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Liechtensteins Blockchain Strategie: Einblicke in die Finanzmarktaufsicht

Liechtenstein’s Blockchain Strategy: Insights from the Financial Market Authority

“… So können „payment token“ nur Unternehmen mit einer Bewilligung der FMA, also z.B. einer E-Geld Bewilligung oder einer Bankbewilligung, ausgegeben werden. Es gibt aber gewisse Ausnahmen, die keine Bewilligung benötigen. Bei „securities token“ hängt es davon ab, ob das Unternehmen mit dem Token ein Finanzinstrument für Anleger kreiert oder ob damit Fremd- oder Eigenkapital für das Unternehmen selbst aufgenommen wird.

Patrick Bont, FMA

Patrick Bont ist Mitglied der Geschäftsleitung der Finanzmarkt Aufsicht in Liechtenstein, Leiter der Bankabteilung und Leiter des FinTech-Teams der FMA. In den letzten dreieinhalb Jahren war Herr Bont als Dozent am Compliance-Officer Certificate Program der Universität Liechtenstein tätig. Er absolvierte seinen Master in Rechtswissenschaften an der Universität St. Gallen. Herr Bont hat ausführlich zum Thema Kryptowährungen publiziert, und ist ein aktives Mitglied der liechtensteinischen Fintech-Community.

Mark Valek: Ein wesentlicher Aspekt von Kryptowährungen bzw. der „Tokenized Economy“ ist der Prozess des sogenannten Initial Coin Offerings (ICOs), also die Erstausgabe von Crypto Tokens. Welche wesentlichen Kategorien von Tokens gibt es hier aus aufsichtsrechtlicher Sicht?

Patrick Bont: Es gibt zahlreiche Ansätze, um Token zu kategorisieren. Unter den Regulatoren und Aufsichtsbehörden sind Diskussionen im Gange, welcher Ansatz am sinnvollsten ist. Die FMA geht im Moment von drei Kategorien aus. Das sind „utility token“, „payment token“ und „securities token“. Ganz grob kann man sagen, dass „utility token“ zum Bezug einer Ware oder Dienstleistung berechtigen, „payment token“ als Zahlungsmittel dienen sollen und „securities token“ quasi Finanzinstrumente darstellen. In der Praxis sind die Grenzen aber nicht ganz so einfach zu ziehen und es gibt zahlreiche Mischformen. Finanzmarktrechtlich sind vor allem „payment token“ und „securities token“ relevant.

Mark Valek: Wer nimmt im Einzelfall die Token Klassifizierung des ICO vor? Liegt der Schwerpunkt der Klassifizierung auf juristischer oder technischer Ebene?

Patrick Bont: Grundsätzlich ist der Token-Emittent dafür verantwortlich abzuklären, ob sein ICO bzw. sein Token unter das Finanzmarktrecht fällt. Es empfiehlt sich, dazu einen spezialisierten Anwalt beizuziehen. Das FinTech-Team der FMA kann im Falle von Unklarheiten natürlich auch kontaktiert werden. Für uns ist in erster Linie die juristische Einordnung wichtig. Die technischen Funktionalitäten eines Token können aber Hinweise zur Einordnung geben.

Mark Valek: Nehmen wir an ein Unternehmen beabsichtigt ein ICO hierzulande. Wie sieht der Prozess je nach Token Klasse, die ausgegeben werden soll, aus?

Patrick Bont: Zuerst muss sich das Unternehmen überlegen, was es mit dem ICO erreichen will. Das heisst, es muss dies wirtschaftlich, aber auch juristisch und technisch beurteilen. Man spricht auch von „ICO economics“. Wenn dann beschlossen wird, einen „security token“ oder einen „payment token“ auszugeben, dann sollte das Unternehmen, am besten mit Unterstützung durch einen Spezialisten, die entsprechenden Anträge bei der FMA einreichen.

Mark Valek: Benötigt das emittierende Unternehmen eine aufsichtsrechtliche Konzession, und wenn ja welche?

Patrick Bont: Das hängt wiederum vom Token bzw. dem Geschäftsmodell des Unternehmens ab und wem die Token angeboten werden. So können „payment token“ nur Unternehmen mit einer Bewilligung der FMA, also z.B. einer E-Geld Bewilligung oder einer Bankbewilligung, ausgegeben werden. Es gibt aber gewisse Ausnahmen, die keine Bewilligung benötigen. Bei „securities token“ hängt es davon ab, ob das Unternehmen mit dem Token ein Finanzinstrument für Anleger kreiert oder ob damit Fremd- oder Eigenkapital für das Unternehmen selbst aufgenommen wird. In letzterem Fall benötigt das Unternehmen keine Bewilligung der FMA, muss aber allenfalls den sogenannten „Prospekt“ genehmigen lassen.

Mark Valek: Welche Zeitdauer sollte für ein ICO eingeplant werden?

Patrick Bont: Die Planung, Vorbereitung und Durchführung eines ICO benötigt nach unseren Erfahrungen zwischen 12 und 18 Monaten, abhängig von der Komplexität und den benötigten Bewilligungen.

Mark Valek: Welche Auswirkungen wird das geplante Blockchain Gesetz auf die ICO Landschaft in Liechtenstein haben bzw. wie wirkt sich dieses nationale Gesetz auf internationale Sachverhalte aus?

Patrick Bont: Wichtig zu verstehen ist, dass alle ICO, die heute unter das Finanzmarktrecht fallen dies auch in Zukunft tun werden. Liechtenstein übernimmt als EWR-Land die EU-Finanzmarktregulierung und setzt diese um und durch. Das Blockchain-Gesetz betrifft also alle ICO, die nicht unter das Finanzmarktrecht fallen, das heisst vor allem „utility token“. Das Gesetz hat den Vorteil, dass auch diese ICO gewissen Regeln unterworfen werden und somit die Käufer der Token einen besseren Schutz geniessen. ICO sind aber nur ein Aspekt des neuen Gesetzes.

Mark Valek: Wie viele ICOs wurden bereits von der FMA geprüft bzw. wieviel sind derzeit in Prüfung (sofern diese Information publik gemacht werden kann)?

Patrick Bont: Die FMA hat in den vergangenen drei Jahren über 100 Anfragen in Zusammenhang mit ICOs erhalten und bearbeitet. Davon wurde aber nur ein Bruchteil umgesetzt.

Mark Valek: Wie bereitet sich die FMA Liechtenstein ressourcentechnisch auf die neue Komplexität bzw. zunehmende Anfragen von Unternehmen gerade in Hinblick auf die Prüfung und Überwachung der Tokens vor?

Patrick Bont: Die FMA hat im Juni dieses Jahres ein eigenes Team für das Thema FinTech aufgebaut. Das Team Regulierungslabor/Finanzinnovationen kümmert sich um Fragestellungen von Unternehmen und Unternehmern im Bereich Finanzinnovationen. Das sind nicht nur Start-ups sondern auch Banken oder andere Finanzintermediäre, die Projekte realisieren wollen. Zudem legen wir in der FMA grossen Wert darauf, dass unserer Mitarbeitenden sich in diesen Themen weiterbilden, damit wir auf Augenhöhe mit den Marktteilnehmern diskutieren können.

Mark Valek: Wo kann sich ein Unternehmen über allfällige Anforderungen informieren?

Patrick Bont: Ich empfehle, regelmässig die Website der FMA zu besuchen. Unter der Rubrik „FinTech in Liechtenstein“ finden sich Informationen zum Thema. Die FinTech-Seiten werden regelmässig erneuert und ergänzt.

Liechtensteins Blockchain Strategie: Regierungschef Hasler im Interview

Liechtenstein’s Blockchain Strategy: Prime Minister’s Outlook

“Mit dem ‚Token‘ führen wir ein neues Konstrukt ein, um die Transformation der „realen“ Welt auf die Blockchain-Systeme rechtssicher zu ermöglichen.”

Liechtenstein‘s Regierungschef Adrian Hasler

Seit zwei Jahren arbeitet die liechtensteinische Regierung an dem neuen Blockchaingesetz. Das Gesetz signalisiert Unternehmern, dass Liechtenstein ein idealer Standort für den Krypto-Sektor sein will. Federführend für das Projekt steht niemand geringerer als Regierungschef Adrian Hasler. Die Gesetzesinitiative ist Teil einer umfangreichen Strategie zur “Digitalisierung Liechtensteins” durch Verbesserung aller staatlichen Dienstleistungen und Förderung der Innovation im Land.

Mark Valek: Vielen herzlichen Dank Regierungschef Hasler und Dr. Dünser, dass Sie sich die Zeit nehmen und uns exklusiv für den „Crypto Research Report“ ein Interview geben. Unsere erste Frage: Der Standort Liechtenstein zeichnet sich zunehmend durch seine blockchainfreundliche Politik aus. Dies hat sich bis jetzt an den vielen hier angesiedelten ICOs, an dem Engagement der Universität Liechtenstein aber auch an einigen regulierten Crypto Fonds und nun schließlich auch an der anstehenden Verabschiedung des Blockchaingesetzes[1] merklich gemacht. Welche langfristige Vision verfolgen Sie mit dieser blockchainaffinen Strategie im Zusammenhang mit dem Fürstentum?

Regierungschef Hasler: Grundsätzlich geht es bei diesen ganzen Maßnahmen, die wir setzen, um den Erhalt und die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und damit um den Erhalt der Lebensqualität in Liechtenstein für die Zukunft. Dies ist die Hauptstossrichtung, die wir verfolgen. Die Blockchain-Technologie hat aus unserer Sicht das Potenzial, eine wichtige Basis für digitale Wirtschaftsprozesse und auch Finanzdienstleistungen zu werden. Dieses Potenzial geht weit über das hinaus, was wir heute beobachten können und bietet auch für den Kleinstaat Liechtenstein entsprechende Chancen. Wir haben uns bereits in der letzten Legislatur intensiv mit dem Thema Innovation in der Finanzbranche beschäftigt und mit „Impuls Liechtenstein“ verschiedene Initiativen entwickelt. Das Blockchaingesetz ist ein weiterer Meilenstein und passt natürlich hervorragend in diese Strategie. Dabei ist uns wichtig, dass wir stets offen sind für Neues, dass wir Chancen frühzeitig erkennen und diese Chancen auch nutzen. Ebenso wichtig ist, dass wir Rechtssicherheit schaffen, nicht nur im traditionellen Finanzbereich, sondern gerade auch bei diesen neuen Technologien.

Mark Valek: Vergangenen Juni wurde an der Universität Liechtenstein unter großem Interesse das Blockchaingesetz erstmals vorgestellt. Dies ist weltweit eine der ersten umfänglichen Legislativen, welche einen erweiterten rechtlichen Rahmen für Anwendungsfälle der neuen Blockchaintechnologie formuliert. Welches sind die wesentlichen Eckpfeiler dieses Gesetzes?

Regierungschef Hasler: Uns geht es darum, dass wir mit diesem Gesetz die grundlegenden Fragen klären, die für die Rechtssicherheit in der Token-Ökonomie wichtig sind. Wir haben in anderen Staaten gesehen, dass dort vielfach ganz konkrete Bereiche wie zum Beispiel ICOs oder Kryptowährungen geregelt werden. Wir haben in Liechtenstein bewusst einen umfassenden Ansatz gewählt, der die ganze Bandbreite der Token-Ökonomie erfasst. Mit dem Token führen wir ein neues Konstrukt ein, um die Transformation der „realen“ Welt auf die Blockchain-Systeme rechtssicher zu ermöglichen. Es geht darum, Token als Möglichkeit zu nutzen, alle Arten von Rechten auf Blockchain-Systemen zu verkörpern. Um den Kundenschutz zu verbessern, werden Mindestanforderungen an Tätigkeiten auf einem Blockchain-System definiert. Ebenso klar ist, dass die Anwendbarkeit der Geldwäschereigesetze und somit die Einhaltung der Sorgfaltspflichten elementare Teile dieses neuen Erlasses sind, den wir in Planung haben.

Mark Valek: Ist schon bekannt ab wann das Blockchain Gesetz in Kraft tritt?

Regierungschef Hasler: Der Vernehmlassungsbericht wurde auf der Homepage der Regierung publiziert und ist dort downloadbar. Eine Version in englischer Sprache sollte in Kürze verfügbar sein. Sobald das Gesetz verabschiedet und in Kraft getreten ist, wird es auch in englischer Sprache übersetzt werden.

Mark Valek: Und wo bzw. auch ab wann können sich interessierte Unternehmen oder Bürger über das Gesetz informieren und Folgefrage wird das Gesetz auch in englischer Sprache verfügbar sein?

Regierungschef Hasler: Vorerst wird die Vernehmlassung publiziert und diese ist auf der Homepage der Regierung downloadbar. [2] Diese wird jedoch nicht in englischer Sprache erhältlich sein. Wenn das Gesetz dann verabschiedet ist, wird es sicher auch in englischer Sprache übersetzt werden. Wir haben viele Gesetze schon auf Englisch übersetzt welche auch auf unserem Portal verfügbar sind und ich gehe davon aus, dass auch dieses Gesetz, wenn es dann verabschiedet ist und in Kraft ist auf diesem Portal auf Englisch verfügbar sein wird.

Mark Valek: Welche Auswirkungen wird das Gesetz ihrer Meinung nach auf das heimische Bankenwesen haben?

Regierungschef Hasler: Ich gehe davon aus, dass das Blockchain-Gesetz positive Auswirkungen auf unseren Finanzplatz haben wird. Das Gesetz wird es Banken und anderen Finanzintermediären erleichtern, sich mit der Blockchain zu beschäftigen. Wir stellen jetzt schon fest, dass Banken, Treuhänder und Rechtsanwälte sehr interessiert an unserem Gesetzesentwurf sind und grosses Potenzial für neue Geschäftsmodelle erkennen. Mittlerweile haben sich auch schon verschiedene Unternehmen aus dem FinTech-Bereich in Liechtenstein angesiedelt. Das strahlt nach aussen und führt dazu, dass sich weitere Unternehmen für unseren Standort interessieren. Wir stellen fest, dass in Liechtenstein ein neues Ökosystem entsteht, welches sicher noch weiter wachsen wird.

Mark Valek: Gibt es bereits Unternehmen, die angekündigt haben vom Gesetz Gebrauch zu machen?

Regierungschef Hasler: Wir haben in den letzten Wochen immer wieder Rückmeldungen erhalten von Unternehmen, und diese Rückmeldungen sind sehr positiv. Mit Dr. Thomas Dünser haben wir zudem einen kompetenten Ansprechpartner im Ministerium. Es steht in engem Austausch mit der Szene und spürt den Puls. Dabei zeigt sich, dass einige dieser Unternehmen darauf warten, dass das Gesetz in Kraft tritt.

Mark Valek: Gibt es so etwas wie einen Verband oder mit wem waren Sie da bilateral in Gesprächen oder gab es da eine zentrale Ansprechstelle?

Dr. Dünser: Bei der Ausarbeitung des Gesetzes haben wir eine Kerngruppe mit Experten aus verschiedenen Bereichen einbezogen, die sich bereits intensiv mit der Blockchain auseinandergesetzt haben. Zudem führe ich relativ häufig Gespräche mit Unternehmern aus der Praxis, um die aktuellen Entwicklungen zu kennen und die kommenden Problemstellungen zu erkennen.

Regierungschef Hasler: Spannend ist in diesem Zusammenhang auch, dass es bereits Rechtsanwälte, Treuhänder und auch Banken gibt, die sich schon einige Zeit mit diesem Thema intensiv beschäftigt haben. Auch sie stehen in engem Austausch mit Dr. Thomas Dünser und können sich aktiv an der Weiterentwicklung beteiligen. Wie bereits erwähnt hat sich bereits eine Szene mit externen aber auch mit liechtensteinischen Unternehmen gebildet. Es war ein großer Vorteil, dass wir auf diese Ressourcen und das vorhandene Know-how zugreifen konnten bei der Erarbeitung des Blockchaingesetzes.

Mark Valek: Insbesondere bei der neuartigen Crypto Technologie ist es essenziell, dass alle beteiligten Parteien innerhalb kurzer Zeit viel neues Wissen aufbauen. Mit dem „Crypto Research Report“ wollen wir dazu auch einen Teil beitragen. Stehen sie hinsichtlich der Blockchain-Thematik mit Gesetzgebern in benachbarten oder in anderen Ländern im Austausch?

Regierungschef Hasler: Wir beobachten sehr genau, was in anderen Staaten und Jurisdiktionen diskutiert wird; das ist für uns sehr interessant. Ebenso wichtig ist, was auf internationaler Ebene angedacht wird. Auch hier tauschen wir uns regelmäßig aus.

Mark Valek: Wie schätzen Sie den Fortschritt Lichtensteins als Standort für die Blockchain-Industrie im Vergleich zu der Schweiz oder auch zu anderen internationalen Standorten ein?

Regierungschef Hasler: Wir arbeiten schon seit einigen Jahren intensiv daran, die Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen in Liechtenstein zu verbessern. Das Blockchaingesetz ist jetzt ein Teil dieser Arbeit. Ich denke, wir sind aktuell sehr gut positioniert, um die vorhandenen Potenziale auszunutzen. Liechtenstein bietet sicher den Vorteil, dass wir eine innovationsfreundliche Regierung haben und eine kompetente Finanzmarktaufsicht, die mit dem Regulierungslabor ein Gefäss bietet, um die Anliegen der Unternehmen frühzeitig aufzunehmen und auch beratend zur Seite zu stehen. Dieser Ansatz hat sich als sehr erfolgreich herausgestellt. Ein weiterer ganz wesentlicher Standortvorteil sind die kurzen Wege, die wir in Liechtenstein haben. Nicht zuletzt ist neben dem Zollvertrag mit der Schweiz auch unsere EWR-Mitgliedschaft ein großer Vorteil. Sie sichert uns den Marktzugang zu Europa.

Mark Valek: Anbei möchte ich Sie mit folgender Aussage konfrontieren: Der Vorsitzende der SEC hat in einem Statement verlautbart, dass jede ICO, welches er bis jetzt gesehen hat einer traditionellen Kapitalbeschaffung gleicht und somit im Falle der USA ihre Aufsicht unterläge. Sehen Sie dies ähnlich?

Regierungschef Hasler: Wir haben hierzu eine differenziertere Auffassung. Es gibt ICOs, welche wertpapierähnliche Token ausgeben. Diese unterliegen der Wertpapier- und teilweise auch der Finanzmarktgesetzgebung. Es gibt aber auch Token, die z.B. ein Nutzungsrecht für Software oder einen Gutschein für einen späteren Leistungsbezug beinhalten. Diese fallen in Liechtenstein, aber auch in anderen Staaten in Europa, eben nicht unter die Wertpapier-Gesetzgebung der Finanzmarktregulierung. Man sieht hier in dieser Diskussion das grosse Spannungsfeld der Token-Ökonomie: Einerseits ist das Anwendungsfeld für den Einsatz der Token sehr breit und geht von klassischen Wertpapieren und Finanzinstrumenten bis hin zu normalen Wirtschaftstätigkeiten wie Gutscheinen, etc. Andererseits gibt es durch die Digitalisierung direkten Zugang zu sehr vielen Personen, verbunden mit Herausforderungen für den Kundenschutz. Wenn wir versuchen, dies alles in eine bestehende Schublade zu packen, dann laufen wir Gefahr, andere – ebenfalls sinnvolle – Anwendungen zu unterbinden. Deshalb haben wir in unserem Blockchaingesetz allgemeine Anforderungen an den Kundenschutz und die Missbrauchsvermeidung gestellt, die für alle Arten von Token gelten.

Mark Valek: Die Einstufung des Tokens unternimmt aber die Finanzmarktaufsicht (FMA)?

Regierungschef Hasler: Ja, das ist richtig. Die Einstufung des Tokens wird durch die Finanzmarktaufsicht vorgenommen. Da Liechtenstein Mitglied des EWR ist, orientiert sich der Geltungsbereich der Finanzmarktgesetze an den europäischen Richtlinien.

Mark Valek: Ich nehme an die Liechtensteinische Finanzmarktaufsicht wird zwangsläufig Ressourcen aufbauen, oder gibt es bereits eine spezifische Abteilung, welche speziell für die ICO-Einstufung zuständig ist?

Regierungschef Hasler: In der FMA wurde vor einigen Jahren das Regulierungslabor gegründet. Das Regulierungslabor ist das interne Kompetenzteam der FMA für neue Finanztechnologien. Mit dem Regulierungslabor haben Fin-Techs einen klaren Ansprechpartner und erhalten Unterstützung im Bewilligungsprozess. Aufgrund der vielen Anfragen hat die FMA den nächsten Schritt gemacht und das Regulierungslabor weiter professionalisiert, Es wurde nun direkt bei der Geschäftsleitung angesiedelt und mit entsprechenden Personalressourcen ausgestattet. Dennoch sind immer noch die originären Bereiche zuständig, wenn es um Bewilligungen geht.

Mark Valek: Gibt es hier eine spezielle Ansprechstelle oder eine Person, die dafür zuständig ist?

Dr. Dünser: Ja, die Leiterin der Stabstelle für Finanzplatz Innovation und Regulierungslabor heisst Dorothea Rohlfing.[3]

Regierungschef Hasler: Die zweite Stelle ist im Ministerium bei Thomas Dünser und das ist auch sehr wichtig, dass man sowohl beim Ministerium der Regierung wie auch bei der FMA auf beiden Seiten entsprechende Einfallstore hat und sich dort orientieren kann. Und diese beiden schließen sich nämlich zusammen damit die ganzen Informationen weitergegeben werden können.

Mark Valek: Welche der heimischen Banken bzw. Unternehmen sind Ihres Wissens nach bereit in die Crypto Welt einzudringen bzw. gibt es interessante Projekte, welche Sie speziell verfolgen?

Regierungschef Hasler: Es ist so, dass ich jetzt natürlich keine speziellen Namen nennen möchte, aber man kann feststellen, dass das Interesse der hiesigen Banken aber auch Rechtsanwälte und Treuhänder sehr groß ist. Ich habe in den letzten Monaten festgestellt, dass dort sehr viel Zeit investiert wird, auch entsprechende Ausbildungen gemacht werden und Fachkompetenzen eingeholt werden um eben auch in diesem Bereich tätig zu sein. Es zeigt sich, dass es sehr viele interessante Projekte gibt und dass eben auch von außen Unternehmen an Liechtenstein herantreten und entsprechende Geschäftspartner suchen um dann hier ihr Business in Liechtenstein aufzusetzen.

Mark Valek: Es gibt ja auf diese Themen spezialisierte Anwälte, die sind wahrscheinlich auch erste Anlaufstelle für viele aus dem Ausland.

Regierungschef Hasler: Genau. Einige Anwälte haben sich frühzeitig auf diese Themen spezialisiert und sind heute sehr gefragt. Übrigens haben wir bei der Ausarbeitung des Blockchaingesetzes auch auf dieses Fachwissen abgestellt.

Mark Valek: Zu guter Letzt gibt es weitere Blockchain-freundliche Maßnahmen, welche bereits angedacht sind?

Regierungschef Hasler: Wir arbeiten ständig an der Verbesserung der Rahmenbedingungen. Jetzt gilt es jedoch, im nächsten Schritt dieses Blockchaingesetz umsetzen. Das heißt, die Vorlage im Parlament zu diskutieren und zu beschliessen. Das braucht sicherlich noch entsprechende Ressourcen. Dennoch sind wir laufend in Diskussion mit dem Markt, um die Bedürfnisse zu spüren und mitzubekommen, wo weitere Maßnahmen notwendig sind. Diese nehmen wir dann sehr gerne auf, um weitere Verbesserungen zu erzielen.

Mark Valek: Wunderbar, ich will Ihnen beiden natürlich nicht die Chance nehmen noch weitere Kommentare oder Anregungen zu erläutern.

Regierungschef Hasler: Ich denke wir haben das Thema gut abgehandelt. Im Moment ist sehr viel im Fluss. Derzeit bin ich auf die Stellungnahmen zur Vernehmlassung sehr gespannt. Ich gehe davon aus, dass der Ansatz, den wir gewählt haben, befürwortet wird. Wir werden sehen, ob es noch weiteres Verbesserungspotential gibt. Anschliessend wird die Diskussion im Parlament wichtig sein. Interessant werden dann schliesslich auch die Auswirkungen sein, wenn das Gesetz in der Praxis angewendet wird. Da hoffe ich natürlich, dass wir gutes Feedback erhalten, Liechtenstein als attraktiver Standort wahrgenommen wird und sich somit viele Unternehmen hier niederlassen.

Mark Valek: Hervorragend, dann sag ich Ihnen beiden, Regierungschef Hasler und Dr. Dünser vielen herzlichen Dank für die Zeit und ich wünsche viel Glück für die Vernehmlassung.

Regierungschef Hasler: Besten Dank, Hr. Valek. Ich danke auch Ihnen für das Interesse und das Interview.

[1] Vgl.“Vernehmungslassungsbericht Blockchain-Gesetz,” Ministerium für Präsidiales und Finanzen, August 29, 2018.

[2] Vgl.“Vernehmlassung zum Blockchain-Gesetz gestartet,” Regierung des Fürstentums Liechtenstein, August 29, 2018. https://www.llv.li/files/srk/vnb-blockchain-gesetz.pdf

[3] Vgl.“Medienmitteilung: Regierungslabor wird verstärkt,” Finanzmarktaufsicht Liechtenstein, April 20, 2018. Vgl. https://www.fma-li.li/files/fma/fma-medienmitteilung-2018-04.pdf; Email: [email protected]

Quartalsrückblick Q3 2018: Handy Theft Edition

Cell Phone Theft Edition

Ein Diebstahl im rechten Moment

Im Nachhinein ist man immer klüger. Heute wissen wir, dass man als Bitcoin-Investor ruhig hätte verkaufen können als der Preis im Jänner 2018 noch weit über 15.000 USD stand. Oder dass man zumindest nicht am Höhepunkt der letzten Manie hätte einsteigen sollen, in der Hoffnung auf 25.000, 30.000 oder 50.000 USD pro Bitcoin.

Eines wussten wir aber schon immer: Auf diese digitalen Wertgegenstände namens Bitcoin, Ethereum oder Ripple muss man gut aufpassen. In der Praxis ist das aber gar nicht einfach. Niemand weiß das heute besser als Michael Terpin.

Der amerikanische Unternehmer und Investor ist schon lange im Bitcoin-Business. Er gehörte zu den Mitgründern der allerersten Gruppe an Angel Investoren, die seit 2013 in junge Bitcoin-Firmen investiert. Ihr Name: BitAngels. Aus BitAngels ist auch einer der ersten Fonds für digitale Währungen entstanden. Das war im März 2014. Heute ist Terpin auch Berater bei Alphabit Fund, einer der größten Hedge Funds im Krypto Bereich.

Aber das ist alles egal. Denn Schlagzeilen macht Terpin jetzt vor allem durch sein Pech – und seinen juristischen Einfallsreichtum. Ihm wurden nämlich ausgerechnet im Jänner Bitcoin und andere Kryptowährungen im damaligen Gegenwert von rund 23 Millionen USD gestohlen.[1]

Ihr Telefon könnte mehr kosten als Sie denken

Der Investor wurde das Opfer einer neuen besonders perfiden Form des Betrugs, bei der die Betrüger die Kontrolle über die SIM-Karte des Mobiltelefons ihrer Opfer erlangen. Viele Online-Portale nutzen die Handynummer der Nutzer als zusätzliche Sicherheitsbarriere, indem sie etwa SMS schicken, wenn jemand sich einloggen will. Dies wird als Two-Factor Authentication (2FA) bezeichnet, was ua. von Google Authenticator und Authy angeboten wird.

Leider kann dieses Feature aber auch missbraucht werden, wenn es Hackern gelingt, die Kontrolle über das Handy zu übernehmen. Diese Form des digitalen Identität-Diebstahls wird auch angewandt, um sich illegal besonders beliebte Social Media Accounts zu sichern. Die werden dann im Darkweb weiterverkauft – gegen Bitcoin. Im Fall von Terpin wurden direkt Bitcoin und andere Kryptowährungen gestohlen. [2]

Woher wir das wissen? Vom Opfer selbst. Der sieht die Schuld für sein Unglück nämlich bei seinem Handybetreiber AT&T und will nun vor Gericht gehen. Seine Anwälte haben eine Schrift im Umfang von 69 Seiten vorgelegt, die die angebliche Verantwortung des Netzbetreibers darlegt. Terpin verklagt AT&T nicht nur auf die Schadenssumme von 23,8 Millionen USD – berechnet auf der Basis des Bitcoin-Preises vom 7. Jänner 2018, als ein Bitcoin ein knapp über 17.000 USD wert war.

Das war der Tag, an dem Terpin bestohlen wurde. Es war auch der Tag, an dem sich der Preis zum letzten Mal aufgebäumt hat. In den nächsten vier Wochen ist er um mehr als 60 Prozent gefallen. Den Boden hat der Bitcoin-Preis in der Gegend von 6.000 USD gefunden. Das hoffen zumindest die Anleger, die einen Absturz fürchten. Denn wenn eine Unterstützung nach unten durchbrochen wird, taucht sie am Weg nach oben als Widerstand wieder auf. Seit unserem letzten Report gab es zwar eine Preisrally, aber “higher highs” wurden nicht erreicht. Der Bärenmarkt geht weiter.

Michael Terpin hat ohnehin andere Probleme. Er verlangt von AT&T nicht nur den Gegenwert seiner Bitcoins zurück, zusätzlich will er noch 200 Millionen USD als Schadenersatz. Sollte Terpin damit durchkommen, hätte er also nicht bloß einen Weg gefunden, seinem Portfolio den Bitcoin-Abverkauf des Jahres 2018 zu ersparen. Nein, er würde sein Kapital fast verzehnfachen. Dass AT&T jede Verantwortung von sich weist, versteht sich von selbst.

Was sagt uns diese Episode? Dass selbst erfahrene Bitcoin-Investoren, die seit Jahren im Geschäft sind und Millionen angehäuft haben, mit der sicheren Lagerung ihrer Coins überfordert sind. Zwar sind die Details des Diebstahls nicht ganz klar, aber die Indizien weisen stark darauf hin, dass hier einer oder mehrere von Terpins Trading-Accounts ausgeräumt wurde. Eine weitere Möglichkeit ist, dass er seine Private Keys in schlecht gesicherter Form etwa in seinem E-Mail-Account oder einem Cloud-Dienst gespeichert hatte. Beides sind keine sehr sicheren Optionen. Aber Terpin ist nicht alleine.

Bitcoin lagern, aber wie?

Die Frage nach der sicheren Lagerung von Bitcoins beschäftigt Anleger, seit es die Kryptowährungen gibt. Das ist auf den ersten Blick überraschend. Bitcoin braucht keine Bank, keine Zentralbank, keine Anmeldung und keine Genehmigung. Es ist ein in sich geschlossenes Geldsystem, das eine verlässliche und sichere Wertübertragung über das Internet ermöglicht.

Den technisch versierten Früheinsteigern war all das Argument genug. Und wir können auch beobachten, dass Bitcoin seine Rolle als Geld und Fluchtwährung in Extremfällen sehr wohl weiterhin spielt. Da reicht ein Blick nach Venezuela, wo die Staatswährung aktuell eine Hyperinflation durchmacht.[3] Aber in den einigermaßen stabilen Finanzmärkten des Westens, wo Bitcoin vor allem ein Spekulationsobjekt ist, stellt sich die Situation anders dar.

Die Frage des einfachen Zugangs und der Lagerung von digitalen Assets ist größtenteils unbeantwortet. Der Mainstream-Investor will sich nicht um Private Keys oder Hardware Wallets kümmern. Auch der Einstieg institutioneller Investoren in den Sektor wird dadurch behindert. Erst langsam kommen ausgereifte Modelle für Bitcoin-Custodianship auf den Markt. Die Investmentbank Nomura hat ein Konsortium mit den Firmen Ledger und Global Advisors gegründet und bastelt an einer Lösung. Der Name: Komainu. Indes arbeiten drei Großbanken an ihren eigenen Angeboten: Bank of New York, JPMorgan und Northern Trust.[4]

Ein weiterer Player ist –natürlich – Coinbase. Kyle Samani, ein Partner beim Krypto-Hedgefund Multicoin Capital, testet gerade deren neu angebotenen Custodian-Dienst. Bloomberg spricht diesbezüglich gar von einem “game changer”. “Es gibt viele Investoren, für die Custodianship die letzte Hürde darstellt”, so Samani und ergänzt: “Im Laufe des Jahres wird der Markt kapieren, dass Custodianship ein gelöstes Problem ist. Das wird eine große Welle an Kapital bringen.”

Coinbase verlangt für seine Angebot eine Einmalzahlung von 100.000 USD und danach eine Gebühr von 0,1 Prozent pro Monat bei einer Mindesteinlage von 10 Millionen USD. Dennoch geht man bei Coinbase davon aus, dass Assets im Gegenwert von rund 20 Mrd. USD in Custodian Services fließen könnten. Das Problem ist auch nicht ganz neu. Auch für traditionelle Assets wie Cash, Goldbarren oder Diamanten braucht es Custodians, die sich seit Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten am Markt etabliert haben. Aber Kryptowährungen sind vor möglichen Hackerangriffen zu schützen. Und oft ist ihre juristische Behandlung noch nicht geklärt. Etablierte Player wie JP Morgan und Northern Trust sind deshalb sehr zurückhaltend. Sie wollen in den Markt, warten aber noch ab und gehen “extrem vorsichtig” vor, wie eine Quelle gegenüber Bloomberg sagte.

Wir werden die Entwicklung der Custodian-Angebote für Bitcoin und andere Kryptowährungen weiterhin genau beobachten. Bärenmärkte sind der ideale Zeitpunkt, um die Infrastruktur zu verbessern. Die zaghaften Fortschritte im Custodian-Sektor sind für uns ein Hinweis darauf, wie jung dieser Markt noch ist – und wie lange er noch brauchen könnte, um erwachsen zu werden.

Ein weiterer Hinweis: Der Preisboom von 2017 hat die Aufmerksamkeit der Millionäre auf Bitcoin gelenkt. Und wie der jährliche Capgemini-World Wealth Report zeigt, sind mehr als die Hälfte der weltweiten “high net worth individuals“ (HNWIs) zumindest oberflächlich an Bitcoin interessiert. Aber nur ein Drittel von ihnen fühlt sich von den Vermögensberatern ausreichend informiert und betreut. Anders gesagt: Zwei von drei Beratern haben noch keine Ahnung von Bitcoin. Jetzt, da ihre reichen Kunden sich darüber beschweren, sollte sich das rasch ändern. Das ist ein Hauptgrund, warum Incrementum den Crypto Research Report veröffentlicht. Wir sind bestrebt, die Anleger zu informieren und bieten auch Investmentlösungen wie einen AIF-geregelten Kryptowährungsfonds an.

Von China bis Liechtenstein

Nochmal zurück zur Frage des Custodianship: Auch Fidelity, einer der größten Anbieter für Finanzprodukte in den USA, will sich in diesem Markt etablieren. CEO Abigail Johnson gilt als eine der berühmtesten Bitcoin-Fürsprecherinnen im US-Mainstream. Johnson hat sich bereits im Mai 2017 öffentlich für Bitcoin ausgesprochen. Sie will es auch nicht bei der Lagerung von Coins belassen, sondern hat sich zum Ziel gesetzt, den Zugang für Investoren zu vereinfachen. Ein möglicher Weg: Fidelity dürfte an einer eigenen Kryptobörse basteln und zwar schon seit einem Jahr.[5]

Auch das Wettrennen um die nächste große Bitcoin-Börse ist längst voll im Gang. Die Schweizer Börse arbeitet an einer Krypto-Trading-Plattform. Sie soll die “erste ihrer Art” werden und schon Anfang 2019 an den Start gehen. “Das ist der Beginn einer neuen Ära”, kündigte Jos Dijsselhof, CEO des Betreibers SIX, an: “Für uns ist vollkommen klar, dass vieles von dem, was in der digitalen Welt geschieht, die Zukunft unserer Industrie bestimmen wird.”[6]

Die Börse in Toronto, Kanada, hat ähnliche Pläne. Auch die Börse Stuttgart in Deutschland will in den Markt. Man bastelt an einer eigenen App, genannt “Bison”, die es Anlegern erlauben soll, ohne Gebühren digitale Assets zu kaufen. Auch eine Trading-Plattform ist geplant. Die Deutschen gehen aber noch ein Stück weiter. Sie wollen auf ihrer Plattform auch ICOs möglich machen, deren Coins dann sofort handelbar sind.[7]

Bisher wird der Markt von der ursprünglich in China gegründeten Börse Binance dominiert. Binance selbst ist aber kaum mehr als ein Jahr alt. Die Schnelllebigkeit des Bitcoin-Marktes und teils unklare gesetzliche Regelungen habe dazu geführt, dass Binance nach China und Hong Kong auch in Malta Fuß gefasst hat und zuletzt auch in Liechtenstein, in der Heimat von Incrementum. Eine Kooperation zwischen der Liechtensteiner Kryptobörse LCX soll Anlegern ein Fiat-Gateway in Euro und Schweizer Franken eröffnen. Gleichzeitig hat die Regierung in Liechtenstein ein neues Gesetz auf den Weg gebracht, das Kryptofirmen und ICOs anlocken soll.[8]

Ziel ist es, dem Krypto Valley in der Schweiz Konkurrenz zu machen. Lt. Anwalt und Softwareentwickler Thomas Nägele, prüfen immer mehr Blockchain-Firmen die Gesetzeslage in Malta, Gibraltar, der Schweiz und Liechtenstein und entscheiden sich dann für Vaduz.[9] Der sogenannte “Blockchain Act”, der Mitte 2019 in Kraft treten soll, ist die Idee des liechtensteinischen Regierungschefs Adrian Hasler, der sogar dem Bitcoin-Medium Cointelegraph ein Interview gegeben hat.[10] “Wir können eine global orientierte und gut ausgebildete Szene sehen, die sehr stark in den Fortschritt bei Blockchain-Technologien involviert ist. Wir glauben, dass wir erst am Anfang einer aufregenden und langfristigen Entwicklung stehen”, sagte Hasler. In dieser Ausgabe unseres Reports finden Sie auch ein ausführliches Interview mit dem Regierungschef Liechtensteins.

ETF oder kein ETF?

Welche drei Buchstaben sind im Bitcoin-Sektor derzeit am wichtigsten? Nein, nicht FUD (Fear Uncertainty Doubt), sondern ETF (Exchange Traded Funds). Nichts bewegt den Preis derzeit so sehr wie die Frage, ob und wann die US-Aufsicht SEC einen Bitcoin-ETF genehmigen könnte. Es dürften unzählige Anträge vorliegen. Bisher hagelte es aber nur Absagen, erst Ende August gleich für neun potenzielle ETFs. Die Entscheidung sei kein Urteil über Bitcoin an sich, so die SEC. Vielmehr gehe es darum, Anleger vor den unsicheren und manipulierten Kryptomärkten zu schützen. Übersetzung: Bitcoin ist der SEC noch nicht erwachsen genug. [11]

Woher aber kommt die Aufregung rund um einen möglichen Bitcoin-ETF? So ein ETF wäre die wohl bequemste Form für ein Bitcoin-Investment, weil zumindest alle technischen Unsicherheiten für den Anleger beseitigt wären. Man kann die Situation bei Bitcoin am besten mit Gold vergleichen. Wer das Edelmetall physisch kaufen will, braucht einen Händler, einen Safe und eine Versicherung.

Wer es wiederverkaufen will, muss das Gold aus dem versicherten Safe nehmen und einen Käufer finden. Das ist zwar für überzeugte Goldbugs, die auf ein physisches Investment schwören, die bis heute beliebteste, wenngleich durchaus aufwendige Methode. Aktien kann man ja auch per Knopfdruck kaufen. Und ein ETF ermöglicht das eben für Edelmetalle und in Zukunft vielleicht für Bitcoin. Die mühselige Arbeit des physischen Kaufs und der Lagerung übernimmt der ETF-Betreiber. Der Anleger muss nur noch auf einen Knopf drücken.

Einige Beobachter meinen, dass die Einführung eines Gold-ETF im Jahr 2004 sehr wichtigfür den Bullenmarkt von Gold war. Jetzt hoffen viele Bitcoin-Anleger auf denselben Effekt für ihr bevorzugtes Asset. Allerdings lässt der ETF auf sich warten und jede Ablehnung oder Verschiebung einer Entscheidung durch die US-Aufsichtsbehörden drückt auf den Preis.[12] Unserer Meinung nach macht es keinen Sinn, ein Bitcoin-Investment allein von der ETF-Frage abhängig zu machen. Es wird mittel- bis langfristig einen oder mehrere solche Vehikel geben. Aber die laufende Debatte ist vor allem bedeutend, weil sie auf Basis der Fundamentaldaten von Bitcoin geführt wird. Soll heißen: Nur wenn die Märkte für die Kryptowährung tief und “erwachsen” genug sind, kann die Aufsicht einem ETF auch zustimmen.

Die Ende 2017 eingeführten Bitcoin-Futures waren ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Die Börse CBOE ist auch im Rennen um einen ETF und hat unserer Meinung nach die besten Chancen, Teil der ersten genehmigten Tranche zu sein. Bitcoin sollte von den Aufsichtsbehörden wie Gold und andere Rohstoffe behandelt werden, sagt die CBOE. Aber wann der erste ETF genehmigt wird, lässt sich aktuell nicht abschätzen. Es kann sich um Wochen, Monate und sogar Jahre handeln. Alles hängt davon ab, wie schnell sich die Märkte entwickeln.

In einer Reaktion auf die SEC haben sich einige amerikanische Börsen zusammengetan, um Regeln und Standards für die junge Industrie auszuarbeiten. Diese “Virtual Commodity Association” wurde von den Gemini-Gründern Cameron und Tyler Winklevoss ins Leben gerufen.[13]

Ein Game Changer namens BAKKT

Manche Betreiber werden gar nicht auf die ETF-Entscheidung der US-Aufsicht warten wollen. Das Ziel, mehr Investoren in den Sektor zu locken, lässt sich auch auf anderem Wege erreichen. Der vielleicht wichtigste Game Changer könnte direkt von der Intercontinental Exchange (ICE) kommen, die mit der New York Stock Exchange (NYSE) die größte Börse der Welt betreibt.

Schon im November will man einen Futures-Kontrakt mit “physical delivery” auflegen. Es sollen also “echte” Bitcoins fließen. Als Basis soll die bestehende Infrastruktur der ICE dienen. Später soll eine eigene Firma, genannt BAKKT, die Kryptopläne der Börse übernehmen. Auf Basis der Microsoft Cloud soll eine neue Krypto-Handelsplattform entstehen. Aber die Pläne gehen noch viel weiter.[14]

“Durch die Verbindung einer regulierten Infrastruktur mit institutionellen und privaten Anwendungen für digitale Assets, wollen wir das Vertrauen in die Assetklasse global stärken”, sagte der CEO von ICE, Jeffrey Sprecher, der auch nicht davor zurückschreckt, das Potenzial von Bitcoin konkret anzusprechen: “Bitcoin könnte die Bewegung von Geld global massiv vereinfachen. Es hat das Potenzial, die erste weltweite Währung zu werden.” An dieser Stelle sind wir zwar geneigt darauf hinzuweisen, dass Gold seit Jahrtausenden als global akzeptierte Währung fungiert. Wir wissen die Offenheit von Sprecher gegenüber der Innovation Bitcoin aber zu schätzen.[15] Sprecher merkt an, dass der Handel mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen klare Regeln braucht und eine verlässliche Infrastruktur. Hier stehen wir ganz klar noch am Anfang der Entwicklung.

Einer der ersten Partner von BAKKT soll Starbucks werden. De facto dürfte es darauf hinauslaufen, dass man seinen Iced double tall decaf peppermint cafe latte bald mit digitalem Geld kaufen kann. “Starbucks soll eine wichtige Rolle dabei spielen, praktische, vertrauenswürdige und regulierte Anwendungen für Konsumenten zu entwickeln, um ihre digitalen Assets in USD zu tauschen, um sie bei Starbucks zu verwenden”, sagte Maria Smith, Vizepräsidentin für Partnerschaften und Zahlungsverkehr bei Starbucks.[16]

Die “echte” Welt entdeckt Bitcoin

Phasen fallender Preise sind gut für Grundlagenarbeit. Deshalb kommen aktuell immer mehr Meldungen, die die fundamentale Situation der Bitcoin- und Kryptomärkte zwar verbessern, die Preise aber nicht sofort beeinflussen. FUD und ETF sind keineswegs die einzigen Abkürzungen, die die Kryptowelt bewegen. Viele Wege führen in Richtung einer größeren Verbreitung und Akzeptanz von Bitcoin. Und so wie in unseren bisherigen Reports können wir auch in dieser Ausgabe eine ganze Reihe von Belegen aufzählen, dass Bitcoin in der “richtigen Welt” angekommen ist. Und wenn nicht dort, dann zumindest an der Wall Street.

Das CFA-Institute, wo zehntausende Menschen diffizile Prüfungen zu Finanzthemen ablegen, um sich später “zertifizierte Experten” nennen zu dürfen, ist jetzt auch auf den Bitcoin-Zug aufgesprungen und hat Fragen zu den Themen Krypto und Blockchain in ihre Materialien integriert. “Der Sektor entwickelt sich viel schneller als andere”, so Stephen Horan, Managing Director für Ausbildung beim CFA-Institute in Charlottesville, Virginia, und ergänzt: “Das ist keine vorübergehende Modeerscheinung.” Offenbar reagiert das CFA-Institute auch auf die steigende Nachfrage aus Asien, wo ein Großteil des Krypto-Handels stattfindet.[17]

Noch ein paar Abkürzungen gefällig? Fangen wir mit IMF an. Der Internationale Monetary Fund ist so etwas wie das Zentrum des internationalen Mainstream-Geldsystems. Es versteht sich von selbst, dass man dort lange skeptisch war gegenüber Bitcoin. Aber inzwischen gibt es ein Umdenken. Die Chefin des IMF, Christine Lagarde, ging sogar soweit zu sagen, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen das Finanzsystem “sicherer” machen könnten. Allerdings nur im Idealfall. Sie warnte, wie es sich für die Chefin des IMF gehört, im selben Satz vor “einem neuen Vehikel für Geldwäsche und Terrorfinanzierung”. Immerhin kann sich der IMF nun eine Welt vorstellen, in der traditionelle Banken und private Gelder wie Kryptowährungen existieren.[18]

Auf der Ebene der Zentralbanken ist man sich uneinig. Die Bank for International Settlements (BIS), die oft als “Zentralbank der Zentralbanken” bezeichnet wird, hat sich als harter Bitcoin-Gegner positioniert. In einem 24 Seiten langen Report rechneten die Ökonomen der BIS im Juni mit Bitcoin ab. Das sei schon heute ein “Umweltdesaster” und werde nie die Versprechen erfüllen, die seine Erfinder abgegeben haben.[19]

Die dezentrale Struktur von Kryptowährungen sei eine Schwäche und keine Stärke für Währungen, so die BIS. Es sei “einfach zu riskant”, die globale Wirtschaft ohne ein Zentrum zu betreiben. “Das dezentrale Konsensprinzip ist so fragil, dass das Vertrauen in das System jederzeit verschwinden kann”, so der Report, der fortsetzt: “Das bedeutet, dass Kryptowährungen einfach aufhören können zu existieren, was zu einem totalen Verlust ihres Wertes führen würde.” Zudem bestehe die Gefahr, dass Bitcoin das gesamte Internet zum Stillstand bringen könnte.

Ein wenig entspannter sieht Jay Powell, Chef der US-Notenbank Fed, die Sache. Der Kryptosektor sei nicht groß genug, um eine Gefahr für das Finanzsystem darzustellen, so Powell in einer Anhörung Mitte Juli. Die Fed habe keine Aufsicht über Kryptowährungen und wolle sie auch nicht regulieren, so Powell.[20]

Der finale Showdown

Der Preis von Bitcoin und allen Altcoins befindet sich seit Beginn des Jahres in einem Abwärtstrend. Wie wir gesehen haben, nutzen viele seriöse Player diese Zeit für den Aufbau neuer Infrastruktur. Ganze Staaten, wie etwa Liechtenstein, bereiten sich auf die nächste Phase der Blockchain-Revolution vor. Auch traditionelle Player wie der IMF, die Fed und die BIS haben Bitcoin und Co. im Auge.

Gleichzeitig wird der Sektor weiterhin von Kinderkrankheiten geplagt. Zentral ist hier die ICO-Bubble, vor der wir schon in unserem allerersten Report gewarnt haben. Die ist noch nicht verschwunden. Niemand geringerer als Jihan Wu, CEO des Bitcoin Mining-Giganten Bitmain, erwartet aber genau das: “Ich glaube, dass ICOs eine nicht nachhaltige Finanzblase sind, die irgendwann platzen wird. In einem oder zwei Jahren. Das ist nur eine Frage der Zeit. Sie wird einfach verschwinden.”[21]

Wu glaubt zwar daran, dass traditionelle Assets in Zukunft in Form von Tokens handelbar sein werden, nicht aber an Crowdfunding in Form von ICOs. Freilich: Er will seine Firma Bitmain durch einen klassischen IPO an die Börse bringen, hat also seine eigene Agenda. Aus unserer Sicht hat er dennoch Recht. ICOs waren der Hype des Jahres 2018 und haben vor allem den Preis von Ethereum in die Höhe getrieben. Wie weit die Preise fallen können, wenn diese Blase endgültig platzt, wollen wir uns gar nicht vorstellen. Wobei Wu vor allem Aufmerksamkeit verdient, weil er im Unterschied zu vielen anderen, die sich zu Kryptowährungen äußern, weiß, wovon er spricht.

Die tiefste Preisprognose, die wir finden konnten, stammt dieses Mal vom berühmten Ökonomen Joseph Stiglitz. Der sagte im Juli, dass die Staaten irgendwann den “Hammer” gegen Bitcoin einsetzen werden und die Kryptowährung zu Tode regulieren werden. “Die Mächtigen werden anonyme Transaktionen regulieren. Da kann man sich sicher sein. Bitcoin kann in 10 Jahren nur 100 USD wert sein.”[22]

Dem können wir nicht direkt widersprechen, weil niemand in die Zukunft sehen kann. Eigenartig ist aus unserer Sicht aber die konkrete Zahl. Vor 10 Jahren gab es Bitcoin noch nicht mal. Manch frühe Bitcoin-Anleger können sich noch an eine Zeit erinnern, in der 100 USD eine verrückt hohe Prognose waren. Dass der Skeptiker Stiglitz Bitcoin überhaupt einen Wert zugesteht und sogar sagt, dass es in 10 Jahren noch existieren wird, ist unserer Meinung nach Sensation genug. Aus Anlegersicht sind solche extremen Prognosen immer mit Vorsicht zu genießen, sowohl die der Bären, als auch die der Bullen.

Auftritt Tim Draper. Der Milliardär und Gründer der Venture Capital Firma Draper Fisher Jurvetson sieht für die Zukunft eine völlig andere Welt als Stiglitz und andere Skeptiker: “Ich glaube, dass Kryptowährungen die Fiat-Währungen in den nächsten fünf bis sieben Jahren überholen werden. Ich halte viele Kryptowährungen – hauptsächlich Bitcoin. Ich kaufe noch viel mehr. Ich glaube, dass das die Zukunft ist. Fiat ist die Vergangenheit. Ich habe noch ein bisschen Fiat für die alltäglichen Transaktionen. Aber ich glaube, dass sich das in den nächsten paar Jahren ändern wird.”[23]

Dass es in der Kryptowelt weiterhin zu Hacks und Diebstählen kommt, wie zuletzt beim Ethereum-basierten Netzwerk Bancor, beunruhigt Draper nicht. Hacks gäbe es auch in der traditionellen Bankenwelt. Er sieht diese Angriffe aber als Argument für die Sicherheit von Bitcoin. “Je größer das Netzwerk von Wallet Besitzern, Minern und Stakeholdern, desto sicherer ist die Kryptowährung. Bitcoin ist also die sicherste.”[24]

Draper hat eine faszinierende Vision für die Zukunft der Finanzwelt. Er glaubt, dass Kryptowährungen die Umlaufgeschwindigkeit (Velocity) des Geldes erhöhen werden: “Der aktuelle Markt für Währungen ist 86 Billionen USD groß. Ich erwarte, dass er in den nächsten 10 Jahren auf rund 140 Billionen anwachsen wird. Dieses Wachstum wird in Krypto geschehen. Ich gehe davon aus, dass die Verwendung von Fiat-Währungen zurückgehen wird und dass der Kryptosektor bis zu 100 Billionen dieses Marktes einnehmen könnte. Bitcoin sollte davon 10 Prozent abbekommen, also 10 Billionen. Es gibt also noch viel Luft nach oben.” Da hat er Recht. Am absoluten Höhepunkt, als Bitcoin bei fast 20.000 USD stand, war der gesamte Markt nicht einmal eine Billion USD groß. Viele Analysten gehen kurz- und mittelfristig dennoch davon aus, dass wir Bitcoin im Bereich von 5000, 4000 oder sogar 3000 USD sehen könnten, bevor der Bärenmarkt vorbei ist.

Langfristig wird es faszinierend zu beobachten, ob Stiglitz oder Draper Recht behalten. Bitcoin und Krypto haben wahrscheinlich das Potenzial, Drapers Vision Wahrheit werden zu lassen. Aber auf dem Weg dorthin werden vermutlich viele traditionelle Finanzinstitutionen, die derzeit über unvorstellbare Macht verfügen, einfach verschwinden. Wir können also nachvollziehen, dass Stiglitz mit massiver Gegenwehr rechnet. Um Bitcoin tatsächlich zu stoppen, wäre aber wohl internationale Kooperation auf einem bisher nicht vorstellbaren Niveau nötig. Die Vision von Satoshi Nakamoto scheint also intakt. Bitcoin bläst tatsächlich zum Endkampf gegen Fiat. Neu gegen Alt. Online gegen Offline. Zentral gegen Dezentral. Und egal wie es ausgeht, spannend wird es auf jeden Fall.

[1] Vgl. “U.S. investor sues AT&T for $224 million over loss of cryptocurrency,” Gertrude Chavez-Dreifuβ, Reuters, August 15, 2018. https://www.reuters.com/article/us-cryptocurrency-at-t-lawsuit/u-s-investor-sues-att-for-224-million-over-loss-of-cryptocurrency-idUSKBN1L01AA

[2] Vgl. “The SIM Hijackers,” Lorenzo Franceschi-Bicchierai,Motherboard, July 17, 2018. https://motherboard.vice.com/en_us/article/vbqax3/hackers-sim-swapping-steal-phone-numbers-instagram-bitcoin

[3] Vgl. “Bitcoin Trading in Venezuela is skyrocketing amid 14,000% inflation,” John Detrixhe, Quartz, June 8, 2018. https://qz.com/1300832/bitcoin-trading-in-venezuela-is-skyrocketing-amid-14000-inflation/

[4] Vgl. “Regulated Crypto Custody Is (Almost) Here. It’s a Game Changer,” Olga Kharif and Sonali Basak, Bloomberg, June 18, 2018. https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-06-18/regulated-crypto-custody-is-almost-here-it-s-a-game-changer

[5] Vgl. “Fidelity, a household name in American investing, is plotting a big move into cryptocurrency trading,“ Frank Chaparro, Business Insider, June 6, 2018. https://www.businessinsider.de/fidelity-a-household-name-in-american-investing-is-plotting-a-big-move-into-cryptocurrency-trading-2018-6?r=US&IR=T

[6] Vgl. “A Traditional Stock Exchange Is Also Going to Trade Cryptocurrencies Like Bitcoin,“ David Meyer, Fortune, July 6, 2018. http://fortune.com/2018/07/06/swiss-stock-exchange-cryptocurrencies/

[7] Vgl. “Boerse Stuttgart to develop ICO platform and MTF for cryptocurrency trading,” Finextra, August 2, 2018. https://www.finextra.com/newsarticle/32477/boerse-stuttgart-to-develop-ico-platform-and-mtf-for-cryptocurrency-trading

[8] Vgl. “Binance LCX Launches Fiat-toCrypto Exchange in Liechtenstein,” Ana Alexandre, Cointelegraph, August 16, 2018. https://cointelegraph.com/news/binance-lcx-launches-fiat-to-crypto-exchange-in-liechtenstein

[9] Vgl.“Krypto-Start-ups entscheiden sich selten gegen Liechtenstein,” Pascal Züger, Cash, August 13, 2018. https://www.cash.ch/news/politik/blockchain-vaduz-krypto-start-ups-entscheiden-sich-selten-gegen-liechtenstein-1199004

[10] Vgl. “PwC’s Pierre-Edouard Wahl: Blockchain Can Bring Positive Competition to Swiss Banking Space,“ Molly Jane Zuckerman, Cointelegraph, August 8, 2018. https://www.cash.ch/news/politik/blockchain-vaduz-krypto-start-ups-entscheiden-sich-selten-gegen-liechtenstein-1199004

[11] Vgl. “Bitcoin ETFs Aren’t Coming Any Time Soon Thanks to the SEC,” Rachel Evans and Lily Katz, Bloomberg, August 23, 2018. https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-08-23/bitcoin-etfs-won-t-be-coming-any-time-soon-thanks-to-the-sec

[12] Vgl. “Are Bitcoin ETFs Back on the Table Again?,” Crystal Kim, Barron’s, March 27, 2018. https://www.barrons.com/articles/are-bitcoin-etfs-back-on-the-table-again-1522179678

[13] Vgl. “The Biggest Digital Exchanges Are Teaming Up To Police the Crypto Space,” Matthew Leising, Bloomberg, August 20, 2018. https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-08-20/winklevoss-effort-to-police-bitcoin-signs-up-more-exchanges

[14] Vgl. “NYSE-owner ICE to form new company for digital assets,” John McCrank and Anna Irrera, Reuters, August 3, 2018. https://www.reuters.com/article/us-ice-cryptocurrency-bakkt/nyse-owner-ice-to-form-new-company-for-digital-assets-idUSKBN1KO1QN

[15] Vgl. “Breaking: World’s Biggest Stock Exchange Operator is Launching a Bitcoin Market,” CNN, August 3, 2018. https://www.ccn.com/breaking-worlds-biggest-stock-exchange-operator-is-launching-a-bitcoin-market/

[16] Vgl. “New Starbucks partnership with Microsoft allows customers to pay for Frappuccinos with bitcoin,” Sarah Whitten and Kate Rooney, CNBC, August 3, 2018. https://www.cnbc.com/2018/08/03/starbucks-partners-with-microsoft-ice-on-new-cryptocurrency.html

[17] Vgl. “This Is Not a Passing Fad’: CFA Exam Adds Crypto, Blockchain Topics,” Michael Patterson and Andrea Tan, Bloomberg, July 16, 2018.   https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-07-16/cfa-exam-adds-crypto-blockchain-topics-as-wall-street-dives-in?srnd=cryptocurriences

[18] Vgl. “Bitcoin tools could make finance system safer, says IMF boss,” Richard Partington, The Guardian, April 16, 2018. https://www.theguardian.com/technology/2018/apr/16/bitcoin-tools-could-make-finance-system-safer-says-imf-christine-lagarde

[19] Vgl. “Bitcoin Could Break the Internet, Central Bank Overseer Says,” Edward Robinson, Bloomberg, June 18, 2018. https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-06-17/bitcoin-could-break-the-internet-central-banks-overseer-says

[20] Vgl. “Powell Says Cryptocurrencies Aren’t Big Enough to Pose a Threat,” Olga Kharif, Bloomberg, July 18, 2018. https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-07-18/powell-says-cryptocurrencies-aren-t-big-enough-to-pose-a-threat?srnd=cryptocurriences

[21] Vgl. “ICOs an ‚Unsustainable Financial Bubble’: Jihan Wu,” CCN, August 22, 2018. https://www.ccn.com/icos-an-unsustainable-financial-bubble-jihan-wu/

[22] Vgl. “Bitcoin price warning: BTC will drop to ‘$100’ after being ‘regulated into oblivion’,” David Dawkins, Express, July 9, 2018. https://www.express.co.uk/finance/city/985964/Bitcoin-price-ripple-cryptocurrency-ethereum-BTC-to-USD-XRP-Joseph-Stiglitz

[23] Vgl. “Billionaire Investor Bill Draper Explains Why Bitcoin Will Hit $250,000 in 2022,” Jordan French, The Street, July 25, 2018. https://www.thestreet.com/investing/bitcoin/billionaire-tim-draper-super-bullish-on-bitcoin-14603011

[24] Vgl. “Another Crypto Fail: Hackers Steal $23.5 Million from Token Service Bancor,” Jeff John Roberts, Fortune, July 9, 2018. http://fortune.com/2018/07/09/bancor-hack/

Advisory Board Meeting Q4

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Mark Valek:

Welcome to our Advisory Board Crypto Research Report of the fourth quarter. A lot has been going on and we are very happy to have all of you here again to talk about some of the developments. Pricewise, cryptocurrency markets are generally still on the weaker side, we have been experiencing a bear market basically throughout the year, correlations remain high and only very few tokens experienced an uptrend. Most of them are down since the peak which occurred at the beginning of the year. So we find a minus of 60, 70 or 80 percent pretty common across all kinds of different tokens.

We talked about that already last time, I think Max brought up the fact that during bear markets typically a lot of technical advancements happen which are in turn often overseen by the markets, so I would like to start with Max.

How do you see current developments, perhaps starting off with Bitcoin’s lightning network? We have been covering this, but I think it is worth to follow the latest developments, because it is a very important feature of Bitcoin once it actually starts being implemented and starts working well. Max what are your thoughts on the development?

Max Tertinegg: 

First of all, I read the statement “Bear markets are the perfect environment for true technical innovation” already in your last report, which I quite agree on and thus I´m very positively inclined towards our current situation. On the lightning side, there is still one big problem holding back the adoption process which is the consumer user interface. Since our last talk there are no decent lightning enabled wallets enabling anyone to use it on a daily basis, for example on a smartphone. I tried to install a lightning wallet myself on my iPhone and even though being a technical guy, I struggled doing so. I don´t think about going out to the street and telling someone to install a lightning wallet, because we are just not there yet. So that is the big problem holding us back at the moment, but the backend developments are looking good: node counts still going up, transaction volumes are going up, the total balance of Bitcoin locked up in the lightning network is going up, so this all looks very good to me.

Mark Valek:

Ok great. Do you have sources where one can look this up? This is certainly very interesting material to keep track of. 

Max Tertinegg: 

Sure, there are some websites, where you can just look out for these indicators here.

Mark Valek: 

Perfect, I am sure that will be of interest to many people. Thanks, I have another question for you Max on Ethereum. Ethereum is underperforming; utility coins are generally underperforming Bitcoin this year. I think this is in part because of ICO activity drastically going down. How do you see this playing out relative to Bitcoin?

Max Tertinegg: 

As you might have already found out, I am sort of a Bitcoin maximalist, I see Bitcoin currently as the only real valuable decentralized coin out there. I think that more and more people are starting to realize that many of these tokens and coins which are decentralized or digital assets won’t end up being that valuable in the future. This certainly is one aspect explaining underperformance. The other thing is of course the more or less implosion of the whole ICO business. One of the big reasons for Ethereum`s success last year was the explosion of the number in ICOS and this went down drastically this year, going hand in hand with a significant drop in the value of Ethereum. I am not saying that I oppose Ethereum’s value proposition, it is an interesting platform for many decentralized applications, but from an investor’s perspective who wants to store value over mid-to-long term, I think that Bitcoin will definitely be the winner and we see this by Bitcoin’s dominance index going up. I think we are currently around 55%, which is a very strong sign.

Mark Valek: 

Ok thanks, I share your view and think this consolidation made investors more and more aware of where to put their money into. That leads me to my next question, which will be directed to you, Oliver. What is your stance on current ICO projects, I think you are active in consulting ICOs as well, what is your experience on that side?

Oliver Völkel: 

I can confirm what Max said before, the market has sort of imploded. Although it is interesting to know that in absolute figures the market is still huge, yet somehow more concentrated. On the other hand, we see many people with brilliant ideas, which are by no means fraudulent, trying to raise funds through an ICO but not getting funded. That is how I see it from an economic perspective. From a legal perspective, I see that regulators have used the time wisely in the last couple of months. The Austrian regulator for example has issued new guidance a couple of days ago which was drafted in a very thorough manner and issued new guidance as to how to remain compliant with all local legislation. I think this was certainly a step in the right direction for Austria. If we look overseas to the US, we see that the SEC is going after token sales quite heavily now. Everything that has been done in 2016 and 2017 is being scrutinized a lot at the moment. I think this could also be the part of the reason why the ICO market is not performing so well, because of the scrutiny of regulators.

Demelza Hays: 

Ok, that is very helpful Oliver to discuss the latest updates in Austrian regulation. Another question that I have for you is have you seen any criminal court cases actually arise related to the blockchain technology yet?

Oliver Völkel:

I have indeed seen a couple of criminal investigations and some of them were concerning compliance with capital market regulations which is also a criminal offence in Europe and in most legislations around the world. The Austrian regulators seems to forward criminal charges to the prosecutor who is then taking over the cases and interestingly enough, as far as I know none of these cases have gone to trial yet. I think the reason for that is that also the prosecutor isn’t really confident what to do about these cases and has decided that even they cannot tell whether this is a criminal case or not so they can’t really press charges. This was one aspect. Another interesting development is in connection to how prosecutors try to get a hold of cryptocurrencies in the case of suspected money laundering with an ICO. I have talked to the guy responsible for that at the Austrian Bundeskriminalamt and it is quite a challenging but interesting question: How do you take Bitcoin from a money launderer into custody? What they have done in the past is simply take all the computers they could find and store their hard drives in the hope that nobody else has the private key over the cryptos. Another thing they are going to do is transferring crypto to wallets which only the government has the private keys to. This is also interesting in terms of criminal law.

Demelza Hays: 

So, no concrete court cases yet. The reasons why I am asking this is because I am curious to see a court case where a Coin promises to pay out dividends or some type of interest payment to investors and then fail to do so. I am wondering if an investor goes to court and says that this company engaged in fraudulent or negligent behavior. Will the courts actually take action, can investors even take companies to court, not for criminal, but for civil cases? Right now investors are circumventing the entire regulated financial market. My question is, are the courts still responsible for judicating this type of cases?

Oliver Völkel:

Sure they are. I can only speak for the European side; in the US it is a whole different issue. In Europe and Austria in particular, if a company were to issue coins with a fraudulent attempt then you could press criminal charges against it. In terms of civil liability, you would have to make a distinction: have you participated in a private token sale or just purchased coins on the secondary market. If you are somebody who has purchased coins on the secondary market, most likely if they are not labeled as securities (security tokens) you can’t really do much in terms of action against the company that has issued them in the first place. Perhaps you could file a claim against the person you have purchased the coins from if you know that person. But if it was a primary investment, if you have purchased coins or tokens from the issuing company directly, then you could under European law file a suit based on the consumer rights protection act. The most promising approach in terms of ICO that I have seen, is to argue, if that is the case, that you have not been informed properly about the risks associated with the purchase and that the sale of the coins has violated these information obligations. If you are lucky then you could have a right of withdrawal from your contract for 1 year and 14 days, which is a relatively long period of time to decide to withdraw from the investment. This is the most promising approach at the moment in my view.

Demelza Hays: 

Ok, so the bottom line is we all need to know a good lawyer. One last question from my side, do you know of any successful tokens that have received a license to be a security?

Oliver Völkel:

That is an interesting question. In Liechtenstein there was a capital market prospectus published for security tokens which is as far as I know the first in Europe. Unfortunately, it is not going to be us, but here in Austria I expect by the end of this month that we will also have the first registered security token offering to start or at least have the prospectus approved by the Austrian regulator. So this is also moving forward now.

Demelza Hays: 

Thanks, Oliver. To open it up to Stefan and Max about their general view points, do you see a future for tokens that are also securities?

 Max Tertinegg:

Yes, I see a future for this one, but the main development has to be on the regulatory side, not on the technical side, but definitely, I see a future. I think it will take a couple of years until they have this ready, so one or two year from my perspective.

Oliver Völkel:

If I may add something there, the thing is not only that you need issuers who use the blockchain to issue their securities, but you also need exchanges where you could trade these securities and I do not know of any crypto exchange that is licensed to trade real securities. The infrastructure for that is still a missing ingredient as well.

Mark Valek: 

Thank you, switching gears: Stefan, in terms of performance, gold obviously has outperformed crypto this year, not too much on the upside yet I would say but on a relative basis gold was a much better play this year. My question is, do you see gold investors opening up to cryptos, I guess the market climbing isn’t super in favor as I said, but what is your feeling in terms of gold and crypto overlap from the investor´s perspective, has anything changed in this aspect?

Stefan Wieler:

Sure, allow me to add to the securitization of crypto tokens first. There have been some interesting developments in the Swiss market over the past couple of months. There is one company called the Swiss Crypto Exchange and they are actively looking to be a fully licensed exchange and exactly servicing that market. There has been another interesting development also in Switzerland, called Siba Crypto AG and they raised 100 Million Swiss francs to build a bank that offers cryptocurrency services to companies and investors as well as banking the entire industry. People are actually unaware of this but behind these companies are kind of the usual suspects, pretty much all of them come from the banking industry. I mean obviously they have tech guys in it, but the driving force behind this development are typically bankers. I find it interesting and I totally agree with what was previously said, it is a regulatory issue and it will take time to do that.

So, going back to your question on the interplay of gold and crypto from the investor side. We see some of that, because we are offering both and that said we still haven’t gone live with BlockVault. I hope by the time the transcript of this call goes out, we will actually be live, but we do offer cold storage for some cryptocurrencies already. Most of our clients own gold and other precious metals and they also go into the crypto side. The turnover is relatively large; I would say there is a relatively limited amount of our customers that are actively engaging in the crypto market at this point. Obviously, it is hard to see this from the data, but we have long-term customers that are convinced in gold and they might not be interested in cryptocurrencies and it is rather recent customers which are generally younger that are more interested on the crypto side. We have not done a detailed analysis of these trends yet. You don’t see people that are selling all their gold and just going into cryptocurrency. Usually they have both, their common threat is more that they distrust the fiat currency system and they distrust the banking system and so that naturally opens them up to be receptive to the concept of cryptocurrencies and these people actually do like our services. We don’t have people that just come to us to buy cryptocurrencies in masses at the moment. Maybe once BlockVault is live, we are going to see that, but it is too early to tell.

Demelza Hays: 

Fascinating Stefan, to learn about what Gold Money and BlockVault are doing. One question I am curious about: Since Gold Money offers services to US clients, will BlockVault also offer custodian services to US clients? It seems like there is no company in the US or prime broker dealer that has been licensed by the SEC yet. That is really a bottleneck problem for large institutional investors in the US.

Stefan Wieler:

Yes, the plan is that this is open to everyone. The storage itself is not necessary in the US, so for instance, there will be a BlockVault AG which is a Swiss company and stores assets in Switzerland in one of our vaults which we already use for precious metal storage. What these companies are offering is simply storage of a physical object and that is open to everybody. I think the trick is that you are getting a trusted third-party auditor and a trusted third party insurance company to audit the insured goods. We already have a ton of US customers both from the public and institutional side in the US. It is a very large market of ours and we already do store all kind of stuff for them, mostly metals but we also hold money for them.

Mark Valek: 

Ok, Interesting. I just wanted to shortly introduce our team member Friederich who is also curiously listening in from NY and has got a question for you, Stefan, as well.

Friederich Zapke: 

Stefan interesting. I wanted to ask you one thing: I was wondering, as we see more and more systems moving  away from proof of work to proof of stake the following question arises for investors: You have tokens, you store them, but you can actually generate income within those proof of stake systems. I attended at a talk of Coinfund recently here in NY and they are saying that one of their major strategies right now is staking their coins, as opposed to merely sitting on them. They are looking for a solution of custodians that hold the coins, but also take those coins and stake them for transaction confirmation purposes and then actually generate income on these funds. Is GoldMoney looking into that direction as well?

Stefan Wieler:

The first thing when we will go live is simply going to be pure storage. That is going to be the offering. Our unique selling proposition is that we are insured and audited by KPMG. That enables a lot of institutional investors which simply so far had no way to invest for mostly legal reasons. Obviously, once the system is in place, the way it is set up, it is very flexible, so you could do a lot of things. Certainly, it should be able to at some point have the same functionality for cryptocurrencies that we have for precious metals. For example, GoldMoney owns a share of a company called LBT, lending borrowing trust, and LBT is a really cool company, that allows you to use your Gold as collateral to borrow fiat currencies. So let´s say you want to borrow $10 Million and you have $15 Million in gold, you can do that through Lending Borrowing Trust, by using the $15 Million dollars of gold as a collateral. It is basically a market place where you have lenders and borrowers, bringing them together and using the metal as collateral.
This generates extremely good conditions for the borrower and the lender has extremely liquid collateral. There is nothing holding us back from applying the same principle to the cryptocurrency side. Again, I cannot spill the secrets, what we are doing but once we are out, it will be quite clear, that it is a quite flexible system and you can do a lot with it. We do introduce something that has been taken away out of the cryptocurrencies, namely we are not decentralized, so you deal with one party which is us. Even though we centralize the risk for our customers, we actually don’t own anything, but there is an auditor and insurance company still going through us.

Stefan Wieler:

The way our partners are handling storage of cryptocurrencies is exactly the same way they handle metal. We can do anything you can do in the metal world. That said obviously given the volatility of cryptocurrencies, borrowing against any cryptocurrency becomes a little bit trickier than it is in metal world.

Mark Valek: 

Summing that up Stefan, GoldMoney has already branched out into quite a few areas of supply chain or value chain with regard to gold and crypto, right? So you got GoldMoney, BlockVault coming up, you have got Menē and LBT, are these all subsidiaries of GoldMoney?

Stefan Wieler:

With exception of LBT, which was founded by people that were closely affiliated with GoldMoney, among others James Turk the founder of the original GoldMoney, but it has always been a separate business. It was always meant to be a platform that serves GoldMoney’s clients. GoldMoney has over the past couple of months increased its share in the company several times, but we still hold the minority stake at this point. The other companies that you mentioned, BlockVault we own 100% and Menē we own I think at this point 40%.

Mark Valek: 

Great, thanks for that insight.

Demelza Hays: 

Fascinating! Just to open this backup to the whole group of advisors, one thing that I have seen lately is the emergence of stable coins or explosion of stable coins. Definitely some stable coins are being backed by gold. I actually think that the DAO project that imploded in 2016 is relaunching as a gold-backed coin and they are working with vaults in Asia from my understanding. In general Max, Oliver and Stefan do you see a future for stable coins? I mean because for example as a Bitcoin maximalist Max, I guess a stable coin would compete with Bitcoin wouldn’t it?

Max Tertinegg:

Sure, I have 2 answers: First one is, I don’t think that stable coins can function on the long run, because there is just too much risk. You have to hold assets to be represented by other assets, so I don’t think that it works from a technical perspective. The other thing I want to say is that we already have a stable coin and it is called Bitcoin, but the other currencies just do not know about this yet. I think that in 10 years everything will be referring to Bitcoin as the stable anchor of value. I think Bitcoin will be the stable coin. In the meantime, there might be some projects trying to stabilize their coin somehow, but I think most of them won’t work properly because of technical reasons.

Demelza Hays: 

Oliver any outlook from legal perspective or general opinion?

Oliver Völkel:

Actually, I would say that Max is correct. I see it the same way he does.

Demelza Hays: 

Wow that is a pretty strong opinion. This first security token that was approved by regulators in Liechtenstein, from my understanding will be a stable coin that is going to be offered by Union Bank, so it seems like there is a lot of investment in that area, but both of you are bearish on stable coins. Stefan do you have any thoughts?

Stefan Wieler:

Generally, I agree with my co-advisory board members. I am not sure why we need this; the whole idea of cryptocurrency independent from the blockchain was that you create something which has value on its own. So naturally, I am skeptical about this.

Demelza Hays: 

Max, what is Coinfinity doing, are there any new projects or any updates from your side?

Max Tertinegg:

We partnered up with the Austrian state printing company, which produces our ID cards and Passports, and we are doing a wallet (debit) card with them which we will launch in 2 or 3 weeks. It is a very secure way to store Bitcoin offline and, in the future, we expect to add further cryptocurrencies. Basically, it is a paper wallet, but a very sophisticated paper wallet, printed in the Austrian state printing house. They say they have the most secure room in Austria. I am not sure about this, but it is a highly secured room. State printing house guarantees that no one has ever seen the private key to a Bitcoin address; even them and they can approve it to the customer. The good thing is that you can take this Card Wallet and even use it for offline transactions of Bitcoin. So if you can trust that nobody else, than the owner of the card wallet has the private key, can you can put for example 1 BTC on the card and use it for offline payments, so you just hand over the card to another person and both of them know that there is no copy of the private key and the Bitcoin changed hands without having to touch the blockchain.

Stefan Wieler:

This is in a way similar to what we are going to do, too. You basically transact the wallet, the title of the wallet goes from one person to the other, but it actually never moves from one wallet to the other, unless you take physical possession in our case. So, if the customer comes to us and says he wants to have physical possession, obviously we don’t send him the piece of metal, there is a onetime transaction that goes into your wallet instead. It is the same thing, you are taking a little bit away of the idea of what a cryptocurrency is with decentralization but make it infinitely scalable on fast to trade with.

Max Tertinegg:

Exactly, in the best of worlds where everything is decentralized, you always have the problem of having to keep your private key secure. That is the basic problem and this is just one way to overcome this. I am not saying that it is a perfect way for every use case, but for many people who don’t know how to store their passwords or how to keep their computer secure it provides a great solution. Just just let the card wallet handle it for you, put it into your safe and 10 years later you pull it out again have the private key and that’s it.

Stefan Wieler:

How does the physical product get to the client?

Max Tertinegg:

That is the best part, it gets sent out directly by the Austrian state printing house.

Stefan Wieler:

So there is a robot that passes it?

Max Tertinegg:

Exactly and you get it in an envelope like you would get your ID or your driving license.

Stefan Wieler:

So what you are basically producing is an empty wallet and you are getting a physical thing that has a private key and a public key in it.

Max Tertinegg:

Exactly, the basis of the product is just empty wallets, just a credit card size card. First we are going to sell these without any Bitcoin, because then it is easy to sell it worldwide. If it would be preloaded with Bitcoin, we would have problems with different regulatory environments. Of course it would have been very interesting to do this, but we will sell preloaded cards only in Austria for the beginning.

Demelza Hays: 

That is just fascinating Max, and just to confirm, what did you call this card?

Max Tertinegg:

Card Wallets.

Demelza Hays: 

Is there a website where we could order this in 2 weeks from now?

Max Tertinegg:

Hopefully so, if you enter cardwallet.com, you would be redirected to our Coinfinity website and I hope we would have our preordering set up by then.

Demelza Hays: 

Ok that is terrific, thank you very much Max for the update. That is a product that I have been looking for a very long time. I think that is all that we have planned for today’s meeting and we want to thank all the advisors for coming on today. If there are any concluding statements, we open up the table for any remarks.

Demelza Hays: 

Ok, well going forward, we would like to invite all of you to join us for our very first blockchain breakfast, which is going to be a meeting specifically for professional investors in Liechtenstein, at our office is in Schaan and the meeting will be on November 21 from 8:30 am until 10:00 am and we are going to be discussing our fund and how we make investment decisions at Incrementum for cryptocurrency assets.


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Rechtliche Aspekte und regulatorische Probleme der Kryptowährungen – EU-Perspektive

Legal Aspects and Regulatory Issues of Cryptocurrencies – EU Perspective

In einem Vortrag bei der Federal Reserve Bank of Cleveland sprach Demelza Hays über die rechtlichen Aspekte und regulatorischen Fragen von Krypto-Währungen in Europa.

Lesen Sie hier die komplette Präsentation:


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Advisory Board Meeting Q2


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Oliver Völkel

Stefan Wieler

Max Tertinegg

Topics

  • Market Overview
  • Lightning Network
  • Regulation
  • Custody and Institutions
  • Final thoughts
  • The Bitcoin Standard (video)

Mark Valek: 

Welcome to our second advisory board meeting of the Crypto Research Report. Thank you so much for joining us again this quarter. Max Tertinegg co-founder & CEO of Coinfinity, Oliver Völkel, Partner at Stadler Völkel Attorneys and Stefan Wieler, who is Vice President & Corporate Sales at Goldmoney. In the line with me are our two new analysts, Andres and Friederich, who are also eager to learn more about your views.

I would like to open this advisory board meeting with some general thoughts on the markets: We have been seeing quite a prolonged bear market now in Bitcoin and generally in cryptocurrencies. On the one hand, this doesn’t come as a huge surprise after quite a big exaggeration in the markets during the turn of the year. The media hype was accompanied by a lot of retail money flooding the market. In my view, things are slowly cooling down somewhat.  

Moving on to the technical charts of Bitcoin/USD, the benchmark cryptocurrency. What we are seeing is that the RSI on a monthly and weekly basis, is cooling down substantially with levels of 44 and 40 respectively. In my view, there is a good probability that the bear market has not bottomed out yet.  

Just to give us a brief overview on each of your views we will make the round, starting off perhaps with Max.

Max Tertinegg: 

I´m very much in favor of this bear market and hope that it will continue in the upcoming months. Historically, these were the times when people interested in the technology enter the stage, while people hoping to make a quick buck are leaving it.

From a long-term perspective that is a good phase to be in for an ecosystem. So, we see much development going on currently on the technological front like for example the Lightning network. 

Nevertheless, I am not able to pinpoint a date when the market finally turns, nor am I a big fan of chart analysis. But there will be a turn-around, that’s for sure.  

Mark Valek:

Interesting thoughts from your side, I also listened to Julian Hosp. He just recently brought out a note, where he reminded people that during the last bear market, Ether came up, which was a technology breakthrough and, in the end, helped the market to turn around. So perhaps we are looking for something in that respect.

I’d like to talk a little bit more about the Lightning Network a little bit later though. Just to give the voice to the other board members, let’s move to Oliver: Do you have any specific ideas regarding the markets? 

Oliver Völkel:

I´m part of the legal profession, so I don´t regularly make estimates about future developments. From my point of view, the only important aspect is the technology. Meaning, I don´t really care about price fluctuations, since for me the central point is the technology as a facilitator of e.g. payments. If people can make money off of holding cryptos, that´s fine with me, but I´m primarily concerned with the use case and actually I think, in this regard, I would concur with what Max said: If you look at how transaction fees have developed over the last few years and the fact that they were becoming more and more of a problem in late 2017, the current phase is definitely beneficial to the technology.

Mark Valek:

Thanks Oliver. Over to you Stefan.  

Stefan Wieler:

Yeah, I mean I think last time we talked, we were already in a bear market and since then we sold off more but not that much. It´s an exciting time, because there are really two things going on: On one side you have the whole infrastructure around cryptocurrencies that is progressing rapidly, you see a lot of new players getting in even though the price is declining. A lot of people that were trading in other fields like FX or Commodities are moving to the crypto space.

On the other side we have the price levels. I mean, it´s really hard to pin down where it will bottom out and declining prices do not seem to have much to do with people losing interest in the technology itself. If anything, maybe part of it is that the US dollar, which is the strongest competitor in the currency world has been getting stronger for the past couple of months quite dramatically.

So, if you look at the USD trade weighted chart, it has been in decline since the end of 2016, while interest in cryptocurrencies has gone up. Conversely, since the end of 2017 the dollar has gotten stronger, while cryptocurrencies were in decline. Thus, we see some real implications to the narrative of bitcoin as an alternative store of value.

That said, I´m in the same camp as everyone here in the call. I can´t say exactly where it is going from here, but I´m also happy we had a consolidation and in the meantime the technology frontier is progressing. What we need in the whole space is a broader adoption and that is obviously easier with lower prices.  

Mark Valek:

Perfect, thank you. Just another follow-up regarding the current topic market and price action. So perhaps back to Max and his idea of volumes: What is happening on the volume side? It is looking quite supportive in your business, but can you generally grasp how far volumes have come down or stabilized? 

Max Tertinegg:

Yes, as I mentioned before it´s all a matter of reference point. If you look at the heights in mid-December 2017, then we are operating at 30% of the volume right now. But if you compare it with the same month year to date then we are slightly above last years’ levels. There is always a supportive basic volume, which won´t go away. We might have another hype coming and volumes potentially becoming unsustainable again, but this base volume of users that have been into bitcoin for several years already is here to stay.  

That´s as far as my view goes. 

Mark Valek:

Ok, thanks. To follow up on the Lightning Network from your side, Max. A lot of things are developing here. It has been discussed frequently, what implications this could have for the whole ecosystem and in particular to Bitcoin.  

Max Tertinegg:

I´m convinced the Lightning Network will be adopted on a very broad basis. So, technically you can do Bitcoin transactions directly peer to peer without the need to put the transaction on the Bitcoin blockchain, which solves the scalability issue. In some regard it also solves the anonymity problem, because in a sense, Bitcoin transactions are not anonymous but as a matter of fact very transparent.

Also, it solves the problem Bitcoin has with not being a sustainable platform for microtransactions. If we look at the developments. The number of lightning nodes that were in operation back in Q1 were in the one hundreds, right now we have around three thousand nodes. The more nodes are active the better it is for every participant. Once we have a Lightning Network that is also consumable, meaning that the consumer facing side is also existent, then the whole aspect of Bitcoin as a payment network will become interesting again.

We are still only at the stage where work on the protocol is done, but there are only very few practical Bitcoin wallets that can talk to the Lightning Network. Especially during the last bull run in December, Bitcoin was only used as a speculative investment tool and maybe even as a store of value, which is fine, but the payment application was completely disregarded. I would suspect that we will have a practical Lightning Network around the beginning of next year and then we´ll have an enormous growth in applications on the payment network. This will make Bitcoin more valuable and in turn drive its price upwards.  

Mark Valek:

Do you think the Lightning Network could be the topic that turns the market?  

Max Tertinegg:

Sure, it could be, but currently we have a negative correlation between positive news and the market behavior because right now there is basically only good news on a technical level, a lot of problems were fixed, Bitcoin cash forked out, yet the prices are falling. 

So, of course the Lightning Network could be the spark igniting a new bull run, but given how many other things are going on, I can´t make such a strong statement here. 

Mark Valek:

Ok, great. Switching gears. On the regulation side. One of the topics for institutional investors, to which we also have been talking increasingly recently, is uncertainty regarding regulation. FINMA has categorized three types of tokens in February, being payment, asset & utility tokens. Oliver, what´s your view regarding this classification generally and specifically the potential conflict of interest inherent to these types of tokens, thinking of problems with ICOs of utility tokens, camouflaged security tokens, etc.? 

Oliver Völkel:

Yes, sure. I would first like to add something to the discussion on the Lightning Network because it’s an interesting topic from a regulatory perspective as well. The thing is, it´s difficult to keep track of all the developments. It´s not just the Bitcoin network, but other networks as well, but we have seen a couple of things: In the US we have seen that the SEC has classified almost all new tokens that are issued and from which you could expect a likely increase in value as security tokens. European Security law is quite different to the one in the US, but it´s something to definitely keep in mind.

With regards to the Lightning Network, the point I wanted to make is the following. As far as I understand it, in a Lightning Network you only have two parties that open a channel between one another. That raises legal questions as to how to classify these networks. You can no longer discern a particular transaction at a given point in time on the Blockchain as you are effectively only updating balances of parties. This will pose really difficult regulatory questions, since we are beginning to move towards what could become an actual payment network which is, from a regulatory perspective, quite different from what the Blockchain is today.

It´s not just the emergence of the Lightning Network, but also for example the rise of the proof of stake consensus mechanism, where you have people staking funds and master nodes which serve different purposes than regular miners. This makes it difficult from a regulatory perspective because you might fall into a regime where you don´t want to end up. Of course, developers are not really considering this, but it could become problematic. 

Regarding ICOs, what the swiss authority did was use their current model and adapt it to different sorts of instruments that are being issued. We could do the same in Austria, I´m not sure, however, we really need to call different tokens the same way: asset, payment & security tokens. There are already laws in place that are quite similar. If you want to issue a token that can be adopted by a broad range of people that would accept these tokens as a medium of exchange there is EU legislation on payment instruments for example and then you could fall under this regulation.

The same is true if you have utility tokens that are being used for accessing a network or software that you are developing. It makes sense to structure tokens a certain way. I´m not sure we can simply say: Okay, there is a token, we call it an asset token and if it fulfills five requirements then we know you are on the safe side when issuing this token. It’s a little bit more complicated than that, there are many laws that interplay with one another. Small differences in the design can have a big impact on the legal classification. In the end you have to look at every single token in detail to figure out what it actually does. 

Disguising a security token as a utility token for example is an issue we haven´t quite solved yet. The legal consequences around security tokens are severe when you are not complying with the legislation. 

Mark Valek:

Ok, very interesting. Thanks for that. Perhaps, while we are on the topic you want to give us an idea of the experience you´ve had regarding a recent case, which, if I’m informed correctly, was the first case of a regulated security token within the EU. Is this correct? Who did you advise?

Oliver Völkel:

The case goes as follows: Europe wanted legislation in place that controls capital market offerings, and if you are selling instruments with a ticket size of over 100.000 Euros, this makes it a little easier, because this means you don´t have to get a capital market prospectus approved by one of the member states regulators. I´m sure people have used some sort of blockchain technology before to issue securities and most likely they have simply used one of the exemption.

One of our clients is trying to have a capital market prospectus approved by the Austrian regulator for issuing a security token. The idea is to issue profit participation rights on the Blockchain. So, basically what this means is that you collect money or in this case Ethereum or other cryptocurrencies, use it for your business and the return that you make in your company is then distributed proportionally to the token holders. What they are doing is cutting out the banking system because they don´t need a payment agent or anybody who would distribute the funds back to the investors. This would all be done in the Ethereum blockchain and they would issue a token, which would represent the actual security they are offering. As far as I know, if we get an approval by the Austrian regulator, then this would be the first European capital markets prospectus that has been approved by a regulator for a capital market´s issuing of security tokens on the Blockchain.  

It was quite challenging because we had to draft completely new concepts for everything. In a prospectus, you have to describe to investors how the blockchain technology works, how profit distribution works, how the subscription process works. In its basic form, it is quite the same as if you were to issue paper bonds, for example. It’s an interesting field of law currently.

Stefan Wieler:

May I ask something here? How do you handle that with international investors if they exclude certain markets and then it says in the prospectus that they cannot invest?

Oliver Völkel:

For the European markets we can passport the prospectus to other jurisdictions, the only thing that you need to do is have a summary in your prospectus in a language that is accepted by the country you are passporting to and show the taxation issues that investors from these countries have to know. If you do that for every member state of the EU you can pass port your prospectus into every member state of the EU. This is not done in this case, by the way, it’s only 7 or 8 major markets where investors ought to be addressed.

With regards to other markets outside the EU, this client has also done an offer in the US, which was checked by US legal counsel. With respect to other markets outside of the EU or US, we would advise to not make an offer in these markets unless you have checked the local laws. 

Stefan Wieler:

So, you cannot accept a Swedish person that comes to you with a prospectus that is not translated into Swedish and the Swedish person finds out that you cannot take it. Or is this just for outside the EU markets?

Oliver Völkel:

No, it’s more complicated than that. At least for the EU, as a rule of thumb, you always must comply with the national regulation that you are trying to make business in. With respect to the EU, it’s not that you are not allowed to sell security tokens to a Swedish person, but rather that you are not allowed to make a public offering of securities in Sweden unless you are relying on one of the exemptions or if you have a capital market prospectus that has been approved. The devil is in the details. But generally speaking, this is the rule of thumb.

Stefan Wieler:

Once the ICO is through, you are no longer in control of who is selling to whom. I assume that the company is no longer liable for anything when an imposter sells to a Swedish person, for example? 

Oliver Völkel:

Yeah, this not only relates to European law. If you are preparing a secondary market transaction and you could regard this as a public offering, then the person who would sell in the secondary market would also be under the requirements of having a capital market prospectus published. The idea behind this is to avoid issuing securities to one person, who then puts it on an exchange and then the actual selling process is done over the exchange. This leads to a whole bunch of really difficult questions such as: What constitutes a public offering and what does not?

The other problem is that, for an exchange to list a security token it needs to be a security exchange, they need to have a license for that and I have heard that there are actually exchanges in process of obtaining these licenses, but if an exchange doesn’t have such a license then they would usually refuse to list your token. We have seen this in the past regarding other tokens that have been issued. Exchanges effectively requested a legal opinion that this token was not a security, because they would, of course, then have to get a license. It’s not easy to get such a license.  

The more closely you look at it, the more legal problems you see. But it’s a matter of time until these problems are sorted out. The first ones, who will get a license for a securities exchange on the crypto-market will dominate the future.

I always try to make people aware of these legal obstacles but at the same time tell them what possibilities there are at the moment, because if you start now, you are the one most likely to dominate the market in the future. It’s just as simple as that. 

Mark Valek:

Great so that seems very exciting. Thanks Oliver for these insights. Perhaps we should go to our next block of topics “Custody and institutions”. We were talking about the potential influx of institutional investors during our last call and the same topic is often named as a potentially source for the next bull market for cryptocurrencies. Obviously, custody is one thing which is important for cryptocurrencies and even more for institutions.

Stefan, you told us last time that the company you are associated with, Block Vault, is working on custodian solutions for institutional investors. What are the newest developments in custody or related to institutional investors in your view and specifically with Block Vault as far as you can tell us? 

Stefan Wieler:

To summarize what we do with Block Vault: It’s currently 100% owned by Goldmoney. We will offer a third party audited, fully insured product custody product for cryptocurrencies.  We already have had a soft launch and we already acquired a client that is using our service. The company is called Malbex Resources, it´s a Canadian company with the ticker COIN CN on Bloomberg and they are a cryptocurrency merchant bank. The company owns a portfolio of cryptocurrencies and they have chosen us as their exclusive custodian.

Similar to what we offer in the precious metals space, Block Vault will offer third party audit and third-party insurance. We should have a full launch in the next couple of weeks. We just had our investor call for the year end results where our CEO gave the timeline for that, which is 4 to 6 weeks, when we go live with this. There is a lot of pent up demand for this as I said during the last call.

The reason why we are launching this is because we have been asked by some of our clients in the precious metals business. Josh Crumb, our Chief Strategy Officer, is leading this part of the company. He has done a lot of marketing and demand is coming mainly from Wall Street and there’s a lot of interest for the product and we are quite excited about that.  

The way we are doing this right now is, there will be two different products. First, everybody that holds cryptocurrencies with Goldmoney will, once it’s live, be moved on to Block Vault. So, we give all our clients that stored cryptocurrencies with us third party audit and insurance.

Second, we will offer a custody solution for any third-party company. The way we use the vaults of Brinks to store precious metals of our customers, other entities can use Block Vault as the vaulting solution for cryptocurrencies for their underlying business. For example, a future exchange can use Block Vault to store customer margins. Such entities will likely require a storage solution that satisfies regulatory requirement, and Block Vault can offer that. 

We firmly believe that our offering will be an important building block to broaden adoption of cryptocurrencies. I can’t say whether this should be the trigger for the next boom, I guess no one knows what is going to be the trigger for the next boom but we should hear soon about that.  

Mark Valek:

You mentioned Hedge Funds using you as a custody. What about regulated funds, could you also act as an outsourced custody solution for custodian banks, for instance? 

Stefan Wieler:

Yes, we are open to everybody. The custody business is meant for institutional investors in any form. Pension funds could use our custodian solutions as well as insurance companies. If cryptocurrencies are ever adopted for global trade, we could be there and serve as the custodian for exchanges. Or for example, you are already on a platform and you hold your cryptocurrency there but then we could have an agreement with this platform to be their custody solution, to offer their clients auditing and insurance.

For now, if you just want to use this product, then open a Goldmoney account and you can use it. It’s very simple, the same way you used it so far, in the future everything is going to be within Block Vault.  

Mark Valek:

Very good, in terms of currencies I would be curious what kind of currencies are you able to store or take custody of? 

Stefan Wieler:

Well, generally we can do anything that is a token. When we launch, we are going to have Bitcoin and Ethereum, but we are working on bringing other currencies as long as we have demand for it.

Mark Valek:

Perfect.

Max Tertinegg: 

May I ask you a question here, out of interest? I think I already asked this last time but I’m not sure. You said this Vault solution will be full third-party insured, so I was just wondering how this would be possible from a technical perspective, because how can it be determined, who had access to a private key or if there isn’t a copy of the private key so in case of theft.  

Stefan Wieler:

Yes, we have a solution for this. Yours is a very good question and it took us a lot of time to figure it out, but that was the problem our customers came to us with. For example: A hedge fund came to us saying, “I want to invest [in cryptocurrencies], but I need the same kind of insurance as I have for precious metals”. First, to give you full disclosure, I don´t have a technical background, but simply speaking, the way this works is that we fill wallets with a fixed amount of, let’s say Bitcoin, and then store part of the private key in a physical form (on a bar) in one of our vaults. So, we store those physical bars the same way we store precious metals, so it can be handled by the vault operators the same way they handle a silver bar or a gold bar.

The important part is, we needed to have our auditor and our insurance company to be comfortable with the process.

Max Tertinegg: 

Are they comfortable with the process? 

Stefan Wieler:

We have been working with them very closely from the beginning and so far, it looks very good. The insurance company needs to have the thing audited otherwise they cannot insure it. What the insurance company relies on is that the auditor is doing a good job and the insurance company has to be happy with the process.

So, auditor must be able to go into the vault, the same way that they come and make regular and unannounced visits and the same way they do for precious metals and then they count the bars. The person doing the audit can see that the bars are there physically.

We had to put this all together and it seems that everybody is on board and the vault operators need to be on board as well because this is completely new for them, too. Nobody has ever seen something like this. We launched the beta and it works.

Max Tertinegg: 

I just registered for the beta launch. I really can’t emphasize this enough so if you found the solution to be profitable and if the insurance companies are happy with the process, then it is a breakthrough because this opens up the door. 

Stefan Wieler:

We haven’t launched yet but so far from our side it looks pretty good. From what we know there will be a lot of demand for this from day 1 because it’s something nobody has been able to offer so far and it’s really important for certain type of asset managers that can actually invest right now. 

Max Tertinegg: 

Can I add one last question to this? What actually is insured? Let’s say I put 100 Bitcoin into your vault, so the insurance goes for the 100 Bitcoin or for the euro equivalent at the time I put it in the vault or at the time of a potential theft?  

Stefan Wieler:

I give you the information I can give, some I might not be allowed to tell you. That’s a very good question. You have to understand: The insurance companies we are talking about are the same insurance companies that insure our precious metals. The way this works in the precious metals sector is that the company that owns the vault, they insure everything that is in the vault through an insurance company, they just pass on the costs.

For gold bars it’s easy, and, what is insured is the weight of metal, so it changes every day right? So, let’s say I have a ton of gold in there and it’s currently worth, I don’t know, 40 million US dollars and then the gold price doubles and then you need to have an insurance for 80 million dollars. The idea is that we have the exact same thing for cryptocurrencies.

Now you are using Block Vault through your Goldmoney account and you come to us and say, “I want to buy 100 Bitcoins through Goldmoney”. What we do is: there will be different types of bars, there will be, let’s say a 10-coin bar, a 50-coin bar and a 100-coin bar, so if you buy exactly 100 coins, then you can own the entire 100-coin bar. We can also break down bars, the same way we break down gold bars, and assign the title of each fraction to a different customer.

Basically, there will be a fixed amount of Bitcoin per wallet / bar and that will be insured as Bitcoin and not as dollars. The insurance companies have been doing this, for the valuables that are already insured in those vaults, and there’s surely much more complicated stuff in there than something that has a market price, because there’s all kinds of valuable stored in those vaults.

Max Tertinegg: 

Thanks a lot, very fascinating. 

Stefan Wieler:

I’ll keep you guys posted, once we go live, I can send out an email to everybody. The launch should be very soon. 

Mark Valek:

Lovely! Congratulations in advance and good luck for the official launch. Well, I think we covered quite a bit, I don’t want to make this too long, but I would still give everybody the opportunity to add some final thoughts, if you have some, I’m sure you have some, but if you have some relevant thoughts, please let us know now, anything related to crypto, did we leave out something crucial in your view Max?  

Max Tertinegg: 

No, I think I’m fine, but I want to add, what I told you in the beginning, so, I would recommend having a look at the Bitcoin Standard, the book from Saifedean Ammous, which is very interesting regarding Bitcoin being potentially a long term digital store value for the whole world. There is also a video because Saifedean Ammous was in Vienna at the Bitcoin Austria meetup and there is also a Youtube video, which I think is 50 minutes where he basically covers the essential points. Just have a look at this. That is my recommendation. 

(Video at the end of the transcript)

Mark Valek:

Thank you, great, we will post the video in the transcript. Oliver anything to add from your side perhaps? 

Oliver Völkel:

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Mark Valek:

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Stefan Wieler:

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Mark Valek:

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Währungswettbewerb & digitales Geld: Wie aktuell ist Hayeks Vorschlag?

Competing Currencies and Digital Money: How Hayekian Are Cryptocurrencies?

Das staatliche Geldmonopol – nicht hinterfragte, aber verhängnisvolle Selbstverständlichkeit

„Ich denke nicht, dass es übertrieben ist zu sagen, dass die Geschichte eine Geschichte der Inflation ist, die vorwiegend von Regierungen und zu deren eigenen Vorteil fabriziert wurde.“

Friedrich August von Hayek

Es ist eine Binsenweisheit, dass Monopole nachteilig sind. Sie sind kosten- und qualitätsineffizient, ihre Preissetzung bringt Wohlfahrtsverluste mit sich und darüber hinaus verwenden sie mitunter erhebliche Ressourcen allein darauf, andere Wettbewerber vom Markteintritt abzuhalten.[1] Folglich werden im Rahmen einer effizienten Wirtschaftsordnung Monopole entweder unterbunden oder zumindest an die Kandare genommen.

Spezialfälle stellen natürliche Monopole[2] sowie Staatsmonopole dar. Letztere gründen auf der Auffassung, dass der Staat in bestimmten Bereichen die Aufgaben effektiver oder „sozialer“ erledigen kann als private Anbieter, so etwa beim Gewaltmonopol, bei der staatlichen Krankenversicherung oder in der Bereitstellung der Infrastruktur.

Ein sehr mächtiges Werkzeug, das dem Staat zur Verfügung steht, ist das Geldmonopol.[3] Und dieses ist – wie im Eingangszitat zu diesem Kapitel angesprochen – so alt wie der Missbrauch desselben.[4] Schon in der Antike finanzierte man Kriege, indem man den Edelmetallgehalt von Münzen systematisch verringerte, wodurch deren Materialwert immer weiter unter den Nominalwert gedrückt wurde.[5] Der Versuchung, über Inflationierung eine höhere Seigniorage einzustreichen bzw. indirekte Steuern zu kassieren, erlagen Herrscher und Regierende aller Jahrhunderte. Sie fand ihren institutionellen Niederschlag schließlich im zweistufigen Bankensystem, wie wir es heute kennen, also der Geldproduktion durch das Zusammenspiel von Zentralbanken (Emission von Zentralbankgeld) und Geschäftsbanken (Giralgeldschöpfung über Kreditvergabe), wodurch ein Schleier über die Abschöpfung der Seignioragegewinne gespannt wird.[6] Nicht zuletzt fügen sich auch die Bemühungen in Reaktion auf die Finanzkrise, das Geldsystem zu stabilisieren und den Euro zu retten, nahtlos in diese Missbrauchsgeschichte ein.

Es verwundert daher kaum, dass auch die Kritik am Geld- und Finanzsystem auf eine lange Geschichte zurückblickt. Doch selbst jene Intellektuelle, die die Freiheit der Bürger in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stellen, hinterfragen – aller Kritik am Geldsystem zum Trotz – das staatliche Geldmonopol so gut wie nie.[7]

Hayeks Vorschlag des privaten Geldwettbewerbs

„Das Drängen nach mehr und billigerem Geld ist ein allgegenwärtiger politischer Druck, dem Währungsbehörden nie zu widerstehen vermochten.“

Friedrich August von Hayek

Nachdem Richard Nixon 1971 die Goldanbindung des US-Dollar aufgehoben hatte und somit der Versuch eines auf dem Gold-Devisenstandard basierenden Geldsystems infolge der Herausgabe ungedeckter Geldscheine gescheitert war, fühlte sich Friedrich August von Hayek dazu berufen, die Frage nach dem Wesen einer sinnvollen Geldordnung neu zu beurteilen.[8] Doch es war nicht nur die Loslösung des US-Dollar vom Gold, sondern auch das grassierende keynesianische Wirtschaftsdenken, das in Hayeks Augen die Aussichten auf die Herausbildung von stabilem und nicht-inflationistischem Geld in einem staatlich festgelegten Währungssystem mit Währungsmonopol verschlechtern würde.[9] Im Jahr 1975 formulierte Hayek in seinem Vortrag „Choice of Currency“[10] schließlich die provokante Forderung nach der Abschaffung des staatlichen Geldmonopols. Im Folgejahr erschienen die beiden Schriften Freie Währungswahl sowie Entnationalisierung des Geldes, in denen er seine Überlegungen zum Wettbewerb zwischen privaten Geldanbietern genauer ausarbeitete.

Hayeks Kernthese lautet: Der permanente Missbrauch des staatlichen Geldmonopols zum Zwecke privater Bereicherung, zum Stopfen von Haushaltslöchern oder zur Finanzierung von Kriegen zeige, dass Machtbündelung beim Staat (oder einer anderen zentralisierten Instanz) nicht funktioniert. Dem Staat müsse daher die Macht über das Geld entzogen werden. Stattdessen bedürfe es einer Geldordnung, die auf konsequente Machtteilung setzt.

Doch wie würde eine dem Prinzip der Machtteilung entsprechende Ordnung aussehen und wie könnte sie entstehen? Hayek argumentiert, eine solche Ordnung würde sich herausbilden, wenn man folgende Freiheiten zuließe:

  • Private Geldproduzenten könnten Geld emittieren und damit in einen Währungswettbewerb eintreten.
  • Bürger könnten die Währungen, die sie nutzen, frei wählen.

Banken könnten beispielsweise ihre eigenen Währungen emittieren und zwar in jeder beliebigen Menge. Hayek, der in gold- bzw. rohstoffgedecktem Geld den Idealfall sah, ließ explizit die Möglichkeit offen, dass Banken auch exzessive Giralgeldschöpfung betreiben könnten. Er ging jedoch davon aus, dass diese Praxis im Wettbewerb nicht überlebensfähig wäre. Der Anreiz für Banken, ihre Geldbasis über die Summe der Ersparnisse auf der Aktivseite ihrer Bilanzen auszuweiten, wäre gedrosselt. Denn das Verlangen der Geldnutzer nach wertstabilem Geld und möglichst unkomplizierter Verwendung würde jede Bank dazu zwingen, diese Erwartungen bestmöglich zu erfüllen. Andernfalls würden Anbieter durch Abwanderung der Konsumenten bestraft und in weiterer Folge vom Markt verschwinden.

Der Wettbewerb hätte also eine disziplinierende Wirkung. Die Anreizstruktur wäre optimal, denn die Gesamtwohlfahrt würde steigen, indem viele konkurrierende Akteure ihr Eigeninteresse verfolgen.[11] Hayek schlussfolgert:

„Geld ist die einzige Sache, die durch Wettbewerb nicht ‘billig’ würde, weil seine Attraktivität gerade darauf beruht, dass es ‘teuer’ bleibt.“[12]

Welche Rolle käme in einer solchen Wettbewerbsordnung der Zentralbank zu? Diese würde obsolet werden. Diese Konsequenz wird von Hayek begrüßt, da er gerade in der staatlichen Geldpolitik die eigentliche Quelle wirtschaftlicher Instabilität sieht. Die geschichtlich dokumentierten Wirtschaftskrisen seien laut Hayek immer wieder auf das verzerrende Wirken der staatlichen Geldpolitik und eben nicht auf Funktionsstörungen der Marktwirtschaft zurückzuführen:

„Vergangene Instabilitäten innerhalb der Marktwirtschaft sind die Folge der Beseitigung des Geldes als wichtigster Regulator des Marktmechanismus, da Geld seinerseits eben gerade nicht durch einen Marktprozess geordnet ist.“[13]

Allerdings müsste die Zentralbank nicht gleich ihre Pforten schließen. Sie könnte weiterhin (staatliches) Geld emittieren. Nur würde sie dann im Wettbewerb mit anderen Banken bzw. Geldproduzenten stehen und wäre somit dazu angehalten, den Bürgern ein wertstabiles Geld anzubieten.

Kryptowährungen – freier Geldwettbewerb in der Praxis?

“Kryptowährungen sind ein Anwendungsfall von konkurrierenden Privatwährungen im Sinne von Friedrich August von Hayek.”[14]

Norbert F. Tofall

Die Debatte um die Idee eines privaten Währungswettbewerbs war zunächst eine theoretische, denn zu stark war das staatliche Geldmonopol seit eh und je verankert gewesen, als dass es von einer breiten Öffentlichkeit ernsthaft in Frage gestellt worden wäre. Tatsächlich hätte Hayeks Vorschlag zu der Zeit, als er ihn vorbrachte, eine freiwillige Aufgabe des Geldmonopols und damit eine Machtabgabe vonseiten der Staaten vorausgesetzt, was höchst unrealistisch war.[15]

Seither haben sich im Zuge der Verbreitung des Internets die Voraussetzungen jedoch fundamental geändert. Nachdem in der Finanzkrise das Geld- und Finanzsystem zu kollabieren drohte und auch das Vertrauen in die staatlichen Währungen und in die Zentralbanken Schaden nahm, stieg mit dem Bitcoin die erste Währung aus den Sphären des Web 2.0 auf. Mittlerweile haben sich über 1.500 Kryptowährungen (in ihrer Gesamtheit besser als Krypto-Assets beschrieben) gebildet. Da sich Kryptowährungen – zumindest bislang – weitestgehend staatlicher Kontrolle entziehen, konnte sich hier eine Art Versuchsbiotop privaten Geldwettbewerbs bilden. Die EZB vermutet (zu Recht), dass die theoretischen Werke Hayeks geistiger Urheber der Kryptowährungen waren.[16]

Die Killer-App der Kryptowährungen: Dezentralität

Kryptowährungen sind insofern spannend, da sie sich mit der Vorstellung, die viele Menschen von Geld haben, beißt.[17] Bitcoin als berühmteste aller Kryptowährungen fungiert als Zahlungssystem, dessen Werteinheiten in sich selber bestehen und nicht gegen Gold oder einen anderen Rohstoff einlösbar sind. Hier finden also Währungen Akzeptanz, die im Sinne von Ludwig von Mises reines Zeichengeld sind,[18] die nicht staatlich sind und die an keinerlei Ware gebunden sind. Viele Geldtheoretiker hatten die Entstehung eines solchen Typs Geld für unmöglich gehalten und auch Hayek hatte erwartet, dass ich im freien Wettbewerb an Rohstoffe gekoppelte Währungen durchsetzen würden. Worauf gründet sich aber die zunehmende Akzeptanz der Krypto-Währungen?

Das Geheimnis ihres Erfolgs liegt in ihrer Dezentralität begründet. Ernstzunehmende Kryptowährungen wie Bitcoin, Monero oder Litecoin werden nicht durch eine private Institution ausgegeben, sie basieren lediglich auf einem programmierten Protokoll und werden über ein dezentralisiertes Netzwerk an Netzwerkteilnehmern aufrechterhalten. Anders als das Zeichengeld eines privaten Geldwettbewerbers, dessen Papierwährung eine Zahlungsverpflichtung dieses privaten Geldwettbewerbers darstellt, ist ein Bitcoin ein Zeichengeld, das niemandes Verpflichtung ist. In dieser Hinsicht ähnelt eine Kryptowährung wie Bitcoin Gold.

Der durch die Kryptowährungen lancierte Währungswettbewerb ist auch insofern interessant, als dass er sich in einem entscheidenden Punkt von Hayeks Vorschlag unterscheidet. In Hayeks Vorstellung bestünde weiterhin die latente Gefahr des Scheiterns eines – zentralen – Geldemittenten.

Im Falle einer Kryptowährung wie Bitcoin gibt es diese Zentraleinheit nicht. Das einwandfreie Funktionieren einer solchen Kryptowährung wird durch mehrere geografisch verteilte Interessensgruppen wie Entwickler, Miner, Nutzer und andere innerhalb des Ökosystems sichergestellt. Das Vertrauen und somit das Risiko ist auf ein Netzwerk mehrerer, sich in ihren Interessen zuwiderlaufenden Parteien verteilt.[19] Wer also auf eine Kryptowährung setzt, setzt sein Vertrauen letztlich in die Mathematik und Kryptografie zur Aufrechterhaltung eines Anreizsystems, das wiederum alle partizipierenden Gruppen dazu anhält, die Integrität der Kryptowährung zu gewährleisten. Daher auch das Motto: “In Code We Trust”.[20] Bis zum heutigen Tag hat sich dieses Anreizsystem bewährt, keiner der zahlreichen Zerstörungsangriffe ist bisher erfolgreich gewesen.

Auf der Suche nach Stabilität

Ein Problem, das vielen Kryptowährungen – und stellvertretend Bitcoin – anhaftet, ist ihre hohe Preisvolatilität. Bitcoins unelastisches Angebot gepaart mit dem durch die rasche Diffusion der Krypto-Ideologie ausgelösten Nachfrageschock sowie dem einherggehenden spekulativen Hype[21] hat zwischenzeitlich zu einer enormen Kaufkraftexplosion geführt. Abgesehen von der jüngsten Korrektur ist die Geschichte Bitcoins bislang eine Hyperdeflationsgeschichte[22] – und in einer Deflation ist es rationaler, eine Währung zu horten, statt sie als Zahlungsmittel einzusetzen. Die Tauschmittelfunktion dieser wie anderer junger Währungen ist daher kaum gegeben.[23]

Was also auf der einen Seite die Funktion der Wertaufbewahrung begünstigt, behindert auf der anderen Seite diejenige als Verrechnungseinheit. Denn da Bitcoins sowie andere Kryptowährungen in ihrem Angebot beschränkt sind, weil es keine Zentraleinheit gibt, die einen Nachfrageüberschuss über ein flexibles Angebot ausgleichen kann, sind diese Kryptowährungen zeitweise sehr volatil.[24] Anders als von Mises proklamiert, der meinte, dass ein unelastisches Angebot mit vergleichsweise geringen Nachfrage- und damit Preisschwankungen einer Währung einhergehe, erweisen sich Kryptowährungen als Verrechnungseinheiten, in denen Unternehmer ihre Bilanzen führen, bislang zumindest als ungeeignet.[25]

Mit Hayek könnte man an dieser Stelle erwidern, dass eine Kryptowährung, die gerade eine Monetarisierung durchläuft, zwangsläufig zu Beginn eher als Spekulationsgut angesehen wird und daher volatil ist. Es erscheint logisch, dass in einer ersten Phase die spekulative Nachfrage bzw. Hortungsnachfrage hoch ist und dies in hoher Volatilität resultiert. Mit der Zeit sollte die Spekulationsnachfrage allerdings an Gewicht verlieren, da immer mehr Menschen bereits im Besitz dieser Kryptowährung sind. Die Transformation vom Spekulationsgut hin zur Währung mit verlässlicher Tauschmittelfunktion sollten aufkommende (Krypto-)Währungen im Erfolgsfall durchlaufen.[26]

Einige Kryptowährungs-Enthusiasten, die nicht einfach nur abwarten abwarten wollen, tüfteln an Ideen für wertstabile Kryptowährungen, sogenannten Stablecoins.[27] Das sind also Währungen mit weniger starrem Angebot, bei denen Nachfrageschwankungen moderiert werden mit dem Ziel der Kaufkraftstabilität. Die Schwierigkeit dabei: Wie garantiert man Preisstabilität, ohne dabei den Vorzug der dezentralen und daher Zensur-resistenten Struktur einer Kryptowährung einschränken zu müssen? Schlichtweg von oben herab ein Inflationsziel zu bestimmen, wie das die Zentralbanken tun, widerspricht dem Wesen der Kryptowährungen.[28]

Die Lösung könnte DAO, eine “Decentralized Autonomous Organization”, sein. Die Teilnehmer einer solchen organisieren sich selbst. Im Falle eines Stablecoins läge es an den Teilnehmern der DAO, die Kryptowährungen wertstabil zu halten. Eine im jeweiligen Programmiercode festgelegte Anreizstruktur soll hierbei helfen. MakerDAO,[29] ein vielversprechendes Projekt in dieser Hinsicht, wurde bereits lanciert. Deren Stablecoin, auch “Dai” genannt, ist zwar noch sehr jung, wird aber von einigen bereits verwendet.[30] Über andere Projekte, wie beispielsweise DigixDAO,[31] wird versucht, eine durch Gold oder andere Edelmetalle gedeckte Kryptowährung zu etablieren.

Fazit

„Alles spitzt sich damit auf die Frage zu: Welche Ordnungsformen gewähren Freiheit?“

Walter Eucken

Hayek hat in unseren Augen sehr wertvolle theoretische Vorarbeiten für eine zukünftige, krisenresistentere Geldordnung geliefert. Um eine vollständige Freiheit für Geldproduzenten und -konsumenten herzustellen, müsste das staatliche Geldmonopol in Frage gestellt werden und die Möglichkeit bestehen, dass sich in einem dezentralen Entdeckungsverfahren Privatwährungen entwickeln können, die miteinander im Wettbewerb stehen. Weil Geldnutzer die Produzenten schlechten, d. h. inflationistischen Geldes durch Abwanderung bestrafen würden, wären sowohl staatliche als auch private Anbieter dazu angehalten, ihre Produzentenrente gering zu halten und gutes Geld zu emittieren.

Da Staaten dann nicht die Möglichkeit hätten, über Inflation ihre Schuldenlast zu mindern, wären sie in einer solchen Geldordnung wirksam zur Haushaltsdisziplin angehalten. Die chronische Verschuldungs-Krise der Gegenwart könnte in einem solchen System gar nicht erst entstehen. Folglich wäre der Währungswettbewerb die effektivste Schuldenbremse überhaupt.[32]

Lange Zeit war ein solcher Währungswettbewerb undenkbar, da er vorausgesetzt hätte, dass Staaten ihr Geldmonopol freiwillig aufweichen. Mit den Kryptowährungen wird ein Währungswettbewerb im Sinne Hayeks möglich.

 

Das Verständnis des staatlichen Geldmonopols, der an ihm hängenden Macht sowie das Erkennen, wie diese Macht immer und immer wieder auf Kosten der Bürger missbraucht wird und ursächlich für gravierende Wirtschaftskrisen ist, kann vielleicht sogar zu der Bildung einer gesellschaftlichen Kraft führen, die auf den Wandel der Geldordnung drängt.

[1] Eine besondere Form stellen temporale Monopole dar, die sogenannte „Pioniergewinne“ erwirtschaften. So erhalten etwa Firmen für bestimmte Innovationen Patente, die sie eine Zeitlang vor der Nachahmung ihrer Produkte durch Wettbewerber schützen. Mit einem derartigen Patentrecht schränkt der Gesetzgeber zwar den Wettbewerb zum Zeitpunkt X ein, er fördert allerdings den Wettbewerb über die Zeit, da für Unternehmen oft nur die Aussicht auf die temporären Monopolgewinne entsprechende F&E-Investitionen rentabel erscheinen lassen. Vgl. Schumpeter, Joseph: Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, 1911

[2] Natürliche Monopole kommen infolge einer Kostenstruktur (meist hohe Fixkosten und niedrige Grenzkosten) zustande, bei der Wettbewerber die Gesamtkosten zur Bereitstellung eines Gutes erhöhen würden. Beispiele sind die Eisenbahn, die hohe Fixkosten in Form ihres Schienennetzes aufweist, oder Anbieter leitungsgebundener Versorgungsleistungen wie Wasser und Strom.

[3] Wir werden in diesem Kapitel vom „staatlichen Geldmonopol“ schreiben, auch wenn die Geldproduktion heutzutage weniger von der Zentralbank selbst, als vielmehr von der Kreditgeldschöpfung privater Geschäftsbanken herrührt und es sich somit um eine öffentlich-private Partnerschaft handelt. Aber schließlich ist es der Staat, der festlegt, welches das gesetzliche Zahlungsmittel ist.

[4] Vgl. „Monetary Regimes and Inflation“, Bernholz Peter, History, Economic and Political Relationships, Cheltenham, 2003.

[5] Vgl. In Gold we Trust-Report 2016, „Der monetäre Aspekt beim Untergang Roms“, S. 98-103, oder „The Frogs“, Aristophanes, S. 719-737.

[6] Vgl. „Die Nullzinsfalle: Nachhaltiger Vermögensaufbau in einem nicht nachhaltigen Geldsystem“, 2018 (erscheint in Kürze).

[7] Friedrich August von Hayek merkte an, dass es in der wissenschaftlichen Literatur keine wirkliche Antwort auf die Frage gebe, weshalb ein staatliches Geldmonopol unerlässlich sei, und dass es generell an einer akademischen Diskussion mangele, die sich mit der Aufhebung dieses Monopols beschäftigt („Entnationalisierung des Geldes: Eine Analyse der Theorie und Praxis konkurrierender Umlaufsmittel“, 1977, S. 26f). Die Auffassung, Staaten hätten ein quasi-natürliches Vorrecht zur Geldproduktion, führte er auf die historische Tatsache zurück, dass diese sich schon früh das Münzprägerecht einverleibten und wie selbstverständlich beibehielten (ebenda S. 28).

[8] Das ist insofern spannend, als dass Hayek zuvor sehr entgegengesetzte Positionen vertreten hatte: „[A] really rational monetary policy could be carried out only by an international monetary authority […] [S]o long as an effective international monetary authority remains an Utopian dream, any mechanical principle (such as the gold standard) […] is far preferable to numerous independent and independently regulated national currencies.“ (von Hayek, Friedrich August: „Monetary Nationalism and International Stability“, 1937, S. 93ff) Später schreibt Hayek, ein freier Währungsmarkt „is not only politically impracticable today but would probably be undesirable if it were possible.“ (von Hayek, Friedrich August: „The Constitution of Liberty“, 1960, S. 324ff) Allerdings eint die verschiedenen Positionen, die Hayek über die Zeit bezogen hat, der Anspruch, eine möglichst nicht-inflationistische Geldordnung zu finden. Ferner zeugt die Entwicklung seiner Positionen von einer wachsenden Staatsskepsis.

[9] Vgl. „Toward a Free Market Monetary System“, Friedrich A. von Hayek, 10. November 1977, S. 2.

[10] „Choice of Currency: A Way to Stop Inflation“, Friedrich A. von Hayek, The Institute of Economic Affairs, 1976.

[11] Vgl. „Entnationalisierung des Geldes: Eine Analyse der Theorie und Praxis konkurrierender Umlaufsmittel“, Friedrich A. von Hayek, 1977, S. 57.

[12] „Entnationalisierung des Geldes: Eine Analyse der Theorie und Praxis konkurrierender Umlaufsmittel“, Friedrich A. von Hayek, 1977, S. 94.

[13] „Entnationalisierung des Geldes: Eine Analyse der Theorie und Praxis konkurrierender Umlaufsmittel“, Friedrich A. von Hayek, 1977, S. 102.

[14] Tofall, Norbert F.: Währungsverfassungsfragen sind Freiheitsfragen: Mit Kryptowährungen zu einer marktwirtschaftlichen Geldordnung?, Flossbach von Storch Research Institute, 2018, S.4

[15] “A praxeological analysis reveals that currency competition is simply not in the state’s interest.” (Polleit, Thorsten: “Hayek’s ‘Denationalization of Money’ – a Praxeological Reassessment”, Journal of Prices and Markets, S.79.

[16] Vgl. Matonis, Jon: “ECB: ‘Roots Of Bitcoin Can Be Found In The Austrian School Of Economics”, Forbes, 2012.

[17] Doch nicht nur bei Laien führt der Erfolg der Kryptowährungen zu Irritationen. So meinte etwa der versierte Geldtheoretiker (und Verterter der Österreichischen Schule) Guido Hülsmann noch im Jahr 2007, es sei “unwahrscheinlich, daß ein ausschließlich auf Bits und Bytes definiertes Geld jemals in einer freien Marktwirtschaft produziert werden wird.” (Die Ethik der Geldproduktion, Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, 2007, S.49) Der Frage, ob Kryptowährungen aber tatsächlich Währungen bzw. Geld sind, soll im nächsten Abschnitt nachgegangen werden.

[18] Vgl. von Mises, Ludwig: Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel, München und Leipzig: Verlag von Duncker & Humlot, 1912.

[19] Vgl. Tomaino, Nick: “Trustless is a Misnormer”, Medium, 21.07.2016

[20] Wu, Tim: “The Bitcoin Boom: In Code We Trust”, New York Times, 18.12.2017.

[21] So glauben viele, dass die noch am Anfang ihrer Verbreitung stehenden Kryptowährungen über die nächsten Jahre an Wert gewinnen werden und kaufen diese als spekulative Buy-and-Hold-Investments.

[22] Vgl. „Bubble or Hyperdeflation“, http://cryptoresearch.report/crypto-research/bubble-or-hyperdeflation/Crypto Research Report, Incrementum AG

[23] Einige innerhalb der Bitcoin-Co http://cryptoresearch.report/crypto-research/bubble-or-hyperdeflation/ mmunity argumentieren, die Kryptowährung sei überhaupt nicht dafür prädestiniert, ein weit verbreitetes, im Alltag genutztes Tauschmittel zu sein. Bitcoin stelle vielmehr ein möglichst dezentralisiertes und daher Zensur-resistentes Wertaufbewahrungsmittel dar. Der anfänglich konstruierte Programmcode von Bitcoin, der nur über einen Konsens innerhalb der äußerst disparaten Bitcoin-Community geändert werden kann, liefere optimale Voraussetzungen für die Funktion des Wertaufbewahrungsmittels; die Gesamtmenge an Bitcoins, die jemals geschürft werden kann, ist demnach auf 21 Millionen beschränkt ist. Nur ungefähr alle zehn Minuten entsteht ein neuer Bitcoin. Die Menge neu geschaffener Bitcoins reduziert sich seit der Entstehung von Bitcoin 2008 alle vier Jahre um die Hälfte, bis Berechnungen zufolge im Jahr 2140 alle Bitcoins geschürft worden sind. Es ist diese sich stetig steigernde disinflationäre Tendenz, welche die Wertaufbewahrungsmittelfunktion stark begünstigt.

[24] Von dieser Volatilität sind diese Kryptowährungen stärker befallen als beispielsweise Gold, da Gold über die Schmuck- und Kunstindustrie (sinkende Nachfrage bei höheren Preisen, vice versa) bzw. auch über das Goldangebot (erhöhte Minenaktivitäten sowie höhere Veräußerung bestehender Reserven bei höheren Preisen, vice versa) einen Puffer hat, der antizyklisch wirkt.

[25] Vgl. von Mises, Ludwig: : Human Action: A Treatise in Economics, Auburn, Alabama: Ludwig von Mises Institute, 1998, S.225ff.

[26] Wie besprochen, ist auch das angebotsunelastische Gold vor einer Phase hoher spekulativer Nachfrage nicht gefeit: Sollten sich im Zuge eines herausbildenden Währungswettbewerbs goldgedeckte Währungen als diejenigen erweisen, die von den meisten Nutzern nachgefragt werden, so würde die zunehmende Nachfrage nach Gold auch dessen Preis (und vermutlich auch die Volatilität) rasant erhöhen, sodass sich das Edelmetall – zumindest vorübergehend – auch nicht für den Geschäftsverkehr und das Rechnungswesen eignen würde. (Vgl. von Hayek, Friedrich August: Entnationalisierung des Geldes: Eine Analyse der Theorie und Praxis konkurrierender Umlaufsmittel, 1977 S.102/127).

[27] Vgl. Kapitel: Krypto: Freund oder Feind?

[28] Buterin, Vitalik: “The Search for a Stable Cryptocurrency”, Ethereum Blog, 11.11.2014.

[29] DiPrisco, Gregory: Maker for Dummies: A Plain English Explanation of the Dai Stablecoin, Medium, 20.11.2017.

[30] Tomaino, Nick: “Stablecoins: A Holy Grail in Digital Currency”, The Control, 03.04.2017.

[31] Vgl. Kapitel: Krypto: Freund oder Feind?

[32] Vgl. „Währungsverfassungsfragen sind Freiheitsfragen: Mit Kryptowährungen zu einer marktwirtschaftlichen Geldordnung?“, Tofall Norbert F., Flossbach von Storch Research Institute, 2018, S. 5

Quartalsrückblick Q2 2018: Wall Street macht sich bereit.

Wall Street Is Getting Ready

“Die gesamte Marktkapitalisierung von Kryptowährungen belief sich auf ungefähr 4.000 Mrd. USD, was rund ein Viertel von Gold als wertsicherndes Instrument (Gold Barren, Münzen und physische Gold ETFs belaufen sich auf ca. 1,5 Bill. USD). Monatliches Handelsvolumen der an Marktkapitalisierung gemessen drei größten Kryptowährungen (Bitcoin, Ethereum und Ripple) hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen, von rund 5 Mrd. USD Anfang 2017 auf 550 Mrd. USD im Dezember 2017. Dies stellt beinahe die Hälfte der 1,1 Bill. USD an monatlich gehandelten Gold Futures dar. Im Januar 2018 erhöhte sich das Volumen auf rund 680 Mrd. USD.”

J.P. Morgan Perspectives 2018

Bitcoinpreis sucht seinen Boden. Inzwischen bauen die großen Spieler an der Wall Street das Fundament für ihren Einstieg. Ganz vorne mit dabei: Goldman Sachs.

Was macht jemand, der völlig isoliert in der russischen Einöde sitzt, mit wenig zu tun, aber umgeben von Supercomputern? Richtig. Er schürft Kryptowährungen. So geschehen in einem Forschungsinstitut der russischen Regierung. In Sarov, einer von der Außenwelt abgeschotteten Stadt 400 Kilometer östlich von Moskau. Dort sitzt das russische Atomprogramm. Dort wurde 1949 die erste sowjetische Bombe produziert. Und dort hat man Wissenschaftler dabei erwischt, wie sie die stärksten Rechner des russischen Staates für das Schürfen von Kryptowährungen eingesetzt haben.

Dies kam im Februar durch eine Pressemeldung der Ermittler ans Licht. Solche Fälle würden in Russlands Unternehmen, die über gute IT-Infrastruktur verfügen, inzwischen gehäuft auftreten, hieß es. Aber vielleicht haben die Wissenschaftler sich nur an die Worte von Präsident Vladimir Putin erinnert. Der sagte bei einem Besuch in Sarov 2014: „Wenn uns das Leben vor Herausforderungen stellt, dann müssen wir sie angehen, egal wie.“ Wir wissen übrigens nicht, welche Coins die Wissenschaftler geschürft haben und was mit ihnen geschehen ist. Diese Details haben die russischen Behörden leider für sich behalten.[1]

Es sind jedenfalls nicht nur russische Staatsbedienstete oder Bewohner von inflationsgeplagten Ländern wie Venezuela, die die Vorteile von Kryptowährungen für ihre eigenen Zwecke nutzen. So wurde kürzlich bekannt, dass Militärermittler an der US-Navyakademie in Annapolis, Maryland einen Drogenring gesprengt haben. Zehn Offiziere in Ausbildung hatten sich zusammengetan und ihre Kollegen am Campus mit Kokain, LSD und Ketamin versorgt. Die Drogen hatten sie, wie könnte es anders sein, im Dark Net gekauft – und angeblich mit Bitcoin bezahlt. Die Leitung der Akademie ließ einen überraschenden Drogentest für alle 4500 Auszubildende anberaumen. Die Ergebnisse dieses Tests sind aber nie bekannt geworden.[2]

Bitcoinpreis sucht den Boden

Wir hatten in unserem letzten Report geschrieben, dass ein Kryptowinter drohe. Die technische Analyse in Folge des Crashs Anfang 2018 hatte damals darauf hingewiesen, dass ein harter Fall auf bis zu 2.500 USD nicht auszuschließen ist. Diese Einschätzung deckt sich mit der von anderen, besonders pessimistischen Analysen. Viele suchen in den Chartbildern vom Crash ab 2013 nach Hinweisen auf die Richtung, die Bitcoin einschlagen könnte. Nachdem im Chart Mitte März ein so genanntes Death Cross zu sehen war, veröffentlichten die Analysten besonders pessimistische Prognosen.[3] Andere, wie der Krypto Hedgefonds Pantera Capital Management, gehen davon aus, dass wir den Boden von Bitcoin bei 6.500 USD bereits gesehen haben und der Preis sich bald wieder in einem Aufwärtstrend befindet.[4] Was stimmt? Das wissen wir immer erst im Nachhinein. Aber die Märkte sind unberechenbar. Und der Kryptomarkt ist besonders volatil.

Eine Studie der Warwick Business School hat ergeben, dass am Kryptomarkt nicht auf der Basis von Fundamentaldaten sondern ausschließlich auf der Basis von Emotionen gehandelt wird.[5] Die Studie hat Handelsdaten ausgewertet, die von April 2016 bis September 2017 reichen. Das Ergebnis macht durchaus Sinn.

Der Kryptomarkt wird bis heute von Kleinanlegern geprägt, denen meist Wissen und Daten für eine technische oder fundamentale Analyse fehlen. Außerdem sind Bitcoin und Co. noch immer so neu, dass es kaum akzeptierte Fundamentaldaten zu ihrer Bewertung gibt. Es ist allerdings auffällig, dass in den vergangenen Monaten immer mehr Notenbanker Bitcoin unter die Lupe genommen haben – und dabei sowohl die Rolle von Bitcoin als „Währung“ bestätigen konnten[6] – als auch einen „fundamentalen“ Preis von 1.800 USD (auf Basis der Mining-Kosten).[7]

Noch ist die Debatte aber offen. Das sieht auch die Warwick-Studienautorin Daniele Bianchi so: „Es ist nicht wie bei normalen Währungen, wo die Wirtschaftsleistung eines Landes den Preis beeinflusst. Stattdessen weisen sie Ähnlichkeiten zu Investments in Anteile an High-Tech-Firmen auf. “ Dieses Phänomen können auch wir immer wieder beobachten. So gibt es zwar ein experimentelles Feld der „Kryptoökonomie“. Die Köpfe hinter den verschiedenen Token versuchen Anreizsysteme zu schaffen, die Investoren anlocken können. Aber gleichzeitig werden diese Token eher wie Anteilsscheine an den jeweiligen Unternehmen oder Projekten gehandelt.

Ein wichtiger Faktor im Abverkauf der vergangenen Monate war auch der so genannte Tokio Whale. Das ist der Insolvenzverwalter der Börse Mt. Gox, deren Zusammenbruch den letzten Kryptowinter ausgelöst hatte.[8] Es ist seine Aufgabe, die noch vorhandenen Bitcoins von Mt. Gox so lukrativ wie möglich zu verkaufen. Insgesamt muss er 200.000 Bitcoins auf den Markt werfen.[9] Das tut er natürlich nicht in einem Schlag, aber Medienberichten zufolge hat der Insolvenzverwalter Nobuaki Kobayashi seit September 2017 Bitcoin im Wert von mindestens 400 Mio. USD auf den Markt geworfen. Insgesamt rund 40.000 Bitcoin dürfte er bis Anfang Februar verkauft haben. Dann sollte eine mittelfristige Erholung einsetzen, bis Kobayashi Anfang April wieder 16.000 Bitcoins für einen Verkauf auf eine Börse bewegt – und in der Folge wohl verkauft hat. Die Community beobachtet seine Wallets mit Argusaugen, denn das Schauspiel ist erst vorbei, wenn der Insolvenzverwalter alle rund 200.000 Bitcoin von Mt. Gox in „echtes“ Geld getauscht hat.[10]

Welche Altcoins werden überleben?

All diese Elemente führen zu einem hoch volatilen Markt. Die einzige Konstante in diesem Markt ist und bleibt Bitcoin, Altcoins wie Ethereum oder Ripple holen aber auf. Wir können nicht genau beurteilen, wo wir im Juni 2018 in Sachen Sentiment stehen. Aber erste Spuren von „Verzweiflung“ machen sich breit – in den sozialen Medien und den Foren. Unserer Meinung nach kann es erst zu einem neuen Bullenmarkt kommen, wenn alle „schwachen Hände“ aus dem Markt gespült sind. Investoren, die erst im ICO-Boom des Jahres 2017 eingestiegen sind, sollten sich vor Augen führen, dass zwar Bitcoin so einen „Kryptowinter“ bereits mehrmals überstanden hat, die allermeisten Altcoins aber bisher nicht getestet worden sind.

Die Analysten der Investmentbank Goldman Sachs warnen deswegen davor, in einer Abverkaufsphase auf Altcoins sitzen zu bleiben. In einem Report aus dem Februar warnt der Goldman-Analyst Steve Strongin, dass ein Großteil der aktuell existierenden Altcoins komplett verschwinden könnte und durch eine kleine Anzahl an robusten Kryptowährungen ersetzt werden wird, die dann den nächsten Aufschwung anführen. „Die hohe Korrelation zwischen den verschiedenen Kryptowährungen macht mir Sorgen“, so Strongin: „Weil sie keinen intrinsischen Wert haben, werden die Währungen, die nicht überleben, wahrscheinlich auf null fallen.“[11]

Wie andere Beobachter vor ihm, vergleicht Strongin den Blockchain-Markt mit der Dot-Com-Bubble. Nur wenige der heißesten Aktien aus den späten 1990er-Jahren hätten überlebt. Aber die, die es geschafft haben, sind richtig groß geworden. „Werden aus den Kryptowährungen von heute die Amazons oder Googles von morgen entstehen, oder werden sie enden wie viele der heute eingestellten Suchmaschinen? Nur weil wir in einer spekulativen Bubble sind heißt das nicht, dass die Preise für eine Handvoll Überlebende nicht wieder steigen können. Aber gleichzeitig heißt es, dass die meisten ihre letzten Höchststände nie wieder erreichen werden.“

Es stimmt, solche pessimistischen Aussagen hat es auch zu Bitcoin schon zuhauf gegeben und sie haben sich stets als falsch herausgestellt.[12] Aber gleichzeitig haben wir und viele andere Beobachter immer vor einem bösen Ende der ICO-Manie gewarnt. Wir tendieren deshalb dazu, dem Goldman-Analysten recht zu geben. Eine Handvoll von Projekten könnte langfristig überleben, aber vielen droht das Ende bevor die aktuelle Talsohle durschritten ist. Die Ur-Kryptowährung Bitcoin hat aber bereits mehrmals ihre Widerstandsfähigkeit bewiesen. Und jetzt, da die Kleinanleger ihre Wunden lecken, steigen endgültig auch die großen Jungs in den Ring. Das ist der wahrscheinlich wichtigste Megatrend im Jahr 2018. Wir nennen das den „Goldman-Effekt“. Der zweite Trend wird davon direkt angetrieben: Die Regulatoren geraten zunehmend unter Druck, denn institutionelle Anleger brauchen Rechtssicherheit, bevor sie sich in einen Markt wagen.

Der Goldman-Effekt

Der bald scheidende Chef von Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, musste 2009 viel Kritik einstecken. Seine Bank würde die „Arbeit Gottes“ machen, sagte er damals in einem Interview mit der Londoner Times. Seine Bank habe sogar eine soziale Aufgabe, fügte er hinzu: „Wir helfen den Firmen beim Wachsen. Wachsende Firmen schaffen Werte und Jobs. Wir haben eine soziale Aufgabe.“[13]

Bitcoinanarchisten und puristen der ersten Stunde werden jetzt aufschreien – aber Goldman leistet auch viel für Wachstum und Legitimation des Kryptosektors. Die Investmentbank, die sich schon immer für ein bisschen besser als die Konkurrenz gehalten hat, will das neue Feld als erste erobern. Schon im Sommer 2017 haben die Analysten von Goldman Bitcoin unter die Lupe genommen. Und jetzt das. In einem sorgfältig choreographierten Artikel in der New York Times wurde Anfang Mai bekannt: „Goldman Sachs wird in das Bitcoin-Trading einsteigen.“[14]

Der neue Trading-Desk wird anfänglich in der Abteilung für Fremdwährungen angesiedelt. Leiten wird ihn der 38-jährige Justin Schmidt. Er hatte erst 2017 den Hedgefonds Seven Eight Capital verlassen, um auf eigene Faust mit Bitcoin und anderen Kryptoassets zu handeln. Die in der New York Times beschriebenen Hintergründe der Entscheidung zeichnen ein sehr interessantes Bild von der wachsenden Popularität von Bitcoin an der Wall Street. „Es kommt bei uns an, wenn ein Kunde sagt, dass er Bitcoin oder Bitcoin Futures halten will, weil er glaubt, dass sie einen alternativen Wertspeicher darstellen“, sagte Rana Yared, eine Vorgesetzte von Schmidt bei Goldman. Bitcoin sei kein Betrug, so Yared, aber auch keine Währung. Die Kunden würden die Kryptowährung als wertvollen Rohstoff halten wollen, ähnlich wie Gold.

Möglich gemacht wurde der Einstieg von Goldman in den Bitcoinsektor durch die Einführung von Futures und anderen Derivaten. Denn noch ist es institutionellen Investoren nicht erlaubt, direkt Bitcoin zu kaufen. Man bereite sich aber auf den Tag vor, an dem dies möglich sein wird und überlege, wie man „echte“ Bitcoin im Namen der Kunden auf sichere Art verwahren könne. Die Goldman-Banker sind nicht die einzigen, die bei den Bitcoin-Futures zugreifen. Das tägliche Handelsvolumen der Futures, die an der CME in Chicago gehandelt werden, ist seit Einführung der Papiere im Dezember 2017 um 250% gewachsen.[15] Es gibt noch Luft nach oben. Laut Reuters will ein Fünftel der großen Banken noch 2018 in den Bitcoinhandel einsteigen.[16]

Et tu, J.P. Morgan?

Eine davon dürfte J.P. Morgan sein. Das ist auffällig. Immerhin hat J.P. Morgan-CEO Jamie Dimon sich schon mehrmals als extremer Bitcoinskeptiker gezeigt. Er war es, der Bitcoin einen „Betrug“ nannte.[17] Und er meinte einmal, dass er jeden Mitarbeiter feuern werde, der das Zeug anfasst. Aber nur wenige Monate nach Dimons letzter Tirade kam Mitte Mai 2018 die Meldung: J.P. Morgan arbeitet an einer eigenen Kryptostrategie.[18]

Dafür hat man eigens einen neuen Posten geschaffen und ihn mit dem erst 29-jährigen Oliver Harris besetzt. Der war bisher für J.P. Morgans Fintech-Programm zuständig. Die Pläne dürften bei JP Morgan aber noch nicht so weit gediehen sein wie bei der Konkurrenz. Von direktem Handel mit Kryptowährungen ist bisher keine Rede.[19]

J.P. Morgan-COO Daniel Pinto bestätigte gegenüber dem US-Sender CNBC, dass seine Bank „einen Blick auf den Bereich“ werfe. Dann folgte ein kryptisches Zitat: „Kryptowährungen sind echt, aber nicht in der der aktuellen Form.“[20] Nähere Erläuterungen blieb der mögliche Nachfolger von Jamie Dimon schuldig. Als Dimon zu Beginn des Jahres sein Statement über Bitcoin revidierte und der Blockchain-Technologie sogar eine mögliche Zukunft zuschrieb, war der Einstieg der Bank in den Sektor jedenfalls vorbereitet.

Dimon ist nicht der einzige, der seine Meinung gegenüber Bitcoin geändert hat. Der Währungsspekulant George Soros hatte Bitcoin noch im Januar beim Wirtschaftsforum in Davos als etwas bezeichnet, für das sich nur Diktatoren interessieren würden, die sich etwas beiseitelegen wollen würden. Eine besonders einseitige Betrachtung der Technologie, die es auch den kleinen Leuten erlaubt, Geld an den Diktatoren vorbei zu schaffen – wie man es etwa in Venezuela beobachten kann. Wie dem auch sei: Wie es scheint, hat Soros seine Meinung ohnehin geändert. Anfang April erhielt sein Fonds, in dem 26 Mrd. USD verwaltet werden, das grüne Licht für Bitcoin-Investments erhalten.[21]

Rock and Coins

Und auch ein weiterer klingender Name der Finanzwelt ist angekommen: Venrock, der Venture Capital Arm der Rockefeller Familie (Ven steht für Venture, Rock für Rockefeller). Zu den erfolgreichen frühen Investments der Firma zählen Intel und Apple. Jetzt wagt man sich in den Sektor der Kryptowährungen. Anders als George Soros spricht Venrock Partner David Packman auch ganz offen über sein Interesse an der neuen Branche. Konkret hat Venrock eine Partnerschaft mit der Firma CoinFund aus Brooklyn geschmiedet.[22]

CoinFund hat sich auf die Unterstützung von Startups spezialisiert, die ein Geschäftsmodell auf Blockchain-Basis aufbauen wollen. Die beiden Firmen sind bei YouNow investiert, das eine App für Live-Videostreaming anbietet und im vergangenen Jahr einen ICO geplant hat. Ein weiterer Klient von CoinFund ist die kanadische Chat-App Kik, die ihren ICO bereits durchgezogen hat.[23]

David Packman von Venrock sagte zu dem Einstieg seiner Firma in das Blockchain-Geschäft, dass es hier nicht um kurzfristige Gewinne gehe: „Es gibt viele Kryptowährungs-Trader. Es gibt viele Kryptowährungs- Hedgefonds. Das ist anders. Für uns sieht das ein bisschen mehr nach Venture Capital aus.“[24]

Tatsächlich ist Venrock nicht alleine beim Vorstoß in die Welt von Bitcoin und Co. Trotz der anhaltenden Popularität von ICOs (oder gerade deswegen) drängen immer mehr Venture-Capital-Firmen in den Sektor. Alleine in den ersten drei Monaten des Jahres konnten Blockchain-Firmen mehr als 400 Mio. USD an Investmentkapital aufstellen.[25] Wie viele dieser Investments aber langfristig angelegt sind, wie es Venrock vorhat, scheint fraglich. Es sieht so aus, als würden die Investoren sich vor allem in der Pre-Sale-Phase eines ICOs einkaufen – weil ihr Equity sich durch einen ICO bereits im Wert steigert.[26]

Die ICO Bubble wächst weiter

Zum Vergleich: Via ICO wurden dieses Jahr bereits mehr als drei Milliarden USD an Kapital für Blockchain-Firmen aufgestellt. Dass viele Investoren – egal ob sie im Pre-Sale oder im ICO gekauft haben – ihre Anteile oft rasch wieder abstoßen, sollte niemanden wundern. Rund die Hälfte aller durch ICO-finanzierten Projekte ist bereits gescheitert.[27] Viele der derart gestarteten Firmen basieren nur auf dem Papier – auf dem so genannten White Paper.

Es ist keine Überraschung, dass dieser Investmentboom gerne mit der Dot-Com-Bubble verglichen wird. Viele Größen der Szene, von Ethereum-Gründer Vitalik Buterin abwärts, haben oft vor der ICO-Bubble gewarnt. Auch wir haben dem Thema in unseren bisherigen Reports viel Aufmerksamkeit geschenkt und warnen nun erneut vor einem leichtfertigen Umgang mit ICO-Investments. Erst recht, da sich die Regulierungsbehörden ebenfalls auf ICOs eingeschossen haben. Vor allem die Frage, ob eine durch ICO-finanzierte Coin ein Wertpapier darstellt und dementsprechend zu regulieren ist, hängt in der Luft. In den USA wurde diese Frage bereits beraten. Konkret geht es um die Branchenriesen Ethereum und Ripple.

Eine entsprechende Story aus dem Wall Street Journal zu einem angeblichen Meeting der Aufsichtsbehörden im April, hat auf den Märkten für Panik und Verwirrung gesorgt.[28] Bis heute ist unklar, ob das Meeting je stattgefunden hat. Was wir im Zuge der Berichterstattung aber erfahren haben: Ethereum und ähnliche Projekte haben inzwischen viele Fans im mächtigen Tech Sektor. Im Silicon Valley organisieren sich die Verteidiger von Krypto bereits – und zwar ebenfalls angetrieben von Venture Capital Investoren. Die neue Lobby will die Aufseher dazu überreden, wenigstens bereits bestehende und erfolgreiche Projekte wie Ethereum nicht zu Wertpapieren zu erklären. Ihr Argument: Ethereum sei zwar durch einen ICO geschaffen worden, in seiner Struktur inzwischen aber völlig dezentral. Eine endgültige Entscheidung steht hier noch aus. Investoren sollten auf der Hut sein.

Betrug ist Betrug – auch auf der Blockchain

Die amerikanische Aufsichtsbehörde SEC hat sich des Themas zuletzt verstärkt angenommen – und ist auf der Basis der bestehenden Regeln tätig geworden.[29] Betrug ist Betrug, auch auf der Blockchain. So wurden im April die Betreiber der Kryptowährung Centra verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, einen betrügerischen ICO veranstaltet und Anleger um 32 Mio. USD erleichtert zu haben. Centra sollte eine Kryptokreditkarte anbieten und mit Visa und Mastercard zusammenarbeiten – so die Behauptung.

Laut SEC hatte Centra aber nie eine Geschäftsbeziehung zu den beiden Kreditkartenriesen. Einer der beiden mutmaßlichen Betrüger wurde kurz vor seiner Flucht aus den USA verhaftet. „Wir werfen Centra vor, den Investoren das Versprechen neuer, digitaler Technologien verkauft zu haben und dabei eine ausgeklügelte Marketing-Kampagne eingesetzt zu haben, um ein Netz aus Lügen über ihre angeblichen Kooperationen mit legitimen Firmen zu spannen“, sagte Stephanie Avakian, eine Direktorin bei der SEC: „Diese und andere Statements waren einfach falsch“.[30]

Centra war nicht der erste dieser Fälle, der von der SEC untersucht wurde. Im Fall der AriseBank, deren ICO ebenfalls gestoppt wurde, ging es um mehr als 500 Mio. USD. Was den Centra-Fall so besonders macht, ist die Tatsache, dass der berühmte Boxer Floyd Mayweather für den ICO geworben hatte. Die SEC ist in der Folge so weit gegangen, eine eigene Fake-ICO-Seite ins Netz zu stellen. Für das Fake-Projekt „Howeycoins“ haben die Experten der SEC sich sogar die Mühe gemacht, ein White Paper zu schreiben, das von Blockchain-Spezialausdrücken gespickt ist.[31] „Howeycoins“ sollten demnach die globale Tourismusindustrie „disrupten“. Die Website ist aufgebaut wie hunderte andere, die ICO-Investoren gut kennen dürften – inklusive einem Timer für die Bonus-Phase vor dem eigentlichen ICO.

Wer auf „Investieren“ klickt landet auf der eigentlichen Warnungsseite der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde. Samt einer Liste an „Red Flags“ oder Warnzeichen, die man beachten sollte. Etwa, dass prominente Werbeträger potenzielle Investoren eher abschrecken sollten. Die Aktion hatte sicherlich mehr Wirkung als die meisten offiziellen Warnungen, die die SEC und andere Behörden ausgeschickt haben und beweist, dass auch die Aufseher Humor haben.

Jener endet freilich bei potenziellen Preismanipulationen. Das US-Justizministerium hat im Mai eine Untersuchung von möglichen illegalen Praktiken eingeleitet.[32]Dabei geht es etwa um Spoofing, also die Manipulation eines Marktes durch strategisch gesetzte Kauf- oder Verkauf-Orders, die vor der Exekution wieder gelöscht werden. Oder um Wash Trading, also die Manipulation von Preisen, indem ein Marktteilnehmer seine eigenen Orders füllt. Die Milliardäre Mike Novogratz und Cameron Winklevoss, die beide stark im Kryptobereich engagiert sind, haben die Bemühungen der Aufsichtsbehörden begrüßt. „Die faulen Äpfel auszusortieren ist eine gute Sache für die Gesundheit des Marktes“, so Novogratz: „Viele Börsen haben inflationierte Zahlen zum Volumen um die Begeisterung rund um bestimmte Coins anzutreiben.“[33]

Eines ist offensichtlich: Die großen Player drängen in den Markt. Aber nur dort, wo die Regeln klar sind, können sie auch tätig werden. Hinter den Kulissen hat sich deshalb eine Art verborgenes Wettrennen entwickelt. Es geht nicht darum, wer zuerst investiert. Sondern darum, wer sich am besten in Stellung bringt, um zu investieren, wenn es erlaubt ist und die Regeln klar sind. Das erzeugt auch doppelten Druck auf die Behörden: Von ihnen werden rasch Regeln verlangt, die Investoren und Verbrauchern Rechtssicherheit geben ohne den jungen Sektor abzuwürgen.

Wir haben für diese Zusammenfassung den aktuellen Stand in den USA umrissen, weil die Behörden dort zuletzt besonders proaktiv waren. Aber in fast allen Ländern stellen sich die Regierungen dieselben Fragen: Wie kann ich den Bitcoinsektor regulieren ohne ihn dabei abzuwürgen? Dabei kommt es nicht nur zu einem Wettrennen zwischen den Staaten, sondern auch zwischen den nationalen Regierungen und den internationalen Gremien. Wie es aussieht, gewinnen derzeit die Nationalstaaten dieses Rennen.

So soll es in einigen EU-Ländern, etwa in Österreich oder Deutschland, bald verbindliche Regeln zu ICOs geben. Auf EU-Ebene wird aktuell aber keine einheitliche Regulierung angestrebt.[34] Auch die Bemühungen der G20 sind – wie von uns bereits angekündigt – bisher erfolglos. Dass es etwas braucht, sagt aber auch die IWF-Chefin Christine Lagarde. Die Regulierung des Sektors sei „unausweichlich“. Sie wünsche sich aber „einen ausgeglichenen Zugang“.[35]

Eine Börse kann man kaufen

Auch die Marktteilnehmer bereiten sich längst auf eine Welt mit klareren Regeln rund um Bitcoin und Co vor. Fast zeitgleich mit der Goldman-Story aus der New York Times gab Intercontinental Exchange (ICE), die Mutterfirma der New Yorker Börse bekannt, an einem Tool für den Bitcoin-Handel zu arbeiten. Auch die Technologie-Börse Nasdaq befindet sich bereits in den Startlöchern. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass Nasdaq überlegen wird, zu einer Börse für digitale Kryptowährungen zu werden“, sagte die Nasdaq-Geschäftsführerin Adena Friedman Ende April. Am selben Tag gab Nasdaq eine Kooperation mit der amerikanischen Bitcoin-Börse Gemini bekannt. Einigen Meldungen zufolge könnte die zweitgrößte Börse der Welt bereits im Oktober 2018 mit dem Bitcoin-Handel beginnen.[36]

Die Meldungen passen perfekt zu den Plänen von Goldman und anderen Banken. Denn die großen institutionellen Player brauchen große und regulierte Börsen, an denen sie ihre Trades durchführen können. Goldman kann nicht einfach einen Binance Account eröffnen.

Was man aber kann: Eine Börse kaufen. Das hat jedoch nicht die Investmentbank selbst getan, sondern das Startup Circle, das von Goldman finanziell unterstützt wird. Circle hat sich Ende Februar die beliebte Krypto-Börse Poloniex einverleibt.[37] Dem NYT-Journalisten Nathaniel Popper wurden Slides aus einer internen Präsentation zugespielt, die die Motivation hinter dem Zukauf erklären: Circle will Poloniex als eigenständige Börse weiterführen. Man strebt aber eine enge Zusammenarbeit mit der Wertpapieraufsicht SEC an. Das Ziel: Circle will Poloniex zur ersten in den USA regulierten Krypto-Börse machen.[38]

Wörtlich heißt es auf den Slides: „Als erste regulierte Krypto-Börse wird Circle eine Plattform für alle Formen aufstrebender Krypto-Token bieten können. Das beinhaltet Token, die von der Aufsicht als Wertpapiere gesehen werden. Wir glauben, dass der Markt für Wertpapier-Token weiterwachsen wird, was die Nachfrage nach Infrastruktur treibt.“ Circle (und wohl auch die Geldgeber bei Goldman) bereiten sich also schon auf eine Welt vor, in der regulierte Wertpapiere als Token auf Blockchain-Basis gehandelt werden. Die Pläne gehen noch weiter: Circle will sogar eine Kryptowährung, die eins zu eins an den Dollar gebunden ist, auf den Markt bringen. Ein Krypto-Dollar von einer Firma, die von Goldman Sachs gedeckt ist, wäre wohl ein echter Gamechanger für den Handel. Die Frage der Regulierung ist aber auch hier noch völlig offen.

Wir gehen davon aus, dass das Rennen um die Bitcoin-Infrastruktur gerade erst begonnen hat. Aber dass für jeden Schritt die Frage der Rechtmäßigkeit erst zu klären ist, schreckt viele institutionelle Player noch ab. Manche, wie der riesige Fondsanbieter Vanguard, bleiben dem Sektor überhaupt ganz fern. „Sie werden von uns nie einen Bitcoin-Fonds sehen“, sagte CEO Tim Buckley Ende Mai: „Wir halten uns fern von Assets, die keinen grundlegenden wirtschaftlichen Wert haben und keine Einkünfte oder Cash Flows generieren.“[39]

Konflikt der Generationen

Freilich: Ähnlich wie Warren Buffett, der keine Gelegenheit auslässt um auf Bitcoin zu schimpfen, haben auch Anbieter wie Vanguard kein Interesse daran, Bitcoin als Investment allzu attraktiv erscheinen zu lassen. Sie wollen, dass die Menschen ihr Geld in traditionelle Anlageklassen stecken. Hinter diesen Positionen steckt mehr als nur die Debatte rund um die Blockchain-Technologie. Hier zeigt sich ein Konflikt der Generationen. Millenials, also Menschen zwischen 18 und 39, sind von der letzten Finanzkrise starkgezeichnet. Das ist auch die Generation, die großteils mit dem Internet groß geworden ist. Eine Reihe von Studien zeigen, dass Millenials am ehesten an Krypto-Investments interessiert sind.[1] Für Anbieter klassischer Anlageprodukte ist diese Millenial-Kombination aus Technologie-Vertrauen und Misstrauen gegenüber dem Finanzssystem ein gefährlicher Cocktail. Wir erwarten, dass etablierte Player wie Buffett oder Vanguard sich deshalb immer extremer gegen Bitcoin stellen werden. Andere wie Goldman haben sich bereits für den proaktiven Weg entschieden und wollen bei der institutionellen Erschließung des neuen Sektors vorne mit dabei sein. Und wieder andere, wie JP Morgan, haben bereits gezeigt, dass sie umdenken können – und müssen.

Nicht zuletzt der phänomenale wirtschaftliche Erfolg teils dubioser Kryptobörsen wird die großen Player auf den Sektor aufmerksam gemacht haben. Die Top 10 Börsen heben pro Tag rund drei Millionen Dollar an Gebühren ein. Alleine die zwei größten Börsen, Binance und OKEx, sehen ein tägliches Handelsvolumen von rund 1,7 Mrd. USD pro Tag. „Die Börsen gehören zu den größten Gewinnern in diesem Sektor, weil sie es den Leuten erlauben, am Handel teilzunehmen“, so Gil Luria, Research-Direktor von D.A. Davidson: „Es gibt hier ein großes Geschäft und es würde mich nicht wundern, wenn sie hunderte Millionen oder sogar Milliarden an Gewinn machen pro Jahr. “[41]

Noch ist freilich völlig offen, ob die Kryptobörsen von heute auch morgen noch Relevanz haben. Platzhirsch Binance ist kaum ein Jahr alt. Wenn etablierte Anbieter wie Nasdaq wirklich auf den Markt drängen, werden sie sicherlich viele Investoren anziehen können. Aber davon sind wir noch weit entfernt. Auch im Generationenkonflikt der Börsen ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Inzwischen gebührt einem Player besondere Aufmerksamkeit: Coinbase. In den Kryptoforen wird nicht ohne Grund fieberhaft dazu spekuliert, welche Coin als nächste auf der Coinbase-Plattform landen wird. Die Firma gibt derzeit innerhalb des Sektors tatsächlich den Takt vor. Die de facto Standard-App für Bitcoin Einsteiger hat inzwischen 20 Millionen Kunden – mehr als der traditionelle US-Vermögensverwalter Charles Schwab. Die US-Firma expandiert derzeit gleich in mehrere Richtungen gleichzeitig. Die App ist in 32 Ländern verfügbar. Und Coinbase hat kürzlich einen Kryptofonds lanciert. Der ist zwar bisher nur für amerikanische Investoren zugänglich und auch nur dann, wenn sie mindestens eine halbe Million Dollar investieren. Aber alleine der Name, den Coinbase der neuen Abteilung gegeben hat, zeigt wohin die Reise geht: Coinbase Asset Management.[42]

Coinbase betreibt mit Gdax auch eine eigene Börse, die bald unter dem Titel „Coinbase Pro“ neu aufgestellt wird. Außerdem hat Coinbase gerade Paradex gekauft. Diese „dezentrale“ Börse übernimmt nicht die Lagerung der Token, sondern erlaubt es den Usern, direkt miteinander zu handeln. Beobachter vermuten, dass die Akquisition von Paradex ein Schritt in Richtung der Integration von Ethereum-basierten ERC20-Token auf Coinbase sein könnte. Bisher bietet man auf der App ja lediglich vier Kryptowährungen an: Bitcoin, Ethereum, Litecoin, und BCash.[43]

Bitcoin ist im Mainstream angekommen

Last but not least ist Coinbase zuletzt auch in den Venture Capital Sektor eingestiegen und hat einen eigenen Incubator-Fonds für Startups aus dem Kryptosektor geschaffen. “Es kann sogar sein, dass wir in Firmen investieren, die aussehen wie Konkurrenten von Coinbase“, heißt es dazu von Coinbase: „Wir haben eine langfristige Perspektive und glauben, dass verschiedene Zugänge gesund und gut sind.“[44]

Prognosen sind immer schwierig. Aber die mannigfaltigen Aktivitäten im Bitcoinsektor in den vergangenen Monaten zeigen, dass Kryptowährungen nach dem Crash vom Januar 2018 keineswegs erledigt sind. Es ist allerdings weiterhin davon auszugehen, dass nur ein kleiner Teil der im Boom gestarteten Projekte auch langfristig Erfolg haben wird. Die Dominanz von Platzhirsch Bitcoin scheint jedenfalls derzeit nicht gefährdet.

Auf der Infrastrukturseite wird sich in den kommenden Monaten wohl sehr viel tun. Neue Player wie Binance kämpfen mit bereits bekannten Firmen wie Coinbase. Dazu kommt eine stetig wachsende Liste an Quereinsteigern: Von Goldman über Startups wie Revolut oder Börsen wie die Nasdaq. Auch im Kryptosektor selbst tummeln sich immer mehr innovative Projekte. Während der Markt sich von der ICO-Bubble erholt, etablieren sich bereits neue Coins, die nicht mehr auf einer klassischen Blockchain beruhen, wie etwa das im deutschen Sprachraum bereits gut bekannte Projekt Iota.

Bitcoin und der Kryptosektor sind im Mainstream angekommen. Und der Mainstream bei Bitcoin. Aber was das wirklich bedeutet; werden wir erst sehen, wenn das preisliche „Tal der Tränen“ wirklich hinter uns liegt. Und wo die Talsohle liegt, werden wir erst im Nachhinein wirklich wissen.

[1] Vgl. “Naval Academy Rocked by Drug Scandal; Ring Bought Cocaine With Bitcoin,“ Tyler Durden, Zero Hedge, Februar 24, 2018.

[2] Vgl. “Russia Busts Crypto Miners at Secret Nuclear Weapons Lab,” Stepan Kravchenko, Bloomberg, Februar 9, 2018.

[3] Vgl. “Bitcoin’s ‘Death Cross’ Looms as Strategist Eyes $2,800 Level,” Todd White and Eddie van der Walt, Bloomberg, März 16, 2018.

[4]  Vgl. “Crypto Hedge Fund Says Bitcoin Has Bottomed Out,” Camila Russo, Bloomberg, April 12, 2018.

[5] Vgl. “The Fundamentals Driving Crypto Trading? There Aren’t Any,” Julie Segal, Institutional Investor, Mai 24, 2018.

[6] Vgl. “A Short Introduction to the World of Cryptocurrencies,” Aleksander Berentsen and Fabian Schär, Federal Reserve Bank of St. Louis Review, 2018, 100(1), pp. 1-16.

[7] Vgl. “Making Sense of Bitcoin Price Levels,” Joost van der Burgt, Federal Reserve Bank of San Francisco, April 2018.

[8] Vgl. “Inside The Bizarre Upside-Down Bankruptcy of Mt. Gox,” Adrianne Jeffries, The Verge, März 22, 2018.

[9] Vgl. “Mt. Gox Trustee Sold Half a Billion Dollars Worth of Bitcoin and Bitcoin Cash,” Trustnodes, März 7, 2018.

[10 Vgl. “Bitcoin’s Tokyo Whale Sold $400 Million and He’s Not Done Yet,” Go Onomitsu, Bloomberg, März 7, 2018.

[11] Vgl.“Get Ready to see Most Cryptocurrencies Hit Zero, Goldman Says,” Kana Nishizawa, Bloomberg, Februar 7, 2018.

[12] Vgl.“Bitcoin Obituaries,” 99Bitcoins, 2018.

[13] Vgl.“Blankfein Says He’s Just Doing ‘God’s Work’,” Dealbook, The New York Times, November 9, 2009.

[14] Vgl.“Goldman Sachs to Open a Bitcoin Trading Operation,” Nathanial Popper, The New York Times, Mai 2, 2018.

[15] Vgl.“The CME recorded an all time record volume of its 5-lot BTC futures yesterday,” Jon Najarian, Investitute, April 26, 2018.

[16] Vgl.“One in five financial institutions consider cryptocurrency trading, says survey,” Reuters, April 24, 2018.

[17] Vgl.“Jamie Dimon Slams Bitcoin as a ‘Fraud’,” Hugh Son, Hannah Levitt and Brian Louis, Bloomberg, September 12, 2017.

[18]  Vgl.“JPMorgan launches crypto strategy months after Dimon ‘fraud’ warning,” Paul Clarke, Financial News London, Mai 17, 2018.

[19] Vgl.“JPMorgan has asked 29-year-old highflier to draw up a cryptocurrency strategy,” Oscar Williams-Grut, Business Insider Deutschland, Mai 17, 2018.

[20] Vgl.“JPMorgan’s Wall Street chief talk China, bitcoin, Amazon, and is preparing for an inevitable big downturn in stocks,” Hugh Son, CNBC, Mai 16, 2018.

[21] Vgl.“George Soros Prepares to Trade Cryptocurrencies,” Alastair Marsh, Saijel Kishan and Katherine Burton, Bloomberg, April 6, 2018.

[22] Vgl.“It Started With the Rockefellers: Now it’s Takin on Crypto,” Robert Hackett, Fortune, April 6, 2018.

[23] Vgl.“VC Firm With Rockefeller Roots Turns to Crypto Startup,” Olga Kharif, Bloomberg, April 25, 2018.

[24] Vgl.“Rockefeller’s VC Arm Venrock Partners With Coinfund, Exec Highlights Focus On Long Term,” Molly J. Zuckerman, CoinTelegraph, April 8, 2018.

[25] Vgl.“Blochain-Startups haben dieses Jahr bereits mehr Investment bekommen als 2017,” Jakob Steinschaden, Fortune, April 6, 2018

[26] Vgl.“Venture Capital Surges Into Crypto Startups,” Olga Kharif and Camila Russo, Bloomberg, März 26, 2018.

[27] Vgl.“46% of Last Year’s ICOs Have Failed Already,“ Kai Sedgwick, Bitcoin.com, Februar 23, 2018.

[28] Vgl.“World’s Second Most Valuable Cryptocurrency Under Regulatory Scrutiny,” Dave Michaels and Paul Vigna, The Wall Street Journal, März 1, 2018.

[29] Vgl.“The SEC Is Finally Cracking Down On ICOS,” Tyler Durden, Zero Hedge, März 1, 2018.      

[30] Vgl.“Founders of cryptocurrency backed by Floyd Maiweather charged with fraud by SEC,” Arjun Kharpal, CNBC, April 3, 2018.

[31] Vgl.“ICO Howeycoins,” Investor.gov, 2018.

[32]  Vgl.“U.S. Launches Criminal Probe into Bitcoin Price Manipulation,” Matt Robinson and Tom Schoenberg, Bloomberg, Mai 24, 2018.

[33] Vgl.“Probe into Bitcoin Price Manipulation Probably ‘A Good Thing’, Novogratz Says,” Camila Russo, Bloomberg, Mai 24, 2018.

[34] Vgl.“ICOs: EU-Kommission plant in naher Zukunft keine einheitliche Regulierung,” Bastian Kellhofer, Trending Topics, März 9, 2018.

[35] Vgl.“An Even-handed Approach to Crypto-Assets,” Christine Lagarde, IMF Blog, April 16, 2018.

[36] Vgl.“Nasdaq Mai Launch Bitcoin Trading in Oktober 2018,” Marko Vidrih, Medium, April 27, 2018.

[37] Vgl.“Circle Acquire Poloniex,” Sean Neville and Jeremy Allaire, Circle, Februar 26, 2018.

[38] Vgl.tweet by Nathanial Popper on Twitter, Februar 26, 2018.

[39] Vgl.“Vanguard chief: You will never Vgl.a bitcoin fund from us,” Thomas Franck, CNBC, Januar 22, 2018.

[40] Vgl.“A bitcoin bubble made in millennial heaven,” Financial Times, 2018.

[41] Vgl.“Crypto Exchanges Are Raking in Billions of Dollars,” Camila Russo, Bloomberg, März 5, 2018.

[42] Vgl.“The SPY of Crypto? Coinbase Launches Cryptocurrency Index Fund,” Tyler Durden, Zero Hedge, März 6, 2018.

[43] Vgl.“Coinbase acquires cryptocurrency trading platform Paradex,” Anna Irrera, CNBC, Mai 23, 2018.

[44] Vgl.“Bitcoin exchange Coinbase launches early-stage venture fund,” Kate Rooney, CNBC, April 5, 2018.

Blockchain 3.0 – Die Zukunft der DLT?

Blockchain 3.0 The Future of DLT?

“Ich bin der Meinung, dass Bitcoin die erste verschlüsselte Währung ist, die das Potential hat, die Welt zu verändern.”
Peter Thiel

Gemeinhin gilt die Bitcoin-Blockchain als Ursprungsblockchain, ist sie doch die erste Implementierung einer neuen Technologie, die heute auch als Distributed-Ledger-Technologie oder kurz DLT beschrieben wird. Auf die Geburtsstunde der Bitcoin-Blockchain 1.0 folgte mit der programmierbaren Ethereum-Variante die Blockchain 2.0 und bald darauf die dritte Generation, die Blockchain 3.0, in der Gestalt von IOTA, Nano oder Hashgraph.

Diese Unterteilung in die einzelnen Entwicklungsstufen stellt natürlich eine Vereinfachung dar. Sie ist so vereinfachend, dass sie in der dritten Blockchain-Generation schon gar nicht mehr zutrifft. Denn bei dieser handelt es sich überhaupt nicht mehr um eine eigentliche Blockchain. Vielmehr heißt hier das Stichwort: DAG oder „Directed Acyclical Graph“. Die auf dieser Technologie basierenden Projekte wie IOTA, Nano oder Byteball werden auch als Post-Blockchain-Konzepte bezeichnet.

Doch warum soll die Blockchain, welche gemeinhin als neue General-Purpose-Technologie mit unheimlichen Potenzial gefeiert wird, durch eine neue «Blockchain-Variante» ersetzt werden, die überhaupt keine echte ist?

Der wunde Punkt der Blockchain

In der Theorie hat die Blockchain-Technologie der ersten und zweiten Generation die Welt schon längst umgekrempelt. So scheint es kaum einen Bereich zu geben, der durch die Blockchain nicht grundlegende Veränderungen erfahren wird. In der Praxis allerdings sieht die Sache bislang etwas anders aus. Blockchains wie jene von Bitcoin, Ethereum oder Monero unterliegen einer bislang noch nicht überwundenen Einschränkung: Bis heute haben sie noch keine substantiellen Skalierungserfolge vorzuweisen. Gemeint ist, dass all diese Blockchain-Protokolle hinsichtlich Transaktionsdurchsatz und -geschwindigkeit beschränkt sind. Während die sogenannten Legacy-Systeme wie PayPal etwa 200 Transaktionen pro Sekunde (tps) und Visa sogar 56’000 tps verarbeiten können, schafft Ethereum derzeit allerhöchstens 20 tps, Bitcoin lediglich 7 Transaktionen pro Sekunde. Zurzeit ist es Bitcoin und Co. nicht möglich, auch nur annähernd an die Transaktionskapazität der derzeit dominanten Transaktionssysteme heranzukommen.[1]

Warum aber existiert diese technische Einschränkung überhaupt? Die Antwort ist einfach: Die Blockchain-Protokolle sind nicht etwa deshalb so langsam, weil diese grundsätzlich nicht skalierbar wären und keinen hohen Transaktionsdurchsatz ermöglichen könnten. Die Beschränkung ist vielmehr das Ergebnis der «bewussten» Entscheidung, ein non-zentrales Blockchain-Netzwerk zu priorisieren[2]. So besteht eines der Kernelemente öffentlicher Blockchains wie Bitcoin, Ethereum oder Monero darin, jedermann die Möglichkeit zu geben, einen netzwerktragenden Knoten (node) betreiben zu können. Ein jeder dieser Knoten verarbeitet jede einzelne Transaktion, zeichnet die gesamte Transaktionshistorie der Blockchain auf und verfügt über diese. So sorgt jeder Knoten dafür, dass das gesamte Blockchain-Netzwerk synchron gehalten wird. Somit ist klar: Die jeweilige Public-Blockchain ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Die Skalierbarkeit und damit Transaktionsdurchsatz und –geschwindigkeit hängen von der Kapazität des leistungsschwächsten Knoten ab. Natürlich könnten solche Knoten ausrangiert werden. Dadurch nähme jedoch die so entscheidende Eigenschaft der «Censorship-Resistance» Schaden, da gewisse Knoten bewusst ausgeschlossen würden[3]. Es ist also letztlich dieses Trilemma zwischen Dezentralisierung, Sicherheit und Skalierbarkeit, dass die gegenwärtig bekannten Blockchains davon abhält, die Transaktionsgeschwindigkeit und den –durchsatz von herkömmlichen Systemen wie Visa oder PayPal zu erreichen.

Die Blockchain-Lösung, die keine Blockchain ist

Die Forschungs- und Weiterentwicklungsarbeiten in der Bitcoin- und Ethereum-Community stehen natürlich nicht still. In den jeweiligen Systemen wird eifrig an Skalierungslösungen gearbeitet. Auf Seiten von Bitcoin sind das Lightning-Network[4] und RootStock[5]  zwei der bekanntesten Ansätze. Bei Ethereum stehen Lösungen wie Sharding[6], Plasma[7] oder Caspar[8]90 ganz oben auf der Liste. Versuche wie das Lightning-Network oder Sharding deuten an, dass die Antwort auf die Skalierungsfrage darin bestehen wird, dass nicht alle Teilnehmer – oder Netzwerkknoten – zu jeder Zeit über alle Informationen Bescheid wissen müssen, um das Netzwerk synchron zu halten.

Der Name rührt daher, dass das Konzept eines DAG nach einem «horizontalen» Schema funktioniert, während eine Blockchain auf einer «vertikalen» Architektur aufbaut. Bei der Blockchain erstellen die Miners einen neuen Block. Dieser wird der Blockchain hinzugefügt und die Miner machen sich wieder an die Erschaffung des nächsten Blocks. Das „horizontale“ Verfahren der DAGs ermöglicht hingegen die Verknüpfung von Transaktionen mit Transaktionen. Auf diese Weise muss weder die Bestätigung des nächsten Blocks abgewartet werden, noch müssen alle Netzwerkteilnehmer diese Aktualisierung quittieren. Da das DAG-Konzept weder über Blöcke noch über Miner verfügt, gibt es keine Kette und damit auch keine „Block-Chain“ mehr. Die Struktur eines DAG ähnelt viel eher einem „wirren“ Netz zahlreicher Transaktionen. Es wird deshalb auch häufig von einem Tangle (Gewirr) gesprochen – ein Begriff, der vor allem im Zusammenhang mit dem IOTA-Projekt immer wieder auftaucht. Im Kern hat der Tangle jedoch die gleichen Eigenschaften wie eine Blockchain. Dem Prinzip nach handelt es sich immer noch um eine verteilte Datenbank, die auf einem Peer-to-Peer-Netzwerk basiert. Auch der Tangle ist somit ein Validierungsmechanismus zur dezentralen Konsensfindung.

Wie funktioniert der Tangle?

Der Tangle entsteht durch die Verknüpfung der einzelnen Transaktionen im Netzwerk. Die Verknüpfung ihrerseits ist eine Folge davon, dass jede ausstehende neue Transaktion eine bzw. zwei weitere Transaktionen bestätigen muss, bevor die noch ausstehende Transaktion selber verarbeitet und bestätigt werden kann. Im Gegensatz zur Blockchain von Bitcoin oder Ethereum sind es nicht nur die Miner, welche für die Bestätigung von Transaktionen zuständig sind. Im Falle des Tangle obliegt diese Aufgabe, neue Transaktionen zu verarbeiten und zu genehmigen, der Gesamtheit aller aktiven Tangle- respektive Netzwerk-Teilnehmer. So werden nicht nur dem Tangle neu hinzugefügte Transaktionen direkt bestätigt, sondern es findet eine indirekte Bestätigung der gesamten bisherigen Transaktionshistorie statt. Eine direkte Gebühr für das Verarbeiten der eigenen Transaktionen bezahlt der „Transaktions-Emittent“ nicht –indirekt bezahlt er aber durch die Bestätigung anderer Transaktionen.

Um die Bestätigung zu erlangen, haben diese „Tips“ ihrerseits andere Transaktionen zu bestätigen. Ein Algorithmus mit dem Namen „Markov Chain Monte Carlo“93 sorgt dafür, dass Netzwerkteilnehmer nicht bloß ihre eigenen Transaktionen bestätigen.

Der Grund, weshalb Transaktionen bestätigt werden müssen, leuchtet ein: Es gilt, das Problem des „Double-Spending“ zu verhindern. Wie bei einer Blockchain muss auch beim Tangle sichergestellt sein, dass Werteinheiten – im Falle von IOTA der IOTA-Token – innerhalb des Netzwerkes nicht doppelt ausgegeben werden können. Zum Beispiel: Schickt Alice zehn IOTA-Token an Bob, überprüft Charlie den IOTA-Token-Bestand von Alice vor dieser Transaktion. Besitzt Alice nur fünf IOTA-Token, würde ihr Bestand mit der Transaktion ins Minus geraten. Charlie wird diese Transaktion nicht bestätigen wollen, da er ein Interesse hat, seine eigene Transaktion bestätigt zu bekommen und dies nur geschehen wird, wenn er selbst keine ungültigen Transaktionen für gültig erklärt.[9]

Wie es der Name schon sagt, gleicht der Tangle letztlich einem Wirrwarr von Transaktionen. Damit sich in diesem „wirren“ Knäuel an Transaktionen nicht zwei separate Verzweigungen bilden, in denen Alice die gleichen IOTA-Token jeweils zweimal ausgegeben hat, verfügt der Tangle über ein Konzept namens „Confirmation Confidence“[10]. Dabei handelt es sich um das Maß an Vertrauen und Akzeptanz, das dieser Transaktion durch den Rest des Tangle gewissermaßen zuteilwird. Jede Transaktion verfügt somit über einen gewissen Prozentsatz, der von der Anzahl sie akzeptierender Tips (unbestätigte Transaktionen) abhängt. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass sich bloß eine Verzweigung durchsetzt und zwar jene mit der größeren „Confirmation Confidence“.

Es ist dieses Konzept, das eine bessere Skalierung der DAG-Projekte ermöglichen soll. Was bei einer Blockchain für einen Transaktionsstau sorgt und das Netzwerk langsamer werden lässt, soll einen Tangle sicherer und schneller machen: Je mehr Teilnehmer im Netzwerk und je mehr Transaktionen verarbeitet werden, desto besser soll die Verarbeitung ausstehender Transaktionen theoretisch sein. Die größten Tangle-Projekte, IOTA und Nano, geben an, derzeit rund 1.000 bzw. 7.000 tps verarbeiten zu können.[11]

IOTA – Das Rückgrat für das „Internet of Things“?

Hervorgegangen ist das IOTA-Projekt aus einem Hardware-Startup, das an einem neuen trinären Mikroprozessor namens „Jinn[12]“ arbeitet. Diese Hardware-Komponente soll es in Zukunft möglich machen, dass jedes Fahrzeug, jede Mikrowelle und jeder Kühlschrank ohne als gewöhnlicher Computer zu funktionieren, über das IOTA-Netzwerk kommunizieren kann.[13] Seit Anbeginn der Entwicklung steht das IOTA-Projekt also ganz im Zeichen des „Internets der Dinge“ (IoT) und sieht sich aufgrund seiner inhärenten Skalierbarkeit als prädestinierte Lösung für das offensichtliche Problem der effizienten Transaktionsabwicklung in einer zukünftigen Maschinenökonomie.

Dass sich unsere Welt in diese Richtung entwickeln wird, scheint durch Experten heute kaum mehr infrage gestellt zu werden.[14] Schätzungen gehen davon aus, dass es im Jahr 2025 weltweit über 100 Milliarden miteinander verbundene Geräte und Maschinen geben soll, die alle über ein Dutzend oder mehr Sensoren verfügen werden. Doch schon heute produziert unser Smartphone Unmengen an Daten. Man stelle sich vor, welche riesigen Datenmengen erst einmal anfallen werden, wenn unser Auto zum Smartcar, unser Haus zum Smarthome und gar unsere Stadt zur Smartcity würde. In unserer Zeit, wo Daten das digitale Öl und somit eine neue Kostbarkeit darstellen, werden die durch das Datengeschäft anfallenden Erträge enorm sein. Natürlich sollen diese Werte nicht einfach durch große Tech-Unternehmen abgeschöpft werden. Als universelles, Geräte- und Maschinen-agnostisches Protokoll, soll IOTA deshalb zu diesem Zweck als öffentliches, dezentralisiertes und sich selbstregulierendes „Machine-to-Machine-Netzwerk“ fungieren, über welches die jeweiligen Maschinen ohne Mittelsmann selbständig kommunizieren und somit Werte transferieren können.

Ein futuristisches, aber häufig genanntes Veranschaulichungsbeispiel ist das eines Smartcars. Dieses intelligente Fahrzeug soll dereinst über eine Identität sowie ein „E-Wallet“, eine elektronische Geldbörse verfügen. Aufgrund dieser Ausstattung soll das Smartcar für verschiedenste Güter und Dienstleistungen wie Treibstoff (künftig wohl Strom und kein Benzin), Versicherung, Autowäsche oder Maut selber bezahlen können. Sogar die Bezahlung eines Parkscheines soll möglich sein, zumal das IOTA-Netzwerk keine eigentlichen Transaktionsgebühren kennt und es so für „Mikropayments“, also ganz kleine Zahlungen, wie geschaffen zu sein scheint.

Das Fahrzeug der Zukunft soll daher nicht nur selbstfahrend sein und für beanspruchten Dienstleistungen eigenständig bezahlen, es soll auch eigene Dienstleistungen anbieten können. Das Konzept von „Mobility as a Service! würde in einer solchen durch das IOTA-Netzwerk angetriebene Maschinenökonomie an Attraktivität gewinnen. Wann immer einer der noch existierenden Fahrzeugbesitzer sein Auto gerade nicht benötigt, soll dieses selbständig seine Fahrdienste anbieten können. Der Kunde seinerseits bezahlt für die Fahrt mit seinem E-Wallet. Auf diese Weise generiert das Auto dem Besitzer eine Art passives Einkommen, anstatt dass es nur unnütz auf einem Parkplatz herumsteht. Als autonomer Wirtschaftsakteuer scheinen die Möglichkeiten für ein solches Fahrzeug der Zukunft grenzenlos zu sein. Letztlich profitieren wir Menschen, da sich unsere Zeit so optimieren lässt. So könnte ein Fahrgast, wenn er es sehr eilig hat, das Fahrzeug auch damit beauftragen, andere Autos, die es weniger eilig haben, um Vortritt zu bitten. Selbstverständlich für ein Entgelt, das direkt via IOTA-Token über das IOTA-Netzwerk an das andere Fahrzeug bezahlt werden würde.[15]

Das IOTA-Netzwerk soll letztlich zum Zahlungs- und Abgleichungsrückgrat und somit zum Datenmarktplatz für alle Maschinen und Geräte dieser neuen Welt werden. Während wir heute bereits dabei sind, über die Digitalisierung von Dingen und deren Ausstattung mit Sensoren das „Internet der Dinge“ zu erschaffen, soll IOTA das Potenzial haben, noch einen Schritt weiter zu gehen: Eine Ökonomie der Dinge, in welcher Daten und Werte miteinander verschmelzen und IoT-Geräte in der Lage sind, ihre digitalen Assets in der neuen Maschinenökonomie autonom über Marktplätze miteinander zu teilen.

In Bezug auf IOTA ist zudem beeindruckend: Das Projekt hat es geschafft, eine Stiftung in Deutschland zu gründen. Das ist insofern beeindruckend, als dass Deutschland in Sachen Stiftungsgründung als eines der schwierigsten Länder angesehen wird. Darüber hinaus schaffen es die Verantwortlichen der IOTA-Stiftung immer wieder, interessante Persönlichkeiten über ihre Stiftung an Bord zu holen. So gehört beispielsweise der „Chief Digital Officer“ Johann Jungwirth von VW dem Stiftungsrat an. Und auch Robert Bosch Ventures ist Teil des beratenden Gremiums und hat bereits wesentlich in IOTA investiert.[16]

Mitte April wurde in den Niederlanden die erste Ladestation für Elektro-Fahrzeuge der Welt auf den Markt gebracht, an der das Laden und Bezahlen mit IOTA durchgeführt werden kann. Das Ladegerät wurde von ElaadNL installiert, einem Forschungsinstitut für Innovation.[17] Für das IOTA-Team ist das ein erster Schritt in die angestrebte Zukunft.

Seit Kurzem hat das IOTA Team das lang erwartete Geheimnis um das sogenannte „Project Q“ gelüftet, das offiziell „Qubic“ heißt. Mit Qubic wird das IOTA-Protokoll nicht nur Smart Contracts[18] und Oracles[19] unterstützen, sondern auch eine Form des dezentralen Rechnens mittels unterschiedlicher Geräte. Der IOTA-Tangle wird somit programmierbar. Gleichzeitig sollen die gebührenfreien Mikrotransaktionen dafür sorgen, dass externe und verteilte Computerleistung für den IOTA-Tangle verwendet werden können. Mittels Qubic soll weltweit verfügbare, ungenutzte Rechenleistung für den IOTA Tangle nutzbar gemacht werden, um die Leistung des IOTA-Netzwerkes noch zu verstärken. Für die Gründer von IOTA ist das Projekt Qubic eine der entscheidendsten Meilensteine von IOTA.[20]

Hashgraph – die neuste Sensation unter den DLTs

Neben dem Tangle sorgt auch der Begriff „Hashgraph“ für Furore. Dabei handelt es sich um eine neu entwickelte Technologie, die ebenfalls in die Kategorie der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) fällt. Die Idee für den Hashgraph wurde Mitte 2016 von Leemon Baird entwickelt und war ursprünglich für den privaten Unternehmensbereich gedacht. Das geistige Eigentum an Hashgraph wird von dem durch Baird gegründeten Unternehmen Swirlds gehalten.[21]Swirlds vertreibt ein Softwareentwicklungsprogramm, das es jedem erlaubt, mit der „Hashgraph Consensus Library“ zu experimentieren. Mit CULedger, einem Konsortium von 6000 Genossenschaftsbanken in Nordamerika, haben sie bereits einen potenten Kunden gefunden, der ihre private Hashgraph-Software anwendet und diese sogar anderen Alternativen wie Hyperledger vorgezogen hat.[22]

Aufgrund dieses Erfolgs im Unternehmensbereich hat Swirlds nun die „Hedera Hashgraph Platform“ ins Leben gerufen, die als eigenständige Einheit die patentierte Hashgraph-Technologie von Swirlds für den Aufbau eines öffentlichen Hashgraph-Netzwerkes vorantreiben soll.[23] Während der Quellcode des Hedera Hashgraph zwar öffentlich einsehbar ist und ein jeder als Netzwerkknoten (Node) Teil des Hedera-Hashgraph-Ökosystems werden kann, wird das Projekt dennoch ein Governance-Model haben, das sich an jenes von Visa anlehnt. Das heißt: Es wird 39 Organisationen geben, die eine Art Führungsrat bilden werden. Die exakten Bedingungen werden derzeit finalisiert, worauf die 39 Mitglieder bekannt gegeben werden.[24] Aufgrund dieser Struktur mit einem Leitungsorgan sind Forks, also Abspaltungen des Quellcodes zwecks Gründung eines Alternativprojektes, nicht möglich.

Wie funktioniert der Hashgraph?

Wie beim Tangle basiert auch das Hashgraph-Konzept nicht mehr länger auf Blöcken, die zu einer Kette chronologisch zusammengefügt werden. Beim Hashgraph gibt es stattdessen sogenannte „Events“, die miteinander verbunden, bzw. „verhashed“ sind – daher der Name „Hashgraph“. Folgende Informationen sind in diesen „Events“ enthalten: ein Zeitstempel (Timestamp), zwei unterschiedliche Eltern-Hashes (parent hashes) sowie eine oder mehrere Transaktionen.

Während bei einer Blockchain jeweils der gewinnende Node (Netzwerk-Teilnehmer) die Möglichkeit erhält, den neuen Block mit Transaktionen an die bestehende Kette anzufügen, informieren sich beim Hashgraph alle Knoten innerhalb des gesamten Netzwerkes gegenseitig über den neusten Stand und „tauschen“ ihre Information so miteinander aus. Ähnlich wie beim Tangle entsteht so ein Verbindungsdiagramm von „Events“ bzw. Transaktionen, die nach dem chronologischen Zeitablauf geordnet sind. Diese Transaktionshistorie erlaubt einen Konsens über die Reihenfolge der einzelnen Transaktionen.

Wie bei der Blockchain oder dem Tangle werden die notwendigen Informationen innerhalb des Netzwerkes auch beim Hashgraph-Konzept über das sogenannte Gossip-Protokoll, ein Kommunikationsprotokoll, weitergeleitet. Um Informationen innerhalb eines Netzwerkes zu verbreiten, gilt das Gossip-Protokoll zwischen unterschiedlichen Computern als das schnellste und effizienteste Verfahren. Jeder Computer (Netzwerkknoten) gibt die erhaltene Information an einen zufällig gewählten Computer weiter. Auf diese Weise kommt es zu einer exponentiellen Verbreitung der Information.

Jedoch genügt die alleinige Verbreitung der Information innerhalb des Gesamtnetzwerkes nicht, um einen allgemeinen Konsens über die geteilte Information zu erhalten. Hierfür muss jeder Netzwerkteilnehmer die genaue Transaktionshistorie und somit die exakte Reihenfolge der einzelnen Transaktionen kennen, die über die bereits genannten Zeitstempel sichergestellt ist. Deshalb verwendet der Hashgraph-Konsens-Algorithmus den Ansatz des „Gossip about Gossip“. Jeder Computer innerhalb des Netzwerkes teilt sein ganzes Wissen darüber, welcher Netzwerkkonten was, zu wem und wann gesprochen hat. Oder etwas technischer ausgedrückt: Jeder Computer teilt sein ganzes Wissen über den Hashgraph, womit die exakte Reihenfolge aller im Netzwerk jemals stattgefunden Transaktionen gemeint ist. Indem jeder Netzwerkteilnehmer stets über den aktuellen Hashgraph verfügt, weiß jeder Computer über die gesamte Transaktionshistorie Bescheid. Alle Teilnehmer wissen also, dass jeder andere Teilnehmer innerhalb des Netzwerkes die gesamte relevante Information zu Transaktionen und deren Reihenfolge besitzt. Dieser Umstand ermöglicht sogenanntes „Virtual Voting“. Da sämtliche Knoten des Netzwerks eine Kopie der Transaktionshistorie sowie Informationen darüber haben, wer die Informationen zu welchem Zeitpunkt erhalten hat, kann jeder Teilnehmer berechnen, wie sich jeder andere Netzwerkteilnehmer verhalten wird. Jeder Knoten kennt also die Entscheidung des anderen, ohne dass jemals effektiv eine Entscheidung, sprich ein „Vote“, getroffen wurde. Auf der Grundlage dieses „Voting without Voting“ ergibt sich somit ein Konsens unter den Netzwerkteilnehmern, obschon diese kein ressourcenintensives Abstimmungsverfahren untereinander durchführen müssen.

Interessanterweise sind die für Hashgraph verwendeten Voting-Algorithmen bereits über 35 Jahre alt und finden hier in leicht abgeänderter Form ihre Anwendung. Diese sind deshalb so nützlich, weil sie ein mathematisch bewiesenes Sicherheitslevel vorzuweisen haben, das in der Computertechnologie bislang nicht zu überbieten ist. Die Experten hinter Hashgraph behaupten daher unter Bezugnahme auf mathematische Beweise, dass Hashgraph als einzige DLT-Technologie A-BFT (Asynchronous Byzantine Fault Tolerance) sei. Das bedeutet, dass solange weniger als 1/3 der Netzwerkteilnehmer mutwillige Betrugsabsichten hat, kann immer ein Konsens unter den Computern über den Zustand des Netzwerkes und der Transaktionshistorie gefunden werden.

Die Zukunftsvision für Hashgraph

Als DLT-Technologie soll auch der Hashgraph die Struktur und Organisation des heutigen Internets radikal verändern. Es wird heute immer offensichtlicher, dass das Internet in seiner derzeitigen Form gravierende Mängel hat, die zum Teil auf Geburtsfehler zurückzuführen sind. So machen heute große zentralisierte Servereinheiten die Eckpfeiler unseres globalen Internets aus. Aufgrund dieser neuralgischen Angriffspunkte gehören Dinge wie Hacks, Spam-, BotNet- oder DDoS-Attacken zum Online-Alltag. Immer wieder wird uns diese Tatsache in der Realität vor Augen geführt.

Neben unzulänglicher Sicherheit krankt das Internet aber auch an Isolation. Darunter ist zu verstehen, dass das Internet in seiner Ganzheit aus massenhaft isoliert arbeitende Systemen, die nicht standardmäßig miteinander verbunden sind, besteht, was eine reibungslose Kommunikation zwischen diesen abgetrennten Systemen daher mühsam und aufwendig macht. Obschon das Internet an der Oberfläche als einwandfrei vernetztes Netzwerk erscheint, besteht es in Tat und Wahrheit noch immer aus unzähligen getrennten Welten, deren Überbrückung sehr ressourcenintensiv ist.

Für diesen Geburtsfehler sieht sich Hashgraph als potenzielle Lösung. Mit Hashgraph soll ein „Internet of Shared Worlds“ geschaffen werden, das zahlreiche, heute bestehende Sicherheitsrisiken und –lücken minimiert und gleichzeitig die Isolation eliminiert. Zudem soll dieses „Internet der Zukunft“ es jeder Person ermöglichen, ihre eigene Welt, ihre eigene Gemeinschaft zu schaffen. Mittels des Hashgraph-Protokolls, das im Gegensatz zu herkömmlichen Blockchain-Protokollen eine Skalierung bereits über das Basis-Protokoll erlaubt, soll auch das Modell der Internet-Datenspeicherung fundamental geändert werden. Laut Experten soll die Datenspeicherung besser innerhalb und über Netzwerke verteilt werden. Für die Bereitstellung ihrer Datenspeicherungskapazität würden entsprechende Netzwerkteilnehmer auf der Stelle mittels Mikrozahlungen (Mikropayments) entlohnt werden. Die Finanzierung großer zentralistischer Servereinheiten für die Datenspeicherung würde nicht mehr länger notwendig sein, so Hashgraph-Befürworter. Das Herzstück dieses neuen Internets wären DLT-Technologien wie der Hashgraph, die auf eine transparente Weise alle wichtigen Informationen über die jeweilige Gemeinschaft festhalten. Würden die Anwendungen des Internets auf der Hashgraph-Technologie basieren, könnten sich die Teilnehmer sicher sein, dass die durch das Protokoll definierten Regeln auf eine faire Art und Weise für alle durchgesetzt werden, da diese durch Kryptografie und Mathematik gesichert und erzwungen werden. So können die einzelnen Gemeinschaften über die DLT-Technologien reibungslos miteinander kommunizieren und zu einem Konsens finden, weshalb dieses zukünftige Internet eines der „geteilten Welten“ wäre.

Die Kenner von Hashgraph beharren außerdem auf einem weiteren wichtigen Punkt. Die Hashgraph-Technologie könne das Internet auch schneller machen. Ein „Leadership-based“ Internet wie heute, das auf zentralen Servern aufbaut, die sämtlichen Datenverkehr durch das Gesamtsystem routen müssen, erscheint uns heutzutage zwar schnell. Würde das Internet jedoch auf einer DLT-Technologie wie den Hashgraph bauen, wäre eine noch höhere Geschwindigkeit möglich. So hat Swirlds mit seinem privaten Hashgraph-Netzwerk in Testversuchen eine höhere Transaktionsgeschwindigkeit hinbekommen, als das Visa-Netzwerk zurzeit vorweisen kann. Auch hierin sehen die Visionäre von Hashgraph einen weiteren Grund, weshalb ihr Protokoll das bestehende Internet möglicherweise verbessern kann.

Tangle & Hashgraph – Können sie halten, was sie versprechen?

Wie zu Beginn dieses Kapitels beschrieben, werden innovative Herangehensweisen wie der Tangle oder Hashgraph als nächste Generation in der noch jungen Geschichte der DLT-Technologie angesehen. Das neue Feld der DLT-Technologie ist bereits eine Innovation an und für sich, die es vor zehn Jahren noch nicht gab. Der gegenseitige Wettbewerb innerhalb dieses neuen Bereiches heizt dessen Innovationsfähigkeit noch zusätzlich an. Die Geschwindigkeit, mit welcher die Innovation voranschreitet, ist verblüffend. Allerdings geht das gegenseitige Rivalisieren zwischen den Projekten nicht selten in regelrechte Animosität über. Die Debatten verkommen zu kindischen Schlammschlachten, welche die Krypto-, Blockchain- und DLT-Welt insgesamt wenig weiterbringen. Für einen unbeteiligten Dritten ist es schwierig, bei all den billigen, emotional aufgeladenen und vielfach personenbezogenen Anschuldigungen und Kritikpunkten den Überblick zu behalten und zu einer sachlichen Einschätzung der Materie zu gelangen.

An dieser Stelle soll deshalb einer jener Haupteinwände kurz beschrieben werden, der durchaus berechtigt zu sein scheint. Im Falle eines DAG (tangle und hashgraph) existiert kein globaler Netzwerkzustand, da ein DAG über keine Blöcke verfügt und gewissermaßen auf dem Prinzip des regionalen Konsenses beruht. Das heißt, die Netzwerkteilnehmer speichern nicht mehr alle Vorgänge ab, sondern nur noch „lokale“ Daten ihrer „Nachbarn“ und vertrauen dabei darauf, dass „andere Regionen“ dies ebenfalls sorgfältig machen. Hier stellt sich letztlich die Frage, ob dieses Konzept der Regionalität tatsächlich Double-Spend-Attacken verhindern kann. Fairerweise muss dazu gesagt sein, dass sich die gleiche Frage auch bei jenen Skalierungsversuchen von Ethereum stellt, die sich den Sharding-Ansatz zunutze machen wollen.

Ebenfalls im Raum steht die Befürchtung, wonach der Tangle sowie der Hashgraph aufgrund ihrer Skalierbarkeit eine riesige Datengröße annehmen werden und dies zu einer Zentralisierung bei jenen Netzwerkteilnehmern führen wird, welche das Netzwerk am Laufen halten. IOTA als auch Hedera Hashgraph haben hierfür Koordinatoren bzw. eine Führungsriege vorgesehen, die regelmäßige Verkürzungen des Tangle respektive Hashgraph vornehmen könnten. Dies würde natürlich bedeuten, dass die Netzwerke so potenziell wieder über gewisse neurale zentralisierte Angriffspunkte verfügen. Die Verantwortlichen beider Projekte argumentieren zwar, dass die Koordinatoren beim Tangle sowie der Führungsrat beim Hashgraph bloß eine stützende Funktion innehaben. Ab einer gewissen Größe und Relevanz der beiden Projekte würde es diese „Stützräder“ nicht mehr benötigen, worauf die IOTA-Koordinatoren sowie der Hashgraph-Führungsrat an Einfluss verlieren würden. Zudem ist es bis zu diesem Zeitpunkt gut möglich, dass die Problematik zu großer Datenmengen ebenfalls gelöst ist. Bis dahin muss aber noch einiges passieren und die Projekte müssen die versprochene Skalierung erst einmal erreichen. Obschon der Tangle und auch der Hashgraph in der Theorie vielversprechend erscheinen, haben sie den endgültigen Beweis in der Praxis erst noch zu liefern.

[1] Vgl. “Why blockchains don’t scale,” Piers Ridyard, Radix, Februar 8, 2018. (Opened: 24.04.2018)

[2] Here the term non-centricity is deliberately used. The frequently mentioned concept of de-centrality implies that there is a central entity, albeit a weak one. However, this does not apply to Bitcoin and some other blockchain projects, which is why “non-central” seems to be better suited.

[3] Vgl. “Hate Bitcoin? This Mai Change Your Mind,” Peter Shin, Medium, März 10, 2018.

[4] Vgl.Crypto Research Report II

[5]  Vgl. RSK.

[6] Vgl. “How to Scale Ethereum: Sharding Explained,” Raul Jordan, Medium, Januar 20, 2018.

[7] Vgl.“Ethereum Plasma Explained,” Lukas Schor of Argon Group, Medium, Mai 28, 2018.

[8] Vgl.“What is Ethereum Casper Protocol?,” Blockgeeks, Dezember, 2018.

[9] Vgl.“The Tangle: an Illustrated Introduction,”Alon Gal, IOTA Blog, Januar 31, 2018.

[10] Vgl.“The Tangle: an Illustrated Introduction,”Alon Gal, IOTA Blog, Januar 31, 2018.

[11] Vgl.“What it means to have 7,000tps!,” Reddit, Januar, 2018.

[12] Vgl.”Jinn,” CoinMarketCap, 2018.

[13] Vgl.“IOTA: The hardware part,” Chris Mueller, Medium, Januar 6, 2018.

[14] Watch “Jeremy Rifkin on the Fall of Capitalism and the Internet of Things,” Big Think, April 22, 2018.

[15] Watch “IOTA – 100 Billion Reasons Why,” The bIOTAsphere, April 11, 2018.

[16] Vgl.“Blockchains vs DAG: Behind the Battle for the Backbone of the Internet of Things And the Future of Cryptocurrency – A History,” Wasim Of Nazareth, Medium, Februar 16, 2018.

[17] Vgl.“World’s first IOTA Smart Charging Station,” Harm van den Brink, ITA Blog, April 19, 2018.

[18] Vgl.“Smart Contracts: The Blockchain Technology That Will Replace Lawyers,” Blockgeeks, 2016.

[19]  Vgl.“Types of oracles,” BlockchainHub, 2018.

[20] Vgl.“IOTA and Qubic – The Start of New Era (And The Fulfillment Of A Long Time Dream),” IOTA News, Juni 42018.

[21] Vgl.Swirlds’ website for more information.

[22] Vgl.“Swirlds and CULedger Collaborate to Deliver High Performance, Secure, Distributed Applications to Credt Unions,” Swirlds, Oktober 27, 2017.

[23] Vgl.“The Future Of Distributed Ledger Technology: Hashgraph Launches Hedera Platform,” Jorn van Zwanenburg, Invest in Blockchain, März 26, 2018.

[24] Vgl.“The Next-Generation Internet: Mance Harmon and Hedera Hashgraph,” Bitsonline, Mai 3, 2018.

Konsens Mechanismen

Consensus Mechanisms

Eine im Bereich der Kryptografie weit verbreitete These besagt, dass keiner Aufgabe, der ein zentralisierter Mechanismus zugrunde liegt, nicht auch ein dezentraler zugrunde liegen könnte. Beispiele dafür sind Wahlen, Auktionen, das Bankwesen, usw. OpenBazaar ist etwa das dezentralisierte Pendant zu Ebay, Bisq das dezentralisierte Gegenstück zu Coinbase und Bitcoin selbst ist eine dezentrale Version der Währungen. In einem dezentralen Netzwerk gibt es nicht eine einzige Autorität, die für Recht und Ordnung sorgt, stattdessen vertraut man auf Konsens-Mechanismen.

Unter einem Konsens-Mechanismus versteht man die Vorgehensweise, durch die eine Gruppe eine Entscheidung herbeiführt. Beispielsweise müssen Bitcoin-User kontinuierlich ihren Transaktionsverlauf aktualisieren, um neue Transaktionen und die aktuellen Wallet-Stände abzurufen. Konsens-Mechanismen erlauben es einander fremden Teilnehmern, sich zu einigen. Sie erreichen dies durch ein finanzielles Anreizsystem, welches Entlohnung, aber auch Strafen kennt. Eine Hauptaufgabe eines solchen Konsens-Mechanismus ist es, User davon abzuhalten, zwei Mal denselben Token zu verwenden (sog. „double-spending“). Wenn ein User in der Lage wäre, denselben Bitcoin an zwei verschiedene Adressen zu schicken, könnte das Bitcoin-Angebot einer theoretisch unendlichen Inflation unterliegen, was gleichzeitig zu einer Minderung der realen Kaufkraft der Währung führen würde. Um dem Problem des „double-spending“ entgegen zu wirken, muss jeder Computer, der der Bitcoin-Blockchain angeschlossen ist, denselben Informationsstand darüber haben, wer wie viele Bitcoin besitzt.

Tabelle 1: Konsens-Mechanismen der Top 100 Kryptowährungen

Wie aus Tabelle 1 ersichtlich ist, existieren etliche verschiedene Konsens-Mechanismen. Allerdings ist keiner davon perfekt. Bis zum heutigen Zeitpunkt ist der sicherste Konsens-Mechanismus nach wie vor der ursprünglich von Bitcoin eingeführte „Proof-of-Work“. Allerdings benötigt dieser Miner, was wiederum zu Zentralisierung führen kann und in der Regel mit hohem Energieverbrauch verbunden ist. Entwickler aus aller Welt wetteifern darum Proof-of-Work von seinem Thron zu stoßen. Einer neuartigen Technologie, der es gelingen sollte sowohl Miner als auch deren übertriebenen Energieverbrauch abzuschaffen, würde hohe Wellen am ICO-Markt schlagen.

Grafik 8: Konsens-Mechanismen der Top 100 Kryptowährungen

Unternehmen wie Visa oder Paypal beruhen nicht auf einem Konsens-Mechanismus, weil sie selbst jeweils die Kontrolle über ihr gesamtes Netzwerk besitzen. Beim Gebrauch einer Visa-Karte wird die kundenspezifische Information an eine zentrale Datenbank übermittelt, die von Visa betrieben wird. Wir sind es gewohnt, den Kreditkartenunternehmen sensible Informationen und das treuhändige Verbuchen unserer Transaktionen anzuvertrauen. Nachdem Visa über ihr eigenes Netzwerk verfügt, liegt es auch in ihrer Macht, Transaktionen rückgängig zu machen oder zu zensieren. In den 1970er-Jahren begannen Computer-Wissenschaftler erstmals sich mit Alternativen für solch zentralisierte Strukturen auseinanderzusetzen, da es offensichtlich wurde, dass diese Systeme den Gefahren externer Hackerangriffe oder interner Manipulationen ausgesetzt sind.

Das Problem der byzantinischen Generäle

Die verschiedenen Konsens-Mechanismen versuchen noch ein weiteres Problem zu lösen, das als das als Problem der byzantinischen Generäle bekannt ist. Die Ausgangslage ist wie folgt: Ein König ist mit seinen 300 Soldaten in seiner Burg eingeschlossen, denn die Burg wird von fünf, jeweils 100 Mann starken Armeen belagert. Jede Armee hat ihr Lager in den umliegenden Hügellandschaften aufgeschlagen und steht unter dem eigenständigen Kommando eines Generals. Die Generäle müssen miteinander kommunizieren, um sich über die Angriffsstrategie zu einigen. Allerdings vertrauen sie sich untereinander nicht, weil sie den Verdacht hegen, dass einige von ihnen Verräter sind. Würden sie eine Nachricht mit der Taktik und dem Zeitpunkt des Angriffes mittels eines Boten von Lager zu Lager schicken, könnten königstreue Generäle mühelos die Nachricht austauschen und somit falsche Informationen an das nächste Lager weitergeben.

Folglich ist das Übermitteln einer einfachen schriftlichen Nachricht nicht sicher genug, da Geschriebenes leicht abgeändert werden kann. Fehlinformationen könnte mit dem Sieg der Verräter enden, da verschiedene Lager zu unterschiedlichen Zeiten oder überhaupt gar nicht angreifen würden.

Heutzutage könnte ein Konferenz-Call den Boten zu Pferd ersetzen, doch die Grundproblematik besteht weiterhin. Wie kann man sicher sein, dass die Nachricht authentisch ist und nicht manipuliert wurde?

Das Problem der Authentizität bezieht sich auf Fälle, bei denen Kontrahenten Anrufe oder Emails fälschen oder vortäuschen, jemand anderer zu sein. Manipulation bezeichnet die Verzerrung, Löschung oder Einsicht der Nachricht durch den Kontrahenten.

Um das Problem der byzantinischen Generäle zu lösen, greifen Konsens-Mechanismen auf zwei Konzepte zurück:

  1. Jeder „General“ muss zunächst Ressourcen für das   Netzwerk aufwenden, das so genannte „skin in the game“. Zur Veranschaulichung stelle man sich zwei Unternehmer vor, die sich entschließen, eine gemeinsame Unternehmung zu gründen, doch einer von den beiden weigert sich, weder Zeit noch Kapital zu investieren. Es liegt auf der Hand, dass der investierte Partner schnell an der Loyalität des Mitunternehmers zu zweifeln beginnen würde. Dasselbe Prinzip greift in einem dezentralen Netzwerk.
  2. Das zweite Konzept ist das des manipulationsfreien ‚ledgers’, der jede einzelne bereits getätigte Transaktion aufgezeichnet hat. Manipulationsfrei ist ein System dann, wenn die das Netwerk konstitutierenden Computer jede Änderung oder Löschung früherer Transaktionen sofort erkennen. Die digitale Version des ‚ledgers’ ist uns mittlerweile als Blockchain bekannt. Sie zeichnet jede einzelne User-Transaktion auf und verlinkt sie untereinander mit Hilfe von Hash-Funktionen, um sich derart der Authentizität der Daten zu vergewissern.[1]

Um auf das Problem der byzantinischen Generäle zurückzukommen, wäre demnach eine denkbare Lösung, die Generäle vorab zur Beisteuerung eines signifikanten Geldbetrages zu verpflichten, um sich ihrer Loyalität sicher zu sein. Bevor ein General eine Nachricht versenden kann, müsste er seine Identität mit Hilfe einer kryptographisch gesicherten und einmaligen Signatur beweisen. Sollte einer der Generäle das Vorhaben sabotieren, wären die anderen Generäle in der Lage, die Transaktionshistorie zu inspizieren und die Signatur des Saboteurs herauszufinden. Dieser kann sich zwar stets verräterisch verhalten, doch erleidet er einen nicht unerheblichen finanziellen Verlust, da die anderen Generäle ihm seine zu Beginn erbrachte Einlage nicht rückerstattet. Einen Konsens auf diese Weise herbeizuführen, nennt sich ‚Proof-of-Stake’, da jeder General oder Computerbenutzer im modernen Zeitalter eine Einlage (engl. „stake“) für die Aufrechterhaltung des Netzwerks investiert hat.

Eine weitere Möglichkeit für das Netzwerk wäre, jeden General dazu zu zwingen eine extrem komplexe Aufgabe aus der Mathematik lösen zu lassen, bevor das Signieren und Versenden einer Nachricht überhaupt möglich ist. Um diese Aufgabe rasch zu lösen, müsste der General viel Geld in Form von Gehältern an Mathematiker bezahlen. Diese Konsens-Methode nennt sich „Proof-of-Work“, da jeder General seine Loyalität zu dem Netzwerk bezeugt, indem er kosten- und zeitaufwendige Ressourcen verbraucht.

Überblick über die Konsens-Mechanismen

Wie aus Grafik 9 ersichtlich ist, erstrecken sich Konsens-Mechanismen entlang zweier Dimensionen: Ausmaß der Zentralisierung und Relevanz eines externen Ankers. Die vertikale Achse verläuft von einem strikt zentralisierten Netzwerk, in dem Teilnehmer einer Person oder Organisation das Verbuchen von Transaktionen vollkommen anvertrauen, zu einem vollends dezentralen Netzwerk, wo Transaktionen von Unbekannten verbucht werden. Bitcoins “Proof-of-Work”-Konsens-Mechanismus ist ein Beispiel für eine öffentliche Blockchain ohne Befugniseinschränkungen („permissionless“), da ein unvertrauter Fremder Transaktionen verifizieren kann, ohne dass seine Identität sichtbar ist. Ein weiteres Beispiel hierfür ist Monero.

Grafik 9: Zentralisierung und Externalität von Konsens-Mechanismen

Die horizontale Achse gibt an, welche Art von Investition ein Nutzer aufbringen muss, um Einfluss auf das System auszuüben. Wenn wir Bitcoin wieder als Beispiel hernehmen, so sehen wir, dass der Nutzer kostbare Ressourcen aus der realen Welt aufwenden muss, um im Bitcoin-Netzwerk Entscheidungen zu treffen. Dies bezeichnet man als einen externen Anker. Im Unterschied hierzu verlangen Konsens-Mechanismen wie „Proof-of-Stake“, die in den Quadranten rechts oben fallen, keine externen Ressourcen, um Entscheidungen im Netzwerk zu treffen. Beispiele für Coins, die in diesem Quadranten liegen, sind NXT und Peercoin. Ethereums Vorhaben vom Quadranten oben links zu jenem oben rechts zu wechseln, soll im Laufe des Jahres vollzogen werden.

Auf der anderen Seite des Spektrums und daher in den unteren zwei Quadranten finden sich genehmigte und private Konsens-Mechanismen, wie das bereits besprochene Byzantinische Problem. Der Hyperledger von IBM ist ein Beispiel für eine Datenstruktur, die es dem Programmierer erlaubt festzulegen, wer Transaktionen verbuchen kann. Ein Unternehmen, das Hyperledger oder Microsofts Blockchain nutzt, kennt die Identitäten jener Personen, die das Netwerk kontrollieren, was gleichzeitig bedeutet, dass die Nutzer des Netzwerks diesen vertrauen müssen. Diese Systeme sind zentral und besitzen keinen externen Anker. Im linken unteren Quadranten befinden sich Coins wie IOTA, Byteball, und Hashgraph. Diese Coins haben sogenannte “Witnesses” und “Coordinators”, die das System zentralisieren. Trotzdem verlangen sie zur Verifizierung von Transaktionen das Aufbringen externer Ressourcen, um Entscheidungen im Netzwerk mittreffen zu können. Der geläufigste unter diesen Konsens-Mechanismen ist die „gerichtete azyklische Graphen-Struktur“ in Kombination mit „Proof-of-Work“, um Sybil-Angriffe vorzubeugen.

Proof-of-Work

Im Falle Bitcoins kann man sich die byzantinischen Generäle als verschiedene Bitcoin-Wallets vorstellen. Rechner, die die Bitcoin-Software ausführen, benutzen „Proof-of-Work“ als Konsens-Algorithmus, um zu einer Übereinkunft darüber zu kommen, welche Zahlungen gültig sind.

Hristian Hristov kam auf der BlackSeaChain-Konferenz zu folgender Definition von „Proof-of-Work“:

“a piece of data which is difficult (costly, time-consuming) to produce but easy for others to verify and which satisfies certain requirements. Producing a proof of work can be a random process with a low probability so that a lot of trial and error is required on average before a valid proof of work is generated.”

Wenn Mark 5 Bitcoin an Demelza übermitteln will, muss das gesamte Netzwerk sicherstellen, dass Mark auch diese 5 Bitcoin besitzt und dass die Transaktion mit Marks digitaler Signatur unterzeichnet wird. Im Bitcoin-Netzwerk kommen Knotenpunkte rund alle zehn Minuten zu einer Einigung, welche Transaktionen gültig sind. Dieser Prozess ist als „schürfen“ bekannt. Bevor ein neuer Block an Transaktionen bestätigt werden kann, berechnen die Miner sogenannte Hashes bis sie eine passende Zahl finden, die unter einer vom Software-Protokoll festgelegten Referenzzahl liegt, auch genannt das Schwierigkeitsmaß. Das Bitcoin-Protokoll verlangt beispielsweise von Schöpfern, dass sie die richtige “nonce” oder Zufallszahl finden, nämlich diejenige, die einen kürzeren Hash als den von der Software vorgegebenen Schwierigkeitsgrad hat. Dieser Vorgang nennt sich auch „Hash-Puzzle“, da Schöpfer in ihren Berechnungen der „nonce“ auch den Hash des vorherigen Blocks in der Blockchain miteinbeziehen müssen. Das Ergebnis der Berechnung ist eine Zahl, die in einen im Vergleich zu der Gesamtmenge aller Lösungen der Hash-Funktion engen Zielbereich fällt.[2] Diese Zahl wird anschließend zur Identifikationsnummer jenes Blockes erhoben, welche wiederum für die Berechnung des Hash-Puzzles des nächsten Blockes verwendet wird.

Grafik 10: Arbeitsnachweis-Konzept

„Proof-of-Work“ bedient sich hauptsächlich zweier finanzieller Vergütungen, um den Nutzer zu motivieren das Netzwerk aufrechtzuerhalten: Der Erlös aus dem Schürfvorgang und Transaktionsgebühren. Dem ersten Schürfer, der einen kürzeren Hash als den vorgegebenen Schwierigkeitsgrad findet, steht es zu, neue Bitcoins zu „drucken“ und die Transaktionsgebühren, welche vom Sender an das Netzwerk gezahlt werden, zu behalten. Die erste Transaktion jedes Blocks ist eine sog. “coin-creation transaction”. Die “coin creation transaction” erlaubt es dem Schürfer jenes Blocks, neue Bitcoins zu prägen und sie in sein Wallet aufzunehmen. Während 2016 sich die Belohnung für jeden neu geschürften Block auf 25 Bitcoins belief[3], so bekommt man heutzutage lediglich noch 12,5 Bitcoins, da die Rate ungefähr alle vier Jahre um einen gewissen Prozentsatz fällt. Diese Entlohnung pro Block soll einen Anreiz zu ehrlichem Verhalten geben, da die Transaktion, die das Schürfen neuer Coins zur Folge hat, nur dann einen Wert hat, wenn die übrigen Nutzer, die das Netzwerk aufrechterhalten, diese auch annehmen.

Der zweite Anreiz ist die Transaktionsgebühr. Sobald Nutzer eine Bitcoin-Transaktion absenden, hängen sie dieser eine Gebühr an. Je höher diese Gebühr, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Schöpfer jene Transaktion in ihren Kandidatenblock einbeziehen wird, was gleichzeitig zu einer kürzeren Bestätigungsdauer der Transaktion führt.

Grafik 11: Bitcoin Mining- und Transaktionserslöse von 2017–2018

Nichtsdestotrotz hat Bitcoins „Proof-of-Work“-Algorithmus auch Nachteile. In erster Linie existiert eine Reihe von Angriffspunkten, die von Saboteuren ausgenutzt werden könnten:

Weiters hat das Netzwerk einen hohen Verbrauch an Energie- und Hardware-Ausstattung, der sich Schätzungen zu Folge auf rund $400 Millionen pro Jahr beläuft. Nachdem sich eine zunehmende Anzahl an Unternehmern der Schürfindustrie widmen, nimmt die Schwierigkeit, Bitcoin-Blöcke zu finden, kontinuierlich zu. Folglich steigt auch der für das Finden von Blöcken nötige Energieaufwand. Daher ist es auch nicht überraschend, dass sich die meisten Schürfer in Ländern niedergelassen haben, in denen die Energiepreise niedrig sind. Tabelle 2 veranschaulicht die Elektrizitätskosten in verschiedenen Ländern.

Tabelle 2: Elektrizitätskosten im Jahr 2018

Wer Kosten und Nutzen des Schürfgeschäfts gegenüberstellen will, muss sichergehen, dass er alle Kosten miteinbezieht.

Wie auch bei Gold, bedarf für die Schürfung von neuen Coins Elektrizität und Kapital. Die Wahrscheinlichkeit, zufällig zum Schürfen eines neuen Blocks ausgewählt zu werden und eine Entlohnung dafür zu erhalten, ist eine Funktion, die sich aus der mining power des Einzelnen geteilt durch die gesamte mining power des Netzwerks ergibt. Je mehr Energie die Schürf-Hardware konsumiert, desto höher die jeweilige Hash-Rate, welche sich wiederum in höheren Profit widerspiegelt. Die Parameter, die in die Berechnung miteinbezogen werden, sind unter anderem: Schwierigkeitsgrad, Hash-Rate (TH/s), BTC/USD Wechselkurs, Pool-Gebühren in %, Hardware Kosten (USD), Strom (Watt), Stromkosten (USD/kWh).[4]

„Proof-of-Stake“

Anders als Bitcoin oder Gold erlaubt es „Proof-of-Stake“ den Usern mit den höchsten Beständen, Coins aus heiterem Himmel zu schürfen. In einem „Proof-of-Stake“-System ist die Wahrscheinlichkeit einer Entlohnung direkt proportional zu dem Anteil an Coins, die ein User besitzt, geteilt durch die Gesamtmenge an Coins im Umlauf. Es existieren mehrere Variationen des „Proof-of-Stake“-Prinzips, wie zum Beispiel „Leased Proof of Stake“ und „Delegated Proof of Stake”.

Beide Mechanismen führen zu ähnlichen Resultaten, doch nur „Proof-of-Work“ führt zu einer negativen Externalität. Warum verwendet man Proof-of-Work“ dann nach wie vor, fragt man sich. Die Coins mit der größten Marktkapitalisierung beruhen noch auf „Proof-of-Work“, doch „Proof-of-Stake“ gewinnt bereits mehr und mehr an Zustimmung. Ausdruck dafür ist die von der Marktkapitalisierung her zweitgrößte Coin, Etherum, die bekannt gab, im Laufe des kommenden Jahres von „Proof-of-Work“zu „Delegated Proof-of-Stake“ zu wechseln.

Mögliche Angriffspunkte für “Proof-of-Stake” sind:

Bis auf die aufgezählten Schwachstellen existiert nur ein sehr begrenzter Erfahrungswert für “Proof-of-Stake”-Systeme am Markt. Obwohl viele Befürworter von “Proof-of-Stake” die Behauptung aufstellen, dass das System weniger zentralistisch ist als “Proof-of-Work” , ist dies nicht immer richtig. Wie Andreas Antonopoulos während des Treffens der Wisma BeeOn Gruppe in Kuala Lumpur, Malaysia, bereits sagte, ermöglicht es das “Proof-of-Stake”-Prinzip den Reichen, noch reicher zu werden. Dies hat einen zentralisierenden Effekt auf den Besitzder Kryptowährung. Umgekehrt sind “Proof-of-Work”-Schürfer dazu gezwungen, zumindest einige der Coins wieder zurück auf den Markt zu bringen, um in neue Ausstattung zu investieren und die beträchtlichen Energiekosten zu begleichen. Diese Tatsache erzeugt einen relativ konstanten Fluss an neu geschürften Coins, die vom Markt aufgenommen werden.

Fazit

Kryptowährungen kommen nicht umhin, zwischen Zentralisierung und Effizienz abzuwägen. Je zentralisierter der Entscheidungsprozess, desto schneller kann eine Entscheidung getroffen werden und desto skalierbarer ist das gesamte Netzwerk. Je dezentraler ein Netzwerk dagegen ist, desto mehr Zeit nimmt der Konsensprozess in Anspruch. Als Analogie dient hier vielleicht die Dichotomie zwischen einer Diktatorenherrschaft und der direkten Demokratie. Sobald die Hierarchie zwischen Interessensparteien flach ist, fällt es schwer, einstimmige Entscheidungen zu treffen. Auch wenn die Einführung von Parteien nicht in allen Fällen eine Problematik darstellt, so entspringt die Blockchain der Idee, einen Konsens ohne die Vermittlung von Parteien zu erreichen.

Miner, oracle, witnesses, delgates oder stakers zentralisieren ein System bis zu einem gewissen Grad. Ein Konsens-Mechanismus, der den Energieaufwand von “Proof-of-Work” umgeht, ohne gleichzeitig einen Koordinator eines „gerichteten azyklischen Graphen“ einzuführen, wäre ein wirklicher Durchbruch in der Kryptosphäre. Silvio Micali, ein Kryptograph vom MIT, behauptet, dass sein Konsens-Mechanismus Algorand gleichzeitig Dezentralisierung und Sicherheit erreicht. Wir behalten seinen Algorithmus und seine Coins, die diesem zu Grunde liegen, im Auge. Weiters versprechen Coins wie Tezos und Dfinity Governance-Funktionen im Protokoll miteinzubinden, um möglicherweise dezentrale Interessensparteien einen rascheren Konsens zu ermöglichen. Auch wenn wir auf lange Sicht optimistisch sind, dass die Entwickler das Skalierungsproblemen lösen werden, ist uns jedenfalls nicht die Tatsache entgangen, dass “Proof-of-Work” nun die vergangenen zehn Jahre unangetasteter Platzhirsch unter den Konsens-Mechanismen war. Allerdings besteht nach wie vor die Gefahr, dass Regierungen dem ungeheuren Energieverbrauch, der beim Schürfen von Kryptowährungen entsteht, eine Ende setzen. Aus diesem Grund legen wir dem Anleger nahe, Krypto-Assets mit unterschiedlichen Konsens-Mechanismen zu halten.

[1] IOTA und Byteball verwenden einen gerichteten, azyklischen Graphen anstelle einer Blockchain, um Transaktionen aufzuzeichnen.

[2] Narayanan, A., Bonneau, J., Felten, E., Miller, A., & Goldfeder, S. (2016). Bitcoin and Cryptocurrency Technologies. New Jersey: Princeton University Press.

[3] Ibid.

[4] Vgl.“Is Bitcoin Mining Profitable in 2018,” Ofir Beigel, 99Bitcoins, 2018.

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