht wurde von acht Autoren erstellt und von SIX Digital Exchange, BlockFi, Bitmain, Blocksize Capital und Nexo unterstützt.