Start Blog Seite 21

Konsens Mechanismen

Consensus Mechanisms

Eine im Bereich der Kryptografie weit verbreitete These besagt, dass keiner Aufgabe, der ein zentralisierter Mechanismus zugrunde liegt, nicht auch ein dezentraler zugrunde liegen könnte. Beispiele dafür sind Wahlen, Auktionen, das Bankwesen, usw. OpenBazaar ist etwa das dezentralisierte Pendant zu Ebay, Bisq das dezentralisierte Gegenstück zu Coinbase und Bitcoin selbst ist eine dezentrale Version der Währungen. In einem dezentralen Netzwerk gibt es nicht eine einzige Autorität, die für Recht und Ordnung sorgt, stattdessen vertraut man auf Konsens-Mechanismen.

Unter einem Konsens-Mechanismus versteht man die Vorgehensweise, durch die eine Gruppe eine Entscheidung herbeiführt. Beispielsweise müssen Bitcoin-User kontinuierlich ihren Transaktionsverlauf aktualisieren, um neue Transaktionen und die aktuellen Wallet-Stände abzurufen. Konsens-Mechanismen erlauben es einander fremden Teilnehmern, sich zu einigen. Sie erreichen dies durch ein finanzielles Anreizsystem, welches Entlohnung, aber auch Strafen kennt. Eine Hauptaufgabe eines solchen Konsens-Mechanismus ist es, User davon abzuhalten, zwei Mal denselben Token zu verwenden (sog. „double-spending“). Wenn ein User in der Lage wäre, denselben Bitcoin an zwei verschiedene Adressen zu schicken, könnte das Bitcoin-Angebot einer theoretisch unendlichen Inflation unterliegen, was gleichzeitig zu einer Minderung der realen Kaufkraft der Währung führen würde. Um dem Problem des „double-spending“ entgegen zu wirken, muss jeder Computer, der der Bitcoin-Blockchain angeschlossen ist, denselben Informationsstand darüber haben, wer wie viele Bitcoin besitzt.

Tabelle 1: Konsens-Mechanismen der Top 100 Kryptowährungen

Wie aus Tabelle 1 ersichtlich ist, existieren etliche verschiedene Konsens-Mechanismen. Allerdings ist keiner davon perfekt. Bis zum heutigen Zeitpunkt ist der sicherste Konsens-Mechanismus nach wie vor der ursprünglich von Bitcoin eingeführte „Proof-of-Work“. Allerdings benötigt dieser Miner, was wiederum zu Zentralisierung führen kann und in der Regel mit hohem Energieverbrauch verbunden ist. Entwickler aus aller Welt wetteifern darum Proof-of-Work von seinem Thron zu stoßen. Einer neuartigen Technologie, der es gelingen sollte sowohl Miner als auch deren übertriebenen Energieverbrauch abzuschaffen, würde hohe Wellen am ICO-Markt schlagen.

Grafik 8: Konsens-Mechanismen der Top 100 Kryptowährungen

Unternehmen wie Visa oder Paypal beruhen nicht auf einem Konsens-Mechanismus, weil sie selbst jeweils die Kontrolle über ihr gesamtes Netzwerk besitzen. Beim Gebrauch einer Visa-Karte wird die kundenspezifische Information an eine zentrale Datenbank übermittelt, die von Visa betrieben wird. Wir sind es gewohnt, den Kreditkartenunternehmen sensible Informationen und das treuhändige Verbuchen unserer Transaktionen anzuvertrauen. Nachdem Visa über ihr eigenes Netzwerk verfügt, liegt es auch in ihrer Macht, Transaktionen rückgängig zu machen oder zu zensieren. In den 1970er-Jahren begannen Computer-Wissenschaftler erstmals sich mit Alternativen für solch zentralisierte Strukturen auseinanderzusetzen, da es offensichtlich wurde, dass diese Systeme den Gefahren externer Hackerangriffe oder interner Manipulationen ausgesetzt sind.

Das Problem der byzantinischen Generäle

Die verschiedenen Konsens-Mechanismen versuchen noch ein weiteres Problem zu lösen, das als das als Problem der byzantinischen Generäle bekannt ist. Die Ausgangslage ist wie folgt: Ein König ist mit seinen 300 Soldaten in seiner Burg eingeschlossen, denn die Burg wird von fünf, jeweils 100 Mann starken Armeen belagert. Jede Armee hat ihr Lager in den umliegenden Hügellandschaften aufgeschlagen und steht unter dem eigenständigen Kommando eines Generals. Die Generäle müssen miteinander kommunizieren, um sich über die Angriffsstrategie zu einigen. Allerdings vertrauen sie sich untereinander nicht, weil sie den Verdacht hegen, dass einige von ihnen Verräter sind. Würden sie eine Nachricht mit der Taktik und dem Zeitpunkt des Angriffes mittels eines Boten von Lager zu Lager schicken, könnten königstreue Generäle mühelos die Nachricht austauschen und somit falsche Informationen an das nächste Lager weitergeben.

Folglich ist das Übermitteln einer einfachen schriftlichen Nachricht nicht sicher genug, da Geschriebenes leicht abgeändert werden kann. Fehlinformationen könnte mit dem Sieg der Verräter enden, da verschiedene Lager zu unterschiedlichen Zeiten oder überhaupt gar nicht angreifen würden.

Heutzutage könnte ein Konferenz-Call den Boten zu Pferd ersetzen, doch die Grundproblematik besteht weiterhin. Wie kann man sicher sein, dass die Nachricht authentisch ist und nicht manipuliert wurde?

Das Problem der Authentizität bezieht sich auf Fälle, bei denen Kontrahenten Anrufe oder Emails fälschen oder vortäuschen, jemand anderer zu sein. Manipulation bezeichnet die Verzerrung, Löschung oder Einsicht der Nachricht durch den Kontrahenten.

Um das Problem der byzantinischen Generäle zu lösen, greifen Konsens-Mechanismen auf zwei Konzepte zurück:

  1. Jeder „General“ muss zunächst Ressourcen für das   Netzwerk aufwenden, das so genannte „skin in the game“. Zur Veranschaulichung stelle man sich zwei Unternehmer vor, die sich entschließen, eine gemeinsame Unternehmung zu gründen, doch einer von den beiden weigert sich, weder Zeit noch Kapital zu investieren. Es liegt auf der Hand, dass der investierte Partner schnell an der Loyalität des Mitunternehmers zu zweifeln beginnen würde. Dasselbe Prinzip greift in einem dezentralen Netzwerk.
  2. Das zweite Konzept ist das des manipulationsfreien ‚ledgers’, der jede einzelne bereits getätigte Transaktion aufgezeichnet hat. Manipulationsfrei ist ein System dann, wenn die das Netwerk konstitutierenden Computer jede Änderung oder Löschung früherer Transaktionen sofort erkennen. Die digitale Version des ‚ledgers’ ist uns mittlerweile als Blockchain bekannt. Sie zeichnet jede einzelne User-Transaktion auf und verlinkt sie untereinander mit Hilfe von Hash-Funktionen, um sich derart der Authentizität der Daten zu vergewissern.[1]

Um auf das Problem der byzantinischen Generäle zurückzukommen, wäre demnach eine denkbare Lösung, die Generäle vorab zur Beisteuerung eines signifikanten Geldbetrages zu verpflichten, um sich ihrer Loyalität sicher zu sein. Bevor ein General eine Nachricht versenden kann, müsste er seine Identität mit Hilfe einer kryptographisch gesicherten und einmaligen Signatur beweisen. Sollte einer der Generäle das Vorhaben sabotieren, wären die anderen Generäle in der Lage, die Transaktionshistorie zu inspizieren und die Signatur des Saboteurs herauszufinden. Dieser kann sich zwar stets verräterisch verhalten, doch erleidet er einen nicht unerheblichen finanziellen Verlust, da die anderen Generäle ihm seine zu Beginn erbrachte Einlage nicht rückerstattet. Einen Konsens auf diese Weise herbeizuführen, nennt sich ‚Proof-of-Stake’, da jeder General oder Computerbenutzer im modernen Zeitalter eine Einlage (engl. „stake“) für die Aufrechterhaltung des Netzwerks investiert hat.

Eine weitere Möglichkeit für das Netzwerk wäre, jeden General dazu zu zwingen eine extrem komplexe Aufgabe aus der Mathematik lösen zu lassen, bevor das Signieren und Versenden einer Nachricht überhaupt möglich ist. Um diese Aufgabe rasch zu lösen, müsste der General viel Geld in Form von Gehältern an Mathematiker bezahlen. Diese Konsens-Methode nennt sich „Proof-of-Work“, da jeder General seine Loyalität zu dem Netzwerk bezeugt, indem er kosten- und zeitaufwendige Ressourcen verbraucht.

Überblick über die Konsens-Mechanismen

Wie aus Grafik 9 ersichtlich ist, erstrecken sich Konsens-Mechanismen entlang zweier Dimensionen: Ausmaß der Zentralisierung und Relevanz eines externen Ankers. Die vertikale Achse verläuft von einem strikt zentralisierten Netzwerk, in dem Teilnehmer einer Person oder Organisation das Verbuchen von Transaktionen vollkommen anvertrauen, zu einem vollends dezentralen Netzwerk, wo Transaktionen von Unbekannten verbucht werden. Bitcoins “Proof-of-Work”-Konsens-Mechanismus ist ein Beispiel für eine öffentliche Blockchain ohne Befugniseinschränkungen („permissionless“), da ein unvertrauter Fremder Transaktionen verifizieren kann, ohne dass seine Identität sichtbar ist. Ein weiteres Beispiel hierfür ist Monero.

Grafik 9: Zentralisierung und Externalität von Konsens-Mechanismen

Die horizontale Achse gibt an, welche Art von Investition ein Nutzer aufbringen muss, um Einfluss auf das System auszuüben. Wenn wir Bitcoin wieder als Beispiel hernehmen, so sehen wir, dass der Nutzer kostbare Ressourcen aus der realen Welt aufwenden muss, um im Bitcoin-Netzwerk Entscheidungen zu treffen. Dies bezeichnet man als einen externen Anker. Im Unterschied hierzu verlangen Konsens-Mechanismen wie „Proof-of-Stake“, die in den Quadranten rechts oben fallen, keine externen Ressourcen, um Entscheidungen im Netzwerk zu treffen. Beispiele für Coins, die in diesem Quadranten liegen, sind NXT und Peercoin. Ethereums Vorhaben vom Quadranten oben links zu jenem oben rechts zu wechseln, soll im Laufe des Jahres vollzogen werden.

Auf der anderen Seite des Spektrums und daher in den unteren zwei Quadranten finden sich genehmigte und private Konsens-Mechanismen, wie das bereits besprochene Byzantinische Problem. Der Hyperledger von IBM ist ein Beispiel für eine Datenstruktur, die es dem Programmierer erlaubt festzulegen, wer Transaktionen verbuchen kann. Ein Unternehmen, das Hyperledger oder Microsofts Blockchain nutzt, kennt die Identitäten jener Personen, die das Netwerk kontrollieren, was gleichzeitig bedeutet, dass die Nutzer des Netzwerks diesen vertrauen müssen. Diese Systeme sind zentral und besitzen keinen externen Anker. Im linken unteren Quadranten befinden sich Coins wie IOTA, Byteball, und Hashgraph. Diese Coins haben sogenannte “Witnesses” und “Coordinators”, die das System zentralisieren. Trotzdem verlangen sie zur Verifizierung von Transaktionen das Aufbringen externer Ressourcen, um Entscheidungen im Netzwerk mittreffen zu können. Der geläufigste unter diesen Konsens-Mechanismen ist die „gerichtete azyklische Graphen-Struktur“ in Kombination mit „Proof-of-Work“, um Sybil-Angriffe vorzubeugen.

Proof-of-Work

Im Falle Bitcoins kann man sich die byzantinischen Generäle als verschiedene Bitcoin-Wallets vorstellen. Rechner, die die Bitcoin-Software ausführen, benutzen „Proof-of-Work“ als Konsens-Algorithmus, um zu einer Übereinkunft darüber zu kommen, welche Zahlungen gültig sind.

Hristian Hristov kam auf der BlackSeaChain-Konferenz zu folgender Definition von „Proof-of-Work“:

“a piece of data which is difficult (costly, time-consuming) to produce but easy for others to verify and which satisfies certain requirements. Producing a proof of work can be a random process with a low probability so that a lot of trial and error is required on average before a valid proof of work is generated.”

Wenn Mark 5 Bitcoin an Demelza übermitteln will, muss das gesamte Netzwerk sicherstellen, dass Mark auch diese 5 Bitcoin besitzt und dass die Transaktion mit Marks digitaler Signatur unterzeichnet wird. Im Bitcoin-Netzwerk kommen Knotenpunkte rund alle zehn Minuten zu einer Einigung, welche Transaktionen gültig sind. Dieser Prozess ist als „schürfen“ bekannt. Bevor ein neuer Block an Transaktionen bestätigt werden kann, berechnen die Miner sogenannte Hashes bis sie eine passende Zahl finden, die unter einer vom Software-Protokoll festgelegten Referenzzahl liegt, auch genannt das Schwierigkeitsmaß. Das Bitcoin-Protokoll verlangt beispielsweise von Schöpfern, dass sie die richtige “nonce” oder Zufallszahl finden, nämlich diejenige, die einen kürzeren Hash als den von der Software vorgegebenen Schwierigkeitsgrad hat. Dieser Vorgang nennt sich auch „Hash-Puzzle“, da Schöpfer in ihren Berechnungen der „nonce“ auch den Hash des vorherigen Blocks in der Blockchain miteinbeziehen müssen. Das Ergebnis der Berechnung ist eine Zahl, die in einen im Vergleich zu der Gesamtmenge aller Lösungen der Hash-Funktion engen Zielbereich fällt.[2] Diese Zahl wird anschließend zur Identifikationsnummer jenes Blockes erhoben, welche wiederum für die Berechnung des Hash-Puzzles des nächsten Blockes verwendet wird.

Grafik 10: Arbeitsnachweis-Konzept

„Proof-of-Work“ bedient sich hauptsächlich zweier finanzieller Vergütungen, um den Nutzer zu motivieren das Netzwerk aufrechtzuerhalten: Der Erlös aus dem Schürfvorgang und Transaktionsgebühren. Dem ersten Schürfer, der einen kürzeren Hash als den vorgegebenen Schwierigkeitsgrad findet, steht es zu, neue Bitcoins zu „drucken“ und die Transaktionsgebühren, welche vom Sender an das Netzwerk gezahlt werden, zu behalten. Die erste Transaktion jedes Blocks ist eine sog. “coin-creation transaction”. Die “coin creation transaction” erlaubt es dem Schürfer jenes Blocks, neue Bitcoins zu prägen und sie in sein Wallet aufzunehmen. Während 2016 sich die Belohnung für jeden neu geschürften Block auf 25 Bitcoins belief[3], so bekommt man heutzutage lediglich noch 12,5 Bitcoins, da die Rate ungefähr alle vier Jahre um einen gewissen Prozentsatz fällt. Diese Entlohnung pro Block soll einen Anreiz zu ehrlichem Verhalten geben, da die Transaktion, die das Schürfen neuer Coins zur Folge hat, nur dann einen Wert hat, wenn die übrigen Nutzer, die das Netzwerk aufrechterhalten, diese auch annehmen.

Der zweite Anreiz ist die Transaktionsgebühr. Sobald Nutzer eine Bitcoin-Transaktion absenden, hängen sie dieser eine Gebühr an. Je höher diese Gebühr, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Schöpfer jene Transaktion in ihren Kandidatenblock einbeziehen wird, was gleichzeitig zu einer kürzeren Bestätigungsdauer der Transaktion führt.

Grafik 11: Bitcoin Mining- und Transaktionserslöse von 2017–2018

Nichtsdestotrotz hat Bitcoins „Proof-of-Work“-Algorithmus auch Nachteile. In erster Linie existiert eine Reihe von Angriffspunkten, die von Saboteuren ausgenutzt werden könnten:

Weiters hat das Netzwerk einen hohen Verbrauch an Energie- und Hardware-Ausstattung, der sich Schätzungen zu Folge auf rund $400 Millionen pro Jahr beläuft. Nachdem sich eine zunehmende Anzahl an Unternehmern der Schürfindustrie widmen, nimmt die Schwierigkeit, Bitcoin-Blöcke zu finden, kontinuierlich zu. Folglich steigt auch der für das Finden von Blöcken nötige Energieaufwand. Daher ist es auch nicht überraschend, dass sich die meisten Schürfer in Ländern niedergelassen haben, in denen die Energiepreise niedrig sind. Tabelle 2 veranschaulicht die Elektrizitätskosten in verschiedenen Ländern.

Tabelle 2: Elektrizitätskosten im Jahr 2018

Wer Kosten und Nutzen des Schürfgeschäfts gegenüberstellen will, muss sichergehen, dass er alle Kosten miteinbezieht.

Wie auch bei Gold, bedarf für die Schürfung von neuen Coins Elektrizität und Kapital. Die Wahrscheinlichkeit, zufällig zum Schürfen eines neuen Blocks ausgewählt zu werden und eine Entlohnung dafür zu erhalten, ist eine Funktion, die sich aus der mining power des Einzelnen geteilt durch die gesamte mining power des Netzwerks ergibt. Je mehr Energie die Schürf-Hardware konsumiert, desto höher die jeweilige Hash-Rate, welche sich wiederum in höheren Profit widerspiegelt. Die Parameter, die in die Berechnung miteinbezogen werden, sind unter anderem: Schwierigkeitsgrad, Hash-Rate (TH/s), BTC/USD Wechselkurs, Pool-Gebühren in %, Hardware Kosten (USD), Strom (Watt), Stromkosten (USD/kWh).[4]

„Proof-of-Stake“

Anders als Bitcoin oder Gold erlaubt es „Proof-of-Stake“ den Usern mit den höchsten Beständen, Coins aus heiterem Himmel zu schürfen. In einem „Proof-of-Stake“-System ist die Wahrscheinlichkeit einer Entlohnung direkt proportional zu dem Anteil an Coins, die ein User besitzt, geteilt durch die Gesamtmenge an Coins im Umlauf. Es existieren mehrere Variationen des „Proof-of-Stake“-Prinzips, wie zum Beispiel „Leased Proof of Stake“ und „Delegated Proof of Stake”.

Beide Mechanismen führen zu ähnlichen Resultaten, doch nur „Proof-of-Work“ führt zu einer negativen Externalität. Warum verwendet man Proof-of-Work“ dann nach wie vor, fragt man sich. Die Coins mit der größten Marktkapitalisierung beruhen noch auf „Proof-of-Work“, doch „Proof-of-Stake“ gewinnt bereits mehr und mehr an Zustimmung. Ausdruck dafür ist die von der Marktkapitalisierung her zweitgrößte Coin, Etherum, die bekannt gab, im Laufe des kommenden Jahres von „Proof-of-Work“zu „Delegated Proof-of-Stake“ zu wechseln.

Mögliche Angriffspunkte für “Proof-of-Stake” sind:

Bis auf die aufgezählten Schwachstellen existiert nur ein sehr begrenzter Erfahrungswert für “Proof-of-Stake”-Systeme am Markt. Obwohl viele Befürworter von “Proof-of-Stake” die Behauptung aufstellen, dass das System weniger zentralistisch ist als “Proof-of-Work” , ist dies nicht immer richtig. Wie Andreas Antonopoulos während des Treffens der Wisma BeeOn Gruppe in Kuala Lumpur, Malaysia, bereits sagte, ermöglicht es das “Proof-of-Stake”-Prinzip den Reichen, noch reicher zu werden. Dies hat einen zentralisierenden Effekt auf den Besitzder Kryptowährung. Umgekehrt sind “Proof-of-Work”-Schürfer dazu gezwungen, zumindest einige der Coins wieder zurück auf den Markt zu bringen, um in neue Ausstattung zu investieren und die beträchtlichen Energiekosten zu begleichen. Diese Tatsache erzeugt einen relativ konstanten Fluss an neu geschürften Coins, die vom Markt aufgenommen werden.

Fazit

Kryptowährungen kommen nicht umhin, zwischen Zentralisierung und Effizienz abzuwägen. Je zentralisierter der Entscheidungsprozess, desto schneller kann eine Entscheidung getroffen werden und desto skalierbarer ist das gesamte Netzwerk. Je dezentraler ein Netzwerk dagegen ist, desto mehr Zeit nimmt der Konsensprozess in Anspruch. Als Analogie dient hier vielleicht die Dichotomie zwischen einer Diktatorenherrschaft und der direkten Demokratie. Sobald die Hierarchie zwischen Interessensparteien flach ist, fällt es schwer, einstimmige Entscheidungen zu treffen. Auch wenn die Einführung von Parteien nicht in allen Fällen eine Problematik darstellt, so entspringt die Blockchain der Idee, einen Konsens ohne die Vermittlung von Parteien zu erreichen.

Miner, oracle, witnesses, delgates oder stakers zentralisieren ein System bis zu einem gewissen Grad. Ein Konsens-Mechanismus, der den Energieaufwand von “Proof-of-Work” umgeht, ohne gleichzeitig einen Koordinator eines „gerichteten azyklischen Graphen“ einzuführen, wäre ein wirklicher Durchbruch in der Kryptosphäre. Silvio Micali, ein Kryptograph vom MIT, behauptet, dass sein Konsens-Mechanismus Algorand gleichzeitig Dezentralisierung und Sicherheit erreicht. Wir behalten seinen Algorithmus und seine Coins, die diesem zu Grunde liegen, im Auge. Weiters versprechen Coins wie Tezos und Dfinity Governance-Funktionen im Protokoll miteinzubinden, um möglicherweise dezentrale Interessensparteien einen rascheren Konsens zu ermöglichen. Auch wenn wir auf lange Sicht optimistisch sind, dass die Entwickler das Skalierungsproblemen lösen werden, ist uns jedenfalls nicht die Tatsache entgangen, dass “Proof-of-Work” nun die vergangenen zehn Jahre unangetasteter Platzhirsch unter den Konsens-Mechanismen war. Allerdings besteht nach wie vor die Gefahr, dass Regierungen dem ungeheuren Energieverbrauch, der beim Schürfen von Kryptowährungen entsteht, eine Ende setzen. Aus diesem Grund legen wir dem Anleger nahe, Krypto-Assets mit unterschiedlichen Konsens-Mechanismen zu halten.

[1] IOTA und Byteball verwenden einen gerichteten, azyklischen Graphen anstelle einer Blockchain, um Transaktionen aufzuzeichnen.

[2] Narayanan, A., Bonneau, J., Felten, E., Miller, A., & Goldfeder, S. (2016). Bitcoin and Cryptocurrency Technologies. New Jersey: Princeton University Press.

[3] Ibid.

[4] Vgl.“Is Bitcoin Mining Profitable in 2018,” Ofir Beigel, 99Bitcoins, 2018.

Finanzblase oder Hyperdeflation?

Bubble or Hyperdeflation

Seit Dezember ist der Bitcoin-Preis um 69% von einem Höchststand von 19.224 USD auf einen Tiefststand von 5.920 USD gefallen.[1] Das letzte Mal, dass der Bitcoin-Preis prozentuell so stark nachgegeben hat, war nach der Kursrallye 2013, als er zum ersten Mal 1.000 US-Dollar pro Bitcoin erreichte. Während einer 411-tägigen Korrektur sank der Bitcoin-Preis um 87% von 1.163 US-Dollar am 30. November 2013 auf 152 US-Dollar am 14. Januar 2015. Der allgemeine Konsens in den Medien lautet nun, dass die derzeitige Abwärtsspirale das Platzen der Blase sei. Dieser Artikel erklärt, was eine Blase ist, warum einige führende Marktanalysten glauben, dass Bitcoin eine Blase ist, und warum sie Recht behalten könnten, falls Bitcoin sich nicht als Wertaufbewahrungsmittel oder Tauschmittel etabliert.

Was ist eine Finanzblase?

Vor dem 20. Jahrhundert gab es nur wenige Blasen. Die holländische Tulpenmanie in den 1630er Jahren, die britische Südseeblase von 1720 und die französische Mississippi-Kompanie der 1710er Jahre sind die am häufigsten genannten Beispiele früher Blasen. In jüngster Zeit wurde der Begriff „Blase“ für Zusammenbrüche mehrerer Finanzanlageklassen verwendet, darunter fallen etwa der Börsencrash der 1930er Jahre, die Deflation der japanischen Immobilienmärkte in den 1980er Jahren, der Zusammenbruch des asiatischen Finanzmarkts in den 1990er Jahren, die Internetblase und die Immobilienkrise der frühen 2000er Jahre, um nur einige Beispiele zu nennen.

Zwei Erklärungen für Blasen

1. Die Theorie des größeren Narren („bigger fool“) folgt aus Keynes’ Interpretation der Aktienmärkte als Schönheitswettbewerb.

Übermäßig optimistische Anleger kaufen überbewertete Vermögenswerte in der Hoffnung, sie an noch optimistischere Investoren verkaufen zu können, um Gewinne zu erzielen. Die Party geht zu Ende, wenn der größte Narr niemanden mehr findet, an den er den überbewerteten Vermögenswert verkaufen kann. Der größte Narr trägt den größten Verlust, sobald sich der finanzielle Wert der Anlage minimiert.

2. Die Herdenmentalität ergibt sich aus der Investment-Weisheit, dass der beste Indikator für den Preis von morgen der Preis von heute ist.

Wenn Kryptowährungen einem Aufwärtstrend folgen und dies seit einigen Jahren tun, warum sollte sich der Trend morgen umkehren? Wie jedoch alle Finanzmarktteilnehmer früher oder später lernen, lässt sich das Gesetz der Schwerkraft nicht aufheben. Wenn genügend Anleger zu der Überzeugung gelangen, dass die Fundamentaldaten des Vermögenswerts den Preis nicht rechtfertigen, platzt die Blase, und Anleger, die zum Höchststand gekauft haben, tragen den größten Verlust.

Üblicherweise wird eine Blase definiert als „ein Anstieg der Vermögenspreise, der durch die Fundamentaldaten des Vermögenswerts nicht gerechtfertigt ist“ sowie als ein „letztendliches Platzen, was dazu führt, dass die Preise scharf abfallen, bevor sie sich auf einem vernünftigeren Niveau stabilisieren“.[2] Um einen bekannten Bezugspunkt zu nennen: Während der „Internet-Blase“ schrumpften die Aktienpreise großer  Technologieunternehmen um bis zu 86%, während zahlreiche Unternehmen vollständig Pleite gingen.[3]

Immer mehr akademische Literatur befasst sich mit den Ursachen, Auswirkungen und Indikatoren von Blasen. Soziologen und Verhaltensökonomen haben mehrere Erklärungen für Blasen vorgeschlagen, darunter die „Theorie des größeren Narren“ und die Herdenmentalität. Nach der ökonomischen Theorie handelt es sich bei Blasen um ein wiederkehrendes und schädliches Merkmal unseres Finanzsystems[4]; ein quantitativer Test zur Bestimmung, ob der Preis eines Vermögenswerts Blasen bildet, existiert jedoch nicht.

Nach Ansicht des Ökonomen Dr. Jean-Paul Rodrigue durchläuft eine Blase vier Phasen, beginnend mit einem Wertzuwachs. Kluge Anleger, die den Wert der Technologie erkennen, eröffnen Positionen. In der zweiten Phase fließt institutionelles Geld in den Markt, während die Smart-Money-Investoren ihre Positionen ausbauen. In der dritten Phase rücken die Medien auf den Plan, wobei jeder zu behaupten beginnt, dass die neuesten Gäste der Party „einfältig“ sind. An diesem Punkt realisieren kluge Anleger und institutionelle Investoren ihre Gewinne. Die letzte Phase ist durch einen Einbruch des Vermögenspreises gekennzeichnet, da die Anleger das Vertrauen in die Fundamentaldaten des Vermögenswerts verlieren.[5] Rodrigues Theorie ähnelt der Dow-Theorie, die die Grundlage der technischen Analyse bildet. Obwohl diese Beschreibung stark vereinfacht ist, kann sie als Leitfaden für die Entwicklung einer typischen Finanzblase dienen.

18

Phasen einer typischen Blase

Institutionelle Gelder sind bisher noch kaum in den Kryptomarkt geflossen. Man könnte also argumentieren, dass der Markt sich entweder noch in der Phase der intelligenten Anleger befindet oder aber die Phase der institutionellen Anleger übersprungen hat und eine „Bullenfalle“ bildet. Quelle: Dr. Jean-Paul Rodrigue.

Die 5 wichtigsten Gründe, warum Bitcoin von Analysten als Blase bezeichnet wird

Bitcoin wird in diversen Medien zunehmend als Synonym für die Tulpenblase der 1630er Jahre verwendet und dadurch wird die langfristige Nachhaltigkeit von Bitcoin stark angezweifelt. Der CEO von J.P. Morgan Chase, Jamie Dimon, bezeichnete Bitcoin als Betrügerei, als der Preis im September letzten Jahres auf 4.000 US-Dollar kletterte.[6] Vor kurzem erklärte Paul Krugman, dass es sich bei Bitcoin um eine größere Blase handle als bei der US-Immobilienkrise aus dem Jahr 2008. [7] Der exorbitante Anstieg des Bitcoin-Preises während der letzten fünf Jahre wird aus fünf Gründen als ungerechtfertigter Überschwang angesehen.

1.) Der Chart sieht aus wie der einer Blase

Im Jahr 2017 stieg der Bitcoin-Preis von etwa 1.000 auf 20.000 US-Dollar. Der Preisverlauf der letzten drei Monate ähnelt dagegen einer “schrumpfenden Blase“. Bei der Untersuchung empirischer Daten zu den Bitcoin-Preisschwankungen fanden die Ökonomen Eng-Tuck Cheah und John Fry heraus, dass eine Blase 48,7% der Preisbewegung erklären könnte.[8]  Ähnliche Ergebnisse wurden von MacDonell (2014) und Garcia et al. (2014) veröffentlicht. Die folgende Abbildung zeigt den jüngsten Preisverfall, der das Blasenargument in den sozialen Medien erneut befeuert hat.

19

Erneuter Anlauf und Korrektur des Bitcoin-Preises

2.) Es gibt keine Anwendungsfälle für Bitcoin

Der ursprüngliche Zweck von Bitcoin war es, ein Tauschmittel zu sein, das nicht auf die Unterstützung einer Regierung angewiesen ist. Kritiker behaupten jedoch, dass ein neues Währungssystem unmöglich von ein paar Kryptografen aus Palo Alto geschaffen werden kann. Dieses Argument besteht aus zwei Teilen: erstens existiert für Bitcoin kein Anwendungsfall abgesehen von der Verwendung als Tauschmittel; zweitens ist Bitcoin keine greifbare Ware.

Die Befürworter des ersten Arguments behaupten, dass Fiat-Währungen wie der US-Dollar und der Euro Wert besitzen, weil die Regierungen sie decken und Steuern in diesen Währungen einheben. Auf ähnliche Weise besitzt Gold einen Wert, weil es in der Industrie Anwendung findet. Gemäß dieser Logik hat Bitcoin keinen Wert, da es in den meisten Rechts-ordnungen nicht zur Zahlung von Steuern benutzt werden kann und keine physische Verwendung hat. Das zweite Argument folgt aus dem Regressionstheorem der Öster-reichischen Schule der Nationalökonomie, das Ludwig von Mises formulierte. Das Regressionstheorem besagt, dass die heutige Kaufkraft von Fiatgeld auf der gestrigen Kaufkraft von Fiatgeld basiert, die sich wiederum letztendlich bis auf den Zeitpunkt zurückführen lässt, als Fiatgeld gegen Gold und andere Rohstoffe eintauschbar war.[9]

Die Theorie besagt, dass die Kaufkraft von Geld in eine Zeit zurückverfolgt werden kann, in der Geld nicht als Geld, sondern als Ware verwendet wurde. Die ursprüngliche Kaufkraft von Gold wurde auf dem freien Markt durch die Wechselwirkung von Angebot und Nachfrage bestimmt, da Gold direkt als Schmuck verwendet werden konnte. Da Bitcoin digitaler Natur ist, behaupten einige Analysten, dass seine Kaufkraft durch nichts gedeckt sei. Stattdessen würde der Preis hauptsächlich aufgrund von Spekulation steigen. Nach dieser Logik wird der Preis fallen, wenn sich die Spekulanten aus dem Markt zurückziehen, weil Bitcoin nicht generell akzeptiertes Zahlungsmittel wird noch in der Industrie nachgefragt wird, was seinen Marktpreis stützen könnte.

3.) Bitcoin besitzt die höchste Volatilität aller Anlageklassen

Der ursprüngliche Zweck von Bitcoin bestand darin, ein elektronisches Zahlungssystem zu sein. Kritiker behaupten, dass Bitcoin zu volatil ist, um als Wertaufbewahrungsmittel oder Recheneinheit zu fungieren. Daher sei Bitcoin eine Blase. Die Volatilität wird im Allgemeinen durch die Berechnung der Standardabweichung der Rendite des Assets ermittelt. Der Bitcoin Volatility Index verfolgt die Kursschwankungen von Bitcoin. Wie die folgende Abbildung  zeigt, lag die rollierende 30-Tage-Volatilität im letzten Monat bei über 6%. Zur gleichen Zeit lag dasselbe Volatilitätsmaß bei Gold- und dem S&P 500 bei nur 1%.

Mehr Volatilität bedeutet mehr Risiko. Laut dieser Statistik ist Bitcoin ein wesentlich riskanteres Asset als Gold oder ein Indexinvestment in den S&P 500. Bitcoin weist eine vierteljährliche Korrektur in Höhe von 30% auf, während der S&P 500 seit seiner Einführung im Jahr 1929 zwölf Korrekturen von 30% oder mehr aufwies.[10] Das Hauptargument besteht darin, dass sich Bitcoin aufgrund seiner Volatilität nur schlecht als Geld eignet – und wenn es schlechtes Geld ist, worin besteht dann sein Wert?

20

Rollierende 30-Tage-Volatilität von Bitcoin, Gold und dem S&P 500 von 2013–2018

4.) Das Angebot ist unlimitiert

Ein weiterer prominenter Grund, warum Bitcoin als Blase bezeichnet wird, liegt darin, dass das Angebot an Kryptowährungen keine Grenzen kennt. Der Open-Source-Charakter und die Digitalität von Bitcoin ermöglichen es, zahllose neue Kryptowährungen kostenlos zu erschaffen. Wie im Kapitel über Krypto-Konzepte zum Thema Software-Forks erläutert wird, wurden alleine im letzten Jahr 19 Bitcoin-Hard-Forks durchgeführt, von denen einige den Bitcoin-Preis beeinflussten. Zusätzlich zu derartigen Hard-Forks können neue Token auf der Ethereum-Blockchain mit nur 66 Codezeilen erzeugt werden, wobei alle 66 Codezeilen aus Online-Quellen kopiert werden können. Es gibt sogar YouTube-Tutorials zum Erstellen neuer Kryptowährungen in weniger als sechs Minuten. Im Jahr 2017 wurden über 472 neue Kryptowährungen eingeführt. Folgt man diesem Gedankengang, so ist die Nachfrage nach Kryptowährungen größer als das Angebot. Da die Nachfrage jedoch begrenzt ist und das Angebot theoretisch unendlich, wird die Blase schließlich platzen und die Anleger Milliarden von Dollar verlieren.

5.) Eine bessere Technologie wird Bitcoin ersetzen

Bitcoin gibt es erst seit 2009. Die Technologie hat sich von einem kostenlosen und schnellen Zahlungssystem zu einem teuren und langsamen Zahlungssystem gewandelt. Bitcoin-Kritiker behaupten, dass Bitcoin, sofern es nicht aufgrund anderer Faktoren einbricht, von einer Kryptowährung mit überlegenen technologischen Eigenschaften verdrängt werden wird. Insbesondere handelt es sich dabei um eine Kryptowährung, die keine Milliarden von Dollar an Strom und Mining-Hardware pro Jahr verschlingt.[11] Außerdem sind Blockchain-Folgetechnologien wie Hashgraph und IOTA auf Blockchain-Konferenzen und -Meetups in aller Munde, weil sie das Bitcoin-Skalierungsproblem zu lösen versprechen. Die klügsten Köpfe der Welt arbeiten an der Entwicklung besserer Blockchains, denn die Erschaffung eines würdigen Bitcoin-Nachfolgers wird fürstlich entlohnt. Dass schnelle Autos langsame Pferdekutschen ersetzt und schlanke iPhones Nokia-Klötze verdrängt haben, verleitet manche zur Aussage, dass Bitcoin eine Blase ist und bald wieder verschwinden wird.

Checkliste für Spekulationsblasen

Der Asset-Preis schießt in die Höhe.

Der Bitcoin-Preis stieg 2017 um 1.900%. In den vergangenen fünf Jahren erzielte Bitcoin eine Anlagenrendite von 100.000%.

Kryptowährungen sind in aller Munde.

Sogar die US-amerikanische Sängerin Katy Perry trug Logos von Kryptowährungen auf ihren Nägeln, um ihre Begeisterung für das zu auszudrücken, was einige Investoren eine neue Anlageklasse nennen.

Leute hängen ihren Beruf an den Nagel, um Vollzeit-Investoren zu werden.

Tausende junge Leute kündigen ihren Job in der Hoffnung, #CryptoRich zu werden. Der 23-jährige Südkoreaner Eoh Kyong-hoon brach Bitcoin zuliebe sein Mathematikstudium ab: „Ich möchte nicht mehr Mathelehrer werden… Ich habe diesen Sektor [Kryptowährungen] über Monate hinweg mehr als zehn Stunden täglich studiert. Dabei wurde mir klar, dass das meine Zukunft ist.“

Anleger verschulden sich, um in das Asset investieren zu können.

„Wir haben gesehen, wie Hypotheken aufgenommen wurden, um Bitcoin zu kaufen. … Leute benutzen Kreditkarten, reizen ihren Dispokredit aus.” – Joseph Borg, Präsident der North American Securities Administrators Association.

Die Hauptursache von Finanzblasen

In den letzten 20 Jahren haben wir die Dot-Com-Blase erlebt, die Immobilienblase, und nun befinden sich Aktien- und Anleihemärkte nahe ihren Allzeithochs. Einige Skeptiker bezeichnen die aktuelle Wirtschaftslage als eine „Everything Bubble“, weil momentan fast jede Anlageklasse auf Allzeithochs notiert. Auf der ganzen Welt haben die Märkte Neuland betreten. In den USA erreichte der Dow Jones Industrial Average zum ersten Mal in der Geschichte 26.000 Punkte. Der Case-Shiller-Immobilienindex ist wieder auf dem Hoch von 2006. In Europa wurden Milliarden von Euro in Unternehmens- und Staatsanleihen investiert, die negative Renditen aufweisen.

Der Preisanstieg von Immobilien, Aktien, Anleihen (und Kryptowährungen) lässt sich jedoch kaum durch eine grundlegende Verbesserung der Wirtschaft erklären. Der ehemalige FED-Vorsitzende, Alan Greenspan, bezeichnete den Anstieg des Dow Jones seit Trumps Wahl um 44% und den Anleihenmarkt als Finanzblasen. Andere kritische Analysten wie Peter Schiff weisen regelmäßig darauf hin, dass die Industrienationen kein reales Produktivitätswachstum aufweisen. Während die Finanzmärkte brummen, scheint die Realwirtschaft noch immer ernsthafte Probleme zu haben.

Der Anstieg der Asset-Preise folgt keinem parallelen Anstieg der Wirtschaftstätigkeit; eine andere Variable korreliert allerdings stark damit: die Geldmenge. Im Laufe der Geschichte war vor jeder einzelnen Blase überschüssiges Geld vorhanden.

Was ist Geld und warum ist eine überschüssige Geldmenge schädlich?

Verschiedene Ökonomen haben beobachtet, dass überschüssiges Geld Finanzblasen auslöst; Ökonomen konnten sich jedoch nicht einmal auf eine einheitliche Definition von „Geld“ einigen. Die vorherrschende Geldtheorie besagt, dass Geld ein Tauschmittel, eine Recheneinheit und ein Wertaufbewahrungsmittel ist. Im Gegensatz dazu vertritt die Österreichische Schule der Nationalökonomie die Auffassung, dass der Hauptzweck des Geldes darin besteht, ein Tauschmittel zu sein, während seine Funktionen als Recheneinheit und Wertaufbewahrungsmittel zweitrangig sind.[12]

Definition von Geld

Wir haben zwei Ökonomen nach ihrer Definition von Geld gefragt: Dr. Guido Schäfer, Professor für Volkswirtschaftslehre an der WU Wien, und Dr. Robert Murphy, Juniorprofessor am Free Market Institute der Texas Tech University.

Prof. Schäfer: Um als Geld zu dienen, muss ein Objekt die Funktionen eines Tauschmittels, eines Wertaufbewahrungsmittels, einer Recheneinheit und eines gesetzlichen Zahlungsmittels erfüllen. Derzeit erfüllt Bitcoin diese Funktionen nur in einem derart begrenzten Umfang, dass es meiner Meinung nach nicht als Geld betrachtet werden kann.

Prof. Murphy: Mises argumentierte, dass Geld ein Tauschmittel sei, das innerhalb der Gesellschaft allgemein akzeptiert wird. Dies ist ein schwammiges Kriterium; die Trennlinie zwischen Geld und Nicht-Geld verläuft nicht sehr scharf. Daher behaupte ich, dass ein angemessener Test für Bitcoin und andere Kryptowährungen folgendermaßen aussieht: Wenn wir jemals an den Punkt gelangen, an dem die Leute in einer Gemeinschaft, die aus mindestens 1.000 Mitgliedern besteht, ausschließlich Kryptowährungen verwenden, um Zahlungen zu tätigen (wie Miete, Nebenkosten oder den Kauf von Lebensmitteln), dann wäre es eindeutig Geld.

Eine mögliche Interpretation, um diese beiden Ansichten der Wirtschaftstheorie in Einklang zu bringen, besteht darin, dass der Wert des Geldes aus jeder der genannten Geldfunktionen stammt. Zum Beispiel fragen manche Leute Geld nach, um es als Tauschmittel zu benutzen; andere verwenden Geld als Wertaufbewahrungs-mittel. Der Zweck eines Tauschmittels besteht im Austausch zweier Sachwerte gegeneinander; ein Tauschmittel muss jedoch nicht unbedingt ein Wertauf-bewahrungsmittel sein und umgekehrt. In seinen Grundsätzen der Volkswirtschafts-lehre argumentierte Carl Menger, dass bestimmte Güter wie Vieh, Tee und Sklaven als Tauschmittel dienten, während Edelmetalle, Juwelen und Perlen

als Wertaufbewahrungsmittel verwendet wurden. In frühen Agrargesellschaften wurden hauptsächlich Rinder als Tauschmittel eingesetzt, während Vermögen oftmals in Form von Salz gelagert wurde. Im Buch Österreichische Schule für Anleger erklären Taghizadegan et al. (2014), wie afrikanische Stammeshäuptlinge Elfenbein horteten, bevor es europäische Händler als Tauschmittel einsetzten.[13] Seit dem 17. Jahrhundert wurde Gold als Wertaufbewahrungsmittel in Clearinghäusern und Depots verwahrt, während die ausgestellten Urkunden (Kassa oder Tresorscheine) zum marktgängigsten Tauschmittel wurden.

Im bestehenden Finanzsystem wird das Geldangebot durch Kreditausweitung infolge künstlich niedriger Zinsen erhöht. Aufgrund der Struktur von Papiergeldsystemen sind Zentralbanken berechtigt, Geld aus dem Nichts zu erschaffen.[14] Ein großer Teil des neu erschaffenen Geldes fließt direkt in finanzielle Vermögenswerte, was die Preise dieser Vermögenswerte erhöht. Gleichzeitig fließt ein kleinerer Teil an Unternehmer und Kleinunternehmer, die ihre Betriebe erweitern wollen.[15]

Indem die Notenbank neu gedrucktes Geld auf den Markt wirft, steigert sie nicht nur die Nachfrage nach finanziellen Vermögenswerten. Durch das Drucken von Geld entwertet sie auch die Währung. Jeder neu gedruckte Dollar verringert die Kaufkraft der anderen in der Wirtschaft zirkulierenden Dollar. Wenn Zentralbanken neues Geld erschaffen, erschaffen sie keine neuen Güter oder Dienstleistungen. Daher kann das neue Geld nur für das vorhandene Angebot an Waren und Dienstleistungen ausgegeben werden. Da die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen bei gleichbleibendem Angebot steigt, kommt es zur Preisinflation. Aufgrund der inflationären Tendenz des Papiergeldsystems dienen solche Währungen nicht als zuverlässige langfristige Wertaufbewahrungsmittel. Gold gilt immer noch als das Wertaufbewahrungsmittel schlechthin. Wenn man Papierwährungen in Gold denominiert, könnte man eine andere Sicht auf die Langzeitstabilität von Fiatgeld gewinnen.

21

Fiatwährungen im Verhältnis zu Gold (logarithmische Skala)

Unter einem Papiergeldsystem kann der Normalbürger sein Geld zur Absicherung nicht mehr unter der Matratze aufbewahren. Sollte er es dennoch tun, wird die Preisinflation die Kaufkraft seiner Ersparnisse um 2 % bis 7 % pro Jahr verringern, wenn man von offiziellen bzw. inoffiziellen Berechnungen ausgeht. Permanente Geldentwertung hält vom Sparen ab und fördert Konsumausgaben für Autos, Kleidung und Urlaub. Sparwillige Menschen sind gezwungen, zusätzliches Risiko einzugehen, um die Kaufkraft ihrer Ersparnisse im Zeitverlauf zu erhalten. Anstatt ihr Geld auf Bankkonten anzusparen, sehen sich Sparer gezwungen, nach anderen langfristigen Wertanlagen wie Aktien, Anleihen und Immobilien Ausschau zu halten.

Das Hauptproblem besteht darin, dass Gelddrucken nur eine Kurzfriststrategie ist. Wenn die Kaufkraft einer Währung zu schnell schwindet, sinkt die Nachfrage nach dieser Währung. Bei einer Hyperinflation tendiert die Bereitschaft, die betroffene Währung zu halten, gegen Null. Infolgedessen wird die Währung wertlos. Ausweitungen der Geldmenge geschehen jedoch ständig. Die Harvard-Professoren Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart untersuchten die vergangenen 800 Jahre unserer globalen Finanzgeschichte und stellten fest, dass Regierungen stets die Geldmenge ausweiten und dabei häufig so viel Geld drucken, dass das Vertrauen in das Geld einbricht.[16]

Die folgende Tabelle zeigt, dass 21 Staaten in Europa, Ozeanien und Nordamerika ihre Währungen zwischen 1800 und 2008 hoch oder hyperinflationär aufgebläht haben.

22

Schwerwiegende Inflationen in Europa, Nordamerika und Ozeanien von 1800 – 2008

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass neu geschöpftes Geld als Folge einer Niedrigzinspolitik und begrenzte Möglichkeiten Geld zu sparen, dazu geführt haben, dass überschüssige Liquidität in der Wirtschaft vorhanden ist. Das überschüssige Geld muss irgendwo hinfließen. Gegenwärtig hat es sich seinen Weg in Aktien, Anleihen, Immobilien, Sammlerstücke und Kryptowährungen gebahnt. Wie bei allen Blasen in der Vergangenheit führt das Entfernen der Überschussliquidität dazu, dass die Blase verschwindet. Wenn die Notenbanken die Zinsen zu stark erhöhen, droht das nominale Wachstum der Finanzmärkte sich zu verlangsamen oder sogar umzukehren.

Warum Bitcoin doch keine Blase sein könnte

Ohne Zweifel machen die Niedrigzinspolitik und die Nachfrage nach einer sicheren Sparmöglichkeit einen Teil des Preisanstiegs von Bitcoin aus. Wenn die Notenbanken aufhören, die Kaufkraft der Fiatwährungen zu reduzieren, und Sparer in einem Umfeld positiver Realzinsen wie einst wieder zunehmend Sparbücher einrichten, wird ein großer Teil der Attraktivität von Bitcoin verschwinden. Im Gegensatz dazu wird der Bitcoin-Preis viel höher ausfallen, wenn sich Fiatwährungen weiterhin als ein schlechtes Sparinstrument erweisen. Warum Bitcoin keine Blase sein könnte, lässt sich allerdings vor allem durch seine technologischen Eigenschaften begründen, die es zu einem überlegenen Aufbewahrungs-mittel machen. Der Aufwärtstrend und die Spekulationen um Bitcoin rühren von seinem Potenzial her, ein globales und schwer regulierbares System zur Verwaltung von Sparvermögen zu sein, das nicht beschlagnahmt werden kann. Wie bei Gold ändert sich die Perspektive, wenn man den US-Dollar in Bitcoin denominiert. Wir gehen nicht davon aus, dass ein derartig starke Abwertung des Dollars gemessen in Bitcoin anhalten wird. Die starken Aufwertungen am anfängliche Lebenszyklus wären eher mit Seignorage-gewinnen zu vergleich. Jedoch würde der deflationäre Charakter von Bitcoin bedeuten, dass er im Verhältnis zu einem sich immer weiter aufblähenden US-Dollar (oder einem beliebigen anderen Fiatgeld) auch künftig strukturell aufwertet.

23

US-Dollar im Verhältnis zu Bitcoin (logarithmische Skala)

Die fünf Argumente, warum Analysten Bitcoin als eine Blase bezeichnen, lassen sich entkräften. Erstens ist es richtig, dass der Bitcoin-Preis stark schwankt; dies bedeutet jedoch nicht, dass Bitcoin keine gute Investition ist. Um den Einstieg beim Allzeithoch zu vermeiden, investiert der Anleger jeden Monat einen kleinen Betrag in Kryptowährungen, um einen günstigeren durchschnittlichen Einstiegspreis zu erreichen. Diese Strategie wird üblicherweise als Durchschnittskosten-Methode bezeichnet. Hochvolatile Assets besitzen den Vorteil, dass eine geringe Position im Portfolio einen starken Einfluss auf die Gesamtperformance hat. Bei korrekter Wahl der Größe kann ein Sparer/Investor die Volatilität dadurch wesentlich besser handhaben. Das zweite Argument, dass Bitcoin keinen Wert besitzt, weil es keine Anwendungen hat und somit nutzlos ist, fällt bei näherer Betrachtung ebenfalls in sich zusammen. Der Begründer der Österreichischen Schule und Ökonom des 19. Jahrhunderts, Carl Menger, betonte stets, dass der Wert jeden Gutes subjektiv ist. Jeder Mensch wertschätzt Bitcoin aus einem anderen Grund. Der Marktpreis steht stellvertretend für die Informationen

über die individuellen Präferenzen der  Verbraucher in einer Gesellschaft. Wenn ein Bitcoin 10.000 US-Dollar kostet, bedeutet dies, dass viele Leute auf der ganzen Welt Bitcoin schätzen, obwohl es kein physisches Gut ist. Das dritte Argument, dass Bitcoin die volatilste Anlageklasse ist, kann auch nicht als Nachweis dafür dienen, dass Anleger Bitcoin vermeiden sollten. Viele Anleger suchen sich volatile Anlageklassen für aktive Handelsstrategien.
Viertens, jeder Analyst oder Ökonom, der behauptet, dass das Angebot an Kryptowährungen unendlich ist, versteht die Technologie nicht vollständig. Das Erstellen von Kryptowährungen durch Kopieren und Einfügen von Codes ist kostenlos und kann dazu dienen, die Verfügbarkeit von Kryptowährungen zu erhöhen. Eine neue Kryptowährung zu erstellen bedeutet jedoch nicht, dass diese auch automatisch ein Netzwerk von Nutzern umfassen wird. Die Schaffung eines Benutzernetzwerks erfordert knappe Ressourcen wie Kapital und Arbeit. Obwohl das Angebot an Kryptowährungen technisch unbegrenzt ist, ist das Angebot an globalen Kryptowährungs-Netzwerken begrenzt.

Das letzte Argument, dass Bitcoin durch eine bessere Technologie ersetzt wird, ist wohl das gewichtigste Argument gegen Bitcoin. Bei Bitcoin handelt es sich jedoch um ein Open-Source-Projekt. Viele Entwickler weisen darauf hin, dass der Bitcoin-Code angepasst werden kann, um Verbraucherpräferenzen widerzuspiegeln. Wenn eine andere Kryptowährung, z. B. Bitcoin Cash, Bitcoin überholen sollte, kann das Bitcoin-Original die Funktionen von Bitcoin Cash bei Bedarf übernehmen.

Drei mögliche Szenarien

Bitcoin wurde entworfen, um drei Geldfunktionen zu erfüllen: Wertaufbewahrung, Tauschmittel und Recheneinheit. Seine inhärente Knappheit verbannt das Problem einer überbordenden Geldmenge und der damit einhergehenden Währungsabwertung aus dem Finanzsystem. Die Gesamtzahl seiner Einheiten ist auf 21 Millionen begrenzt, wodurch die Inflationsrate besser vorhersehbar wird als bei Fiatgeld oder Gold. Ähnlich wie Gold erlaubt Bitcoin dem Normalbürger zu sparen, ohne dass ihm seine Ersparnisse aufgrund der unaufhörlich steigenden Geldmenge langsam (oder im Falle einer Hyperinflation schnell) unter den Händen zerrinnen. In beiden Fällen kann es durchaus Phasen geben, in denen der Sparer bereit sein muss, über einen längeren Zeitraum nominale Kaufkraft einzubüßen. Bitcoin ermöglicht jedoch nicht nur sicheres Sparen; die Technologie erlaubt es dem Benutzer ebenso, seine Ersparnisse direkt an andere Personen zu schicken, ohne sie in Fiatgeld oder andere Vermögenswerte umwandeln zu müssen. Das Bitcoin-Netzwerk ist nicht auf Intermediäre angewiesen. Aktien, Anleihen, Immobilien und Kunst sind von der Stabilität der Regierung und von effizienten Gerichten abhängig, die Verträge aufrechterhalten. Selbst der Besitz von Gold war in den USA von 1933 bis 1974 verboten. Heute darf Gold nur im Wert von höchstens 10.000 US-Dollar aus den USA ausgeführt werden.

Angesichts der qualitativen Merkmale von Bitcoin sind drei mögliche Szenarien für Bitcoin denkbar:

1.) Bitcoin wird zu einem Wertaufbewahrungsmittel

Die Eigenschaften von Bitcoin hinsichtlich Haltbarkeit, Übertragbarkeit, Fungibilität, Teilbarkeit, Knappheit und Beschlagnahmbarkeit wirken sich positiv auf das Vertrauen der Nutzer aus. Der nominale und reale Preis von Bitcoin in Bezug auf Güter und Dienstleistungen, die sich damit kaufen lassen, nimmt zu, weil die Nachfrage steigt. Da die Menge beschränkt ist, wirken sich alle Nachfrageschwankungen direkt auf den Bitcoin-Preis aus. Im Gegensatz dazu sinkt das Vertrauen der Anleger in Fiatwährungen. In den USA haben Quantitative Easing Nr. 1, 2 und 3 dazu geführt, dass insgesamt über 12 Billionen US-Dollar neues Geld geschöpft wurden. Im Januar 2017 erreichte der Dollarindex seinen niedrigsten Stand seit 1987 und seinen niedrigsten Wechselkurs gegenüber dem Yuan seit 1994.[17] Die Umlaufgeschwindigkeit, d.h. wie oft Geld den Besitzer wechselt, kann als Indikator für den Wert einer Währung dienen.

Das Gresham‘sche Gesetz besagt, dass gesetzlich überbewertetes Geld in Umlauf gebracht wird, während gesetzlich unterbewertetes Geld gehortet wird. Das Gesetz wurde nach dem englischen Bankier des 16. Jahrhunderts, Sir Thomas Gresham, benannt. Es besagt, dass Menschen diejenige Geldsorte horten, von der sie erwarten, dass sie ihren Wert behält. Gleichzeitig geben sie diejenige Geldsorte aus, von der sie einen Wertverlust erwarten. Inflationäres Geld zirkuliert daher schneller als deflationäres Geld. Die nächste Abbildung vergleicht die Umlaufgeschwindigkeiten des Dollar und von Bitcoin. In diesem Diagramm ist die Umlaufgeschwindigkeit des Dollars das Verhältnis des nominalen BIP zur Geldmenge M1, die Umlaufgeschwindigkeit von Bitcoin wird als das Verhältnis des Bitcoin-Transaktionsvolumens in US-Dollar zur Bitcoin-Marktkapitalisierung in US-Dollar berechnet.

24

Historische Umlaufgeschwindigkeit von Bitcoin und US-Dollar

Wenn die Medien negative Berichte über Bitcoin veröffentlichen, wie etwa das ICO-Verbot in China oder der hohe Stromverbrauch, wird die allgemeine Überzeugung, Bitcoin könne zu einem globalen Wertaufbewahrungsmittel werden, geschwächt und der Preis sinkt. Eine Vertrauenskrise führt dazu, dass Investoren ihre Gelder abziehen. In ähnlicher Weise stärkt es das Vertrauen der Anleger, wenn gute Nachrichten über die Verwendungsmöglichkeiten von Bitcoin verbreitet werden, wie etwa das Lightning-Netzwerk oder der positive Kommentar des CFTC-Vorsitzenden Christopher Giancarlo zu Bitcoin im Rahmen der Anhörung zum Thema Blockchain am 6. Februar dieses Jahres.

Wenn Bitcoin langfristig als Wertaufbewahrungsmittel angenommen wird, kann die aktuelle Periode erhöhter Volatilität als „Hyperdeflation“ betrachtet werden. Dies wäre das erste Mal in der Geschichte, dass wir ein derartiges ökonomisches Phänomen erleben. Investoren spekulieren, ob Bitcoin digitales Gold wird oder nicht, und das zu Recht. Aufgrund der inflationären Natur von Fiatgeld weist Bitcoin im direkten Vergleich interessante Eigenschaften als Wertaufbewahrungsmittel auf. Sollte Bitcoin dieses Ziel erreichen, könnte sich der Preis einpendeln und die Volatilität drastisch fallen.

2.) Bitcoin wird zum Wertaufbewahrungs- und Tauschmittel

Das ursprüngliche von Satoshi Nakamoto verfasste Bitcoin-Whitepaper erklärt, dass Bitcoin ein elektronisches Zahlungssystem sein soll; viele Leute sind jedoch der Meinung, dass Bitcoin niemals globale Anerkennung finden und frei zugänglich sein wird. Laut Dr. Schäfer (und einigen anderen Experten) werden die Behörden gegen die Technologie vorgehen, wenn Leute sie wirklich im großen Stil benutzen sollten. Neben der rechtlichen Unsicherheit erschweren hohe Transaktionsgebühren und die Netzwerklatenz die Verwendung von Bitcoin als Tauschmittel. Wenn nur ein Fehler bei der Angabe der Empfängeradresse gemacht wird, sind die Bitcoin unwiederbringlich verschwunden. Schickt man einen Bitcoin aus Versehen an eine Ethereum-Adresse, passiert dasselbe. Bezahlt man seinen Kaffee mit Bitcoin, muss der Verkäufer mindestens zehn Minuten warten, bis er weiß, ob die Transaktion gültig ist.

Wenn man im Zuge einer Transaktion eine falsche Menge Bitcoins sendet, gibt es keine Möglichkeit, eine Rückbuchung vorzunehmen oder die Transaktion anzufechten. Angesichts der technologischen Probleme greifen die meisten Bitcoin-Nutzer auf alternative Tauschmittel zurück. Das bestehende Zahlungssystem ist einfacher zu bedienen. Es gibt bereits Kreditkarten, Banken und PayPal, um unsere Zahlungen an Händler auf der ganzen Welt abzuwickeln. Auf der anderen Seite könnten Technologien wie das Lightning-Netzwerk und SegWit Bitcoin schließlich doch noch zu einem brauchbaren Tauschmittel machen. Wenn sich Bitcoin zu einem globalen Tauschmittel entwickeln sollte, wird seine Kaufkraft steigen, da es dann drei verschiedene Funktionen erfüllen kann: die Wertaufbewahrung, die Wertübertragung und – letzten Endes – Recheneinheit.

Wir haben zwei Währungsspezialisten kontaktiert, die unterschiedliche Ansichten zu diesem Thema vertreten. Die folgende Tabelle fasst die Ansichten der Professoren zusammen, warum Bitcoin einen Wert besitzt und ob es sich dabei um eine Blase handelt oder nicht.

25

Wird Bitcoin Geld?

3.) Nichts davon trifft ein und Bitcoin bricht zusammen

Der Erfolg von Bitcoin war bisher atemberaubend. Seit seiner Entstehung im Jahr 2009 wurde Bitcoin in den Medien hunderte Male für „tot“ erklärt.[18] Das Bitcoin-Netzwerk kennt mehrere Bedrohungen, darunter das Hacken des SHA-256-Verschlüsselungsalgorithmus, ein Verbot durch Regierungen, 51%-Attacken und Sonneneruptionen, die das Internet lahmlegen könnten. Wenn Bitcoin nicht zu einem globalen Wertaufbewahrungs- oder Tauschmittel wird, sinkt der Wert und damit auch der Preis von Bitcoin.

Fazit

Bei der Bitcoin-Revolution geht es darum, Werte auf eine Art und Weise zu sichern und zu übertragen, damit sie nicht von der Geldpolitik der Zentralbank, Kapitalkontrollen oder Untergrabung von Eigentumsrechten abhängen. Der Grund, warum Menschen ihre Gehaltsschecks zum Kauf von Immobilien, Anleihen und Aktien verwenden, liegt nicht daran, dass diese Vermögenswerte ein besseres Tauschmittel darstellen. Diese Assets eignen sich besser zur Wertanlage als Fiatgeld, und Bitcoin verfügt über die technologischen Merkmale, um ein komplementäres Wertaufbewahrungsmittel zu diesen Assets zu werden. Wenn es Bitcoin gelingt, zusätzlich weltweite Akzeptanz als Tauschmittel zu erlangen, wird der Bitcoin-Preis höchstwahrscheinlich eine spektakuläre Rendite ermöglichen. Wenn Bitcoin versagt, wird sein Preis zusammenbrechen und als eine der größten Blasen aller Zeiten in die Geschichte eingehen.

Achtzehn Jahre nach dem berüchtigten Höhenflug der Tech-Märkte im Jahr 2000 haben sich die meisten Unternehmen die Möglichkeiten des Internets zunutze gemacht. Heute bezeichnet man das Internet definitiv nicht als Blase. Ähnlich wie bei den Internet-Aktien dürften viele der Kryptowährungen in wenigen Jahren verschwunden sein; der Traum von einem dezentralisierten und privaten Wertaufbewahrungsmittel ist jedoch geboren und wird einen Ansturm von Technologien auslösen, bis die Mission abgeschlossen ist. Diversifikation ist eine Schlüsselkomponente, um ein langfristig wertbeständiges Portfolio aufzubauen. Die entscheidende Schlussfolgerung besteht darin, dass ein vernünftig gewichtetes Währungs-Portfolio bestehend aus Gold, den wichtigsten Kryptowährungen und unterschiedlichem Fiatgeld den Anlegern eine Art Versicherung gegen Veränderungen in der Zukunft bieten könnte.

Wir möchten uns ganz herzlich bei Professor Dr. Guido Schäfer, Professor Dr. Robert Murphy und Mark Valek für ihre Beiträge zu diesem Kapitel bedanken. Guido Schäfer ist Privatdozent für Volkswirtschaftslehre an der WU Wien. Robert P. Murphy ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Free Market Institute der Texas Tech Universität. Er ist auch Senior Fellow am Mises Institute in Auburn, Alabama. Mark Valek ist Fondsmanager und Research Analyst bei der Incrementum AG.

[1] Bitcoin wurde an manchen Börsen für mehr als 20.000 US-Dollar gehandelt.

[2] “Bubble”, Investopedia, 2018, https://www.investopedia.com/terms/b/bubble.asp.

[3] Jim Edwards, “One of the kings of the ‘90s dot-com bubble now faces 20 years in prison,” Business Insider UK, 6. Dezember, 2016, http://www.businessinsider.com/where-are-the-kings-of-the-1990s-dot-com-bubble-bust-2016-12

[4] Preston Teeter and Jörgen Sandberg, “Cracking the enigma of asset bubbles with narratives,” Strategic Organization 15, No. 1 (2017), http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/1476127016629880#articleCitationDownloadContainer.

[5] Jean-Paul Rodrigue, The Geography of Transport Systems. New York: Routledge, 2017. https://people.hofstra.edu/geotrans/eng/ch7en/conc7en/stages_in_a_bubble.html

[6] Jamie Dimon zog seine Aussage in einem Interview auf Fox Business Anfang Januar zurück, https://www.ft.com/content/e04e359a-e9e9-3f8e-8e2f-3f4373e5efb0.

[7] Jacqui Frank, Kara Chin and Joe Ciolli, “Paul Krugman: Bitcoin is a more obvious bubble than housing was,” Business Insider, Dec 15, 2017, http://uk.businessinsider.com/paul-krugman-says-bitcoin-is-a-bubble-2017-12?r=US&IR=T.

[8] Eng-Tuck Chea and John Fry, “Speculative Bubbles in Bitcoin markets? An empirical investigation into the fundamental value of Bitcoin,” Economic Letters 130 (May 2015), pp. 32–36, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0165176515000890.

[9] Ludwig von Mises, The Theory of Money and Credit (1912).

[10] Jake Weber, “The Bitcoin Bubble Explained in 4 Charts,” Mauldin Economics, 13. November, 2017, http://www.mauldineconomics.com/editorial/the-bitcoin-bubble-explained-in-4-charts#.

[11] “Bitcoin Energy Consumption Index,” Digi Economist, 2018, https://digiconomist.net/bitcoin-energy-consumption.

[12] Ludwig von Mises, The Theory of Money and Credit (1912).

[13] Rahim Taghizadegan, Ronald Stöferle und Mark Valek, Österreichische Schule für Anleger: Austrians Investing zwischen Inflation und Deflation. Finanzbuchverlag, 2014. https://www.amazon.com/dp/B01D2A4Z7S/ref=dp-kindle-redirect?_encoding=UTF8&btkr=1.

[14] Jörg G. Hülsmann, The Ethics of Money Production. Mises Institute, 2008.

[15] Menschen, die nicht bereit oder unfähig sind, Schulden aufzunehmen, profitieren nicht direkt von diesem „Konjunkturprogramm“.

[16] Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart, This Time is Different. Princeton: Princeton University Press, 2009.

[17] Peter Schiff, „Ep. 324: Obama & Yellen Strand Trump & Powell in Dodge,“ YouTube, 31. Jänner, 2018, https://www.youtube.com/watch?v=4NN7n3ABYx4&feature=share.

[18] “Bitcoin Obituaries: Bitcoin has died 259 times,” 99Bitcoins, 2018, https://99bitcoins.com/obituary-stats/.

Technische Analyse: Droht uns ein Krypto-Winter?

Is a Crypto Winter About to Start

Nach einem epischen Anstieg von 162 USD bis auf 19.886 USD innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren ist der Preis für einen Bitcoin zwischen dem 17.Dezember 2017 und dem 6.Februar 2018 bis auf unter 6.000 USD um knapp 70% gefallen und damit zweifelsohne gecrasht. Auch alle alternativen Kryptowährungen (Altcoins) kamen ganz gewaltig unter die Räder und verloren teilweise sogar 80-90% von ihren erst kürzlich erreichten Höchstständen. Mittlerweile konnte sich Bitcoin aber bereits wieder in Richtung 11.300 USD erholen Wer frühzeitig in die Kryptowährungen eingestiegen ist, sollte damit immer noch sehr komfortabel im Plus liegen, alle diejenigen aber, die erst in den letzten zwei bis drei Monaten investiert hatten, dürften sich mit ihren Positionen unter Wasser befinden und nun hoffen und beten, dass sich Bitcoin & Co. schnellstmöglich wieder erholen.

„HODL“ – leichter gesagt als getan

Inwieweit gerade diese relativ neue Gruppe von meist unerfahrenen Marktteilnehmern in der Lage sein wird, dem bekannten Schlachtruf „HODL“ zu folgen, wird sich erst zeigen. Unter „HODL“ versteht die Krypto-Szene die Strategie, alle gekauften Coins und Token einfach blind durch jede Korrektur hindurch zu halten, im Vertrauen darauf, dass die Krypto- und Blockchain Technologie noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung steht und damit mittel- bis langfristig sehr viel höhere Kurse zu erwarten sind.

Obwohl dieser Ansatz in den letzten neun Jahren unterm Strich ganz hervorragend funktioniert hat, muss diese Strategie angesichts des Blutbades zu Beginn des neuen Jahres und eines möglicherweise bevorstehenden „Krypto-Winters“ ernsthaft hinterfragt werden. Letztlich führen viele Wege nach Rom und jeder Investor oder Trader muss für sich selbst entscheiden, welche Strategie am besten zu ihm passt.

Der Schmerz und die unglaubliche Geduld, die die „HODL“-Strategie aufgrund der enormen Volatilität der Kryptowährungen fordert, ist einfach nicht jedermanns Sache. Hier wird die eigene Psyche bis aufs Äußerste belastet. Vor allem dann, wenn man die Marktentwicklung nah und regelmäßig verfolgt. Wer nur alle paar Monate kurz auf die Kurse schaut, wird sich naturgemäß sehr viel leichter tun.

Latente Blasengefahr spricht gegen die “HODL”-Strategie

Wenn man zumindest die Wahrscheinlichkeit einer möglichen Blase in Betracht zieht, ist die “HODL”-Strategie zu hinterfragen. Jeder, der beispielsweise die Internetblase Ende der 1990iger Jahre als Investor miterlebt hat, weiß, dass die klassische „buy and hold“ Strategie irgendwann eben nicht mehr funktioniert. Damals lag man über Jahre hinweg richtig. Wer aber am Höhepunkt im Jahr 2000/2001 den Absprung nicht geschafft hat, dürfte seine kompletten Investments wieder verloren haben, denn die meisten der hochgejubelten dotcom-Unternehmen fuhren geradewegs in die Insolvenz. Ein ähnliches Schicksal steht früher oder später vermutlich auch den meisten Altcoins bevor. Insofern muss die “HODL”-Strategie durchaus kritisch betrachtet und zumindest regelmäßig auf ihre Berechtigung hinterfragt werden.

Trading im kurz- bis mittelfristigen Zeitfenster

Ein weiterer Ansatz mit den Kryptowährungen Geld zu verdienen, ist das kurz- bis mittelfristige Trading (Daytrading/Swingtrading). Hier wird vor allem mit Hilfe der klassischen Charttechnik nach Ein- und Ausstiegssignalen gesucht. Naturgemäß führen zahlreiche Wege zum Erfolg, denn jeder Trader hat seinen persönlichen Lieblingsindikator bzw. Setup und handelt in dem zu ihm passenden Zeitfenster und mit dem von ihm gewünschten Risikoansatz. Eine für alle funktionierende Erfolgsstrategie zu geben, ist daher nicht möglich. Allerdings gelten für die Kryptomärkte die gleichen Gesetze und Prinzipien wie für alle anderen Märkte. Da die Kryptomärkte durch Fremdeingriffe (z.B. seitens der Notenbanken) auch noch nicht so verzerrt sind wie zB. die Anleihenmärkte (QE!), funktionieren viele Strategien und Indikatoren sogar noch besser. Insgesamt geht es beim Trading auch in den Krypomärkten um konsequentes Risiko- und Moneymanagement und vor allem um einen professionellen Ansatz. Wer sein Trading wie ein Business begreift und führt, wird sich sehr viel leichter tun.

26

Bitcoin hat in den letzten 8 Jahren 16 Tage mit Verlusten von mehr als 20% gehabt

Quelle: Coindesk.com, Incrementum AG

Die große Mehrheit zahlt ein

Da die Kryptomärkte in den letzten zwei Jahren von einem klaren Aufwärtstrend geprägt waren, sollten alle Trader ordentliche Gewinne eingefahren haben. Wer nicht einmal das geschafft hat, muss sich daher ernsthaft und ehrlich fragen, ob Trading die richtige Berufung für ihn ist. Unterm Strich wird es mittel- bis langfristig in den Kryptomärkten aber so laufen wie auch in allen anderen Märkten: schätzungsweise 90% der Trader zahlen ein und nur 10% der Trader machen konsistente Gewinne. Bei den eher längerfristigen Investoren verbessert sich diese Relation übrigens leicht auf ca. 80% Verlierer und bestenfalls 20% Gewinner.

Die Zukunft ist ungewiss

Warum ist das so? Ganz einfach, weil keiner die Zukunft kennt und weil es beim Traden und Investieren letzten Endes daher immer auch um Psychologie geht. Letztlich stochern alle in der Nebelwand herum: die einen mit mehr Erfahrung und Disziplin, die anderen völlig übermannt von ihren Emotionen, dritte mit einer unklaren Mischung aus beidem, vierte wiederum als völlige Greenhorns (ganz besonders aktiv im Kryptosektor) und schließlich ist leider auch eine gewisse Anzahl von Verbrechern bzw. Betrügern mit dabei!

12 Fragen zur Überprüfung, ob Sie verantwortungsbewusst investieren

  1. Wie gut kennt der Trader sich selbst?
  2. Wie diszipliniert handelt er?
  3. Wie genau hat er seine Hausaufgaben und seine Vorbereitungen gemacht?
  4. Handelt er emotional oder rational?
  5. Lässt er sich von fulminanten Gewinnversprechen sofort überzeugen?
  6. Nimmt er Verluste persönlich?
  7. Kann er Verluste überhaupt akzeptieren oder sitzt er Verluste bis in alle Ewigkeit aus?
  8. Wie sehr glaubt er, mit umfangreicher Fundamentalanalyse oder ausgeklügelter Charttechnik die Märkte vorhersagen zu können?
  9. Ist der Händler bereit aus seinen Fehlern zu lernen?
  10. Übernimmt er die Verantwortung für seine Ergebnisse?
  11. Hat der Trader bzw. Investor das Risiko genau kalkuliert, bevor er kauft?
  12. Ist er sich wirklich im Klaren, dass kein Mensch die Zukunft kennt? Kein Guru, kein berühmter Börsenbriefschreiber, kein Zentralbanker und auch kein Politiker.

Erkenne Dich selbst!

Insofern gilt für Marktakteure an den Kryptomärkten so wie an allen anderen Märkten und auch generell im Leben: Erkenne Dich selbst! Wer bewusst und mit klarem Verstand eine Investmententscheidung getroffen hat, muss auch einen Plan zum Ausstieg festgelegt haben. Ob dieser dann aufgrund von technischen Signalen, fundamentalen Bewertungen, Sentimentdaten oder einer Mischung aus allem gewonnen wird, ist letztlich jedermanns persönliche Entscheidung.

Allerdings gibt es bei den Kryptowährungen einen wichtigen Unterschied. Viele „Millennials“ gehen davon aus, dass die Kryptowährungen unser Fiatgeldsystem ersetzen werden und planen daher ganz bewusst nicht den Ausstieg. So verführerisch und idealistisch es auch klingen mag, endgültig gesichert ist der Siegeszug der Dezentralisierung jedoch noch nicht.

34

Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 28.11.2013

Sentiment Analyse ist die Königsdisziplin

Insbesondere die Sentiment Analyse wirft daher in der aktuell aufgeheizten und vor allem im größeren Bild weiterhin extrem optimistischen, wenn nicht sogar idealistischen, Stimmung ein eher fragwürdiges Licht auf die Kryptowährungen. Für Marktteilnehmer, die vor allem im mittel- bis langfristigen Zeithorizont unterwegs sind, ist die Sentiment Analyse vermutlich die Königsdisziplin. Wer sie beherrscht, kann das Hoch und damit den Wendepunkt langjähriger Trends teilweise erstaunlich genau bestimmen. Da Marktpreise letztlich immer durch die ständig schwankende Wahrnehmung der Marktteilnehmer entstehen, kann es niemals einen objektiven oder fairen Preis geben. Wenn aber ein Finanzthema massiv in der Mainstreampresse gespielt wird, ist mit sehr hoher Sicherheit davon auszugehen, dass nun alle investiert sind und es keine weiteren neuen Käufer mehr geben wird. Daher wäre es ratsam bei einer Häufung derartiger Signale das Gegenteil der Masse tun. Das Problem allerdings liegt hier in der relativ geringen Anzahl an wirklich glasklaren Signalen. So war beispielsweise das mit Goldbarren geschmückte Titelblatt der Bildzeitung im August 2011 ein klares Verkaufssignal.

27

Quelle: CNBC

Bei Bitcoin berichtete beispielweise die Online Ausgabe der Süddeutschen Zeitung erstmals am 28. November 2013 auf ihrer Startseite über die kolossalen Kursgewinne und traf damit genau zwei Tage vor dem Hoch ins Schwarze. In der Folge stürzte Bitcoin von 1.156 USD bis auf 162 USD ab und verschwand für zwei Jahre in einem Kryptowinter.
Dieses Mal war es der Fernsehsender CNBC, der exakt am 17.Dezember mit der Schlagzeile „Analyst who predicted bitcoin’s rise now sees it hitting $300,000-$400,000“ ein vorzügliches Verkaufssignal lieferte.

Dem Krypto-Sentiment ist etwas schwieriger beizukommen

28

Die aktuellsten Sentiment Daten zeigen, dass die aktuelle Erholung die Stimmung schnell wieder in den optimistischen Bereich brachte.

Quelle: Sentimentrader.com.

Neben dem berühmten Titelblattindikator gibt es natürlich noch zahlreiche weitere Ansätze, um die Stimmung unter den Marktteilnehmern zu messen. Bei den noch jungen Kryptomärkten fehlen dazu allerdings etablierte Zahlenreihen, denn die Futures auf Bitcoin werden erst seit zwei Monaten mit relativ überschaubarem Volumen gehandelt. Insofern sind klassische Sentimentdaten wie Put/Call-Ratios, Sentix und Sentiment Umfragen bislang noch nicht in dem Umfang verfügbar, wie wir das von anderen Märkten kennen. Immerhin versorgt die Website sentimenttrader.com seine Abonnenten mit einem durchaus funktionierenden Stimmungsindikator namens Bitcoin Optix. Hier wird mit einem automatisierten Algorithmus die zukünftig zu erwartende Volatilität mit dem aktuellen Preisverhalten sowie einem Abschlag des Bitcoin ETFs im Verhältnis zu seinem NAV in Relation gebracht. Daraus ergibt sich ein Stimmungsindikator, welcher zuletzt extrem überverkaufte Werte meldete und sich in den letzten Tagen ansatzweise wieder erholen konnte.

29

Unmittelbar nach dem Launch der Bitcoin Futures im Dezember verlor Bitcoin 70% an Wert.

Quelle: Midas Touch Consulting/Tradingview

Darüber hinaus sind gerade im Kryptosektor alternative Stimmungsindikatoren interessant. Anhand von Auswertungen über Twitter-Aktivitäten, Beiträge auf Reddit, Größe einer Telegramgruppe (Tracking ICO Telegram Groups, icowhitelists.com) oder einfach auch die Stimmung bei den Youtube-Kommentaren lassen sich teilweise hilfreiche Schlüsse ziehen. Beispielsweise fällt aktuell ganz stark auf, dass sich unter fast jedem aktuellen Youtube-Video zum Thema Finanzen/Gold/Krypto zahlreiche Kommentare finden, die den Bitcoin in Kürze zum Mond steigen sehen. Als echter Contrarian sollte einem das zu denken geben.

30

Commitment of Traders (CoT) for Bitcoin

Dieser CoT Report zeigt, dass Hedge Funds großteils short positioniert sind, während Kleinspekulanten großteils long positioniert sind.

Parallel zu den rasanten Kursanstiegen und dem dadurch gestiegenen Optimismus explodierte natürlich auch das öffentliche Interesse an den Kryptowährungen. So wird immer mehr Dokumentation und Berichterstattung benötigt, denn mittlerweile gibt es nicht nur auf vielen großen Finanz- und Wirtschaftsportalen eigene Krypto-Rubriken, sondern neben der Handelsmöglichkeit per CFD seit Dezember 2018 auch den Bitcoin-Future an der Chicago Mercantile Exchange (CME). Zwar wurden Terminbörsen ursprünglich vor allem zur Absicherung geschaffen (z.B. Agrarproduzenten), mittlerweile handeln aber vor allem Hedgefonds und private Trader an diesen Terminmärkten, um durch die Preisschwankungen Profite zu erzielen. Da in den USA alle Futures-Märkte berichtspflichtig sind, veröffentlicht die amerikanische Behörde CFTC jeden Freitag die aktuellen Positionierungen der einzelnen Händlergruppen. Diese Informationen sind für die unregulierten Kryptomärkte ganz neu und sollten mittelfristig sehr hilfreich und wertvoll werden. Kurzfristig liegt bislang aber nur eine sehr überschaubare Datenreihe vor, womit Vergleiche und Einstufungen der aktuellen Positionierungen nur mit Vorsicht zu genießen sind.

Der aktuell vorliegenden CoT-Report für den Bitcoin Future zeigt, dass die klassischen Fonds (Asset Manager/Institutionelle) bislang kaum in Bitcoin investiert sind. Ebenso gibt es so gut wie keine Position der Hedger (Intermediary Dealer), da es bislang einfach kaum verbriefte Produkte auf den Bitcoin gibt, welche über den Terminmarkt abgesichert werden müssten. Die „Leveraged Funds“ (Hedge Fonds etc.) haben ihre Shortpositionen hingegen in den letzten Wochen deutlich ausgebaut, womit sie 50,2% des open interest besetzen. Bei den „Other Reportables“ (Eigenhändler mit systematischem Handelsansatz und hohem Volumen) zeigt sich eine mehr oder weniger ausgeglichene Positionierung.

Die Kleinspekulanten schließlich sind weiterhin massiv auf der Longseite positioniert und repräsentieren damit 48,5% aller offenen Positionen (Open Interest). Um einordnen zu können, wie diese Positionsverteilung insgesamt einzustufen ist, braucht es allerdings eine Historie, die sich erst in den nächsten Monaten langsam entwickeln wird. Die hohe Shortposition der Hedge Fonds bei gleichzeitig stark bullischer Positionierung der Kleinspekulanten spricht aber eher für weiter fallende Kurse. Insgesamt auffällig ist zudem, dass die Korrektur im Dezember ziemlich genau mit dem Handelsstart des Bitcoin Futures begann. Eine Kausalität ist allerding nicht einfach feststellbar.

Technische Analyse Bitcoin

Insbesondere nach einem derart brutalen Crash ist es immer sinnvoll das große Bild zu beleuchten, denn sonst verliert man bei dieser hohen Volatilität schnell den Blick für das Wesentliche. So ist auf dem Bitcoin-Wochenchart der langfristige Aufwärtstrend ungefährdet intakt. Im Grunde genommen bewegt sich der Preis für einen Bitcoin wieder genau dort, wo er auch schon Ende November lag. Die scharfe Korrektur endete bislang knapp unterhalb des typischen 61,8%- Fibonacci-Retracement. Sollte die Korrektur insgesamt weitergehen, läge das nächsttiefere Retracement-Level (76,4%) im Bereich um 4.818 USD. Dieses Niveau fällt mit dem Zwischenhoch bei 5.000 USD vom letzten September zusammen. Technisch gesehen ist es daher nicht ausgeschlossen, dass der Preis für einen Bitcoin in den kommenden Monaten in Richtung 4.500 – 5.000 USD fallen wird.

35

Der Tageschart zeigt, dass die Erholung von Bitcoin bereits sehr überkauft ist. Preise über $12,200 sind als bullish zu werten, alles unter $8,000 ist sehr bearish!

Quelle: Midas Touch Consulting, Tradingview

Diese Annahme wird auch durch die Tatsache bestätigt, dass Bitcoin seinen grünen Aufwärtstrendkanal der letzten 11 Monate vorübergehend klar unterschritten hatte. Auch wenn er sich schnell wieder in den Kanal zurückkämpfen konnte, ist diese Form der Unterstützung jetzt zumindest angeschlagen. Im schlechtesten Fall, also dem sogenannte “Worst Case” Szenario, könnte das Ziel der Korrektur die deutlich tiefer verlaufende Aufwärtstrendlinie sein (aktuell im Bereich um 2.075 USD). Auch das untere Bollinger Band (3.236 USD) bietet der Korrektur noch enorm viel Platz und benötigt gleichzeitig noch viel Zeit, bis es in die Nähe der aktuellen Kursniveaus angestiegen ist.

Auf dem Bitcoin-Tageschart hat die vor gerade einmal zwei Wochen begonnene Erholung bereits gut ein Drittel der vorangegangenen Korrektur wieder aufgeholt und damit das klassische 38,2%-Fibonacci-Retracement im Bereich 11.300 USD erreicht. Hier dürfte sich in den kommenden Wochen das weitere Schicksal vorerst entscheiden. Kann der Bitcoin diese Hürde überwinden, steht einem schnellen Anstieg bis in den Bereich um 14.500 USD nicht mehr viel im Weg. Scheitern die Bullen jedoch an der Marke von 11.300 USD, ist dies ein klares Zeichen von Schwäche. Dann kommt es im weiteren Verlauf darauf an, ob die Unterstützung um 8.000 USD halten wird.

Angesichts der bereits überkauften Lage auf dem Tageschart wird jedenfalls kurzfristig ein Rücksetzer immer wahrscheinlicher. Je nachdem wie dieser sich dann gestaltet, steht den Kryptomärkten entweder ein Winter bevor oder doch der Beginn der nächsten Aufwärtswelle. Benutzt man eine etwas komplexere Fibonacchi-Projektion der ersten Abwärtswelle von 19.889 USD auf 10.700 USD sowie der erfolgten Gegenbewegung bis auf ca. 17.200 USD liegt die 1,236%-Extension bei 5.891 USD und die 1,382%-Extension bei 4.550 USD.  Die erste Extension wurde im Prinzip mit dem Tief bei 6.000 USD abgearbeitet, während die

1,382%-Extension ein weiteres Abwärtspotential in Richtung 4.500 bis 5.000 USD bestätigt. So wie sich die Lage aktuell präsentiert, sollte man realistischerweise davon ausgehen, dass die Kryptomärkte trotz der starken Erholung noch nicht über den Berg sind. Vielmehr könnte sich die begonnen Korrektur sicherlich noch einige Monate wenn nicht sogar ein bis zwei Jahre oder sogar noch länger hinziehen. Dabei könnte der Bitcoin unter Umständen bis auf ca. 5.000 USD und eventuell sogar auch auf ca 2.500 USD zurückfallen. Für die meisten Altcoins würde dies nochmals dramatische Kursverluste bedeuten.

Fazit

Angesichts der nach wie vor um sich greifenden Krypto-Euphorie ist nicht auszuschließen, dass ein Krypto-Winter bereits begonnen hat. Die Zukunft ist unbekannt. Unsere Einschätzung ist aber, dass die junge Assetklasse Krypto wahrscheinlich weiteren Korrekturbedarf hat. Neben dem geschilderten blinden Idealismus sprechen die eher bärischen CoT-Daten und die gekippte Charttechnik noch nicht für einen rasanten Rebound inkl. neuer Allzeithochs. Allerdings wird die Krypto- und Blockchain Technologie und ihre Währungen nicht verschwinden. Im Gegenteil, nach einem harten und möglicherweise bitteren Winter, sind im kommenden Jahrzehnt auch Bitcoinpreise jenseits von 50.000 USD und 100.000 USD im Bereich des Möglichen. Unsere bärische Einschätzung würden wir überdenken, sofern sich kurzfristig doch Bitcoin-Preise oberhalb von 12.200 USD und 14.500 USD einstellen.

Forks

hard fork

2017 wurden zahlreiche bekannte Forks von Bitcoin initiiert, so unter anderem  Bitcoin Cash und Bitcoin Gold. Mehr als 44 Milliarden USD an Marktwert wurden mittels Forks alleine im letzten Jahr geschaffen.[1] Dieser Trend wird höchstwahrscheinlich auch 2018 anhalten, da Forks einen einfachen Weg darstellen, um neue Kryptowährungen zu erschaffen. Zum einen sind ICOs mittlerweile in mehreren Ländern illegal, während Hard Forks weiterhin erlaubt sind. Zum anderen bringen Forks allen Teilnehmern einer bestehenden Kryptowährung den entscheidenden Vorteil, dass diese automatisch auch die neue Kryptowährung im selben Ausmaß erhalten. Dieser Umstand erspart Entwicklern das Problem, ein neues Netzwerk an Nutzern von Null aufbauen zu müssen. Schließlich bringen Hard Forks einer bestehenden Kryptowährung im Vergleich zum Aufbau einer komplett neuen Kryptowährung auch deutlich niedrigere Kosten für Marketing und Entwicklung mit sich.

Was ist eine Fork?

Eine “Fork” im Kontext der Softwareentwicklung beschreibt die Abspaltung eines neuen Zweigs eines Programmes, das eine vom Original verschiedene Version darstellt. Das Konzept ist an sich nichts Neues in der Welt der Programmierer, da es bereits seit den 1980er-Jahren genutzt wird. Die erste dokumentierte Fork im Jahr 1981 war das Betriebssystem „Lisp Machine OS“ des MIT.[2] In Projekten mit offenem Quellcode („open-source“) ist grundsätzlich jeder dazu berechtigt, einen neuen Zweig des existierenden Programcodes zu erstellen. Forks werden daher häufig genutzt, wenn kein Konsens in einer Gemeinschaft von Entwicklern besteht und sich einzelne oder mehrere Mitglieder abspalten und ihre eigene Version programmieren.

Kryptowährungen? Dank des großen öffentlichen Interesses an der Spekulation mit Kryptowährungen auf Basis der Blockchain-Protokolle wie etwa Bitcoin oder Ethereum, bezeichnen Forks mittlerweile weit mehr als einen rein technischen Begriff. Forks bringen zahlreiche Implikationen für Investoren und Spekulanten in Kryprowährungen mit sich. Bevor wir näher auf diese eingehen, folgt zuerst ein kurzer Abriss über die Unterscheidung verschiedener Arten von Forks.

Welche Arten von Forks gibt es?

1.) Ungeplante Forks

Ungeplante Forks, auch als Konsensbrüche („consensus splits“) bezeichnet, treten immer dann auf, wenn mehrere Miner exakt zur selben Zeit einen neuen Block finden. Diese Art von Fork ist jedoch nicht von Dauer, da die Regel der längsten Kette den Konflikt automatisch löst. Sobald ein weiterer Block gefunden wird, stellt die längste Kette die gültige Version dar und die andere, kürzere Kette wird ignoriert. Deshalb hat dieser Typ von Fork keinen direkten Einfluss auf die Preisentwicklung von Kryptowährungen.

2.) Geplante Forks

Geplante Forks werden dagegen zu einer bestimmten Zeit aktiviert und in der Regel vorher von den Entwicklern des Blockchain Protokolls angekündigt. Dieser Typ kommt nur dann zustande, wenn die Entwickler absichtlich die Programmcodes modifizieren, um die Regeln des Protokolls zu ändern. Dabei können zwei Arten von Protokollupdates unterschieden werden:

a) Soft Fork

Eine “Soft Fork” stellt einen freiwilligen Weg des Upgrades dar, bei der alle Teilnehmer, die nicht am Upgrade partizipieren, in der Regel lediglich auf neue Funktionalitäten verzichten. Diese Art von Fork wird deshalb auch als vorwärtskompatibel bezeichnet (aus Sicht der bereits bestehenden Teilnehmer). Im Fall des Upgrades eines Blockchain-Protokolls bedeutet dies, dass alte Knoten auch nach dem Update nach wie vor alle neuen Blöcke als gültig ansehen. Daher können bestehende Teilnehmer theoretisch weiter dieselbe Blockchain nutzen, ohne ein Upgrade durchzuführen.

Wird eine Soft Fork von Minern koordiniert, spricht man von einer „miner-activated soft fork“ (MASF), wogegen man eine von Teilnehmern koordinierte Soft Fork ohne die Unterstützung der Miner als „user-activated soft fork“ (USAF) bezeichnet.

Ein bekanntes Beispiel für eine Soft Fork ist BIP141, besser bekannt als „Segregated Witness“, welche im August 2017 aktiviert wurde, als die Mehrheit der Miner zur neuen Version des Bitcoin-Protokolls wechselte. Wie für eine Soft Fork zu erwarten, sind Transfers zwischen alten und neuen „SegWit“-Adressen möglich.

b) Hard Fork

Eine „Hard Fork“ ist die extremere Art einer Fork, da diese mit der bestehenden Version des Programms inkompatibel ist und Upgrades daher für alle Teilnehmer zwingend notwendig werden. Im Fall einer Blockchain-Hard Fork entsteht eine dauerhafte Divergenz zwischen allen Knoten, die das Upgrade durchführen und jenen, die das Upgrade verweigern. Je nachdem ob die Teilnehmer einer Blockchain zum Update gewillt sind, sind zwei mögliche Resultate einer Hard Fork zu unterscheiden:

  • Für den Fall, dass einige Knoten nicht upgegradet werden und genügend Unterstützung für die alte Version des Blockchain Protokolls bestehen bleibt, kommt es zu zwei konkurrierenden Blockchains, die nebeneinander bestehen.  Ein bekanntes Beispiel für eine Hard Fork, bei der das alte Blockchain Protokoll bis heute unterstützt wird, ist Ethereum, das 2016 eine Hard Fork durchführte, nachdem die führenden Entwickler beschlossen hatten, den Quellcode als Notfallmaßnahme nach der erfolgreichen Hackerattacke gegen den „DAO“ zu modifizieren. Diejenigen Teilnehmer der Gemeinschaft, die Ethereum-Knoten betrieben und die Hard Fork nicht akzeptierten, verweigerten jedoch dieses Upgrade. Folglich existiert die alte Blockchain bis heute unter dem Namen Ethereum Classic.
  • In den meisten Fällen unterstützen jedoch die Teilnehmer einer Blockchain die neue Version des Blockchain Protokolls und tragen Upgrades mit. Im diesem Fall hört die alte Blockchain einfach auf zu existieren.  Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Ethereum Byzantium Hard Fork Ende 2017, die ohne Komplikationen ablief und nicht zur Weiterführung der alten Ethereum führte.

c) Spin-off Kryptowährungen

Neben Forks mit dem Zweck Upgrades von Blockchain-Protokollen zu deren Verbesserung durchzuführen, erlaubt der offene Quellcode vieler Protokolle jedem Entwickler, diese nach Belieben zu duplizieren, neue Features hinzuzufügen und schließlich unter neuem Namen zu veröffentlichen. Einige bekannte Beispiele für Spin-Offs des Bitcoin-Protokolls sind Litecoin, Peercoin, Namecoin und Dogecoin. Allein im Jahr 2017 wurden 19 Bitcoin Forks veröffentlicht.[3] In vielen Fällen wurden die Forks als schneller Weg benutzt, um aus der Bekanntheit von Bitcoin Profit zu schlagen. 2017 floss so deutlich mehr Kapital in durch Forks entstandene Kryptowährungen als in ICOs. Es existiert sogar eine Webseite, die bei der automatischen Erstellung einer Bitcoin Fork hilft. Nicht zuletzt deshalb erwarten viele, dass auch im Jahr 2018 weitere Forks stattfinden werden.

Welche Implikationen haben Forks für Kryptowährungs-Investoren?

Forks haben nicht nur technische Implikationen, sondern beeinflussen auch den Preis einer Kryptowährung in mehrfacher Hinsicht. Während ungeplante Forks (consensus splits) irrelevant für den Preis sind und der Einfluss von Soft Forks auf den Preis in der Regel gering ist, hat der Fall einer Hard Fork, aus der zwei konkurrierende Blockchains resultieren, maßgeblichen Einfluss auf den Preis und somit die größte Relevanz für Investoren.

Wenn es zu einer Hard Fork einer Kryptowährung kommt, sind die Eigentümer der ursprünglichen Kryptowährung automatisch berechtigt, die neue Kryptowährung im selben Ausmaß zu erhalten. Das ist deshalb der Fall, da der private Schlüssel, der eine Blockchain Adresse (=öffentlicher Schlüssel) kontrolliert, auch für die neuen Blockchain gültig ist, die aus einer Hard Fork resultiert.

Investoren partizipieren somit sowohl an der Wertentwicklung der alten als auch der neuen Kryptowährung und haben daher die Chance, im Fall einer Hard Fork, bei der eine neue Kryptowährung entsteht, zu profitieren. Der Wert der neuen Kryptowährung entspricht dabei dem erwarteten zukünftigen Verkaufserlös. Marktteilnehmer preisen diesen erwarteten Wert in der Regel bereits ein, bevor eine Hard Fork tatsächlich stattfindet und kaufen die ursprüngliche Kryptowährung, wodurch der Preis in die Höhe getrieben wird. Da die Strategie, Kryptowährungen schon vor einer Hard Fork zu kaufen und die neue Kryptowährung nach Erhalt zu verkaufen, steigen in Folge die Preise bereits weit früher, da Trader versuchen, früher zu kaufen als andere. Das Ergebnis dieses Verhaltens ist, dass der Preis einer Kryptowährung meist vor einer Hard Fork steigt und danach fällt. Wird eine Hard Fork abgesagt, fällt der Preis der ursprünglichen Kryptowährung, da der diskontierte Wert der neuen Kryptowährung gegen Null geht. (siehe Abbildung 15).

Fazit

Forks sind grundsätzlich ein altbewährtes Mittel sind um Software Upgrades durchzuführen, ohne alle Teilnehmer dazu zu zwingen. Beim Upgrade von Blockchain Protokollen ergeben sich zudem reale Risiken und Chancen für Investoren. Positiv ist zu sehen, dass die Möglichkeit Forks durchzuführen, Entwicklerteams in Schach halt und möglicherweise vor übereilten und unüberlegten Entscheidungen bewahrt. Außerdem bringen Forks die Möglichkeit mit sich, neue Kryptowährungen auch in Ländern wie China zu schaffen, wo ICOs bereits verboten sind. Negativ ist zu bewerten, dass eine Vielzahl an Spin-Off Kryptowährungen die ursprüngliche Idee eines Protokolls aufweichen kann und die gemeinsamen Anstrengungen der Entwickler weiter spaltet. Eine Sache ist sicher: Wir werden auch 2018 weitere Forks sehen.

[1] Blockchain Research Institute, tweet on Twitter, 10. Februar, 2018, https://mobile.twitter.com/GeniaMiinko/status/962393176769167362.

[2] “MIT Lisp Machine License Signed,” press release, 1. Oktober, 1980, http://www.textfiles.com/bitsavers/pdf/symbolics/LM2/MIT_Lisp_Machine_License_Signed_Press_Release_Oct1980.pdf.

[3] Olga Kharif, “Bitcoin May Split 50 Times in 2018 as Forking Craze Mounts,” Bloomberg, 23. Jänner, 2018, https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-01-23/bitcoin-may-split-50-times-in-2018-as-forking-craze-accelerates.

Krieg um Bitcoin

War Within Bitcoin

Ab sofort enthält jede Ausgabe des Crypto Research Reports ein Kapitel, das sich ausschließlich Coins und Tokens widmet, die für Finanzmarktteilnehmer relevant sind. Im Moment sind die am meisten diskutierten Kryptowährungen Bitcoin und Bitcoin Cash. In diesem Kapitel werden wir die Argumente beider Seiten besprechen und die Schritte erläutern, die zur Absicherung gegen das Risiko unternommen werden müssen, dass Bitcoin von einer besseren Technologie verdrängt wird.

Bitcoin Cash entstand am 1. August 2017 als Folge einer Hard-Fork.[1] Dabei teilten sich die Bitcoin-Anhänger in zwei entgegengesetzte Lager auf. Beide Gruppen glauben, dass der Wert von Bitcoin aus der Eigenschaft als schnelles und erschwingliches globales Zahlungssystem herrührt. Es herrscht jedoch Uneinigkeit darüber, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Die eine Seite, das Bitcoin-Cash-Lager, ist davon überzeugt, dass die Blöcke der Bitcoin-Blockchain künftig größer sein sollten. Die andere Seite meint, dass größere Blöcke zwar unter Umständen unvermeidbar sind, aber bevor man auf eine Hard-Fork zurückgreift, müsse man zunächst alle anderen Optionen prüfen. In diesem Lager werden Tools wie SegWit, das Lightning-Netzwerk, Sharding und Schnorr-Signaturen erforscht und entwickelt. Wiederum andere Gruppen behaupten, dass große Blöcke niemals das Bitcoin-Skalierungsproblem lösen werden.

Um den Blick für das große Ganze zu bewahren, untersuchen wir im ersten Abschnitt das Skalierbarkeitsproblem von Bitcoin. Der zweite Abschnitt vergleicht die quantitativen und qualitativen Eigenschaften von Bitcoin und Bitcoin Cash. Im letzten Abschnitt befassen wir uns damit, wie die Mining-Hash-Power als Indikator für die Stimmung auf den Kryptowährungsmärkten herangezogen werden kann.

a. Skalierung einer Blockchain

Das Hauptproblem, über das die Cryptocurrency-Community debattiert, ist, wie Bitcoin eine breite Akzeptanz erreichen kann. Wie im Expertenbeitrag „Blase oder Hyperdeflation?“ erläutert, kann der Wert von Bitcoin dadurch erklärt werden, dass es sich um ein globales und behördlich nicht regulierbares Wertaufbewahrungs- und Zahlungssystem handelt. Skalierbarkeitsprobleme der Blockchain-Technologie behindern jedoch die weitere Verbreitung von Bitcoin. Die hohen Transaktionsgebühren und Latenzzeiten im Bitcoin-Netzwerk haben die Benutzerfreundlichkeit ruiniert. Sowohl im Bitcoin- als auch im Ethereum-Netzwerk sind die Transaktionsgebühren derzeit zu hoch, als dass Kleinstbeträge überwiesen werden könnten. Der Anstieg der Transaktionsgebühren hat bestimmte Anwendungen auf andere erschwinglichere Blockchain-Protokolle verschoben. Zum Beispiel greift der Nano-Payment-Token Satoshi Pay auf die Stellar-Blockchain zurück, weil ihr Geschäftsmodell auf niedrigen Transaktionsgebühren beruht.[2]

Das Drama begann, als Bitcoin-Entwickler Segregated Witness (SegWit) als eine Lösung für die Skalierungsdebatte vorschlugen. SegWit wurde 2015 vom Bitcoin-Entwickler Pieter Wuille erfunden und reduziert die Datenmenge, die für jede Transaktion benötigt wird. Da jeder Bitcoin-Block ein Datenlimit von 1 MB hat, bedeutet die Reduzierung der für jede Transaktion erforderlichen Datenmenge, dass das Netzwerk mehr Transaktionen verarbeiten kann. Segregated Witness reduziert die Daten, die für jede Transaktion benötigt werden, indem es Daten im Zusammenhang mit Signaturen entfernt, also den Transaktionsnachweis von der Transaktion selbst trennt.

Am 21. Februar 2016 trafen sich Entwickler und Unternehmen aus dem Kryptowährungsbereich, um das Skalierbarkeitsproblem von Bitcoin zu diskutieren. In einem Schreiben, das später als Hong Kong Agreement bekannt wurde, stimmten die Mitglieder der Bitcoin Community zu, Segregated Witness als eine kurzfristige Lösung für das Skalierungsproblem zu implementieren. Um diese Vereinbarung zu erreichen, mussten die Befürworter von Segregated Witness einen Kompromiss mit den sogenannten „Big Blockers“ eingehen, die Bitcoin durch die Erhöhung der Blockgröße skalieren wollten. Der Kompromiss bestand darin, dass die Blockgröße erhöht würde, sobald die Entwickler eine sichere Hard-Fork-Implementierung entworfen hätten. Diese Implementierung sollte die Blockgröße von 1 MB auf 2 MB erhöhen.

Wie Abbildung 10 zeigt, erreichte die Bitcoin-Transaktionsgebühr am 22. Dezember 2017 ein Hoch von 55,16 US-Dollar. Unterdessen trumpfte Bitcoin Cash mit Gebühren von deutlich unter einem Dollar auf. Die Netzwerklatenz, also wie lange es dauert, bis eine Transaktion im Netzwerk bestätigt wird, erreichte im Januar ebenfalls Negativ-Rekordzeiten. Momentan benötigt jede Transaktion ungefähr acht Tage, um im Netzwerk bestätigt zu werden. Im Gegensatz dazu dauert eine Bitcoin Cash-Transaktionsbestätigung durchschnittlich zehn Minuten.[3] Diese Zahl kann sich mit Ethereum messen, auf dessen Blockchain eine Transaktionsbestätigung ungefähr zwei Minuten in Anspruch nimmt. Angesichts der höheren Benutzerfreundlichkeit von Bitcoin Cash sollte es nicht verwundern, dass der Bitcoin-Cash-Preis im Verhältnis zu Bitcoin von 0,1 Bitcoin am 1. August 2017 auf einen Höchststand von 0,24 Bitcoin am 20. Dezember 2017 angestiegen ist.

Bitcoin Cash ist seither auf einen Preis von 0,14 Bitcoin oder etwa 1.000 US-Dollar pro Coin gesunken. Wie Abbildung 11 zeigt, hat sich der Bitcoin-Marktanteil gegenüber dem von Bitcoin Cash anfangs abgegeben, zuletzt aber wieder etwas erholt. Nichtsdesto trotz behauptet Bitcoin Cash seine Position unter den Top-5-Kryptowährungen seit mehreren Monaten. Dies könnte signalisieren, dass die Debatte aus Sicht der Marktteilnehmer noch nicht endgültig abgeschlossen ist.

b. Bitcoin vs. Bitcoin Cash

Es gibt drei Hauptgründe, warum Bitcoin Cash trotz niedrigerer Transaktionsgebühren und schnellerer Bestätigungszeiten Bitcoin nicht vom Thron gestürzt hat.

1.) Die Befürworter von Bitcoin Cash haben Interessenkonflikte

Der Hauptförderer von Bitcoin Cash ist der frühe Bitcoin-Investor Roger Ver, der seine US-Staatsbürgerschaft aus politischen Gründen ablegte. Seit 2011 ist Roger Ver ein ausgesprochener Befürworter von Bitcoin und des Libertarismus. Kritiker von Bitcoin Cash weisen häufig darauf hin, dass Roger Ver zehn Monate in einem Bundesgefängnis in den USA verbrachte. Es gibt jedoch zahlreiche Anzeichen dafür, dass Roger Vers Interesse an Bitcoin Cash nicht rein finanzieller Natur ist. Im Jahr 2012 spendete Roger Ver Geld, um die Bitcoin Foundation zu gründen, die die Bitcoin-Entwickler unterstützt. Darüber hinaus hat Roger Ver Millionen von Dollar an gemeinnützige Organisationen wie die Foundation for Economic Education und Angela Keatons antiwar.com gespendet.

Roger Ver ist häufig zu Gast in Talkshows. Sein Verhalten in Interviews wird oftmals als übermütig angesehen. Allerdings ist er nicht die umstrittenste Person, was Bitcoin Cash betrifft. Ver ist eng mit Jihan Wu, dem Besitzer des Bitcoin-Mining-Unternehmens Bitmain und Craig Wright verbunden. Letzterer behauptet, Satoshi Nakamoto zu sein.

Die Kritiker von Bitcoin Cash werfen Jihan Wu vor, die Bitcoin-Blockchain zu seinem eigenen finanziellen Vorteil mit einer Hard-Fork aufspalten zu wollen. Aufgrund eines technischen Fehlers im Proof-of-Work-Konsensalgorithmus von Bitcoin wurden Vorwürfe laut, dass Wus Unternehmen Bitmain dadurch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Minern erlangen konnte. [4] Schenkt man dem Bitcoin-Core-Entwickler Gregory Maxwell Glauben, so konnte Bitmain möglicherweise 100 Millionen US-Dollar pro Jahr einsparen. Dank einer patentierten Technologie namens AsicBoost war Jihan Wu in der Lage, Blockheader für Kandidatenblöcke unter geringerem Stromeinsatz zu berechnen als andere Miner.

Viele Bitcoin Cash-Unterstützer glauben, dass Jihan Wu nur seiner Arbeit nachging. Schließlich finden kluge Geschäftsleute immer Mittel und Wege, um die Kosten zu senken. Kritiker von Bitcoin Cash vermuten jedoch, dass Jihan Wu am 1. August 2017 die Hard-Fork-Bewegung zur Aufspaltung der Bitcoin-Blockchain anführte, weil sein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Minern in Gefahr war.

Kurz nach dem Hongkong-Abkommen wurde klar, dass nicht jeder in der Kryptowährungs-Gemeinschaft dem Diktat zustimmte, das von den teilnehmenden Mitgliedern ausging. Jihan Wu sprach sich plötzlich gegen das SegWit-Vorhaben aus und machte sich für eine Erhöhung der Blockgröße stark. Als SegWit in der Gemeinschaft genug Unterstützung erfuhr, beeilte sich Wu, Bitcoin Cash ins Leben zu rufen.

Segregated Witness macht es unmöglich, den AsicBoost-Vorteil auszunutzen, den Jihan Wu in China patentieren ließ. Gegner argumentieren, dass Bitcoin-Cash-Miner AsicBoost verdeckt einsetzen können, um sich einen unfairen Vorteil zu verschaffen. Da AsicBoost patentiert ist, hat Jihan Wu einen gesetzlichen Anspruch auf höhere Gewinne. Die proprietären Eigenschaften des AsicBoost-Protokolls können dazu führen, dass das Mining künftig noch stärker als bisher zentralisiert ist. Zu Jihan Wus Verteidigung kann gesagt werden, dass er bestreitet, in seinem Unternehmen jemals AsicBoost eingesetzt zu haben. Stattdessen behauptet er, dass er auf Bitcoin Cash umgestiegen ist, weil er davon überzeugt ist, dass sich Bitcoin am besten durch die Erhöhung des Datenlimits seiner Blöcke skalieren lässt.

2.) Die Erhöhung der Blockgröße gibt Minern einen Vorteil

Als Bitcoin Cash sich am 1. August 2017 per Hard-Fork vom Bitcoin-Protokoll abspaltete, stieg die Gesamtmenge der Daten, die in jedem Block enthalten sein konnte, von 1 MB auf 8 MB. Zur Veranschaulichung: Das Herunterladen von 20 E-Mails auf ein Smartphone benötigt ungefähr 1 MB Daten. Im Bitcoin-Netzwerk kann alle zehn Minuten 1 MB an Daten verarbeitet werden, was die Anzahl der Transaktionen in der Bitcoin-Blockchain auf 7 Transaktionen pro Sekunde begrenzt. Seit Jahren kritisieren Mitglieder der Community diese Begrenzung der Transaktionen. Es wurden mehrere Lösungen vorgeschlagen, darunter Segregated Witness, das Lightning-Netzwerk und eine Erhöhung der Blockgröße durch eine Hard-Fork. Die ersten beiden Optionen sollen das Skalierungsproblem lösen ohne eine Hard-Fork der Software auszulösen.

Segregated Witness wurde am 24. August 2017 eingeführt, als eine Soft-Fork im Netzwerk ausgelöst wurde. Die meisten Bitcoin-Knoten haben jedoch ihre Version der Bitcoin-Software nicht aktualisiert, weshalb Segregated Witness nur bei einem Bruchteil aller Bitcoin-Transaktionen zum Einsatz kommt. Zusätzlich zu SegWit arbeitet die Bitcoin-Community seit 2015 am Lightning-Netzwerk. Das von Joseph Poon und Thaddeus Dryja entwickelte Lightning-Netzwerk ist ein zusätzliches Zahlungssystem, das auf Bitcoin aufgebaut ist. Wie im folgenden Abschnitt erläutert, reduziert das Lightning-Netzwerk bereits die Kosten für die Verwendung von Bitcoin.

Im Gegensatz zu SegWit und dem Lightning-Netzwerk kann eine Erhöhung der Blockgröße zu einer Zentralisierung führen. Wie Andreas Antonopoulos erläutert, nimmt die Zeit, die jeder Knoten benötigt, um einen Block zu validieren, mit zunehmender Größe der Blöcke ebenfalls zu. Ein Knoten kann erst nach einem neuen Block suchen, wenn er den letzten Block validiert hat. Daher besitzt der Miner, der den letzten Block gefunden hat, einen Vorteil gegenüber den anderen Minern. Selbst wenn es nur Sekunden dauert, bis die anderen Knoten den letzten Block validieren, können diese Sekunden darüber entscheiden, wer zuerst den nächsten Block findet. Der Miner, der den letzten Block gefunden hat, kann direkt mit der Arbeit am neuen Block beginnen. Das hat zur Folge, dass derjenige Miner, der den letzten Block gefunden hat, Zeit gewinnt anstatt zu verlieren, was den Vorteil noch vergrößert. Um das Problem zu verschärfen, finden große Miner den neuen Block eher, weil sie einen größeren Anteil am Mining-Netzwerk besitzen.

Kritiker von Bitcoin Cash argumentieren, dass größere Blöcke zu einer Zentralisierung der Miner führen, die die Transaktionen validieren. Jameson Lopp von BitGo erklärte in Episode 1.064 der Tom Woods Show, dass die Zentralisierung des Netzwerks dessen Sicherheit aus verschiedenen Gründen negativ beeinflusst. Jameson argumentiert, dass Miner prinzipiell ein Kartell bilden und die Regeln der Validierung ändern könnten. Zum Beispiel könnten Miner beschließen, dass ihre Gewinne zu niedrig ausfallen. Mittels einer Hard-Fork des Protokolls ließe sich die Gesamtzahl an Bitcoins erhöhen. Da in einem solchen Szenario nur wenige Miner Transaktionen validieren, würde es dem durchschnittlichen Nutzer des Netzwerks nicht einmal auffallen, dass sich das Angebot an Bitcoins verändert hätte.

Neben der Bildung eines Kartells macht die Konzentration der Miner das Netzwerk auch anfälliger für Angriffe von außen. Wenn zum Beispiel das Unternehmen von Jihan Wu und ein paar andere chinesische Miner zu den Hauptvalidierern des Netzwerks werden, könnte die chinesische Regierung Bitcoin leicht lahmlegen, indem sie das Mining verbietet. Zentralisierung beeinträchtigt den Schutz, den eine Kryptowährung vor Zensur bietet. Zensurresistenz (engl. censorship resistance) bezeichnet die Fähigkeit eines jeden Nutzers ein Konto zu erstellen oder eine Transaktion behördliche Genehmigung anzuweisen. Wenn nur bestimmte Unternehmen Transaktionen validieren, können Regierungen diese Unternehmen motivieren oder dazu zwingen, bestimmte Nutzer daran zu hindern, Konten zu erstellen und Transaktionen zu tätigen.

Wie im Kapitel „Blase oder Hyperdeflation?“ beschrieben, lässt sich ein Teil des Bitcoin-Wertes darauf zurückzuführen, dass es sich um ein globales und behördlich nicht regulierbares Wertaufbewahrungsmittel handelt. Mit der zunehmenden Zentralisierung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen sinkt deren Fähigkeit, ein solches Wertaufbewahrungsmittel zu werden. Ein Maßstab, der oft zur Messung des Zentralisierungsgrades einer Kryptowährung verwendet wird, ist die Anzahl von Netzwerkknoten und das Wachstum von Knoten einer Kryptowährung im Zeitverlauf. Momentan gibt es 1.043 Knoten im Bitcoin Cash-Netzwerk und 10.059 Knoten im Bitcoin-Netzwerk. Diese Maßzahl ist jedoch nur begrenzt aussagekräftig. Da zum Betreiben eines Knotens keine Erlaubnis erforderlich ist, kann eine einzelne Person oder Firma mehrere Knoten betreiben. Aus diesem Grund könnte Bitcoin den Anschein eines niedrigeren Zentralisierungsgrades als Bitcoin Cash erwecken, da eine größere Anzahl Knoten die Bitcoin-Software ausführt. Diese Zahl lässt sich jedoch manipulieren. Ein genaues Maß der Zentralisierung existiert derzeit nicht.

3.) Das Bitcoin-Original skaliert langsam

Sobald Nutzer schnelle und kostengünstige Transaktionen auf der ursprünglichen Bitcoin-Blockchain ohne das Zentralisierungsproblem größerer Blöcke abwickeln können, dürfte Bitcoin Cash langsam Benutzer verlieren. Wie wir im vorherigen Abschnitt gelernt haben, werden das Lightning-Netzwerk und Segregated Witness zur Skalierung der ursprünglichen Bitcoin-Blockchain eingesetzt. Derzeit nutzen 429 Knoten das Bitcoin-Lightning-Netzwerk und über 1.000 Zahlungskanäle wurden bereits eröffnet. Der österreichische Cryptocurrency-Broker Coinfinity hat Anfang Februar 2018 mit einem Bitcoin-Automaten (ATM) die erste Transaktion über das Lightning-Netzwerk erfolgreich abgeschlossen. Darüber hinaus implementieren Unternehmen wie Coinbase Segregated Witness, was die Datenmenge, die über die Bitcoin-Blockchain gesendet wird, weiter verringern wird.

c. Hash-Rate als ein Indikator für die Marktstimmung

Ein Indikator für die Unterstützung einer bestimmten Kryptowährung durch die Community ist die Mining-Hash-Rate.[5] Wenn eine Proof-of-Work-Kryptowährung wie Bitcoin mehr Hash-Power als eine andere Kryptowährung wie Bitcoin Cash besitzt, bedeutet dies, dass mehr Menschen die erstere unterstützen. Großinvestoren wie Börsen kaufen Kryptowährungen direkt von Minern, um Transaktionsgebühren zu sparen. Aus diesem Grund besitzen Miner mehr Informationen über die Nachfragesituation als durchschnittliche Investoren. Außerdem stehen viele Miner in direktem Kontakt mit den Entwicklern der Coins, die sie „fördern“. Um Einnahmen und Ausgaben vorherzusagen, können Miner Entwickler fragen, ob und wann sie den Mining-Algorithmus der betreffenden Kryptowährung ändern wollen. Zum Beispiel können Miner, die befürchten, dass Ethereum zu Proof-of-Stake wechseln wird, Ethereum-Entwickler fragen, wann sie den Proof-of-Stake-Algorithmus Casper im Netzwerk implementieren wollen. Miner können anhand dieser Informationen entscheiden, welche Grafikkarten sie kaufen, da sich bestimmte Karten besser für Mining-spezifische Algorithmen eignen.

Die Hash-Rate misst nicht nur die Beliebtheit einer Kryptowährung, sondern auch die Sicherheit eines Blockchain-Netzwerks. Blockchains mit größerer Hash-Power sind sicherer als Blockchains mit weniger Power. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Double-Spending- und 51%-Angriffe auf Blockchains, die größere Kapitalinvestitionen anziehen, schwieriger durchzuführen sind. Die Website gobitcoin.io verfolgt die Kosten eines Angriffs auf das Bitcoin-Netzwerk im Laufe der Zeit. Wenn jemand Bitcoin angreifen wollte, müsste er allein rund 6 Milliarden Dollar in Hardware investieren. Diese Zahl berücksichtigt weder Stromkosten noch Kühlung. Wie Abbildung 13 zeigt, liegt die Mining-Hash-Rate von Bitcoin deutlich über der von Bitcoin Cash, was verdeutlicht, dass Bitcoin sicherer und beliebter ist als Bitcoin Cash. Das Bitcoin-Cash-Netzwerk weist jedoch immer noch eine wesentlich höhere Hash-Rate als andere Kryptowährungen auf. Dies bedeutet, dass Bitcoin Cash immer noch eine potentielle Bedrohung für Bitcoin darstellt.

Fazit

Blockchains sind von Natur aus langsame und teure Datenbanken. Der Kryptowährungsmarkt ist geteilter Meinung darüber, wie diese Probleme zu lösen sind. Wir sehen hier die Kräfte der freien Marktwirtschaft am Werk. Professionelle und institutionelle Investoren, die bereit sind, hohe Gebühren zu zahlen, verwenden Bitcoin, während Benutzer, die eine geringere Bereitschaft haben, hohe Gebühren zu zahlen, auf alternative Kryptowährungen wie Dash, Ripple und Bitcoin Cash zurückgreifen.

Bitcoin Cash stellt eine Möglichkeit dar, sich gegen das Risiko, dass Bitcoin versagt, abzusichern. Wenn Code-Fehler in Second-Layer-Technologien wie dem Lightning-Netzwerk auftreten, beeinträchtigt dies den Bitcoin-Preis. Litecoin, Dash und weniger bekannte Abspaltungen von Bitcoin wie Feathercoin bieten jedoch auch eine Absicherung dagegen, falls das Experiment misslingt. Bitcoin besitzt eine höhere Hash-Rate als Bitcoin Cash, was bedeutet, dass Bitcoin sicherer und damit besser zur Wertaufbewahrung geeignet ist. Außerdem herrscht mehr Aktivität im GitHub-Quellcode-Verzeichnis von Bitcoin als in dem von Bitcoin Cash. Dies zeigt an, dass sich mehr Programmierer mit Lösungen zu Problemen auseinandersetzen, die Bitcoin betreffen. So wie man Eier in mehrere Körbe anstatt in einen einzelnen legt, diversifizieren umsichtige Anleger ihr Portfolio durch einen Korb von Kryptowährungen.

In der nächsten Ausgabe des Coin Corner werden wir uns mit so genannten „Post Blockchain“-Kryptowährungen wie Hashgraph befassen. Zudem werden wir zwei weitere Coins untersuchen, die einzigartige technologische Eigenschaften aufweisen: Monero und IOTA.

Wenn es bestimmte Kryptowährungen gibt, die wir für Sie genauer unter die Lupe nehmen sollen, senden Sie uns bitte eine E-Mail an [email protected].

[1] Weitere Informationen zu Hard Forks finden Sie im Kapitel „Krypto-Konzept“ am Ende dieses Reports.

[2] https://medium.com/@SatoshiPay/satoshipay-partners-with-stellar-org-4288ae0baa72

[3] Wenn ein Kryptowährungsnutzer die höchstmögliche Gebühr zum Ausführen einer Transaktion im Bitcoin-Netzwerk zahlt, entspricht die durchschnittliche Dauer zur Bestätigung dieser Transaktion der Dauer der Bestätigung einer Transaktion im Bitcoin-Cash-Netzwerk: zehn Minuten.

[4] https://themerkle.com/what-is-asicboost/

[5] Adam Hayes, “What Factors Give Cryptocurrencies Their Value: An Empirical Analysis,” SSRN (March 16, 2015), https://ssrn.com/abstract=2579445

Incrementum Insights: Krypto-währungen und das Finanzwesen

How Will Cryptocurrencies Change Finance

Wir möchten Stefan Kremeth herzlich für seinen Beitrag zu diesem Kapitel danken. Stefan ist CEO der Incrementum AG in Liechtenstein. Bevor er zu Incrementum kam, arbeitete Stefan für UBS, Sal. Oppenheim und Lombard Odier. Er ist ebenfalls Autor des wöchentlichen Newsletters Stefan’s Weekly, der neben anderen Finanzthemen praktische Fragen zu Aktien, Rohstoffen und Rentensystemen behandelt.

In diesem Gespräch berichtet der CEO von Incrementum, Stefan M. Kremeth, über seine Erfahrungen mit Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie. In diesem Interview sprechen wir einige Missverständnisse über Kryptowährungen an und welche Aufgabe seinem Unternehmen in diesem Bereich zukommt.

Kannst Du uns ein bisschen über die Incrementum AG und über Dich erzählen?

2013 wurde die Incrementum AG, als lizensierte Vermögensverwaltungs-gesellschaft gegründet. Heute sind wir insgesamt vier gleichberechtigte Teilhaber. Neben mir Ronald Stöferle, Mark Valek und Dr. Christian Schärer.

Meine Karriere im Finanzwesen begann, als ich ein junger Mann war. Nach einer Ausbildung bei der UBS arbeitete ich für die Bank in verschiedenen Ländern. Nach einiger Zeit wechselte ich den Arbeitgeber und bekleidete leitende Positionen in zwei Privatbanken. Parallel dazu besuchte ich die Swiss Banking School und erwarb einen Executive MBA im Bereich International Asset Management der Universität Liechtenstein. Danach habe ich mein Studium an der Durham University in England fortgesetzt. Ich bin derzeit Teilzeit-Doktorand an der Business School in Durham.

Wie unterscheidet sich der Crypto Space vom traditionellen Finanzplatz?

Sehr stark. Zuallererst passiert alles schneller. Die Kosten wurden minimiert. Im Vergleich zum traditionellen Bankwesen kann ein breiterer Teil der Bevölkerung Finanzdienstleistungen im Crypto-Bereich in Anspruch nehmen. Personen, die normalerweise keinen Zugang zu Kapital oder Bankeinrichtungen haben, können über das Internet auf Finanzdienstleistungen zugreifen.

Meiner Meinung nach ist dieser „integrative“ Aspekt der Blockchain-Technologie revolutionär. Kapitalmarkttransaktionen werden dank der Blockchain-Technologie einfacher, schneller, billiger und weltweit verfügbar.

Siehst Du häufige Missverständnisse in Bezug auf Kryptowährungen und Blockchains?

Ja, durchaus. Es besteht der falsche Eindruck, dass immaterielle Vermögenswerte keinen Wert hätten. Dies ist jedoch nicht der Fall: Einige Kryptowährungen sind durch materielle Vermögenswerte abgesichert, einige bieten Zugang zu potenziellen Erträgen und einige bieten Zugang zu einem Netzwerk.

Wir können dieses Argument auch anders herum betrachten. Wenn ich falsch liege und immaterielle Vermögenswerte keinen Wert haben, würde dies auch für viele andere Anlageklassen gelten. Zum Beispiel sind Fiatwährungen meist nicht greifbar. Obwohl Fiatwährungen von einer Regierung gedeckt werden, die Einkommen besteuern kann, werden Fiatwährungen meiner Meinung nach dadurch nicht greifbar.

Aber ich denke, wir stehen am Anfang der Blockchain-Revolution. Wir von Incrementum glauben, dass viele der Kryptowährungen, die wir heute sehen, kurz- bis mittelfristig verschwinden werden. Einige besitzen das Potenzial zu bleiben, und einige davon über einen langen Zeitraum. Wenn Kryptowährungen bestehen bleiben, bin ich davon überzeugt, dass die Regulierungsbehörden sie wie jede andere Investition regulieren werden. Dies sollten sie sowieso tun, um das Spielfeld für alle finanziellen Vermögenswerte zu ebnen.

Die Technologie wird fortbestehen. Wenn ein junger Mensch eine fantastische Idee hat, aber irgendwo in Bangladesch mit begrenztem Zugang zu Finanzmärkten sitzt, erlaubt es ihm die Blockchain-Technologie den globalen Kapitalmarkt zu erschließen. Mit einer Internetverbindung kann er Leute finden, die bereit sind, seine Idee im Tausch gegen virtuelle Tokens zu finanzieren. Die Blockchain hilft Menschen dabei, Geschäfte zu machen, und davon bin ich begeistert.

Ich bin kein Verschwörungstheoretiker, aber geschichtliche Ereignisse, Vorschriften und hohe Kapitalanforderungen beschränken den Marktzugang für Neuankömmlinge. Die Blockchain-Technologie kann Barrieren für Kapital und Finanzdienstleistungen wie Kreditvergabe, Kreditaufnahme und Sparen reduzieren.

Siehst Du eine Rolle für Incrementum im Crypto Space? Incrementum veröffentlicht den Crypto Research Report, aber sind noch weitere Produkte in Vorbereitung?

Ja. Da wir eine Zukunft für die Blockchain-Technologie und Kryptowährungen sehen, arbeiten wir an passenden Produkten. Wie bereits erwähnt erstellen wir einen vierteljährlichen Forschungsbericht zum Thema Kryptowährungen, den Crypto Research Report. Wir haben uns entschlossen, einen Crypto Research Report zu schreiben, weil wir unsere eigene Wissensbasis zu diesem Thema aufbauen wollten. Zweitens möchten wir ein breiteres Publikum darüber informieren, was in diesem Bereich tatsächlich passiert. Der Bericht ist unvoreingenommen und informativ. Wir geben niemals Anlageempfehlungen. Unser anderer Bericht, In Gold We Trust, hat sich zu einem Standardwerk für Goldmarkt-Interessierte entwickelt. Wir hoffen, dass der Crypto Research Report für Marktteilnehmer, die an der Blockchain-Technologie interessiert sind, genauso zu einem Leitfaden wird, wie es der In Gold We Trust Report bereits für den Goldmarkt ist.

Gleichzeitig haben wir die Nachfrage auf dem Markt nach einem Krypto-Fonds erkannt. Nicht jeder möchte Wallets auf Börsen anlegen, die wenig bis gar keine Geschichte haben. Viele Leute wünschen sich aus steuerlichen und regulatorischen Gründen konsolidierte Berichte über ihre Vermögenswerte. Wir glauben, dass ein reguliertes Produkt, das ein diversifiziertes Portfolio aus Kryptowährungen enthält, für Anleger interessant sein wird. Natürlich müssen diese Anleger wissen, dass Kryptowährungen sehr volatil sind. Ein Unternehmen, das von Finanzmarktaufsichtsbehörden reguliert wird, hat jedoch eine transparente Buchführung. Ein guter Ruf kann Investoren dabei helfen, sich diesem Markt mit einem angemessenen Risikomanagement anzunähern. Wir haben gemeinsam mit einer Depotbank und einem Fondsadministrator einen Antrag bei der liechtensteinischen Finanzmarktaufsicht eingereicht, welcher vor kurzem genehmigt wurde. Wir arbeiten nun also an der Auflegung eines Fondsproduktes für professionellen Investoren.

Du hast erwähnt, dass der Crypto Research Report keine Anlageberatung bietet. Warum das?

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Erstens kann ein neutraler und informativer Bericht von einem viel breiteren Publikum genutzt werden, was unsere Markenpräsenz weltweit erhöhen wird. Wir möchten zeigen, dass Incrementum die Nase vorn hat, indem es die Leser über den Markt informiert. Wenn unser Bericht gut gemacht ist, hat er das Potenzial, zum allgemeinen Branchenstandard für Kryptowährungen zu werden. Zweitens gibt es einen regulatorischen Grund. Wir möchten nicht in die Lage geraten, dass unsere Leser ihre Anlageentscheidungen ausschließlich auf der Basis unseres Berichts treffen. Als Vermögensverwalter könnten unsere Leser uns verklagen, wenn sie aufgrund unserer Empfehlungen Geld verlieren. Incrementum arbeitet mit Wissenschaftlern der Universität Liechtenstein zusammen, um die wissenschaftliche Genauigkeit und Relevanz des Crypto Research Report zu erhöhen; allerdings machen wir die akademische Forschung für jeden verständlich.

Wenn der Bericht kostenlos ist, wie trägt er dann zum Geschäftsergebnis von Incrementum bei?

Dank der Neutralität des Berichts sind wir in der Lage, Sponsoren wie die Bank Vontobel zu finden, die von der Kryptowährungsforschung profitieren und ihren Bekanntheitsgrad im Crypto Space dadurch steigern können. Wir bevorzugen Sponsoren aus verschiedenen Geschäftsbereichen. Unsere Sponsoren können Dienstleistungen wie Fondsverwahrung, Kryptowährungsbörsen oder Kryptowährungs-Tracker bewerben. Wir suchen weitere Sponsoren und halten Firmen dazu an, uns bei Interesse zu kontaktieren.

10 Fragen an Max Tertinegg, den CEO von Coinfinity

10 Facts About Max Tertinegg, the CEO of Coinfinity

Wir möchten Max Tertinegg ganz herzlich für seinen Beitrag zu diesem Kapitel danken. Max Tertinegg ist der CEO und Gründer von Coinfinity. Coinfinity ist einer der größten Kryptowährungs-Broker in Österreich. Vor kurzem hat Coinfinity als erstes Unternehmen eine Transaktion auf einem Bitcoin-Automaten über das Lightning-Netzwerk erfolgreich abgeschlossen. Neben der Geschäftsführung von Coinfinity ist Max ein Bitcoin-Aktivist und Musiker.

Dieses Kapitel bietet einen kleinen Einblick in das Leben des CEO von Coinfinity und Berater des Crypto Research Report, Max Tertinegg.

1.) Wie bist Du in den Crypto Space geraten?

Ich habe 2011 in einem Podcast von Bitcoin gehört und war fasziniert von der Idee einer nicht-staatlichen Geldform. Um ehrlich zu sein war Bitcoin für mich ein rein idealistisches Konzept ohne Relevanz in der echten Welt. Ich habe jedenfalls nicht erwartet, dass es so schnell wachsen würde. Aber es kam etwas anders …

2.) Worin besteht Euer Geschäftsmodell?

Wir sind ein Cryptocurrency-Broker, der Leuten hilft, Bitcoin und andere Kryptowährungen zu kaufen und verkaufen. Wir sind auch zum Thema Blockchain-Technologie beratend tätig.

3.) Welchen Wettbewerbsvorteil hat Euer Unternehmen gegenüber anderen Unternehmen in der Branche?

Wir konzentrieren uns auf den Kundenservice und versuchen, Menschen dabei zu helfen, sicher und mit Bedacht Erfahrungen im Crypto Space zu sammeln.

4.) Was ist der schwierigste Teil Deines Jobs als Krypto-Broker?

Mit dem enormen Tempo Schritt halten – die Krypto-Szene entwickelt sich sehr, sehr schnell.

5.) Einige Investoren behaupten, dass Hochfrequenzhandel und Vermittlermärkte für Kryptowährungen existieren. Glaubst Du, dass Börsen die Preise in kleinem Umfang manipulieren, sodass Limit-Orders ausgeführt werden, die der Börse attraktive Transaktionsgebühren verschaffen?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Kryptomärkte von dem einen oder anderen Teilnehmer manipuliert werden. Aber ich denke, das ist in jedem Markt ohne überbordende Regulierung der Fall und etwas, das man nicht vermeiden kann

6.) Was ist die größte Chance für Jungunternehmer, die im Crypto Space erfolgreich sein wollen?

Einen Denkvorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern zu haben, die immer noch glauben, dass Kryptowährungen nur eine Modeerscheinung sind, die irgendwann wieder verschwinden wird.

7.) Was stellt die größte Bedrohung für den Crypto Space dar?

Internes Risiko (technologische und politische Hürden, z. B. die Blockgrößen-Debatte) und externe Bedrohungen wie Überregulierung oder ein potenzielles Verbot von Kryptowährungen. Aber ich bin ziemlich optimistisch, dass all diese Bedrohungen Bitcoin und andere Kryptowährungen nicht aufhalten werden.

8.) Wo wird der Sektor Ende 2018 sein?

Viele Banken und traditionelle Finanzakteure werden den Markt für sich entdeckt haben. Wir werden noch keine allgemeine Akzeptanz erreicht haben, aber es wird Hunderte Millionen von Kryptowährungsnutzern geben.

9.) Wo wird der Sektor Ende 2025 sein?

Er wird allgegenwärtig sein – wie das Internet heutzutage.

10.) Würde es Dir etwas ausmachen, uns zu sagen, welche Coins derzeit Deine Favoriten sind?

Bitcoin und Ardor.

11.) Was waren die seltsamsten und lustigsten Dinge, die Du in Deinem Job als Krypto-Broker erlebt hast? Bitte erzähl uns eine Geschichte.

Benutzer müssen ihre Bitcoin-Adresse auf unserer Web-Plattform eingeben, wenn sie Bitcoins bei uns kaufen möchten. Es war schon etwas komisch, als ein Kunde in unserem Büro versuchte, seine Postanschrift einzugeben und sich dann beschwerte, dass das Formular sie nicht akzeptieren würde.

Advisory Board Meeting Q1

step0001 (1)
wieler_sw
171e7b3

Ronald Stöferle

Hi and thanks for joining. To give you some background on our company; Incrementum was founded in 2013 in Liechtenstein and we’re currently managing five investment funds. We’ve also got a wealth management department which is led by our CEO, Stefan Kremeth, and we also have a research department that produces the “In Gold We Trust report”, which is well known all over the globe. Similar to the approach of the In Gold We Trust report, we launched the first edition of the crypto research report in December.

We’re truly looking forward to this discussion. We like to think out of the box and we are very open to the crypto space, especially since we believe in the free markets and  competing currencies.

Mark Valek

I think we are covering two very emotional topics, gold and cryptocurrencies. Sometimes you have different opinions between people who like gold and people who like cryptos. I believe we are at the intersection. We are not only open-minded towards crypto, but we actively embrace it because it’s a huge influence on monetary affairs. If you close your eyes to the developments in the crypto scene, you won’t get the big picture. Crypto is now a part of the investment ecosystem and it will stay a part going forward.

Demelza Hays

Wonderful. I think we should allow each of our advisers to briefly introduce themselves and explain which company they represent and how they became interested in cryptocurrencies. Stefan, why don’t you start?

Stefan Wieler

I’m currently director of the Board of Goldmoney, former BitGold. We used to be primarily a precious metal custodian and we have a platform which allows customers to open an account the same way you would open a PayPal account and then purchase precious metals, primarily gold, but also silver, platinum and palladium, in a very efficient and cost effective way. Basically, we are a custodian and we provide a platform for you to trade. But there is no third-party risk with us because the metal is held on customer accounts. I would say the unique feature of what we offer is that you can pay using your precious metals, i.e. you can transfer within the network. You can pay via a MasterCard, et cetera, and the end goal is that you can pay everywhere with the gold directly, therefore we allow merchants to accept precious metals as a form of payment.

For context I’ll give you a bit of background on Goldmoney. The company was founded about 17 years ago by James Turk, and in the beginning they only offered custodial services. In 2014 Joshua Crump and Roy Sebag founded a company called Bitgold that developed the platform that allows Goldmoney’s current payment feature. That company did an IPO in 2015 and I was a Series A investor. I was still working for an energy hedge fund; I’ve been a commodity analyst for all my life, mostly on energy.

Shortly after the IPO, Bitgoldpurchased Goldmoney, merged the two companies and called it BitGold. From the start BitGold accepted cryptocurrencies as a form of funding your account. Clients would send us Bitcoin and Ethereum and we would sell those right away on an exchange and purchase metal for the client. And recently we started offering cryptocurrency storage on the platform. Right now we offer cold storage the same vaults we store metal and our customers seem to love it. Consequently, in the last seven weeks of 2017 we had about $22 million worth of sales. At the moment we only do Bitcoin and Ethereum, but this will change.

We are also working on a custody solution for institutional investors called Blockvault. The product allows for a full audit with an external audit company like we currently do for gold and other precious metals. For example, KPMG will be able to count the inventory of a client’s cryptocurrencies without being able to read the key, which is essential. We can store it in the same vaults we store precious metals and it will be fully insured. We should be ready by the end of the second quarter 2018 to launch this service. I’m a director on the Board of BlockVault.

Demelza Hays

Thank you. It’s interesting to hear that there are institutional grade vaults coming now for cryptocurrencies. That is really a unique selling point.

Stefan Wieler

We are not the first to offer cold storage in a vault in Switzerland. There are other companies that are doing that in Zug. But those companies simply put a server in a vault and if your cryptocurrency is on that you can’t audit it. It’s like a memory stick. What we are working on is a way that an external auditor can audit the entire inventory. That’s the only way you can get insurance.

Demelza Hays

Let’s move on to Oliver; would you kindly introduce yourself?

Oliver Völkel

My partner and I, Arthur Stadler, have a law firm in Vienna. We specialize in cryptocurrency and blockchain technology related fields of law. My background is banking, finance, capital markets law and I’ve done a little transaction work in the past. Somehow cryptocurrency related law fits nicely into the spectrum of legal fields that I have dealt with in the past. We are advising a big number of Austrian and international clients, and also banks, on cryptocurrency related matters. I can’t tell you much about our clients, but by way of example we have helped with initial coin offerings in Austria to establish it as a new form of financing.

Demelza Hays

Wonderful. I think it is public knowledge that you helped the first Austrian ICO HERO, isn’t that correct?

Oliver Völkel

Yes, that’s correct.

Demelza Hays

How much did they raise?

Oliver Völkel

They raised about US$2 million.

Demelza Hays

Okay, wonderful. I guess there are more projects in the pipeline?

Oliver Völkel

Correct. In fact there are huge projects in the pipeline from internationally well-known corporates and firms who are acting on the global stage. Very soon we will announce a new ICO that we are doing for an internationally known television company. This seems to be a new way to raise funds.

Demelza Hays

Wonderful. Thank you so much for taking time to join us today, Oliver. To conclude, Max, would you like to introduce yourself?

Max Tertinegg:

Yes, sure. We started our company Coinfinity in 2014 and personally I’ve been involved in the crypto space since early 2011. Consequently, I’ve seen a couple of highs and lows in the crypto scene. Our company is a crypto coin broker with different sales channels. We started with the first Austrian Bitcoin ATM in our office in Graz and then expanded to around 30 ATMs all across Austria. We have a voucher project which is called Bitcoinbon where you can buy Bitcoin vouchers at about 5,000 points of sale in Austria. We have a web platform with a few tens of thousands of users where you can buy and sell cryptos. In 2018 we are focusing on developing a private banking department for high net worth individuals because we see a lot of demand for this service.

Demelza Hays

Excellent. Bitcoin Swiss, which is a brokerage in Switzerland, began with ATMs, and I found it surprising that they are applying for a bank license now in Switzerland but at the same time they sold their ATM network. I always thought it would be cool if I could have a crypto bank account and then go to a Bitcoin ATM and withdraw from my account directly. But that doesn’t exist quite yet.

Max Tertinegg:

Yes, and also just to add a note to this. There is a big problem with Bitcoin ATMs regarding banks and co-operations with banks, because banks just hate cash because cash is the tool for money laundering. Therefore, if you have cash coming in or going out of your crypto business it’s really hard to do co-operations with banks. This might be a reason why they sold the crypto ATM network.

Mark Valek:

Are you guys applying for a bank license?

Max Tertinegg:

No, not yet, but just today I talked to Oliver about maybe getting a Zahlungsdienstleisterlizenz for Austria to do some payment processing, but not for a banking licence, not yet.

Demelza Hays

Very good. Thank you so much to all of our advisers for joining us today. I guess we can go ahead and begin the discussion. To open the board, I would like to talk about the market tanking the past month. We’ve had about a 50% decline in Bitcoin and we’ve had an even further decline in the total market cap of all the cryptocurrencies, and I would like to know if any of you have any reasons for this development.

Max Tertinegg:

I think there is one very obvious reason; the market was too overheated. There was a really big disconnection between prices and everyday usage and technology developments. What we have seen repeatedly over the last couple of years is that the market gets hyped up to a point where it’s not sustainable. I am personally very happy that we have had this correction because now we can focus more on technology and on development of coins.

Oliver Völkel

I heard a rumour that there were a couple of big exchanges in the past that were influencing the price to go up on a very unsustainable level. I have no idea if that’s true or not. I also heard a rumor that regulators had something to do with the crash due to their concerns about cryptocurrencies. However, in my opinion I don’t think that a single country’s regulator matters much for the global cryptocurrency market.

Stefan Wieler

There is one thing that is fascinating about the main cryptocurrencies; they have a very strange supply function, which you won’t find in nature. For example, let’s compare Bitcoin to a commodity because I think cryptocurrencies are commodities.

For a traditional commodity you basically deploy more capital, you put more energy in it, you put more labor and time in, and at some point in the future you’ll get more out of it. The price incentivizes you to produce more. Cryptocurrencies, for obvious reasons, don’t function that way, which makes cryptocurrencies inherently volatile. And you don’t really have a supply and demand function where the price can really impact supply at all, it can only impact demand.

Crypto miners were making huge margins, which were not sustainable. There is nothing in our economy over the past couple of thousand years that would have had these margins. There is no margin like this that has been sustainable, unless it’s a government monopoly. I therefore think this is a very healthy correction. I don’t know what triggered the sell-off, but I think this is a sustainable business for the future, not just some pump and dump bubble thing like tulips.

Ronald Stöferle

Great thoughts. The market was obviously overheated, and I think there were various indications of that. Looking at investor behavior people were just trying to rush in as fast as they could. This is obviously a sign of an overheated market. It’s worth pointing out that  cryptocurrencies is a retail-led market. Other markets are usually led by institutions, and the institutions come in first, and retail comes in last. How do you guys see this institutional side of the equation? Are they coming late? Are they coming at all in a significant matter? I think the capacity and potential is much higher from that side.

Stefan Wieler

We talked to some of the institutional guys. I would make a distinction between traditional institutional investors and the players that are in the crypto space right now, which at this point are so big we have to consider them institutional. Look at who is holding most of the coins; it’s a very small group of people that controls the mining space and owns a lot of the assets. But I think what you are referring to is the traditional institutional guys, which from what I know, are few. I know some institutional investors that are completely private, that run their own money. I know personally that they’re actually in this space for a very, very long time but they do not invest client money in this. I think that’s something that is still missing in the space and that’s because you don’t have proper custody at the moment. That’s why these companies cannot invest in cryptocurrencies directly. They therefore invest in companies that are involved in the crypto space, for example our company. So you don’t have these traditional money managers actively investing in the space the same way they’re actively investing in the equity markets. It will be interesting to see what happens when that market develops, e.g. if it takes out some of the volatility.

Ronald Stöferle

Thanks, Stefan. Mark, Oliver, anything to add on that point?

Oliver Völkel

From a legal perspective large institutional investors, pension funds or banks, would perhaps be interested in cryptos, but they have a strict regime of capital requirements. EU requirements prevent them from investing in all sorts of assets. So from a legal perspective this could also be a reason why we don’t see much involvement of institutional investors yet, at least in the European Union.

Ronald Stöferle

Do you think, Oliver, that there would be at least some leeway for big institutions, insurance companies, pension funds etc. to have an allocation to cryptos if they are classified as a new, alternative asset class?

Oliver Völkel

The problem is not so much the legal classification of the asset class, but rather what an investment in such an asset class would entail for the capital structure of the bank, pension fund or the institutional investor. To give you a brief overview, the capital requirements regulation stipulates that you have to have a certain amount of Tier 1 or Tier 2 capital and the way you calculate how much capital you need is by multiplying your investment with the risk factor. The less risk something has, the less equity you need for an investment. If the calculation for cryptos shows that you need 100% security deposit it simply is not interesting for any institutional investors because it’s a very expensive investment. They would rather invest in something less risky and do a lot more investments, because the equity requirement is lower. I think this is the reason we don’t see much investment from banks or institutional investors.

Stefan Wieler

Currently you don’t even have hedge funds being as active as you would think, considering the potential upside and high volatility. This is not even because of regulatory reasons, but because they don’t want to. To quote somebody we talked to: “I cannot give some kid $50 million to have some data on a server somewhere in a garage in Silicon Valley”. So even hedge funds, who can do what they want with their capital, are not as invested as they want, or not invested at all, because they don’t trust the crypto space. They don’t trust this thing and they don’t trust themselves being technologically savvy enough to have it in their wallet and put it in the safe.

Demelza Hays

Excellent point. Private keys get hacked very frequently, as we saw with a cryptocurrency company in Liechtenstein called Aeternity, They were attacked during the parity hack and I think they lost approximately $20 million within a matter of seconds. Getting hacked is definitely a risk.

Ronald Stöferle

It seems that the factor preventing cryptocurrencies becoming more institutionally accepted is primarily an infrastructure problem. Would you agree with this conclusion?

Stefan Wieler

Yes, I think that’s what we’re hearing when he talks to major players. Currently they are all pointing out that infrastructure is a big issue. And obviously there’s also still a lack of a rigorous regulatory framework

Demelza Hays

The media is reporting that Bitcoin lost 50% of its value since December 2017, but it is interesting to consider that in January 2017 Bitcoin was at $1,000 and now it’s at $8,000. So we still had a 700% annual increase despite a 50% drop in the past month. And I guess another question for that topic is do you see this trend changing? What is your outlook for the first and second quarter of 2018?

Max Tertinegg:

I’m driven from a technological perspective rather than from an investor’s perspective. We recently made the first lightning transaction on a Bitcoin ATM worldwide in our Bitcoin ATM in Graz, which was really awesome to see, that you can send Bitcoin without hitting the blockchain with very low fees at a fraction of a second. This promise of a lightning network that has been floating around for the last two or three years will come into existence in the next couple of months. I think that this will be a very big factor. This development will give a much bigger usage or utility to the whole Bitcoin network because currently I would say 95% of all people who use Bitcoin are using it as a form of investment, but not as a form of payment. So the payment system character of Bitcoin hasn’t been very big. But with the dawn of the lightning network I think that we will see an explosion in cryptocurrency payments and this will on the other hand give Bitcoin a much bigger value. I’m not sure if this will happen by the end of the year but my outlook is very promising. So I think that Bitcoin easily could rise to $50,000 this year.

Ronald Stöferle

Great, Max, then just to put on my investment hat, so long Bitcoin, short Bitcoin cash?

Max Tertinegg:

Yes. Yes, definitely.

Ronald Stöferle

Okay. Thank you.

Demelza Hays

Stefan or Oliver, do you have an outlook for 2018?

Oliver Völkel

I would actually refrain from giving any outlook because I am not confident enough in my ability to predict the market. So I really can’t add to this.

Stefan Wieler

I’m glad I’m not the only one. I just don’t know. I used to work for investment banks and I had to make an oil price forecast and I always hated that part of the job because you were almost by definition wrong. But with proper analysis, you can identify what drives the price of a commodity and if you did a good job, you can – more often than not – say in which direction it will go. With Bitcoin I have absolutely no idea what is driving the price at the moment. I can see cryptocurrencies having amazing utility as it develops, but currently I would say 99.9% is for speculation, it’s really not used as a form of payment at all. And it is not used like money at all. Nobody that is not printing or not mining it can pay their employees in cryptocurrencies because your labour cost can basically go up tenfold overnight. But as it becomes a form of money I see how the utility of this thing goes up. Over the long run I think the way is clearly up, but what happens over the next quarter or two, I just don’t know. My big philosophical view is that in the end it’s an alternative form to fiat currency the same way gold is. Because I’m very bearish on the fiat currency system I believe that anything that is an alternative to fiat currency will go up in fiat currency terms over time.

Demelza Hays

Definitely. So all three of you work with cryptocurrency in your professions; are you seeing an increased interest from potential clients?

Stefan Wieler

Yes, definitely. We allow people to hold cryptocurrencies on the platform. We have only offered storage since November and it has gone absolutely through the roof. We only offer Bitcoin and Ethereum at the moment and we actually haven’t launched BlockVault yet. What we offer right now is simply cold storage in a secure vault. As I mentioned we sold about 22 million coins in the last seven weeks of 2017, we facilitated about $22 million of sales. If you scale that up to a full year it equates to about $150 million, which is already a tenth of coin base. The interest probably has come off a little bit during the sell-off, but it’s still very good. Given what happened with the price, the interest has been stellar.

Demelza Hays

Wonderful. Oliver or Max?

Oliver Völkel

What’s very interesting is that in particular German corporations are moving to Austria to do crypto business in Austria, to headquarter their businesses here and then try to go back to Germany with their services because it’s simply much easier here in Austria to do cryptocurrency related business because of the regulation and laws that apply in Austria compared to Germany. Also, we have seen a shift in the structure of who is actually trying to get advice from us because in the past couple of months we have seen a lot of private investors who have fallen for scams and who are trying to find recourse now, which is quite difficult due to the nature of cryptocurrencies, if they are gone they are usually gone. But I’ve heard from well-informed circles that the law enforcement agencies already have quite sophisticated methods of tracing cryptocurrencies. But I think this is a sign that we need to do more educational work in the public to bring closer to people the dangers that are associated with using cryptocurrencies. But for some people if they are dealing with cryptocurrencies, it doesn’t feel like real money. That’s why they spend it more loosely or they don’t really think about it that much. And also cryptocurrencies are associated with giant profits in a matter of months. The most ridiculous promises that are made online don’t actually scare people; they really believe it. I have therefore seen an increase of individual clients who have fallen for such scams. If it continues it has the potential to damage the whole effort that we put into this to make cryptocurrencies become more mainstream. I think this is something we should all work together with to try to avoid.

Demelza Hays

Yes, that’s a great point. I was thinking the other day about how the saying “10X”. 10X wasn’t really a saying before the cryptocurrency market existed. The next question that I wanted to move on to was the relationship between cryptocurrencies and gold.

Stefan Wieler

Philosophically gold and cryptocurrencies are linked, because they are an alternative to fiat currencies. Gold fulfills this role because it’s a store of value, it’s a unit of account and it’s a form of exchanging value. Gold is a better store of value than fiat currencies because fiat currency hasn’t really been a stellar store of value, at least for a long time. The idea of cryptocurrency is similar to that, moreover it is outside of the banking system and it is not controlled by a government in the sense that you cannot just print it. That said a lot of gold supporters hate cryptocurrencies and vice versa. Gold and cryptocurrencies are two different forms of money that at the moment exist side-by-side and both have a similar promise; if the fiat system completely implodes you are not going to lose your savings. But they obviously work very differently. The most important cryptocurrencies don’t have a proper supply curve like gold has, so you can’t really make more if you want more or need more. Then obviously also if you’re a speculator, cryptocurrencies are great, if you’re a speculator in gold, that actually is not really a good deal, because gold just preserves your value. So if you look at it over 100 years it just buys you roughly the same things. So you’re not really getting rich with gold at allBut if gold goes to $10,000, it’s because the USDhas collapsed.

But with cryptocurrencies, those gains were possible, so it’s a very, very different world. There has been an argument that the sell-off in gold in late December was somehow linked to the rise of cryptocurrencies, that bigger investors sold gold to buy cryptocurrencies. I cannot confirm that. I don’t think that happened at all. Now on the way down, gold hasn’t done anything at all. So gold actually caught up to probably where fair value was before the cryptocurrency sell-off started, and then during the entire sell-off it’s been almost flat. So there is really no link between the two.

Demelza Hays

Those are good points. I know a few people that realized gains in the cryptocurrency market and invested in gold in mid-December.

Stefan Wieler

Cryptocurrencies  opened up the discussion among millions of people for the first time in several generations about what money is. 2008 didn’t do the trick, and gold going from $200 to $1,800 and back to $1350 didn’t do the trick either, but cryptocurrency seems to have done the trick, that people are actually starting to think about what money actually is Once you actually start thinking about what money is you instantly lose confidence in fiat currencies. I can imagine that people who realize gains on cryptocurrencies buy gold. We’ve seen it since we started the business; people actually send us cryptocurrencies and buy gold with it. One reason might be because it might be the easiest way for them to send us money, but the other thing could also be that they just want to realize their gains, and rather than holding it on a bank account, they’re holding precious metals with us.

Ronald Stöferle

Something I loved when I found out about the cryptocurrency space was that people were actually asking the question: “what is money? What are the advantages or the disadvantages of fiat money, and what are the advantages of gold?”

I also like that people in the crypto space come from a more technical side and that they are finding out more about the monetary system. But it seemed that during the mania so many people rushed in and didn’t care about those topics at all. They were mostly buying because of rising prices, fear of missing out and so on. So I think that the discussion in the crypto space changed. I think there are major similarities between Bitcoin and gold, but there are also major differences.

If you just compare the size of gold to the crypto space, gold is well valued at roughly 7 trillion at the moment, while the cryptos’ market value is around $400 billion. I think the most important difference is first of all the liquidity, gold is traded at roughly $250 billion a day, as we all know mostly on the futures market, so it’s not physical trading or physical gold trading taking place, while Bitcoin as I’m reading now, is trading at roughly $2 billion. I’m not sure if that amount is accurate, but in a nutshell liquidity is a huge difference. And I think there’s still very little overlap with cryptocurrencies and gold on the sources of demand and supply. This is something that I told James Turk three years ago when he was on a panel at a big mining conference in Zurich. The whole gold community hated this new competition coming up. I love the fact that James Turk embraced the idea of competing currencies and actually was very open when it came to this new form of technology because money is basically a technology, nothing else.

Stefan Wieler

Liquidity is actually a very interesting question; how much of the $2 billion do you think are people basically moving cryptocurrency from one wallet to the other, i.e. it’s not really traded?

Max Tertinegg:

Actually it’s not $2 billion, but rather around $20 billion.

Mark Valek:

Can you elaborate on the $20 billion, how much you think is actually real and how much is just basically a number?

Max Tertinegg:

It’s a question of what is real. So it’s more real than maybe the gold volume, because there’s no, or very little, paper Bitcoin. On the contrary there’s paper gold and real gold and currently we are in a situation where we only have real cryptocurrencies. So in that sense, it’s more real than the gold volume. But on the other hand if I have an exchange with a 0% fee, I can do 10 million a day trading volume without any cost. I therefore don’t think you can draw too many conclusions from these numbers.

Demelza Hays

I think that’s a great point. The OTC markets are estimated to be much larger than the exchange markets for cryptocurrencies. For example, Bitcoin Suisses has a prop book of approximately $3 billion and they’re settling their own trades within house and they don’t report any of the transactions to any type of data repository. The total global daily volume is much higher than what is reported on coinmarketcap.com.

Stefan Wieler

I think the point that Ronni made about liquidity is definitely valid. Gold, for now, is still a way more marketable commodity than Bitcoin, for instance. But I think it’s also quite an achievement already that it has come so far and volatility and marketability probably go hand-in-hand to some extent. My outlook is that if this monetization process continues it will lead to falling volatility and increasing marketability, or higher liquidity.


Click edit button to change this text. Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elit. Ut elit tellus, luctus nec ullamcorper mattis, pulvinar dapibus leo.

Demelza Hays

To conclude on the gold topic, we are not sure that crypto is bringing more absolute money into gold, but I think we can be sure that the median age of gold investors is decreasing.

Max Tertinegg:

Yes, that’s a good point. I think it brings interest for a completely new generation. Anecdotally, everybody I know from my Wall Street days have Bitcoin, and some Ethereum. They all say it’s their insurance policy. And they all understand gold as well in that form. So gold used to be their insurance policy, now Bitcoin is their insurance policy. And I agree with Ronni, I think the overlap is relatively small. But this could change if you have more companies like Goldmoney, and if gold and cryptocurrencies become much more fungible, which it really isn’t at the moment at all.

Demelza Hays

That’s an excellent point. I read in the news recently that Perth Mint is looking at backing a cryptocurrency with gold, and I know there’s been a few other projects where they’ve had difficulties with custodianship, but I think it’s an interesting idea to try to make gold easier to use digitally .

Stefan Wieler

A gold-backed cryptocurrency will obviously be very different to what we have right now because with a gold-backed currency there is an element of trust, which obviously is the whole idea of cryptocurrencies; that you don’t need to trust anybody. So the minute you need somebody to store your gold, you need to trust that institution. But why would you do that? Why would you have something like a blockchain which is all about trust, but then you have to trust the company anyway to store your gold?

Ronald Stöferle

That’s a great segue to the last topic we want to discuss, which is the legal aspect and regulation. Oliver, you said from your point of view as a lawyer, it is really exciting to be in this space because you can actually influence legislation and new laws. I’d like to know if you think financial market authorities and governments underestimated the crypto space initially, but with the rapid price developments in the last couple of months they might be more open to it? I think proper regulation of the sector might turn out to be a big advantage, especially as it creates some sort of security for market paricipants. I’d love to hear your thoughts on the most recent developments, and also where you’re expecting the legal side to be a couple of months or years from now.

Oliver Völkel

What we have to keep in mind, and let me stress this point, there is really no regulation-free space. No matter where you look, there is always a law that you can apply to something. The same is true for cryptocurrencies. The fun part of doing the legal work is that you can influence legislation. People want cryptocurrencies to become more secure; I have said before, with regard to initial coin offerings, that it’s not the Wild West. There are regulations that you have to adhere to, and if you don’t, either you fall under the capital markets law which is quite severe since there’s criminal punishment looming ahead of you, but also if you’re creating just regular token, there’s legislation you have to adhere to, which would be the consumer rights directive, for example. So there is no law-free space, so to speak.

That’s my first remark. The second thing is that in early 2017 regulators were extremely interested in cryptos; they were more cooperative with giving you their legal point of view. They don’t really do that anymore, or if they do, they simply give you a short sentence and that’s it; end of discussion. So from my point of view, it has been a little bit more difficult to deal with the regulators. I have only heard in the news that Germany and France were proposing, or will be proposing, a regulation draft. I have unfortunately not had access to this draft. It’s a huge piece of legislation that could influence the whole industry.

A second piece of legislation that will pass soon is the update of the fourth anti-money laundering directive, which will for the first time include a definition of what a cryptocurrency actually is. But this piece of legislation only applies to a small area of law, or a small area of the industry, namely people who are selling, purchasing and selling cryptocurrencies, or wallet providers. These will be covered and they will also have to adhere to anti-money-laundering rules in the future. So those are the two major developments that I see in the future. And from an Austrian point of view I can give you an interesting update, which is not at the legislative level but on the executive level. The Austrian financial authorities, recently released a note to all the finance centres in Austria where they say that a price increase would fall under capital taxation, which is actually wrong and which really raises tricky questions and difficult legal questions because it puts the burden to battle any wrong decisions of the finance centre on the people

Demelza Hays

If I could just ask, in what sense is it wrong? Because I think that other countries such as Switzerland consider crypto to be subject to a capital gains tax.

Oliver Völkel

It’s certainly wrong, in Austria at least, if you are selling cryptocurrencies and you are doing this either as a private person or as a small entrepreneur, then it would fall under your regular income tax, any price increase, or any gains or any profit that you have achieved from it, and not under capital gains.

Demelza Hays

I see, okay. Yes, that’s the case in Switzerland, it’s only professional investors that go over certain thresholds. So in Austria, retail traders  have to pay that tax as well?

Oliver Völkel

Yes.

Ronald Stöferle

I’d like to hear from Max, because he told me once that it was really hard to get a bank account for his company and I know that his business is really growing quickly. So I’d like to hear a bit more from Max regarding his most recent experiences regarding legislation and the legal side.

Max Tertinegg:

I unfortunately still have to report the closing of our bank accounts. But I think this will get better once we have this fifth anti-money-laundering directive in national law, because the banks will have clear regulations. So currently people are sitting in compliance offices in banks and are not really sure what this whole crypto thing is. At the end of the day they are people responsible for the relationship with companies like us. So I don’t blame them, but it’s still hard for us to develop proper banking relationships. On the other hand, I have to say that there is a small number of very interested, mostly private, banks who actively are seeking co-operation with us. In the meantime I think we have six different working bank accounts, but we only use them for specific purposes.

There is interest from the banks but still the whole banking scene is very rough. Recently the Austrian financial market authorities sent a letter to all of the Austrian banks informing them that they should do more research into money coming from exchanges or companies like ours. I can also unfortunately report that many of our clients get their money frozen by the banks, e.g. if you want to sell 100 Bitcoins to us and you get a large amount of Euros, then you might be in the unfortunate situation that your money gets locked up for four to six weeks, until all the documentation is done. The problem is that the people in the standard banks just don’t know how to handle these cases. There is no proper expertise. I hope this will get better by the end of this year, but who knows?

Ronald Stöferle

Okay, thanks. Great. We’re getting close to the finish. Does anyone want to add anything?

Max Tertinegg:

I wanted to congratulate you on your crypto research report, I think it’s very good.

Demelza Hays

Thank you very much, Max. We’re looking forward to a good second edition coming out in late February, early March.

Mark Valek:

Sponsorship’s still open.

Demelza Hays

Yes, sponsorship is still open. We are looking for more sponsors to help us create better quality content and hire more thinkers and writers.  If you think of anyone or any firm that may be interested in sponsoring the report, please have them email us at [email protected]

Ronald Stöferle

Also, if you have any ideas or topics that you want analysed, call us or drop us an e-mail. We’ll be glad to discuss it. It’s a new and young product and it will evolve.

Thank you very much to everyone for attending. Have a good day.


Download transcript

Ein Index für Kryptowährungen

Constructing a Cryptocurrency Index

Die Welt der Kryptowährungen hat in den letzten fünf Jahren eine Vielzahl an Token aufkommen sehen. Insgesamt erreichte der Kryptowährungsmarkt im Oktober 2017 einen Umfang von mehr als 1000 Token und eine Gesamtmarktkapitalisierung[1] von rund 250 Milliarden US-Dollar,[2] wie die folgende Abbildung zeigt.

16

Gesamtmarktkapitalisierung des Kryptomarktes

Dies entspricht mehr als einer Verzwölffachung—oder einem Zuwachs von über 1.100%—im Vergleich zum Vorjahr. Angesichts dieser Zahlen und der anhaltenden Überschussrendite von Bitcoin gegenüber vielen traditionellen Vermögenswerten ist es nicht verwunderlich, dass sowohl private als auch institutionelle Investoren nach Möglichkeiten suchen, dieses Marktpotenzial zu nutzen.

Einige Unternehmen bieten inzwischen Anlageinstrumente an, die sich auf Bitcoin konzentrieren, wie zum Beispiel der US-amerikanische Bitcoin Investment Trust von Grayscale Investments. Neuere Produkte wie der Kryptowährungsfonds von Incrementum, der in naher Zukunft lanciert werden soll, investieren in einen Korb von Kryptowährungen, um den Investoren Diversifizierungsvorteile zu bieten.[3] Wie der Artikel „US-regulierte Bitcoin-Derivate: Fluch oder Segen?” in der Erstausgabe des Crypto Research Reports

zeigt, wird auch der Handel mit Optionen und Futures auf Bitcoin bald verfügbar sein. Die Zahl der Anlageinstrumente wächst beinahe so rasant wie der Markt selbst. Die zentrale Frage, die Investoren beschäftigt, bleibt jedoch dieselbe wie bei jeder anderen traditionellen Anlageklasse: Wie lässt sich am meisten von der Entwicklung auf diesem Markt profitieren, d.h. wie kann ich Positionen absichern, Risiken reduzieren und anspruchsvolle Anlagestrategien umsetzen?

Eine sinnvolle Strategie für Privatanleger, die nach stabilen langfristigen Gewinnen suchen, ist das passive Investieren mithilfe von Indexanlagen, im Englischen auch als Indexing bekannt. Indexing bezeichnet die Allokation von Vermögenswerten in einem Portfolio, so dass die Performance des Portfolios mit der eines Index übereinstimmt.[5] Dieser Ansatz wurde unter anderem vom Finanzexperten Gerd Kommer populär gemacht. In seiner umfassenden Arbeit zu Indexanlagen verweist Kommer darauf, dass mehr als 75% aller Aktien- und Rentenfonds auf lange Sicht daran scheitern, einen korrekt gewählten Vergleichsindex (d.h. den Markt) zu schlagen.[6] Dieser Umstand lässt sich durch die Studie S&P Indices Versus Active (SPIVA) weiter verdeutlichen, die die Performance von aktiv verwalteten Fonds gegenüber ihren relevanten S&P-Vergleichsindizes misst. Der jüngste US-amerikanische SPIVA-Bericht zeigte, dass in den zwölf Monaten bis zum 31. Dezember 2016 66% der aktiv verwalteten Large-Cap-Fonds, 89% der Mid-Cap-Fonds und 86% der Small-Cap-Fonds vom S&P 500, S&P MidCap 400 bzw. S&P 600 SmallCap übertroffen wurden.[7] Die Chancen, eine höhere Rendite als der Markt zu erzielen, verringern sich weiter, wenn man den Betrachtungszeitraum vergrößert. In den fünf Jahren bis zum 31. Dezember 2016 blieben 88% der Large-Cap-Fonds, 90% der Mid-Cap-Fonds und 97% der Small-Cap-Fonds hinter ihren jeweiligen Benchmarks zurück.

INFK8C0

Bei einer Auswahl von mittlerweile über eintausend Kryptowährungen wird es immer schwieriger, Gewinner und Verlierer zu bestimmen. Quelle: Steemkr.com

Damit Investoren diesen düsteren Aussichten entgegenwirken können, schlägt Kommer eine radikale Kostenminimierungsstrategie vor, die auf passivem Investieren, Kaufen und Halten basiert. Während aktives Investieren vom Wunsch getrieben wird, den Markt zu schlagen, investieren Anleger beim Indexing mit dem Markt, nicht gegen ihn. Schließlich ist der Markt ein spontaner, hochkomplexer dynamischer Prozess, der Milliarden von Menschen mit unendlich vielen Zielen, Präferenzen, Wertschätzungen und verschiedenstem Praxiswissen umfasst.[8] Einzelne Anleger können unmöglich dauerhaft bessere Ergebnisse erzielen als der Markt, da niemand das persönliche Wissen eines jeden Marktteilnehmers ansammeln und verstehen kann.

In diesem Zusammenhang sollen jedoch auch die Einwände gegen passives Investieren zu Wort kommen. Zum einen unterliegen Performance-Muster einem ständigen Wechsel. In der Tat hängt es vom jeweiligen Betrachtungszeitraum ab, ob aktiv verwaltete Fonds besser abschneiden als ihre passiv verwalteten Konkurrenten oder nicht. Wer also kurzfristig sein Glück versuchen möchte, sollte sich nicht mit passiven Anlagestrategien langweilen. Außerdem würde die passive Anlagestrategie ihre Vorteile verlieren, wenn niemand mehr aktiv anlegen würde

Prototyp eines Kryptowährungsindex

Unter Berücksichtigung der oben ausgeführten empirischen und theoretischen Überlegungen möchten wir einen Kryptowährungsindex entwickeln, der den Kryptowährungsmarkt möglichst umfassend abbildet. Ein professioneller Index liefert den Marktteilnehmern einen schnellen, präzisen Eindruck davon, in welche Richtung sich das relevante Marktsegment oder die Anlageklasse bewegt. In erster Linie dient ein Index als Vergleichsmaßstab für aktive Anlagestrategien sowie als Referenzindex für Indexanlagen. Die meisten Aktienanleger sind mit populären Indizes wie dem DAX, dem Dow Jones, dem britischen FTSE 100 oder dem Swiss Market Index (SMI) vertraut. Neben diesen populären Indizes gibt es auch weniger bekannte, aber oft sehr viel nützlichere Indexfamilien, die von spezialisierten Anbietern wie S&P bereitgestellt werden. Der DAX-Index misst die Performance der 30 größten und liquidesten Unternehmen am deutschen Aktienmarkt und stellt damit rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung börsennotierter Aktiengesellschaften in Deutschland dar.[9] Im Vergleich dazu decken weniger bekannte Indizes nahezu alle investierbaren Large-, Mid- und Small-Cap-Aktien aus Industrie- und Schwellenländern weltweit ab. Dank der breiten Verteilung über die meisten Regionen und Länder der Welt bieten sie somit eine bessere Diversifikation als populäre Indizes wie der DAX. Zudem gilt: Je breiter ein Index ist, desto seltener muss seine Zusammensetzung angepasst werden, was wiederum die Kosten von Indexanlagen, die auf ihm basieren, reduziert.

Derzeit gibt es nur eine Handvoll Kryptowährungsindizes; leider haben die Anbieter dieser Indizes so gut wie keine Details zu ihrer Indexmethodik bekannt gegeben. In zwei online erschienenen Artikeln beschreiben Thomas Ankenbrand und Denis Bieri von der Hochschule Luzern einige Merkmale ihres Cryptocoin Index.[10] Allerdings wurden bisher noch keine wissenschaftlichen Arbeiten über die Theorie oder Konstruktion eines Kryptowährungsindex veröffentlicht.

Die bisher vielversprechendste Umsetzung der Idee ist den US-Amerikanern Tai Zen und Leon Fu zuzuschreiben, die ihre TaiFu-Indexfamilie seit Juni dieses Jahres berechnen.[11] Die TaiFu-Indexfamilie besteht aus drei separaten Indizes, die nach Marktkapitalisierung gewichtet werden. Der TaiFu 30 Index verfolgt die Performance der 30 größten Kryptowährungen auf Tagesbasis. Der TaiFu 30 Altcoin Market Index misst die Marktkapitalisierung der 30 größten Kryptowährungen auf Tagesbasis, jedoch ohne Bitcoin und verwandte Bitcoin-Abspaltungen wie Bitcoin Cash. Der TaiFu Bitcoin Aggregate Index legt den Fokus auf die Marktkapitalisierungen von Bitcoin und aller seiner Abspaltungen, die denselben Genesis-Block teilen, der von Satoshi

Nakamoto im Januar 2009 erstellt wurde. Die Entwickler der Indexfamilie weisen darauf hin, dass in der Praxis zwei Probleme im Umgang mit ihren Indizes berücksichtigt werden müssen: (1) mögliche Kosten aufgrund von Slippage[12], Kommissionen und Steuern sowie (2) die Schwierigkeit für Investoren, ihre Portfolios täglich neu anzupassen. Wie Zen und Fu auf ihrer Webseite erklären, wurden die Indizes in der Absicht geschaffen, „Investoren, Reportern, Hedgefonds, Institutionen usw. zu helfen, die Gesundheit und den ‚Puls‘ der Kryptowährungsmärkte zu messen.“ Ihre Indizes sind nicht für Anlagezwecke bestimmt. Daher haben wir uns mit der Entwicklung eines neuen Ansatzes befasst, anhand dessen ein Kryptowährungsindex zusammengestellt werden kann.

Zwei Möglichkeiten, einen Markt abzubilden

So wie ein Börsenindex Änderungen im Wert eines Portfolios, das einen bestimmten Markt oder ein Segment davon darstellt, abbildet, so sollte ein Kryptowährungsindex Änderungen im Preis von Kryptowährungen abbilden. Das Ziel des Kryptowährungsindex—im Folgenden Cryptocurrency Market Index oder CMI genannt—besteht darin, einen breitgefächerten Zugang zum Kryptowährungsmarkt zu schaffen, wobei weder eine Kryptowährung allein noch eine bestimmte Gruppe an Kryptowährungen den Index dominiert. Anstatt von mikroökonomischen Ereignissen beeinflusst zu werden, die nur einen bestimmten Token oder eine Art von Token betreffen, zielt der CMI darauf ab, die Vielfalt des Kryptowährungsmarktes angemessen darzustellen.

Es gibt mehrere unterschiedliche Methoden, einen Index zu konstruieren. Generell lassen sich Indizes entweder als kursgewichtet oder als kapitalisierungsgewichtet einstufen.[13]

1. Kursgewichtete Indizes: Sie gewichten die Bestandteile (Assets) im Verhältnis zu ihren Preisen. In kursgewichteten Indizes ist jedes Asset mit der gleichen Stückzahl vertreten; ihre Gewichtungsmethode ist leicht verständlich und ihr täglicher Kurs einfach zu berechnen. Angenommen, ein Index enthält drei Aktien A, B und C mit aktuellen Kursen von $3, $8 und $10, dann beträgt der ABC-Indexstand $21/3 = $7. Aktie A besäße also ein Gewicht von $3/$21 = 1/7 am gesamten Index. Derartige Indizes spiegeln jedoch die Änderungen in der Marktkapitalisierung unter Umständen nicht genau wider, wenn sich der Preis ihrer Bestandteile ändert. Ihre Berechnung tendiert dazu, den Preisänderungen von Assets mit geringer Marktkapitalisierung eine zu große Bedeutung beizumessen und den Preisänderungen von Assets mit hoher Marktkapitalisierung eine zu geringe. Diese Probleme können überwunden werden, indem man das Konzept der Gewichtung nach Marktwert, gemessen an der Kapitalisierung, einführt.

2. Kapitalisierungsgewichtete Indizes: Hier werden die Bestandteile im Verhältnis zu ihrer Marktkapitalisierung gewichtet. Wenn Bitcoin zum Beispiel 60% der gesamten Marktkapitalisierung des Kryptowährungsmarktes ausmacht und Ethereum 20%, wird ein simpler kapitalisierungs-gewichteter Index zu 60% in Bitcoin und zu 20% in Ethereum investiert sein. Die verbleibenden 20% der Mittel werden ihrem Marktanteil entsprechend in alle anderen Kryptowährungen investiert. Die Beliebtheit kapitalisierungsgewichteter Indizes wie des Laspeyres-Index rührt vor allem daher, dass sie einfach zu verstehen sind und eine niedrige Umschichtungsquote (engl. Turnover Ratio) aufweisen. Letzteres führt zu geringeren Kosten für den Fonds und höheren Renditen für die Anleger.

17

Prozentsatz der Gesamtmarktkapitalisierung

Dennoch bringen kapitalisierungsgewich-tete Indizes zwei Probleme mit sich. Erstens können sie in stark konzentrierten Märkten von einigen wenigen großen Konstituenten dominiert werden. Im Fall des Kryptowährungsmarktes sei nur an Bitcoin und Ethereum gedacht. Erst als der Anteil von Bitcoin am Kryptowährungs-markt im Verhältnis zu Altcoins wie Litecoin, Ripple und Dash im März dieses Jahres deutlich zurückging, wie die vorangegangene Abbildung zeigt, wurde die Konstruktion eines kapitalisierungsgewich-teten Index für den Kryptowährungsmarkt überhaupt denkbar. Übermäßige Risikokonzentrationen treten auch in traditionellen Marktindizes auf. So machen die beiden Aktiengesellschaften Nestlé und

Novartis zum Beispiel zusammen mehr als 40% des SMI aus. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll und notwendig, eine Obergrenze für das zulässige Gewicht einer Kryptowährung im CMI zu definieren. Zweitens besteht die Gefahr, dass Kryptowährungen mit niedrigem Streubesitz[14] bei der Berechnung des Index ein größeres Gewicht erhalten als im eigentlichen Handel. Ein niedriger Streubesitz führt in der Regel zu einer erhöhten Preisvolatilität, einem größeren Bid-Ask-Spread und einer niedrigeren Liquidität. Es muss daher ein transparenter, regelbasierter Ansatz verfolgt werden, um zu verhindern, dass diese Probleme die Nützlichkeit unseres Index beeinträchtigen.

Risiken im Zusammenhang mit dem Index

Da Kryptowährungen eine völlig neue Erscheinung in der Finanzwelt sind, sollten sich Anleger über bestimmte Arten von Risiken im Zusammenhang mit dem Kryptowährungsmarkt bewusst sein. Diese Risiken übertragen sich logischerweise auch auf jeden Index, der den Kryptowährungsmarkt abbildet.
Es bestehen zwei Hauptrisiken: (1) extreme Preis- und Liquiditätsschwankungen und (2) Unsicherheit aufgrund der regulatorischen Rahmenbedingungen für Kryptowährungen.
Infolge der besonderen Eigenschaften des Angebots vieler Kryptowährungen und ihrer weitgehend spekulativen Nachfrage ändern sich die Preise unvorhersehbar. Die Volatilität von Bitcoin resultiert vor allem aus seiner programmierten Mengenbegrenzung: Schwankungen in der Nachfrage nach Bitcoin werden fast ausschließlich durch Preisschwankungen ausgeglichen. Wenn die Nachfrage steigt, gibt es praktisch keinen Mengenanstieg, der den Preisanstieg bremsen könnte; bei einem Nachfragerückgang ist dies umgekehrt der Fall. Das Problem des unelastischen Angebots wird durch den Mangel an Liquidität verschärft. Schwankungen in der Liquidität können zu Preisverzerrungen führen. Im schlimmsten Fall wird es für Anleger unmöglich, Positionen zu eröffnen oder zu schließen.

natalie-rhea-riggs-359448

Es bleibt dem Anleger überlassen, ob er seine Kryptowährungsreserven in Form von Bitcoin hält oder sich ein diversifiziertes Kryptowährungsportfolio zusammenstellt. Die Börsenweisheit „Nicht alle Eier in einen Korb legen“ besagt, dass fehlende Diversifizierung zu Totalverlust führen kann. Quelle: Unsplash.com

Das zweite Hauptrisiko betrifft staatliche Regulierung und Interventionen. Bis heute unterscheidet sich der rechtliche Status von Bitcoin und anderen Kryptowährungen von Land zu Land erheblich. Obwohl Kryptowährungen von den meisten Regierungen der westlichen Welt toleriert werden, hat sich eine beträchtliche Anzahl von Ländern noch nicht verbindlich zum Thema geäußert oder ihren Gebrauch sogar vollständig untersagt. Derartige regulatorische Unsicherheiten können sich auf den Preis auswirken: Nachdem die Regulierungsbehörden in China vor kurzem Initial Coin Offerings (ICOs) verboten hatten, indem sie sie als „unerlaubte und illegale öffentliche Finanzierungstätigkeit“[15] bezeichneten, sank der Bitcoin-Preis innerhalb weniger als 24 Stunden von knapp 5.000 auf nur noch 4.300 US-Dollar.

Eine spezielle Herausforderung für den Cryptocurrency Market Index stellen potenzielle Fehler in Datenquellen oder andere Fehler dar, die sich auf die Gewichtung von Indexbestandteilen auswirken können. Außerdem können die Berechnung, die Veröffentlichung der Indexwerte oder andere als notwendig erachtete Änderungen dem Ermessen des Indexanbieters unterliegen. Wie bereits erwähnt, haben die existierenden Indizes nur wenig Details über ihre jeweilige Methodik bekannt gegeben.

Fazit

Der Kryptowährungsmarkt befindet sich in einem rasanten Wachstum. Das Angebot an Finanzprodukten, die auf Kryptowährungen basieren, besitzt ein ebenso großes Wachstumspotenzial. Der Cryptocurrency Market Index (CMI) ist ein Schritt in Richtung eines höher entwickelten, investorenfreundlicheren Kryptowährungsmarktes. Indexing stellt eine bewährte Methode dar, die sich nicht auf fragwürdige Daten oder Theorien stützt. Anleger, die einen breitgefächerten Zugang zum Kryptowährungsmarkt wünschen, können den Index als Allokationsstrategie, aber auch als Vergleichsindex für ein aktives Portfoliomanagement nutzen.

[1] Die Marktkapitalisierung einer Kryptowährung berechnet sich, indem man ihren Preis pro Einheit mit der Anzahl der existierenden Einheiten multipliziert. Dabei handelt es sich jedoch um eine Schätzung, da eine unbekannte Anzahl von Einheiten unwiederbringlich im Netzwerk verloren gegangen ist, weil Benutzer ihre privaten Schlüssel vergessen oder Einheiten an die falsche Adresse gesendet haben.

[2] “Cryptocurrency Market Capitalizations”, coinmarketcap.com, 2017 <https://coinmarketcap.com/coins/views/all/> [abgerufen am 26. September 2017].

[3] “Europäischer Kryptowährungsfonds vor Start”, www.fondsprofessionell.de, 2017 <http://www.fondsprofessionell.de/news/uebersicht/headline/premiere-erster-kryptowaehrungsfonds-europas-steht-in-den-startloechern-136702/ref/2/> [abgerufen am 26. September 2017].

[5] “Indexing”, Investopedia, 2017 <http://www.investopedia.com/terms/i/indexing.asp> [abgerufen am 26. September 2017].

[6] Gerd Kommer, Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen (Frankfurt am Main [u.a.]: Campus, 2015), S. 9.

[7] SPIVA U.S. Scorecard (S&P Dow Jones Indices, 2016) <https://us.spindices.com/documents/spiva/spiva-us-year-end-2016.pdf> [abgerufen am 26. September 2017].

[8] Jesús Huerta de Soto, Socialism, Economic, Calculation and Entrepreneurship (Cheltenham: E. Elgar Publishing, 2010), S. 35.

[9] “DAX – benchmark and barometer for the German economy”, deutsche-boerse.com, 2017 <http://deutsche-boerse.com/dbg-en/media-relations/deutsche-boerse-spotlights/spotlight/DAX—benchmark-and-barometer-for-the-German-economy/2606404> [abgerufen am 26. September 2017].

[10] Thomas Ankenbrand und Denis Bieri, “Cryptocoin Index”, linkedin.com, 2017 <https://www.linkedin.com/pulse/cryptocoin-index-thomas-ankenbrand/> [abgerufen am 26. September 2017].

[11] “Taifu Indexes – The World’s 1st Cryptocurrency Market Indexes”, taifuindexes.com, 2017 <https://taifuindexes.com/> [abgerufen am 26. September 2017].

[12] Slippage (dt. Schlupf, Schwund) bezeichnet den Unterschied zwischen dem erwarteten Kurs in einem Ordervorgang und dem Kurs, zu dem die Order tatsächlich ausgeführt wird. Slippage kann in Zeiten erhöhter Volatilität auftreten, aufgrund langsamer Orderausführung oder bei der Ausführung großer Aufträge.

[13] Weitere Ausführungen zu Indizes bei Christine Brentani, Portfolio Management in Practice (Amsterdam: Elsevier, 2004), S. 55-67.

[14] In Anlehnung an den Börsenhandel verwenden wir den Begriff Streubesitz, um auf die Anzahl der Einheiten einer Kryptowährung zu verweisen, die dem Handel zur Verfügung stehen.

[15] Robert Hackett, “7 Reasons Why China Banned ICOs”, fortune.com, 2017 <http://fortune.com/2017/09/05/china-bitcoin-blockchain-ico-ban/> [abgerufen am 26. September 2017].

Quartalsrückblick Q1 2018: Ikarus Edition

Ikarus

Bitcoin ist wieder einmal der Sonne zu nahe gekommen. Das ist normal. Das kennen wir schon. Aber jetzt sind die Augen der Welt auf den Kryptomarkt gerichtet. Mit allen Konsequenzen.

Argentinien ist das Land des Tangos, der Steaks und der Inflation. Da kann es dem Touristen schon einmal passieren, dass die köstlichen Empanadas sich binnen weniger Tage um 30 oder 40 Prozent verteuern. Einheimische sind es längst gewöhnt, dass sie bei jeder Pizzabestellung eine neue Speisekarte bekommen, weil die Preise wieder gestiegen sind. Viele haben sich längst losgesagt vom Peso, der immer wieder von der Regierung und der Zentralbank zur Staatsfinanzierung missbraucht wird. Für große Anschaffungen wird der Dollar verwendet. Am Land gibt es einige Kommunen, die den Handel selbst organisieren. Ganz ohne staatliches Geld. Ausgerechnet in diesem Land werden die mächtigsten Menschen der Welt heuer über die Regulierung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen beraten. Denn Argentinien hat den Vorsitz der G20 inne. Schon beim Meeting im März soll das Thema auf die Agenda, sagte der US-Finanzminister Steven Mnuchin. Er ist nicht allein: Auch Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire und die deutsche Regierung haben Bitcoin zur globalen Chefsache erklärt.[1]

Thema für die G20 wird freilich nicht die Frage sein, ob das deflationär ausgelegte Bitcoin eine Alternative darstellen kann zu den kaputten Fiat-Währungen. Vielmehr geht es, wie immer, um das Triumvirat des Schreckens: Terroristen, Geldwäscher und Kriminelle – die angeblich allesamt Bitcoin für sich entdeckt haben. Was die Gespräche bringen werden? Viele Presseaussendungen und Absichtserklärungen, die an den Kryptomärkten für Unruhe sorgen werden. Dass es ernsthaft zu globalen Regeln kommen wird, glaubt niemand. Und selbst wenn sich innerhalb der G20 so unterschiedliche Staaten wie China und Japan einigen könnten – es gibt immer noch viele kleinere Länder, die an diesem Treffen gar nicht teilnehmen. Dabei wäre es vielleicht gar nicht schlecht, wenn die Staaten den Missbrauch von Kryptowährungen ein bisschen einzudämmen versuchen. Dabei geht es nicht nur um Terroristen oder Geldwäscher. Mit dem Preisboom der letzten Monate des Jahres 2017 haben wir auch einen bisher nie gesehenen Boom an krimineller Aktivität, Betrügereien und Hacks gesehen. Die Liste an bedauerlichen Ereignissen, die wir für diesen Report zusammengetragen haben, ist dann mit dem Abverkauf im Jänner 2018 jeden Tag länger geworden.

Aber der Reihe nach. Es geschieht noch viel mehr in diesem Sektor als das Streben nach Regulierung einerseits und nach illegalen Profiten andererseits. Der Boom hat auch vielversprechenden Projekten der zweiten und dritten Blockchain-Generation einen Schub gegeben. Nicht nur die Schwelle zum Mainstream, auch die in den Alltag wird langsam überschritten. Immer mehr Unternehmen werfen einen Blick auf die Blockchain.

Uns ist natürlich bewusst, dass der Titel „In Case You Were Sleeping“ für diese Rubrik ein bisschen gemein ist. Selbst die aufmerksamsten Beobachter müssen viel versäumen, weil alles unglaublich schnell geht in diesem Bereich. Noch dazu gibt es sehr viel falsche oder unnütze Information im Netz und in den Medien. In diesem Kapitel werden wir das Rauschen ignorieren und uns auf das Wesentliche besinnen – damit unsere Leser im Bilde sind. Wir haben für das Kapitel vier Bereiche in den Blick genommen, die das Ende 2017 prägten und im neuen Jahr 2018 von Bedeutung sein werden:

  • Blase & Crash
  • Hacks & Betrügereien
  • Reaktion & Regulierung
  • Verbreitung & Trends

a. Blase & Crash

Es ist wieder geschehen. Bitcoin ist auf ein unglaubliches Hoch gestiegen. Und dann hart gefallen. Alle Stufen einer klassischen Bubble wurden durchschritten: Gier, Euphorie, Verblendung, Leugnung, Angst, Verzweiflung. Anfang Februar, als der Preis unter 7000 Dollar ging und die Marktkapitalisierung des gesamten Sektors sich längst halbiert hatte, kamen die Totengräber. So wie immer, wenn Bitcoin „stirbt“. Dass die Kryptowährung bereits fünf solcher Blasen erlebt hatte, wie Michael B. Casey in seiner hervorragenden Analyse vom Dezember 2016 zeigt, ist den Totengräbern egal.[2]

Sie sind meistens Ökonomen der alten Schule und haben es immer schon gewusst: Bitcoin ist ein einziger Betrug. Den Vogel abgeschossen hat wieder einmal Nouriel Roubini. Die „größte Blase in der Geschichte der Menschheit“ sei geplatzt, sagte der Ökonom am 2. Februar 2018, als Bitcoin bereits mehr als 60 Prozent seines Wertes verloren hatte.[3] Auch Turbo-Keynesianer Paul Krugman konnte seine Freude über den Bitcoin-Crash nicht verbergen. Er schuf auf Twitter dafür sogar ein neues Wort: „cryptofreude“ – in Anlehnung an „Schadenfreude“, was auf Deutsch und Englisch das gleiche bedeutet. Laut Roubini und Krugman wird Bitcoin wertlos werden und der ganze Kryptosektor wieder verschwinden. Das kann natürlich passieren. Uns ist aber schleierhaft, woher diese Ökonomen ihre Überzeugung nehmen, dies besser zu wissen als alle anderen, erst recht angesichts der Tatsache, dass Bitcoin bereits sechs Blasen, Abstürze und Erholungen erlebt hat – und dabei stets im Wert gestiegen ist. Die Erfahrung spricht also eher für Bitcoin als gegen Bitcoin.

Nun kann es natürlich sein, dass Roubini und Krugman wirklich recht behalten. Dass Bitcoin dieses Mal wertlos wird und verschwindet. Und wenn dem so sein sollte – und Bitcoin bei Erscheinen dieses Reports bereits tot und begraben ist, dann müssen wir uns für die harschen Worte entschuldigen. Aber wenn die Geschichte uns eines lehrt, dann das: Mainstream-Ökonomen wie Roubini und Krugman tun sich extrem schwer, das Phänomen Bitcoin zu erfassen. Oft haben sie auch nicht die notwendige Arbeit aufgewendet, um sich ein profundes Bild machen zu können. Dennoch lassen sie keine Gelegenheit aus, sich in den Medien zu diesem Thema zu äußern, das sie eigentlich gar nicht verstehen, das sie gar nicht verstehen können.

Warum das so ist, hat Jochen Möbert von der Deutschen Bank in einem Kommentar zusammengefasst: „John Maynard Keynes schrieb im Jahr 1924, ein exzellenter Ökonom müsse über eine seltene Kombination von Gaben verfügen. Er müsse zu einem gewissen Grad Mathematiker, Historiker, Staatsmann und Philosoph sein. Im Hinblick auf Bitcoin muss die Liste erheblich erweitert werden. Ein exzellenter Kryptoökonom muss ein Software-, ein Hardware-Experte und ein Blockchain-Spezialist sein. Angesichts dieser hohen intellektuellen Hürden fällt es den traditionellen Ökonomen schwer mitzureden.“

Ende gut, alles gut? Mitnichten, schreibt Möbert: „Auch die Bitcoin-Anhänger neigen zur Vereinfachung. Beispielsweise prognostizieren einige eine dauerhafte Marktdurchdringung und ignorieren die Nachteile von Bitcoin gegenüber konventionellen Währungen und dem traditionellen Bankgeschäft. Denn viele Menschen schreckt die globale, dezentrale Technologie außerhalb des gewohnten Rechtsraums ab.“

Wir könnten es nicht besser ausdrücken. Und zur Ehrenrettung von Roubini müssen wir ergänzen: Auch er hat die Betrugs-Epidemie im Blockchain-Bereich erkannt und prangert diese an. Nur glaubt Roubini, dass alles ein riesiger Betrug ist, ein einziges Pyramidenspiel. Auch Jamie Dimon, Chef der Großbank JP Morgan, hat Bitcoin bereits einen „Betrug“ genannt.[4]

Da widersprechen wir. Die Betrügereien sind Teil dieser Wildwest-Phase, aus der Bitcoin und Blockchain noch nicht herausgewachsen sind. Insofern ist es begrüßenswert, wenn der Absturz der vergangenen Monate viele kriminelle, halbseidene und undurchdachte Projekte aus dem Markt spült und für Bereinigung sorgt. So funktioniert die Marktwirtschaft. Aber vielleicht ist es von den Mainstream-Ökonomen zu viel verlangt, sich nach zehn Jahren der Bail-Outs und des Quantitative Easing noch daran zu erinnern.

Wir haben freilich schon in unserem ersten Report selbst davor gewarnt, dass die ICO-Manie zu einer Bubble und zu einem Crash führen wird. Wir waren nicht alleine. Selbst Vitalik Buterin, der Erfinder von Ethereum, hat vor so einer Bubble gewarnt.[5] Angesichts der aktuellen Entwicklungen ist aber nicht davon auszugehen, dass die erste ICO-Bubble die letzte war.

Tatsächlich schicken sich inzwischen große Firmen an, selbst Geld via ICO einzusammeln. Dass Kodak sich durch einen ICO wiederbeleben will, kann man noch in die Kategorie „Marketing“ packen. Bei der Chat-App Telegram, die möglicherweise mehr als eine Milliarde Dollar einsammeln könnte, sieht das schon anders aus. Dass die ICO-Manie ihr Ende noch nicht erreicht hat, zeigt sich auch an der großen Konkurrenz unter den Ethereum-Nachfolgern. Die so genannten „Plattformen“ dürften auch 2018 zu den Gewinnern gehören. Dazu später mehr.

b. Hacks & Betrügereien

Niemand macht ein Geheimnis daraus, dass der Kryptomarkt viele Schattenseiten hat. Das so genannte Dark Web würde ohne Bitcoin (und „privacy coins“ wie Monero) in dieser Form wohl nicht existieren. Und auch Hacks und Betrügereien waren von Anfang an Teil der Geschichte der Kryptowährungen. Mit dem Aufstieg von Ethereum und dem ICO-Boom sowie dem unheimlichen Anwachsen der gesamten Marktkapitalisierung in den letzten Monaten des Jahres 2017 hat sich das noch einmal verstärkt. Als die Preise dann zu purzeln begannen, ist so manch betrügerisches Kartenhaus zusammengebrochen. Dieses Kapitel liefert einen sicherlich unvollständigen Überblick über die verschiedenen Probleme, die im Kryptosektor anzutreffen sind.

Hacker stehlen eine halbe Milliarde – steckt Nordkorea dahinter?

Bei einem Vorfall, der stark an den Hack gegen die Bitcoin-Börse Mt. Gox vor einigen Jahren erinnert, haben Angreifer im Jänner umgerechnet mehr als 500 Millionen Dollar in Form der Kryptowährung NEM gestohlen. Wieder war eine japanische Börse betroffen: Coincheck. Und wieder war der Fehler derselbe wie damals bei Mt. Gox. Coincheck hatte die NEM-Reserven in einer „hot-wallet“ gelagert, also auf einem Konto, das mit dem Internet verbunden war. Normalerweise lagern Börsen den Großteil ihrer Gelder in „cold-wallets“, die sich außerhalb der Reichweite von Hackern befinden. Der Hack war allerdings kein Todesstoß für die Börse – auch wenn es sich nominell um den größten Krypo-Diebstahl aller Zeiten handelte. Coincheck hat angekündigt, die betroffenen Kunden entschädigen zu wollen. Interessanter Twist: Der südkoreanische Geheimdienst hat im Februar den Verdacht geäußert, dass das Regime in Nordkorea hinter dem Hack stecken soll.[6]

Confido und Bitconnect: Vom Winde verweht

Bitcoin hat unseren Sprachgebrauch bereits verändert. Wir reden wie selbstverständlich von Blockchains, ICOs und sagen „hodl“, wenn wir „halten“ meinen. Einer der unangenehmeren Begriffe ist der „Exit-Betrug“. Damit wird ein Betrug beschrieben, der wie folgt vor sich geht: Sammle Geld ein und laufe davon. Ursprünglich war der Begriff für zwielichtige Börsen reserviert, die sich mit dem Geld ihrer Kunden aus dem Staub gemacht haben. Aber seit dem ICO-Boom gibt es auch andere Varianten. Auftritt Confido. Diese Coin wurde Anfang November per ICO an die Leute gebracht. Wir ersparen den Lesern die Details zum angeblichen „Geschäftsmodell“. Beim ICO wurden rund 375.000 Dollar eingenommen. Dieses Geld ist dann mit den Gründern verschwunden. Die Coin, die am 14. November noch 1.20 Dollar wert war, krachte auf 2 Cent. Website, Blogposts und Social Media Kanäle von Confido wurden gelöscht.[7]

Einen noch dramatischeren Abgang hat Bitconnect hingelegt. Das war die wohl größte Abzocke, die sich bislang am Kryptomarkt abgespielt hat. Bitconnect hat seinen Nutzern horrende Renditen versprochen. Im Gegenzug mussten diese ihre Bitcoin bei Bitconnect „anlegen“. Das Ausmaß dieser Operation ist bis heute nicht bekannt, aber alleine der Bitconnect-Token hatte kurz vor Ende der ganzen Sache eine Marktkapitalisierung von mehr als 2,5 Mrd. Dollar. Sein Wert belief sich auf mehr als 400 Dollar. Nach dem Absturz krachte er unter 5 Dollar.[8]

Nun sind solche Abzocken im Kryptomarkt leider inzwischen Routine. Kürzlich sind in mehreren europäischen Ländern ähnliche Betrügereien aufgeflogen, etwa in Spanien oder in Österreich.[9] Und es ist auch nicht überraschend, dass solche Pyramidenspiele zusammenbrechen, wenn der Preis anfängt zu sinken. Was Bitconnect besonders macht, ist die schiere Größe der Operation. Besonders auffällig war auch die Aktivität von Bitconnect-Werbeträgern auf YouTube. Einige der bekanntesten Namen in der dortigen Kryptoszene haben ihren Followern diesen Betrug schmackhaft gemacht – und dabei gut Geld verdient. Leider hat das Ende von Bitconnect, dessen Hintermänner bis heute unbekannt sind, aber weder zum Ende dieser Abzocken geführt noch zu einer Verbesserung des Contents auf YouTube. Aber das alleine wäre eigentlich ein eigenes Kapitel wert.

Und sonst?

Leider können Investoren auch bei kleinen Hacks Geld verlieren, wenn sie nicht vorsichtig sind. Diese Hacks und Betrügereien schaffen es oft nicht in die Medien, oder werden als selbstverständlich wahrgenommen. Eine kleine Auswahl: In den vergangenen Monaten haben Hacker die Blackwallet-Website attackiert und 400.000 Dollar in Form von XLM erbeutet. Ähnliches ist Mitte Dezember bei der Monero-Wallet mymonero.com geschehen.[10] Auch hier ist es Hackern gelungen, Gelder in Form von Monero abzuziehen. Die Geschichte hat es aber nie aus dem Monero-Reddit in die Medien geschafft, weil scheinbar nur ein kleiner Kreis von Investoren betroffen war.

In beiden Fällen dürfte es sich um sehr geschicktes Phishing gehandelt haben. Dabei dürften sich Hacker des DNS-Servers der Seite bemächtigt haben. Leider ist es Nutzern praktisch unmöglich, solchen Angriffen zu entgehen. Auch die User der beliebten Exchange Etherdelta mussten das erfahren, als im Dezember mehr als 300 ETH im Gegenwert von damals mehr als 250.000 Dollar gestohlen wurden.[11]

Die User von Iota, die bei der Erstellung einer Wallet einen online angebotenen Seed-Generator verwendet hatten, mussten viel später feststellen, dass das keine gute Idee war. Iota im Gegenwert von fast vier Millionen Dollar wurden im Jänner aus den Wallets dieser User entwendet. [12] Solche Angriffe nehmen immer dann zu, wenn die Preise für Kryptowährungen besonders hoch sind, wenn es also viel zu holen gibt. Eine sichere Lagerung von Kryptowährungen ist (ähnlich wie auch bei Goldveranlagungen) entscheidend.

c. Reaktion & Regulierung

Man könnte sich 24/7 nur mit den verschiedenen Plänen und Aussagen zur Regulierung von Kryptowährungen durch Nationalstaaten und deren Aufsichtsbehörden beschäftigen – und trotzdem die Hälfte verpassen. Überall auf der Welt versuchen Behörden und Politiker, das Phänomen Blockchain zu begreifen – und die „richtigen“ Schritte zu setzen. Schon jetzt gibt es einen Wildwuchs an Versuchen, mit Bitcoin regulatorisch umzugehen. Alle stehen vor demselben Problem, wie Jochen Möbert von der Deutschen Bank in einem sehr guten Paper zum Thema schreibt: „Regulierungsversuche sind mit dem Problem konfrontiert, dass es für eine globale, dezentral organisierte Währung erhebliche Ausweichmöglichkeiten gibt.

Dass, wie schon erwähnt, auch auf der Ebene der G20 darüber debattiert werden soll, führt nicht zwangsläufig zu besseren Ergebnissen. Möbert ist sehr skeptisch, ob die Gespräche überhaupt etwas bringen werden: „Die Einführung internationaler Regeln, beispielsweise auf G20-Ebene, dürfte auch deshalb schwierig werden, weil sich bereits heute unterschiedliche regulatorische Philosophien zwischen den Ländern herauskristallisieren. Beispielsweise scheinen Kanada und Japan eine durchaus bitcoinfreundliche Regulierung anzustreben.“

Japan ist überhaupt ein Spezialfall.[13] Bitcoin ist dort gesetzliches Zahlungsmittel. Und die Bevölkerung hat keine Berührungsängste. Im Gegenteil. Ein anderer Analyst der Deutschen Bank sagt sogar, dass rund 40 Prozent des gesamten Krypto-Volumens (zumindest zeitweise) aus Japan kamen.[14]

Andere, auffällig bitcoinfreundliche Länder sind oft klein und haben Erfahrung im internationalen Finanzsektor. Die Rede ist von der Schweiz und Singapur. Der asiatische Kleinstaat, wo sich besonders gerne Firmen ansiedeln, die einen ICO begeben wollen, hat schon klargestellt: An einem Verbot für den Handel von Kryptowährungen ist man nicht interessiert: „Das ist ein Experiment. Es ist zu früh, um zu sagen, ob Kryptowährungen sich durchsetzen werden“, sagte der Vize-Premierminister Tharman Shanmugaratnam im Jänner.[15] In der Schweiz wiederum entwickelte sich beispielsweise das „Cryptovalley“ in Zug. Mancherorts kann man mit Bitcoin sogar seine Steuern bezahlen. Das wird zwar kaum in Anspruch genommen, soll aber die Offenheit der Schweiz in Sachen Bitcoin und Blockchain signalisieren. Der Schweizer Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann hat sich schon derart für Kryptowährungen eingesetzt, dass er von der Crypto Finance Conference in St. Moritz sogar mit einem Award bedacht wurde. Seine Begründung für die positive Haltung gegenüber Kryptowährungen: „Das Land ist groß geworden durch alles, was Innovationen bedeutet. Jetzt sind wir bei einem innovativen Moment in der Finanzwelt angekommen. Kryptowährungen sind Teil der vierten industriellen Revolution. Wir schauen, welche Möglichkeiten daraus entstehen können.[16] Auch Russlands Sberbank setzt in Sachen Kryptowährungen auf die Schweiz als Standort.[17] Aus unserer Sicht ein guter Ansatz.

Das kleine, aber innovative Fürstentum Liechtenstein muss an dieser Stelle ebenfalls positiv hervorgeheben werden. Nicht zuletzt wurden Ende Februar hier die ersten Fonds zugelassen, welche im Einklang mit der europäischen Regulierung AIF stehen und direkt in Kryptowährungen veranlagen werden. Die Incrementum AG wird in wenigen Wochen einen solchen Fonds für professionelle Anleger lancieren.

Österreich hatte mit Harald Mahrer bis vor kurzem auch einen Wirtschaftsminister, der als Fan von Blockchain und Bitcoin bekannt war und auch eine „Blockchain Roadmap Österreich“ hat ausarbeiten lassen.[18] Er ist nach den letzten Wahlen aber abgetreten. Seitdem liegt das Thema brach und das Feld wird den Nachbarn in der Schweiz überlassen. Ein Lichtblick: Die Wirtschaftsuniversität Wien hat inzwischen ein „Institut für Kryptoökonomie“ eingerichtet. Das alleine zeigt, dass das Thema doch ernst genommen wird.

Was die Regulierung betrifft, wartet man in Österreich, wie auch in anderen europäischen Ländern, auf die Europäische Union. Die hat bisher nur einen Schritt unternommen, der sicherlich sinnvoll ist. In die vierte Geldwäscherichtlinie wurden auch Krypto-Händler und Börsen einbezogen. Nun gelten dieselben Know-Your-Costumer-Regeln (KYC) wie für Banken.[19] Interessant ist auch: Schon 2015 hat der Europäische Gerichtshof die Frage einer Umsatzsteuer für Bitcoin klar mit „Nein“ beantwortet.

Das Thema taucht dennoch immer wieder in der politisch-medialen Debatte auf. Unterm Strich macht die EU beim Umgang mit dem Thema in unseren Augen bisher eine gute Figur. Das ist auch daran zu erkennen, dass die europäischen Maßnahmen bisher nie zu Panik oder Markteinbrüchen geführt haben, weil die Absicht und das Ausmaß der Regulierungen immer gut abzusehen waren. Ein weiteres europäisches Land (außerhalb der EU), das sich als Bitcoin-freundlich positioniert hat, ist Island. Dort stehen aufgrund der Temperaturen und der günstigen Strompreise viele Mining-Farmen. Weitaus weniger freundlich, dafür umso chaotischer, geht man in China mit dem Thema um. Kaum ein Tag vergeht, an dem der Westen nicht vor dem gelben Drachen zittert: „China bannt Bitcoin“ ist nicht erst seit vergangenem Jahr ein beliebtes Meme in der Szene. Angefangen mit dem zweiten Halbjahr 2017 hat Peking tatsächlich ernst gemacht und ist ein Thema nach dem anderen angegangen. Zuerst wurden ICOs verboten,[20] dann wurden die Börsen aus dem Land geworfen. Leise hat man auch den Minern, die China wegen der günstigen Stromkosten sehr schätzen, die Tür gewiesen.[21] Zuletzt war ein totales Verbot des Krypto-Handels für Chinesen im Gespräch. Sogar die „Great Firewall“, Chinas Internet-Zensurtool Nr. 1, wurde bereits eingesetzt, um Chinesen den Zugang zu den internationalen Marktplätzen zu verwehren.[22]

Zum anderen hat man in China große Angst vor der Kapitalflucht, weil Kapital die Gewohnheit hat, stets nach Amerika zu flüchten. Ganz ähnliche Probleme plagen das ebenfalls autoritär regierte Russland. In China kommt aber noch die grundlegende Freude der Asiaten am Glücksspiel hinzu. Das trifft auch auf Südkorea zu, wo die Bitcoin-Manie bereits Ausmaße angenommen hat, wie wir sie im Westen noch gar nicht kennen. Auch dort hat die Regierung bereits große Schritte unternommen, um den Handel zumindest zu regulieren – zu Verboten von Börsen, wie es im Westen oft berichtet wurde, ist es aber nicht gekommen.[23] Auch wurden in Südkorea Beamte und Politiker dabei erwischt, wie sie auf der Basis von Insiderwissen über geplante selbst Krypto-Trades gemacht haben.[24]

Auch Indien hat den Kryptomärkten zuletzt einen Schock versetzt, weil Finanzminister Arun Jaitley angeblich ein Verbot von Bitcoin gefordert haben soll. Sowohl die indische Bitcoin-Industrie als auch die westlichen Medien haben dies so aufgefasst, aber nur für kurze Zeit. Tatsächlich hatte Jaitley eine Rede zum Thema gehalten und auch gesagt, dass Bitcoin nicht als legales Zahlungsmittel zu akzeptieren sei. Während dies sicher keine euphorische Unterstützung darstellt, ist es auch keine Forderung nach einem Verbot. Indien hat zudem einen Arbeitskreis zum Thema eingerichtet.[25]

So einen gibt es auch in den USA, nur dass der dort Task-Force genannt wird. Die US-Behörden tun sich zwar noch schwer mit Bitcoin, aber ein Hearing mit den Chefs von CTFT und SEC Anfang Februar wurde von der Community positiv aufgenommen. Die Behörden hatten darin zwar konstruktive Kritik geübt und die Notwendigkeit von Regulierung unterstrichen – sich aber auch optimistisch über die langfristigen Chancen geäußert, die Kryptowährungen und Blockchain bieten. Tenor: Bitcoin ist gekommen, um zu bleiben.[26]

d. Verbreitung & Trends

Bitcoin und der Kryptosektor haben im vergangenen Jahren einen Ansturm erlebt wie noch nie zuvor. Schon im Sommer, als bei auffällig vielen Altcoins neue Höchststände erreicht wurden, war das eine Herausforderung für die Börsen. Aber der Boom im Winter hat die immer noch sehr junge Infrastruktur für Blockchain-Assets bis an die Belastungsgrenze getestet. Viele große, internationale Börsen mussten wochenlang die Registrierung neuer Nutzer aussetzen. Andere waren in manchen Teilen der Welt lange nicht erreichbar, etwa die in Europa sehr beliebte Börse Kraken. Auch die beliebte App Coinbase ist längst bekannt für Aussetzer, wenn der Preis rasch nach oben oder nach unten geht.

Vor diesem Hintergrund sollte es keine Überraschung sein, dass immer mehr Anbieter auf den Markt drängen, weil sie ein Stück vom Kuchen abbekommen wollen. Die asiatische Börse Binance ist erst wenige Monate alt, spielt jedoch hinsichtlich des Volumens bereits in der Oberliga mit, auch wenn es hier zuletzt Gerüchte um technische Schwierigkeiten hab. Es ist zu erwarten, dass weiterhin neue Kryptobörsen entstehen werden. Aber auch viele bereits etablierte Anbieter, vor allem bei den Finanzapps, haben schon ein Auge auf den Kryptomarkt geworfen. Eine der bekanntesten ist Revolut, wo man Bitcoin, Ethereum und Litecoin kaufen kann.[27] Allerdings – und das ist eine interessante Einschränkung – ohne die Möglichkeit, diese Coins auch auf eigene Wallets zu überweisen. Den Angaben von Revolut zufolge, würden die Kunden diese Funktion nicht nachfragen. Das ist bemerkenswert, zeigt es doch, dass es neben den langfristigen Investoren und den Altcoin-Spekulanten auch die Klasse der gewöhnlichen Bitcoin-Käufer gibt, die einfach nur vom Preis profitieren wollen. Eine weitere Folge dieses Trends ist die ständig wachsende Zahl an Proxies für den Bitcoinpreis, die von Zertifikaten bis zu CFDs gehen können. Ein weiterer Megatrend des vergangenen Jahres war der Aufstieg von Ethereum, das mit Smart Contracts und ICOs ganz neue Konzepte in die Welt der Blockchain eingeführt hat. Es sollte nicht lange dauern, bis Nachahmer und Konkurrenten aufgetaucht sind. Schon im Sommer hat Antshares, das heutige Neo, auf sich aufmerksam gemacht. Die Plattform wird gerne das „chinesische Ethereum“ genannt. Ähnlich wie Ethereum verfügt Neo über Smart Contracts und eine Blockchain, die als Plattform für andere Produkte und Token fungieren kann. Weiters an den Start gegangen in diesem Bereich sind zuletzt: Cardano, hinter dem einer der Ethereum-Gründer steckt; Icon, das „Ethereum von Südkorea“ und natürlich EOS, das sich als der „Ethereum Killer“ schlechthin bezeichnet.

Welche Plattform sich hier durchsetzen wird, ob es mehrere oder gar keine der genannten sein werden, kann zum heutigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Auffällig ist aber, dass die Plattformen am Markt derzeit attraktiver gesehen werden als Einzelprojekte oder gar „altmodische“ Kryptowährungen. Gut möglich, dass die First-Mover-Advantage von Ethereum, gepaart mit der großen Basis an Entwicklern und den bald zu erwarteten technischen Neuerungen die Position von Ethereum gegenüber den Herausforderern 2018 nur stärkt. Auch das „Flippening“, also die Übernahme des ersten Platzes durch Ethereum ist nicht auszuschließen, weil auch große Banken wie beispielsweise UBS und Barclays Ethereum bereits für sich entdeckt haben.[28]

Ein weiterer Player in diesem Feld ist Stellar (XLM), das sich auf „simple ICOs“ spezialisiert hat und mit Mobius und Kik bereits zwei Projekte für sich begeistern konnte. Die Betreiber der Chat-App Kik hatten ihren ICO noch auf Ethereum durchgeführt, bevor sie ankündigten, auf die Stellar-Blockchain wechseln zu wollen. „We’ve been using Ethereum to date, and to be honest I call it the dial-up era of blockchain“, so CEO Ted Livingston. Auch Moxie Marlinspike, der Erfinder der Chat-App Signal, will für seine „MobileCoin“ auf die Stellar-Blockchain setzen. Der ICO soll heuer ablaufen.

Der bisher größte ICO, der sich für das Jahr 2018 ankündigt, kommt ebenfalls von einer Chat-App. Telegram, das in der Krypto-Community bereits jetzt einen hohen Stellenwert genießt, möchte dem Vernehmen nach für seine Kyptowährung „Gram“ eine Milliarde Dollar oder mehr einsammeln.[29] Noch gibt es dazu keine offiziellen Details, es kursiert aber bereits ein angebliches Whitepaper im Netz. Anders als „MobileCoin“ soll „Gram“ auf der Ethereum-Blockchain laufen.

Bleibt die Frage: Wenn mit Kik, Signal und Telegram die kleinen Player im Social-Media- und Chat-Bereich bereits auf Kryptowährungen setzen – wie lange können Facebook und Co. noch warten? Und wenn mit Robinhood, Revolut und Cash die kleinen Player im Geld-Bereich bereits auf Kryptowährungen setzen – wie lange kann Ihre Bank an der Ecke da noch tatenlos zusehen?

[1] Sujha Sundararajan, “Mnuchin Calls for Crypto Regulatory Talk,“ Coindesk, Feb 2, 2018, https://www.coindesk.com/mnuchin-talk-crypto-regulation-g20-summit/.

[2] Michael B. Casey, “Speculative Bitcoin Adoption/Price Theory,” Medium, Dez 2016, https://medium.com/@mcasey0827/speculative-bitcoin-adoption-price-theory-2eed48ecf7da.

[3] “US-Ökonom Roubini: ‘Die Mutter aller Blasen platzt jetzt’,” Die Presse, Feb 2, 2018, https://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/5365158/Bitcoin_USOekonom-Roubini_Die-Mutter-aller-Blasen-platzt-jetzt.

[4] Hugh Son, Hannah Levitt and Brian Louis, “Jamie Dimon Slams Bitcoin as a ‘Fraud’,” Bloomberg, 12. Sept. , 2017, https://www.bloomberg.com/news/articles/2017-09-12/jpmorgan-s-ceo-says-he-d-fire-traders-who-bet-on-fraud-bitcoin.

[5] Avi Mizrahi, “Ethereum Founder Vitalik Buterin: We are in an ICO Bubble,” Finance Magnates, 11. Sept., 2017, https://www.financemagnates.com/cryptocurrency/news/ethereum-founder-vitalik-buterin-ico-bubble/.

[6] Sohee Kim, “North Korea Susptected for Hatching Coincheck Heist,” Bloomberg, 6. Februar, 2018, https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-02-06/north-korea-is-said-to-be-suspected-of-hatching-coincheck-heist.

[7] Arjun Karpal, “Cryptocurrency start-up Confido disappears with $375,000 from an ICO, and nobody can find the founders,” CNBC, 21. November, 2017, https://www.cnbc.com/2017/11/21/confido-ico-exit-scam-founders-run-away-with-375k.html.

[8] “Cryptocurrency Market Capitalizations,” CoinMarketCap, https://coinmarketcap.com/currencies/bitconnect/

[9] Nikolaus Jilch, “Ermittlung gegen ‘Optioment’: Ein Bitcoin-Pyramidenspiel aus Österreich,” Die Presse, 31. Jänner, 2018, https://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/5363950/Ermittlungen-gegen-Optioment_Ein-BitcoinPyramidenspiel-aus.

[10] https://www.reddit.com/r/Monero/comments/7kmzkv/psa_regarding_recent_reports_of_mymonero_thefts/

[11] Stan Schroeder, “Cryptocurrency exchange EtherDelta got replaced with a fake site that steals our money,” Mashable UK, 21. Dezember, 2017, https://mashable.com/2017/12/21/etherdelta-hacked/#rKj9VSYqwqqJ.

[12] Avi Mizrahi, “IOTA Attacked for Subpar Wallet Security Following $4m hack,” Bitcoin.com, 22. Jänner, 2018, https://news.bitcoin.com/iota-attacked-for-subpar-wallet-security-following-4m-hack/.

[13] https://www.ft.com/content/b8360e86-aceb-11e7-aab9-abaa44b1e130

[14] Tyler Durden, “One Bank Believes It Found The Identity Of Who Is ‘Propping Up By The Bitcoin Market’,” Zero Hedge, 14. Dezember, 2017, https://www.zerohedge.com/news/2017-12-14/one-bank-believes-it-found-identity-who-propping-bitcoin-market.

[15] Lubomir Tassev, “No Strong Case to Ban Crypto Trading, Singapore Says,” Bitcoin.com, 7. Februar, 2018, https://news.bitcoin.com/no-strong-case-to-ban-crypto-trading-singapore-says/.

[16] “Bundesrat über Kryptowährungen: ‘Die Schweiz soll zur Krypto-Nation werden’,” SRF, 19. Jänner, 2018, https://www.srf.ch/news/wirtschaft/bundesrat-ueber-kryptowaehrungen-die-schweiz-soll-zur-krypto-nation-werden.

[17] Sperbank setzt für Cyberwährungen auf die Schweiz,” Handelszeitung, 30. Jänner, 2018, https://www.handelszeitung.ch/invest/sperbank-setzt-fur-cyberwahrungen-auf-die-schweiz.

[18] https://futurezone.at/thema/start-ups/oesterreich-will-zentrum-fuer-blockchain-technologie-werden/288.232.922

[19] “EU: Einigung auf strengere Regeln für Bitcoin-Handelsplattformen,” Die Presse, 15. Dezember, 2017, https://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/5339451/EU_Einigung-auf-strengere-Regeln-fuer-BitcoinHandelsplattformen.

[20] Lulu Yilun Chen and Justina Lee, “Bitcoin Tumbles as PBOC Declares Itinitial Coin Offerings Illegal,” Bloomberg, 4. September, 2017, https://www.bloomberg.com/news/articles/2017-09-04/china-central-bank-says-initial-coin-offerings-are-illegal.

[21] Chao Deng, “China Quietly Orders Closing of Bitcoin Mining Operations,” The Wall Street Journal, 11. Jänner, 2018, https://www.wsj.com/articles/china-quietly-orders-closing-of-bitcoin-mining-operations-1515594021.

[22] David Meyer, “China Enlists Its ‘Great Firewall’ to Block Bitcoin Websites,” Fortune, 5. Februar, 2018, http://fortune.com/2018/02/05/bitcoin-china-website-ico-block-ban-firewall/.

[23] Dahee Kim and Cynthia Kim, “South Korea says no to ban cryptocurrency exchanges, uncovers $600 million illegal trades,” Reuters, 31. Jänner, 2018, https://www.reuters.com/article/us-southkorea-bitcoin/south-korea-says-no-plans-to-ban-cryptocurrency-exchanges-uncovers-600-million-illegal-trades-idUSKBN1FK09J.

[24] Kevin Helms, “South Korean Officials Caught Trading On Insider Knowledge of Crypto Regulations,” Bitcoin.com, 18. Jänner, 2018, https://news.bitcoin.com/south-korean-officials-caught-trading-on-insider-knowledge-of-crypto-regulations.

[25] Sindhuja Balaji, “India Is Not Banning Cryptocurrency, Here’s What It Is Doing Instead,” Forbes, 6. Februar, 2018, https://www.forbes.com/sites/sindhujabalaji/2018/02/06/india-is-not-banning-cryptocurrency-heres-what-it-is-doing-instead.

[26] Lucinda Shen, “Bitcoin Traders Are Relieved at CFTC and SEC Cryptocurrency Senate Hearing Testimony,” Fortune, 7. Februar, 2018, http://fortune.com/2018/02/06/bitcoin-price-cftc-sec-cryptocurrency-hearing/.

[27] “Am Handy tummeln sich die Banken,” Die Presse, 17. Dezember, 2017, https://diepresse.com/home/meingeld/aktien/5340102/Am-Handy-tummeln-sich-die-Banken.

[28] Michael de Castillo, “UBS to Launch Live Ethereum Compliance Platform,” Coindesk, 11. Dezember, 2017, https://www.coindesk.com/ubs-launch-live-ethereum-platform-barclays-credit-suisse.

[29] Mike Butcher & Josh Costine, “Telegram plans multi-billion dollar ICO for chat cryptocurrency,” TechCrunch, 8. Jänner, 2018, https://techcrunch.com/2018/01/08/telegram-open-network.

202FansLike
446FollowersFollow
3,842FollowersFollow

Crypto Research Weekly Newsletter

Subscribe to see what the Crypto Research portfolio holds and follow our weekly trades.

You have Successfully Subscribed!